Die Geschichten eines alternden Gamers
Verfasst: Mi 16.06.2010, 22:45
Diese Texte dienen zur Unterhaltung und sind absichtlich dramaturgisiert, aber ein wahrer Kern und vielleicht etwa, was ma daraus am Ende mitnehmen kann ist natürlich hne Frage absolut enthalten... villeicht ist es auch mehr als nur ein Kern, der wahr ist...
Erstmal ist es nur ein text, den ich hauptsächlich aus eigenem Antrieb geschrieben und nicht fertig ausgearbeitet habe, vielleicht kommen ja noch mehr dazu, vielleicht aber war es dann hier auch, dass liegt natürlich zum Teil auch an eurer Resonanz. Also: Viel Spass beim Lesen:
Die Horde greift an
Woran ich merke, dass ich trotz meines jungen Alters von 26 Jahren langsam alt werde? Nun ja, das liegt daran, dass das, was ich als einen wichtigen Teil meines Lebens angesehen habe nun nicht mehr existiert, oder zumindest nicht mehr in der Form in der ich ihn kenne und geliebt habe. Ich rede vom Gaming. Als ich angefangen habe, war das etwas, das man in seinem Keller gemacht hat. Wegen meines Hobbys wurde ich bei meinem Abitur vom Jahrgang mit großer Mehrheit als „grösster Psycho“ gewählt. Ich war Moderator eines namenhaften Gamingforums und habe mich auch in der Moddingszene ein kleines bisschen eingelebt. Ich kannte die Welt des Gaming bevor... nun ja, bevor sie zu dem wurde, was sie heute ist.
Wenn man früher – ich sag schon früher – auf einem Server war, dann hatte man Spass am Spiel und Spass daran sich gegenseitig seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Die Spiele verlangten den Spielern viel Geschick ab und man musste lange üben um mithalten zu können. Die Communitys und die Server um die Spiele waren in privater Hand, manchmal sogar in eigener, übersichtlich und familiär. Man kannte sich und mochte sich. Klar, Trashtalk gab es auch damals schon, aber der Tonfall und die Wortwahl waren doch deutlich anders. Sicher, auch damals gab es schon sogenannte Lamer, aber diese Lamer waren sehr vereinzelt, wurden schnell geächtet oder fanden ihren Weg in die Netiquette der Gamingwelt. Es war eine wahrhaft schöne Zeit um ein Gamer zu sein, da man sich eine Welt geschaffen hatte, in der die Leute einander gut behandelten, man Differenzen durch einen gemeinsamen Nenner klären konnte und es immer ein Thema gab, das positiv im Raum stand.
Dann kam die Playstation eins und mit ihr wurde plötzlich jeder zum „Gamer“ das fand zwar noch alles abseits des Internets statt, aber die Entwicklung nahm ihren Lauf und brachte mit Counterstrike, einem Spiel, dass mit allen bisherigen Konventionen in irgendeiner Weise brach, auch die Kiddies ins Internet. Nach und nach übernahmen diese unsere Server, unsere Foren und unsere Games. Da sie natürlich nicht unser Können besaßen waren viele der älteren Games mit viel Frist verbunden, und da diese Kiddies an keine Netiquette gebunden waren führte dass zu einer erheblichen Verschärfung des Tons auf den Servern. Man fing an sich gegenseitig von Servern zu Kicken, gewisse Communitys, die schon überrannt waren wurden geächtet und man geilte sich an jedem kleinen Fehltritt der anderen auf.
Bis dahin konnte man sich jedoch noch in private Foren und Chats, sowie passwortgeschützte, oder eigene Server flüchten, dies waren die letzten Bastionen, die den Altgamern noch erlaubten ihren Lebensstil zu leben. Doch dann geschah das, was alle befürchteten. Die Hersteller fingen an nur noch Spiele zu veröffentlichen, deren Server die allein kontrollieren konnten. Die Communitys und die Serverarbeit wurde aus den Händen der Gamer genommen. Die kleine Familie wich der Anonymen Masse, der eigene Server wich Steam o.ä. Scoreboards, Turniere, alles fand jetzt in der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit statt.
Um die Zerstörung perfekt zu machen wurden alle Onlinegames nun für die Spielkonsolen zurecht getrimmt. Das Movement wurde der behäbigen Steuerung mit Joypad angeglichen, das Zielen ebenfalls.
Dies war jedoch nur noch ein kleiner Schritt, da die Games, die einem Fertigkeiten abverlangten schon lange am sterben waren. z.B. Trickjumps in dem Sinne gibt es heute keine mehr - Übung braucht man wenig um irgendwas zu erreichen. Die Spiele sind leichter, kürzer und an Joypadsteuerungen angepasst. Die Spieler sind jünger, aggressiver und beleidigender.
Wenn ich früher auf einen Server gegangen bin und einen Frag kassiert habe, dann gab es ein Smilie und ein „n1“, was so viel heißt wie „nice one“, also grob gesagt „gut gemacht“. Wenn ich heute einen Frag mache, dann heißt es „You Fu**ing Ni**er, Motherfu**er, I kill you, a**hole!!!111“
Nun spiele ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr, bzw. nicht mehr regelmäßig. Die meisten Spiele, die ich nun Spiele sind entweder LAN Games oder Einzelspieler Spiele. Ganz selten schaue ich mal, ob es noch Server für die Games gibt, die ich früher so gerne gespielt habe. Diese sind oft schwer aufzutreiben und selten belegt. Auch die alten Communitys gibt es nicht mehr wirklich, oder zumindest nicht mehr in der bekannten Form. Es ist dann so, als würde man durch eine abgefackelte, geplünderte Stadt gehen, wo hier und da noch ein paar Menschen leben, die wie man selber trauernd über den Trümmern dessen hocken, was einst eine wunderschöne, blühende Metropole gewesen ist.
Gaming ist tot und niemand hat ihm ein Grab gegraben. Millionen Aasgeier vergnügen sich an den Überresten und die einstigen Angehörigen können nur tatenlos zuschauen wie all das, was sie aufgebaut haben langsam vergammelt oder verschlungen wird.
Aber gibt es wirklich keine Hoffnung mehr für uns Alte? Für die, die aus ein paar Pixeln damals eine Faszination haben entstehen lassen? Was ist unser Lohn dafür, dass wir durch unser finanzielles Einwirken all das überhaupt erst möglich gemacht haben? Die grossen Hersteller haben uns offensichtlich zur Seite geschoben und geben nun dem grösseren Publikum den Vorrang, oder doch nicht?
Nun ja, die Antwort ist... „jein“
Der große Anteil des Mainstream Gaming gehört eindeutig den Kiddies, den Lamern oder wie auch immer. ABER es gibt dann doch noch eine Menge Games, die von diesen fast vollkommen unbeachtet geblieben sind und jetzt kommt das Beste an der Sache: die meisten dieser Games sind sehr günstig, oder gar kostenlos. Woran liegt das? Zum einen sind die Modder von früher erwachsen und können ihre eigenen Games programmieren. Zum anderen finden kleine, unabhängige Hersteller einen Absatzmarkt für ihre Produkte, die natürlich qualitativ selten mit dem Mainstream mithalten können, aber oft reicht tatsächlich die berühmte gute Idee und der letzte Tropfen Herzblut um ein Spiel auf die Beine zu stellen, dass man gut online spielen kann.
Gerade die Imperfektion machen diese Spiele dann nicht selten zu den perfekten Spielen für uns Altgamer, da es wieder neue Dinge gibt, die man herausfinden und nutzen kann - Bugs, die weite Sprünge erlauben, ein Movement, dass beeinflusst werden kann, wenn man weiss wie, Waffen, die Zweckentfremdet werden können, um sich andere Vorteile im Spielverlauf zu erhaschen etc. Eben all das, was in den heutigen Mainstreamgames flächendeckend fehlt.
Warum sind diese Games uns in gewisser Weise vorbehalten? Die Antwort liegt näher als man denkt: weil man, um sie zu finden ein wenig um Internet suchen muss, was wiederum die Fähigkeiten und das Wissen von 99% aller Kiddies übersteigt. Wir hingegen sind damit aufgewachsen und es interessiert uns, wir finden, weil wir Interesse haben und das ist das, was wir der Masse immer voraus haben werden.
Vielleicht bietet das Mainstreamgaming für uns nichts mehr. Es ist bitter abgeschmeckt auf den größten Nenner - simplifizierte Spielmechaniken sollen den Einstig wohl auch für Neugeborene ermöglichen und alles woran noch geschraubt wird ist die Grafik. Wir können jedoch flüchten, in die wunderbare und erfrischende Welt des Indigaming.
Natürlich wird sich damit der Kreislauf weiter fortsetzen, aber es wird immer etwas für uns geben, wir dürfen nur nicht aufhören danach zu suchen.
Erstmal ist es nur ein text, den ich hauptsächlich aus eigenem Antrieb geschrieben und nicht fertig ausgearbeitet habe, vielleicht kommen ja noch mehr dazu, vielleicht aber war es dann hier auch, dass liegt natürlich zum Teil auch an eurer Resonanz. Also: Viel Spass beim Lesen:
Woran ich merke, dass ich trotz meines jungen Alters von 26 Jahren langsam alt werde? Nun ja, das liegt daran, dass das, was ich als einen wichtigen Teil meines Lebens angesehen habe nun nicht mehr existiert, oder zumindest nicht mehr in der Form in der ich ihn kenne und geliebt habe. Ich rede vom Gaming. Als ich angefangen habe, war das etwas, das man in seinem Keller gemacht hat. Wegen meines Hobbys wurde ich bei meinem Abitur vom Jahrgang mit großer Mehrheit als „grösster Psycho“ gewählt. Ich war Moderator eines namenhaften Gamingforums und habe mich auch in der Moddingszene ein kleines bisschen eingelebt. Ich kannte die Welt des Gaming bevor... nun ja, bevor sie zu dem wurde, was sie heute ist.
Wenn man früher – ich sag schon früher – auf einem Server war, dann hatte man Spass am Spiel und Spass daran sich gegenseitig seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Die Spiele verlangten den Spielern viel Geschick ab und man musste lange üben um mithalten zu können. Die Communitys und die Server um die Spiele waren in privater Hand, manchmal sogar in eigener, übersichtlich und familiär. Man kannte sich und mochte sich. Klar, Trashtalk gab es auch damals schon, aber der Tonfall und die Wortwahl waren doch deutlich anders. Sicher, auch damals gab es schon sogenannte Lamer, aber diese Lamer waren sehr vereinzelt, wurden schnell geächtet oder fanden ihren Weg in die Netiquette der Gamingwelt. Es war eine wahrhaft schöne Zeit um ein Gamer zu sein, da man sich eine Welt geschaffen hatte, in der die Leute einander gut behandelten, man Differenzen durch einen gemeinsamen Nenner klären konnte und es immer ein Thema gab, das positiv im Raum stand.
Dann kam die Playstation eins und mit ihr wurde plötzlich jeder zum „Gamer“ das fand zwar noch alles abseits des Internets statt, aber die Entwicklung nahm ihren Lauf und brachte mit Counterstrike, einem Spiel, dass mit allen bisherigen Konventionen in irgendeiner Weise brach, auch die Kiddies ins Internet. Nach und nach übernahmen diese unsere Server, unsere Foren und unsere Games. Da sie natürlich nicht unser Können besaßen waren viele der älteren Games mit viel Frist verbunden, und da diese Kiddies an keine Netiquette gebunden waren führte dass zu einer erheblichen Verschärfung des Tons auf den Servern. Man fing an sich gegenseitig von Servern zu Kicken, gewisse Communitys, die schon überrannt waren wurden geächtet und man geilte sich an jedem kleinen Fehltritt der anderen auf.
Bis dahin konnte man sich jedoch noch in private Foren und Chats, sowie passwortgeschützte, oder eigene Server flüchten, dies waren die letzten Bastionen, die den Altgamern noch erlaubten ihren Lebensstil zu leben. Doch dann geschah das, was alle befürchteten. Die Hersteller fingen an nur noch Spiele zu veröffentlichen, deren Server die allein kontrollieren konnten. Die Communitys und die Serverarbeit wurde aus den Händen der Gamer genommen. Die kleine Familie wich der Anonymen Masse, der eigene Server wich Steam o.ä. Scoreboards, Turniere, alles fand jetzt in der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit statt.
Um die Zerstörung perfekt zu machen wurden alle Onlinegames nun für die Spielkonsolen zurecht getrimmt. Das Movement wurde der behäbigen Steuerung mit Joypad angeglichen, das Zielen ebenfalls.
Dies war jedoch nur noch ein kleiner Schritt, da die Games, die einem Fertigkeiten abverlangten schon lange am sterben waren. z.B. Trickjumps in dem Sinne gibt es heute keine mehr - Übung braucht man wenig um irgendwas zu erreichen. Die Spiele sind leichter, kürzer und an Joypadsteuerungen angepasst. Die Spieler sind jünger, aggressiver und beleidigender.
Wenn ich früher auf einen Server gegangen bin und einen Frag kassiert habe, dann gab es ein Smilie und ein „n1“, was so viel heißt wie „nice one“, also grob gesagt „gut gemacht“. Wenn ich heute einen Frag mache, dann heißt es „You Fu**ing Ni**er, Motherfu**er, I kill you, a**hole!!!111“
Nun spiele ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr, bzw. nicht mehr regelmäßig. Die meisten Spiele, die ich nun Spiele sind entweder LAN Games oder Einzelspieler Spiele. Ganz selten schaue ich mal, ob es noch Server für die Games gibt, die ich früher so gerne gespielt habe. Diese sind oft schwer aufzutreiben und selten belegt. Auch die alten Communitys gibt es nicht mehr wirklich, oder zumindest nicht mehr in der bekannten Form. Es ist dann so, als würde man durch eine abgefackelte, geplünderte Stadt gehen, wo hier und da noch ein paar Menschen leben, die wie man selber trauernd über den Trümmern dessen hocken, was einst eine wunderschöne, blühende Metropole gewesen ist.
Gaming ist tot und niemand hat ihm ein Grab gegraben. Millionen Aasgeier vergnügen sich an den Überresten und die einstigen Angehörigen können nur tatenlos zuschauen wie all das, was sie aufgebaut haben langsam vergammelt oder verschlungen wird.
Aber gibt es wirklich keine Hoffnung mehr für uns Alte? Für die, die aus ein paar Pixeln damals eine Faszination haben entstehen lassen? Was ist unser Lohn dafür, dass wir durch unser finanzielles Einwirken all das überhaupt erst möglich gemacht haben? Die grossen Hersteller haben uns offensichtlich zur Seite geschoben und geben nun dem grösseren Publikum den Vorrang, oder doch nicht?
Nun ja, die Antwort ist... „jein“
Der große Anteil des Mainstream Gaming gehört eindeutig den Kiddies, den Lamern oder wie auch immer. ABER es gibt dann doch noch eine Menge Games, die von diesen fast vollkommen unbeachtet geblieben sind und jetzt kommt das Beste an der Sache: die meisten dieser Games sind sehr günstig, oder gar kostenlos. Woran liegt das? Zum einen sind die Modder von früher erwachsen und können ihre eigenen Games programmieren. Zum anderen finden kleine, unabhängige Hersteller einen Absatzmarkt für ihre Produkte, die natürlich qualitativ selten mit dem Mainstream mithalten können, aber oft reicht tatsächlich die berühmte gute Idee und der letzte Tropfen Herzblut um ein Spiel auf die Beine zu stellen, dass man gut online spielen kann.
Gerade die Imperfektion machen diese Spiele dann nicht selten zu den perfekten Spielen für uns Altgamer, da es wieder neue Dinge gibt, die man herausfinden und nutzen kann - Bugs, die weite Sprünge erlauben, ein Movement, dass beeinflusst werden kann, wenn man weiss wie, Waffen, die Zweckentfremdet werden können, um sich andere Vorteile im Spielverlauf zu erhaschen etc. Eben all das, was in den heutigen Mainstreamgames flächendeckend fehlt.
Warum sind diese Games uns in gewisser Weise vorbehalten? Die Antwort liegt näher als man denkt: weil man, um sie zu finden ein wenig um Internet suchen muss, was wiederum die Fähigkeiten und das Wissen von 99% aller Kiddies übersteigt. Wir hingegen sind damit aufgewachsen und es interessiert uns, wir finden, weil wir Interesse haben und das ist das, was wir der Masse immer voraus haben werden.
Vielleicht bietet das Mainstreamgaming für uns nichts mehr. Es ist bitter abgeschmeckt auf den größten Nenner - simplifizierte Spielmechaniken sollen den Einstig wohl auch für Neugeborene ermöglichen und alles woran noch geschraubt wird ist die Grafik. Wir können jedoch flüchten, in die wunderbare und erfrischende Welt des Indigaming.
Natürlich wird sich damit der Kreislauf weiter fortsetzen, aber es wird immer etwas für uns geben, wir dürfen nur nicht aufhören danach zu suchen.