Amazon.de Link
Brave New World (Aldous Huxley):
Im Jahr 632 A.F. (After Ford) bzw. im Jahr 2540 nach realer Zeitrechnung findet sich die Menschheit in einem Weltstaat wieder, durch dessen technischen Wahn, dass Leben der Menschheit sich vollkommen gewandelt hat. Der Erfinder Henry Ford hat den Platz eines Götzen eingenommen und wird seit diesen 632 Jahren als Gott verehrt, genau wie der Zeitpunkt, als sein erstes T-Modell das Fließband verlassen hat, womit auch der Beginn dieser gesellschaftlichen Zeitrechnung gesetzt worden ist. Seinen wahren Ursprung jedoch erlangte der Weltstaat nach dem 9 jährigen Krieg im Jahre 2054, der verherrende Verwüstung mit sich zog auf Grund des Einsatzes chemischer und biologischer Massenvernichtungswaffen. Nach dem Krieg brach die Wirtschaft weltweit zusammen und die einzelnen Regierungen formten sich zum Weltstaat zusammen und wollten ihre Konsumideologie durchsetzen mit dem Ziel einer friedlichen und wohlhabenden Gemeinschaft ohne Kriege, was zunächst jedoch auf Widerstand stieß. Dafür schloss man sogar Museen und verbot Bücher, die alle samt aus den Jahren vor dem großen Krieg kamen, während man parallel dazu begann Menschen genetisch zu züchten und Propaganda dafür zu verbreiten, um so die Kontrolle über den Weltstaat zu gewährleisten, während Krankheiten und das Altern ausgmerzt worden sind und jeder legale Synthetikdrogen zu sich nehmen kann, um das Glücksempfinden zu steigern.
Menschen werden fortan in Laboren in Massenproduktionen gezüchtet und einem Kastensystem unterteilt um die Stabilität des Weltstaates zu sichern. Noch vor der Geburt beginnt man mit ihrer Konditionierung, die ihnen ihre Kastenzugehörigkeit verweist. Diese Kasten werden unterteilt in den beiden gehobenen Klassen, den Alphas und Betas und den drei unteren Klassen, den Gammas, Deltas oder Epsilons, die allesamt nach wirtschaftlichen Bedarf produziert werden. Um natürliche Geburten zu verhindern kondizioniert man Menschen dagegen oder sterilisiert sie einfach. Sex ist einzig und allein zum Vergnügen da und spielt eine enorm wichtige Rolle, so dass jeder es haben kann wann er will und mit wem er will, nur die Liebe dahinter ist verboten, da solche Empfindungen dem Weltstaat nach die Stabilität bedrohen. Um ebenfalls die Bedrohung der Stabilität einzudämmen greift man schon vor der Geburt mit dem Bokanowski-Verfahren ein, wobei eine befruchtete Eizelle zur Teilung angeregt wird, aus der dann 8 bis 96 Embryos entstehen, woraus sich letztendes Klone entwickeln, die den niederen Kasten angehören und darüber hinaus noch mit Alkohol und Sauerstoffentzug währned ihrer Entwicklung in Verbindung gebracht werden, um sie möglichst dumm und unterentwickelt zu halten. Die Angehörigen oberer Kasten entstehen jedoch aus nur einer ungeteilten Eizelle, aber trotzdem läuft der Konditionierungsprozess bei allen ähnlich ab. Es ist wichtig sich seiner Klasse bewusst zu sein, sowie unverzichtbarer Teil der Gemeinschaft zu sein und darüber hinaus Einsamkeit zu meiden, was einem durch Sanktionen und im Schlaf förmlich eingetrichtert wird.
