The Child - Die Stadt wird zum Alptraum (Italien, Deutschland / 1972)
(Chi l'ha vista morire)
Genre: Giallo
(harter italienischer Thriller)
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=DGpbYwiKJkM
Aldo Lado ist vielen Fans des phantastischen Filmes vielleicht vornehmlich durch seine Regie bei KAMPF UM DIE 5. GALAXIS ein Begriff. Am erfolgreichsten war er jedoch mit seinen Gialli und mit MALASTRANA feierte er ja auch seinen Einstand in die Regiearbeit. Ein beeindruckender Film, der eine interessante Geschichte ebenso zu bieten hat, wie eine gelungene Kameraführung und eine bezaubernde Barabara Bach. Gleich drauf folgte THE CHILD – DIE STADT WIRD ZUM ALPTRAUM.
Mit Stadt ist in diesem Falle Venedig gemeint, die Lagunenstadt, die als filmische Kulisse wirklich eine Augenweide ist. Und Aldo Lado weiß sie zu nutzen, die Kulisse. Und zwar abseits der gängigen Postkartenmotive. Gassen, Hinterhöfe, dunkle Ecken und in Nebel getauchte Stege. Das alles verleiht dem Film einen besonderen Look und gepaart mit sehr interessant ausgeleuchteten Innenaufnahmen verstärkt es sich noch.
Hier trägt sich nun die Geschichte zu, um ein kleines rothaariges Mädchen, das auf schreckliche Weise getötet wird. Die Eltern des Kindes, besonders Vater Franco Serpieri, machen sich schreckliche Vorwürfe. Franco will jedoch nicht eher ruhen, bis er den Täter gefasst hat und begibt sich damit in größte Lebensgefahr. Um nicht entdeckt zu werden, beginnt der Mörder einen blutigen Zug durch die Reihen derer, die ihn kennen. Die Polizei ist ratlos, doch Franco kommt der Wahrheit immer näher.
Der Familienvater Franco, der in Venedig lebt und arbeitet und sein Kind leichtfertig aus den Augen lässt, auf das es dem Täter in die Hände fällt, wird dargestellt von George Lazenby. Bei dem Namen habe ich immer noch den James Bond im Hinterkopf, der nur einen einzigen Auftritt hinlegen durfte, was aber sicher weniger an ihm, als vielmehr an dem schlechten Drehbuch und der mittelprächtigen Umsetzung lag. Lazenby macht in Aldo Lados Film seine Sache sehr gut, obschon er mit dem Bart und den längeren Haaren schon recht verwegen anmutet. Aber damals sah man wohl nun einmal so aus. Seine Frau wird gespielt von Anita Strindberg, einer hübschen Schwedin, die seinerzeit in einigen italienischen Filmen zu sehen war. Im Jahr zuvor tauchte sie in Sergio Martinos DER SCHWANZ DES SCORPIONS auf und 1974 in Umberto Lenzis DER BERSERKER. Optisch bereichert sie THE CHILD ungemein, gefällt mir schauspielerisch jedoch nicht weniger, obschon sie wohl mehr schmückendes Beiwerk ist. Mehr als das ist der ebenfalls aus James Bond bekannte Adolfo Celi. Sein pures Gesicht ist eine Bereicherung jedes italienischen Filmes. Der Mann hatte wahre Ausstrahlung und für den dämonischen Bösewicht war er wie geschaffen. Ob er das hier ist, sei nicht verraten.
Ohnehin sollte man über den Inhalt zum Film nicht zuviel verraten und Aldo Lado lässt uns auch bis zum Schluss im ungewissen, wer der Mörder ist. Man fragt sich sogar, ob er denn Mann oder Frau ist. Durch geschickte Kamerafahrt und Schnitt, ist man stets am Rätseln. Und Raten hält uns ja bei der Stange. Zudem nutzt Lado mehrfach das Mittel der Sicht des Mörders. Durch den Schleier einer trauernden Witwe betrachtet, ist es wie von Hitchkock inszeniert. Man wird direkt hineingezogen und die Spannung steigt. Kommt es dann zum Finale, ist das Ende nicht wie bei amerikanischen Filmen, einfach vorbei, sondern durch mehrfache Wiederholung wird es in die Länge gezogen. So kann man die Bilder schön auf sich wirken lassen und die optischen Reize auskosten.
Auskosten und genießen kann man zudem die herrliche Musikuntermalung, die mal wieder vom Meister Ennio Morricone stammt. Was für ein Score. Man möchte ihn ewig hören. Und es ist mit einer der größten Reize dieses Giallo.
Damit gewinnt der Film ungemein, den Aldo Lado ohnehin schon gelungen inszeniert hat. Mit eindrucksvollen Bildern, Bildkompositionen und Locations bekommt man, was am italienischen Kino so reizvoll ist. Gepaart mit der herrlichen Musik, wurde ich vortrefflich unterhalten. Ein erstklassiger Giallo.
Wertung:

1/2
Die DVD
Die DVD von Eyecatcher, kann man unumwunden empfehlen. Sie hat ein wirklich gutes Bild und einen gelungenen Ton. Zwar sind zu Beginn englische Untertitel zu sehen, die ins Bild gebrannt wurden, doch ist das nach dem Vorspann nicht mehr der Fall. Man kann es wirklich verschmerzen. Was die Zugaben betrifft – da ist Eyecatcher ja nicht immer so reichhaltig – bekommt man überraschend viel geboten. Neben den obligatorischen Trailern zu anderen Titeln, findet sich der italienische Vorspann, Trailer und der originale Soundtrack von Ennio Morricone. Zwar nur zum Anwählen auf der DVD, aber immerhin kann man die beeindruckenden Melodien so noch einmal genießen.
Für Giallo Fans die richtige Wahl.
Wertung:
