aus der
Blade Runner-Besprechung von
Fabienne Will in Filmgenres Science Fiction, hrsg. v. Th. Koebner, Stuttgart 2003 (Reclam), S. 376–387, hier: S. 383:
"Zahreiche Irritationen im Film erzwingen grundlegende Zweifel an der Verlässlichkeit der äußeren Wahrnehmung, die Desorientierung wird zum wichtigsten Filmprinzip. Als Deckard beispielsweise die Schuppe einer artifiziellen Schlange zur mikroskopischen Untersuchung bringt, stimmt die vorgelesene Seriennummer nicht mit derjenigen überein, die im Bild zu sehen ist."
Das ist so nicht ganz richtig. Denn die Zeichenreihe im Vordergrund, die man auch als Zuschauer gut erkennen kann, wird schon vorgelesen, nur ist das ja, wie man auf dem Bild sieht, nicht die ganze Seriennummer, sondern nur der zweite Teil der Zeichenreihe. So ist es nur folgerichtig, dass die Chinesin auch den ersten Teil abliest, den der Zuschauer auf dem eingeblendeten Bild nicht erkennen kann. Was Will irritiert haben mag, ist der Umstand, dass die Seriennummer nicht mehr im Bild ist, wenn die deutlich erkennbaren Zeichen vorgelesen werden.
Die Chinesin liest vor: "99069 - O7XB71"
Natürlich kann man sich fragen, ob man unter den ersten Zeichen nicht doch eher ein "M0" o.ä. erkennt, anstatt der reinen Zahlenfolge. Doch ist das wirklich beabsichtigt?
Ich würde sagen: nein. Die wahrnehhmbaren Abweichungen gehen - wenn überhaupt - doch wohl auf einen kleinen Filmfehler zurück, der darin besteht, dass das gezeichnete "Mikroskop"-Bild nicht mit dem Drehbuch übereinstimmt. Denn wenn eine Absicht dahinter stünde, würde doch wohl eine völlig andere Seriennummer abgelesen, und das während die andere Nummer die ganze Zeit über eingeblendet wird. Man bedenke, dass es sich um einen Kinofilm handelt, bei dem nicht vorgesehen ist, dass man ständig hin- und herspult. Und DVDs gab’s damals noch nicht.
Man kann’s auch übertreiben mit der Interpretation ...