Die Geschichte von "Brave New World" beginnt nun, wie schon erwähnt, im Jahre 632 A.F. (After Ford) bzw. im Jahr 2540 nach realer Zeitrechnung in der sich der Weltstaat nun vollständig etabliert hat und seine Werte in die Grundfeste der Gesellschaft tief eingebrannt hat. Bernard Marx ist ein intelligenter Angehöriger der Alphaklasse und arbeitet in der Brut- und Normzentrale in London. Bernard ist allerdings kein gewöhnlicher Alpha, er ist ein "Fabrikatfehler", da er kleiner ist als seine Artgenossen, weswegen er von ihnen gemobbt wird und sich als Außenseiter fühlt. Er denkt viel nach und findet es nicht in Ordnung, Frauen als bloßes Objekt der Begierde zu sehen, außerdem hat er kein Interesse an den Medien und an Sport sowie den Konsum der Synthetikdroge Soma. Er zieht es sogar vor allein zu sein und in Melancholie zu schwelgen, was von der Gesellschaft überhaupt nicht gerne gesehen werden würde. Auf seinem Arbeitsplatz beginnt er sich in das Betaweibchen Lenina Crowne zu verlieben, die allerdings der perfekte Bürger des Weltsstaates ist und sich von ihn nur körperlich angezogen fühlt. Liebe empfindet sie als unmoralisch, wie man's ihnen bei der Konditionierung weiß gemacht hat und daran zu zweifeln, wie Bernard, fällt ihr gar nicht erst ein, da sie ja vom Aussehen her perfekt ist und somit überhaupt keinen Grund zu zweifeln hat. Bernard möchte ihr nun die Augen öffnen und nimmt sie mit in Urlaub in einem reservat in New Mexico, einer der letzten Orte in denen Menschen noch frei leben und auf natürliche Weise fortpflanzen. Bernard's Chef, der Direktor des Institutes erinnert sich bei der Genehmigung des Urlaubs daran, dass er auch mal vor zwanzig Jahren mit einer Frau dort gewesen ist, schließlich reist nicht alle Welt in ein Reservat. Dort allerdings ist sie verschollen und wurde nicht mehr wieder gefunden.
Im Jahr 1932 schuf der britische Schriftsteller Aldous Huxley dieses Werk, was für das Genre des Science Fiction von maßgebender Bedeutung sein dürfte und ebenso wahrlich als zeitloser Klassiker angesehen werden dürfte. Huxley, der vornehmlich mit seinen Werken gesellschaftliche Sitten, Normen, Ideale sowie den Missbrauch vortschrittlicher Technik durch die Hand des Menschen kritisierte hat mit "Brave New World" praktisch ein Sammelsorium dieser Kritik verfasst, was unglaublich anspruchsvoll ist und obendrein noch sehr unterhaltsam und interessant. Die weitere Handlung wartet darüber hinaus mit einigen ziemlich unerwarteten Wendungen auf und geizt nicht mit obskuren und kritischen Situationen, bei denen immer wieder ethische Fragen aufgeworfen werden und man immer wieder fragt in wie fern es sich entweder um eine utopische oder dystopische Gesellschaft handelt, denn die Bedeutung des Menschseins ist hier eine vollkommen Andere, als wir es gewöhnt sind, dort aber eigentlich als selbstverständlich angesehen wird. Ist es also unrecht die Menschen in ein Klassensystem zu stecken, wo die unteren Klassen bewusst schwach und dumm gehalten werden, dafür im Gegenzug trotzdem ihr Leben so leben können und dürfen, dass auch sie den größtmöglichen Genuss daraus ziehen? Schließlich leiden sie ja nicht, aber dafür wird ihnen genau wie fast allen Angehörigen der Oberklasse auch höhere Empfindungen vorenthalten, die doch gerade das Menschsein ausmachen. Kunst, Kultur und individuell sein hat man der Menschheit für eine Stabile Existenz ohne Kriege genommen und sie dafür mit unerschöpflichen Konsum abgespiesen ohne, dass daraus jegliche eigenständige Identität sich bilden könnte, da man ja die eigenen Bedürfnisse mit denen der Gesellschaft teilt und sie absolut identisch sind.
Auch die Bedeutung des Lebens an sich wird in "Brave New World" für uns normale Menschen vollkommen abstrakt und für uns lebensfern dargestellt. Die Tatsache, dass Menschen nun nicht mehr geboren sondern viel mehr geschaffen werden, raubt dem Leben das Individuelle, was wirklich jeden einzelnen von uns bisher Einzigartig gemacht hat. Im Weltstaat hingegen werden Menschen nur noch der wirtschaftlichen Lage hingegen gezüchtet und sind im Grunde nichts Anderes als die Endergebnisse einer Massenproduktion, die nur noch dazu da sind um ihren Dienst an der Gesellschaft zu erfüllen, zu arbeiten und zu konsumieren, wie's sich brav gehört. Aus unserer Sicht ist die Menschheit praktisch ein Haufen seelenloser Zombies geworden, die nur noch da sind um ihren Fortbestand zu sichern, ohne einen weiteren größeren Ziel hinter ihrer Existenz zu haben, doch für die perfekt angepassten Bürger des Weltstaates ist es ein Leben in vollkommener Glückseligkeit, da sie so viel Geschlechtsverkehr mit so vielen gutaussehenden Leuten haben können wie sie wollen, sie können Sport machen und vor allem legal Drogen nehmen, die den Körper so gut wie gar nicht schädigen und bis zu ihrem Tod leben sie dann gesund und ohen Krankheiten, auf Grund der genetischen Manipulation. Selbst die Angst vor dem Tod selber hat man ihnen schon im Kindesalter durch Konditionierung genommen, wodurch jeder weiß, dass der Tod ruhig und schmerzfrei im zum Teil Rausch der Drogeneinwirkung eintritt. In Aldous Huxley's "Brave New World" prallen nun diese beiden Ansichten aufeinander, denn das Reservat und seine natürlichen Einwohner darin stehen für die uns bekannte menschliche Natur, während der Weltstaat für das Künstliche und dem von der Technik abhängigen totalitären Regime, dass wegen der von Geburt an geschickten Manipulation und Beeinflussung auf Gewalt nahezu vollkommen verzichten kann.
Nicht zu unrecht, steht "Brave New World" für viele uns heut bekannte und als Kult gefeierte Science Fiction Filme Parte. So griff doch zum Beispiel Ridley Scotts Flucht ins 23. Jahrhundert a.k.a. Logun's Run aus dem Jahr 1976 viele Themen von "Brave New World" auf, auch wenn er von einer anderen Romanvorlage eher auszugehen vermag, merkt man doch deutlich wie weitreichend schon der Einfluss von Aldous Huxley's Werk war. Auch die beiden Kult Science Fiction Filme THX 1138 von george Lucas aus dem Jahr 1971 und Kurt Wimmer's Equilibrium aus dem Jahr 2002 thematisieren, die Gefühlsunterdrückung durch Drogen in einem totalitären System, was ebenfalls unschwer zu erkennen sich an der großen Vorlage "Brave New World" bedient zu haben scheint. Die Eugenik-Thematik, also das Anwenden von humangenetischer Erkenntnisse auf die Bevölkerungs- und Gesundheitsschicht mit dem Ziel den Anteil der positiven Erbanlagen in der Gesellschaft enorm zu steigern und die negativen Erbanlagen nach und nach dadurch versuchen auszumerzen, griff 1997 Andrew Niccol's Film Gattaca auf, der genau so wie "Brave New World" oder "Schöne neue Welt", wie's auf deutsch betitelt wurde, sehr zum Nachdenken anregt mit seinen höchst philosophischen Grundthema, was ebenso hart kritisiert wird. "Brave New World" selber wurde bisher ebenfalls verfilmt, aber ohne großen Aufwand bzw. so, dass größerer Ruhm vorerst ausblieb, und dass obwohl das Science Fiction Urgestein Leonard Nimoy sogar in der 1998er Verfilmung mitgespielt hat. Für die Zukunft jedoch plant sich Erfolgsregisseur Ridley Scott dem Ganzen noch einmal anzunehmen, schließlich hat er ja schon mit Flucht ins 23. Jahrhundert eindrucksvoll bewiesen, wie man einen zumindest sehr identischen Science Fiction Film auf die Leinwand bringt und zum Kult macht. Darüber hinaus soll sogar Leonardo DiCaprio eine, für das Buch, bedeutende Rolle bekommen. Na hoffentlich wird das was, denn die Vorlage ist dermaßen anspruchsvoll, dass sie's beim großen Publikum mit Sichherheit schwer haben dürfte, allerdings dürfte eine adäquate Verfilmung dazu nicht allzu teuer werden würden und berühmte Namen wie Scott und DiCaprio sorgen immer für etwas mehr Geld an den Kassen.
