Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur
Verfasst: Mo 21.04.2014, 16:33

Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur
Zum Inhalt:
Während der Suche nach dem verschwundenen Kater seiner Freundin Marjory Ash, lernt Michael Strang auch endlich seinen geheimnisvollen neuen Nachbarn Mr. Stark kennen. John Stark, der aufgrund einer Beinbehinderung nicht am Gesellschaftsleben teilnehmen kann, freut sich über den unerwarteten Besuch, und man beginnt sich anzufreunden. Doch irgendetwas stimmt nicht in der beschaulichen Südstaatenkleinstadt, denn es verschwinden immer mehr Tiere, und eines Tages wird auch noch ein Kind vermisst...
Zur Produktion:
Wer meine Rezensionen regelmäßig verfolgt, weiß, wie sehr ich den Autor Robert E. Howard(22.01.1906-11.06.1936) schätze. Umso mehr freut es mich, daß Titania sich nun bereits zum sechsten Mal (GK 52,60,63,70 & 77) einer Kurzgeschichte von ihm annimmt. Zu meiner großen Schande muss ich gestehen, daß mir diese Geschichte zuvor absolut unbekannt war. Bedauerlicherweise befindet sie sich auch nicht im Public Domain, weshalb ich diesmal auf einen Vergleich zwischen literarischer Vorlage und dem Hörspielskript von Marc Gruppe verzichten muss. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, daß die Eröffnungsszene so nicht in der Kurzgeschichte zu finden ist, da Howard, ähnlich wie Lovecraft, auf weibliche Protagonisten weitgehend verzichtet hat. Auch die modernen Redensarten, wie "um die Ecke gebracht" oder "kleine Kampfmaschine" werden sich so wohl nicht in einem Text aus den 1930er Jahren finden. Von diesen "Modernisierungen" mal abgesehen, entwickelt sich die Handlung ganz im Stil von H.P. Lovecraft, einem Briefreund von Howard, und kann, bezüglich der Auflösung, durchaus als Teil des Cthulhu-Universums angesehen werden. Genau wie bei Lovecraft, baut sich das Grauen langsam aber stetig auf, und Skriptautor Marc Gruppe gelingt es, mit seiner Adaption die Spannungsschraube bis zum Schluß anzuziehen.
Gleichermaßen gelungen wie die Umsetzung der Kurzgeschichte, sind Produktion und Regie durch Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die musikalische Untermalung ist auffallend dezent gehalten. Statt mit bombastischen Orchesterklängen zu starten, kommen schon in der Eröffnungsmusik nur wenige Instrumente zum Einsatz. Dieses eher bescheidene Arrangement passt hervorragend zum harmlosen Beginn der Geschichte und wiegt den Hörer zunächst in trügerischer Sicherheit. Im Laufe des Geschehens ändert sich dies jedoch, und mit jedem zusätzlichen Instrument steigert sich auch die akustische Spannung. Als besonders wirksam empfand ich dabei den zurückhaltenden Einsatz des Chors, der das unterschwellige Unbehagen noch zusätzlich verstärkt. Für die Geräuschkulisse wird alles eingesetzt, was zur Darstellung einer abgelegenen,ländlichen Kleinstadtstraße gebraucht wird. Vögel zwitschern, ein leiser Wind streicht durch die Gräser und Blätter der Bäume, und natürlich dürfen die zirpenden Grillen auch nicht fehlen. Dieser doch sehr lebendigen Außenwelt steht die Grabesstille in John Starks Haus gegenüber, in dem man nur die von den beiden Menschen verursachten Geräusche, wie beispielsweise das Scharren von Stühlen, hört. Und natürlich die unheimliche Kreatur, deren physische Entwicklung durch immer lauter werdende Laufgeräusche dargestellt wird. Die Effekte, unter anderem der leichte Hall in Starks Haus, oder die leiser eingespielten Stimmen der Protagonisten, die Entfernung vortäuschen, runden das dreidimensionale Hörvergnügen ab.
Zu den Sprechern:
Für dieses Hörspiel hat Titania nur eine kleine, aber sehr feine Cast verpflichtet. Hauptdarsteller Jannik Endemann(Michael Strang), der auch als Erzähler fungiert, macht seine Sache als jugendlicher Held ganz ausgezeichnet. Er überzeugt in wirklich jeder Spielszene, und seine sympathische Art lässt den Hörer um ihn bangen. Lediglich seine, für mich zu nüchterne Art, die Kreatur zu beschreiben, schmälert die großartige Gesamtleistung ein klein wenig. Maximiliane Häcke(Marjory Ash) ist zwar vorlagenbedingt auf die Rolle der liebreizenden, eher hilflosen Freundin reduziert, doch diesen Part füllt sie mit ihrer angenehmen Stimme zur vollsten Zufriedenheit aus. Ähnlich ergeht es Traudel Haas(Mrs. Ash) die hier lediglich als fürsorgliche Mutterfigur agieren darf. Sprecherischer Highlight ist für mich jedoch der Mann mit der rauen Stimme, Manfred Lehmann(John Stark). Seine Darstellung des einsamen Behinderten ist einfach großartig, und es macht einfach Spaß, den zu Beginn eher schroffen, abweisenden Mann im Laufe der Handlung förmlich auftauen zu hören. In einer kleinen Nebenrolle tritt noch Hasso Zorn(Sheriff) als von den Ereignissen sehr besorgter, aber letztendlich ratloser Gesetzeshüter auf.
Fazit:
Spannende Horrorgeschichte mit einer Verbeugung vor Lovecraft. Kaufempfehlung!
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