Das neue Jahr dampft wie eine 80 Tonnen-Lokomotive bei uns rein, deshalb begeben wir uns zum zweiten Mal auf die Schienen, die den Tod bedeuten und rattern mit glühenden Kesseln in die 2. Terror-im-Zug-Nacht!
Im ersten Beitrag führt die Eisenbahn uns in die eisige Einöde von Sibirien, obwohl der Film aus dem sonnigen Spanien stammt. Genre-Veteran Eugenio Martin, u.a. verantwortlich für viele gelungene Eurowestern und den Psycho-Schocker SAAT DER ANGST, inszenierte diese kreuzgruselige Reise im Alptraum-Abteil 1973 als spanisch-britische Koproduktion. Durch die angelsächsische Beteiligung landete er gleich zwei Volltreffer: Immerhin geben die Hammer-Ikonen Christopher Lee UND Peter Cushing ein Stelldichein, und als ob das noch nicht ausreichen würde, reckt obendrein Telly Savallas sein kahles Haupt für einen ultracoolen Kurzauftritt in den Waggon. Da hätte nur noch Paul Naschy als irrer Mönch gefehlt, den gibt uns aber ersatzweise Alberto de Mendoza.
Erleben Sie eine saftige Schauermähr, so kindlich-naiv und schundig wie ein Grusel-Groschenheft, das Agatha Christie und H.P.Lovecraft zusammen im Schlafwagen erdacht haben.
Panik! Der Tod fährt 1. Klasse im Transsibirien-Express! Alles einsteigen!
„Eugenio Martins Film entpuppt sich als pralle Collage verschiedenster Einflüsse, die eigentlich nie dazu bestimmt waren, zusammengeführt zu werden, und gewinnt, weil er nie zum bloßen Zitatekino gerinnt, sondern seine wüste Geschichte, die an ein besonders beknacktes Horrorcomic erinnert, mit diesem heiligen Ernst erzählt, der das spanische Genrekino jener Tage so liebenswert macht: Heute wäre [der Film] überhaupt nicht mehr denkbar.“
Oliver Nöding auf Remember it for later
Film Nummer Zwei führt erneut in schneeverwehte Weiten, ist jedoch kein Horror-Kintopp sondern ein fast vergessenes Kleinod des Actionfilms der 80er Jahre. In Szene gesetzt wurde diese rasante kinematografische Amokfahrt im Jahr 1985 von Andrei Konchalovsky (u.a. auch TANGO & CASH) nach einem Drehbuch des japanischen Meisterregisseurs Akira Kurosawa.
Das vermeintliche Knastdrama entwickelt sich von einer mörderisch spannenden Ausbrecher-Story zu einem nervenzerrenden Überlebens-Thriller, der mit 130 Stundenkilometern einem ungewissen Ende entgegenrast. In den Hauptrollen dieser Golan/Globus-Produktion glänzen Jon Voight als raubeiniger Bankräuber, der drei Jahre in der Einzelzelle eines Hochsicherheitsgefängnisses im tief verschneiten Alaska auf dem Buckel hat, sowie Eric Roberts als geschwätziger Greenhorn-Gangster. Der eigentliche Star des Films ist aber die ungeheuer atmosphärische Fotografie von Kameramann Alan Hume, der den fröstelnd machenden Bildern des Films eine rauschhafte visuelle Sogwirkung verleiht, wenn der führerlose Geisterzug unaufhaltsam durch die Eiswüste von Alaska donnert…
„Action und Existentialismus und Spannung und symbolhafte Bildgewalt in einem der besten Thriller der Achtziger Jahre.“
Harald Ladstätter auf Filmtipps.at