Nun aber zu der uns vorliegenden Ausgabe von Aldous Huxley's "Brave New World". es handelt sich dabei um die 2007er Ausgabe des Cornelsen Verlages mit einer durchschnittlichen Größe von 19,4 x 12,6 x 2 cm und, für eine Schullektüre, doch stolze Anzahl von 224 Seiten. Im Rahmen des Englischunterrichts im leistungskurs hat man sie uns vorgesetzt, da "Utopia & Dytopia - exploring alternative worlds" als inhaltlicher Schwerpunkt festgehalten worden ist und genau aus diesem Grund, hab ich mich mit dem Schreiben und Analysieren dieser Lektüre auseinander gesetzt, denn außer, dass es die beiden Unterpunkte "Science and ethics: genetic engineering" und "Science Fiction, fantasy and utopia" perfekt abhandelt war es auch ungemein interessent und unterhaltsam zu lesen. Trotzdem muss man zunächst sagen, dass Leute, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind lieber zu einer deutschen Ausgabe zurück greifen sollten, denn selbst Leute, die eigentlich gut mit der englischen Sprache betraut sind, dürften mit dieser Dystopie, die sich nahe an den Grenzen zur Utopie bewegt, wirklich sehr stark mit gefordert sein. So hat nämlich jede einzelne Seite einen Anhang mit der Erklärung von Wörtern, die einem nicht native Speaker dementsprechend wenig gelaüfig sind einem dann auch die Flut an neuen Wörtern, die ihren Schwerpunkt in der Biologie haben und viel mit Genetik und Gemanipulation zu tun haben. So kann es dann schon einmal vorkommen, dass im Anhang selber mehr geschrieben und erläutert wird, als der sich darüber befindende Text aus "Brave New World", was manchmal etwas frustrierend wird und den Lesefluss auch zum Teil etwas abbremst, daher würde ich mir später lieber entweder eine komplett deutsche Ausgabe noch einmal zulegen oder eine englische Ausgabe aber, da ich mittlerweile durch den Unterricht mit den meisten neuen Wörtern und Begriffen doch mittlerweile gut betraut bin und sie zum großteil beherrsche.
Alles in allem lässt sich also sagen, dass "Brave New World" von Aldous Huxley meiner Meinung nach nicht nur die ultimative Schullektüre ist, sondern auch eines der bedeutensten Werke der Science Fiction Literatur unserer Zeit, was einen ungeahnt großen Einfluss auf unzählige weitere Werke gehabt hat, die sogar bis heute ebenfalls zeitlose Klassiker geworden sind. Von allen Schullektüren, die ich bisher durchkauen musste, ist es die Einzige, die ich wirklich gerne gelesn hab und von der ich glaube auch am meisten gehabt haben, da sie mich um einiges mehr zum Denken über unsere Gesellschaft angeregt hat als alle anderen Schullektüren zusammen. Darüber hinaus hat sich sogar mein absoluter Lieblingsfilm "Equilibrium" dieses Werk als Vorbild aussgesucht und über diesen Film denke ich heute noch sehr viel nach. "Brave New World" zeigt uns eine Welt, die vorgibt eine perfekte Gesellschaft zu sein, dessen Preis allerdings im wahrsten Sinne des Wortes unmenschlich hoch ist und uns Menschen zeigt, die einen so dermaßen anderen, für uns unmenschlichen, Weg zu leben haben, dass man nur von einer Dystopie ausgehen kann, da einem die Wahl schon sogar vor der Geburt genommen worden ist, auf der anderen Seite führen sie alle jedoch ein für sich sehr glückliches und zufriedenes Leben, auch wenn das Wort Identität nichts weiter mehr als Heuchlerei ist und den wahren, uns bekannten, Sinn dahinter vollkommen ausgelöscht hat. Es ist eine Welt, in der Menschen mit Fehlern ausgegrenzt werden und genau wie Außenstehende nicht einmal die Chance kriegen dort wirklich einzutauchen, geschweige denn für immer glücklich zu werden, weshalb es doch durchaus als Dytopie angesehen werden sollte, da das Wort Freiheit mehr oder weniger ein Fremdwort ist, so lange man sich als Teil des Ganzen sieht. Auch wenn's mich etliche Stunden gekostet hat mich dadurch zu kämpfen, da es einfach zu viele Fremdwörter gab, so hat mich dieser zeitlose Klassiker doch zutiefst begeistert und zum Nachdenken angeregt und inspiriert, wie ich's von einem guten Buch oder Film so liebe, und dafür gibt's von mir eindeutig die Höchstwertung, also
10/10 Punkten ( ), für wenigstens eine einzige durchweg gelungene Schullektüre.
Original verfasst am 23.04.2009