Pranke Forum

Dann möchte ich das neue Forum für den belesenen Bildungsbürger ( ) doch gleich mal mit meinem absoluten Lieblingsautoren eröffnen:

Haruki Murakami

Der japanische Autor scheibt Romane von solch unglaublicher atmosphärischer Dichte, dass man manchmal glaubt zu träumen.
Dabei bewegen sich seine, wie ich meine, besten Geschichten immer auf einem fast unergründlichen Grat zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein.
Meist ist sein (japanischer) Protagonist ein Mensch der von der Umwelt weitgehend zurückgezogen ein einfaches zufriedenes Leben lebt und durch bizarre, unerklärliche Umstände in Geschehnisse verwickelt wird die sich einer gänzlichen Interpretation weitgehend entziehen.
Interessanterweise hat Murakami auch einige seiner Kurzgeschichten später zum ersten Kapitel eines ganzen Romans gemacht, was schon zu seltsamen Deja Vu-Effekten bei mir führte.
Wer sich einmal an die phantastischen Welten des Autors hernantasten möchte, dem empfehle ich zum Einstieg das großartige Buch "Wilde Schafsjagd" oder "Mister Aufziehvogel", die mich (trotz eher ruhiger Handlung) von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben.
Dazu kommt sein unglaublich bildhafter Schreibstil, der die japanischen Städte und Landschaften vor dem geistigen Auge des Lesers wirklich lebendig werden lässt.

Dieser Autor sucht wahrlich seinesgleichen.

Also ralo, tut mir wirklich leid, Aber bei japanischen Autoren kann ich nicht mithalten. Dieser Mr. Murakami ist mir gänzlich unbekannt.

(Schande über mich)
Ich habe gerade bei books.de mal nach Deinem Liebling suchen lassen. Dabei kamen 81 Treffer heraus. Er muss also nicht nur gut, sondern auch noch ganz schön produktiv sein.

(Asche auf mein Haupt)

Habe mir bei der Gelegenheit aber gleich mal Mister Aufziehvogel bestellt.

Im Gegenzug will ich dir aber meinen Favoriten der neueren fantastischen Literatur ans Herz legen: Tom Holt.

Er ist eher ein humorvoller Vertreter seiner Zunft, der häufig klassische Gestalten der Literatur, Mystik und ö–ffentlickeit in eine neue, meist aktuelle Umgebung versetzt und die dadurch entstehenden Probleme aufs vergnüglichste schildert. Als Leseproben seiner frühen Werke könnte ich "Wer hat Angst vor Beowulf", "Der fliegende Holländer" sowie "Faust und Konsorten" als Einsteigertitel sehr empfehlen.

Wenn Du japanische SF gerne liest Ralo dann kann ichDir nur Shinichi Hoshi (der heist wirklich so  :D) empfehlen.Insbesondere das Buch Ein hinterlistiger Planet.

Heißen Dank für die Tips! Ich lese ja selbst schon lange keine SF und Fantasy mehr, sondern allenfalls Titel, die davon gesteift werden.
Murakami ist auch definitiv kein Phantastik-Autor, allerdings berühren seine Werke (wie ja die vieler Japaner) eben bestimmte phantastische Ebenen, was ja auch mit der starken Bedeutung der Mythologie für die Japaner zusammenhängt.
Bis vor ca. 15 Jahren habe ich praktisch ausschließlich Sci-Fi gelesen, bis ich dann meinen Geschmack (und Anspruch) radikal änderte und zunehmend genervt wurde von billiger Schreibe und inkompetenten Übersetzungen...
Tatsächlich fasziniert mich der ganz besondere Schreibstil japanischer Autoren (der interessanterweise sogar in den Übersetzungen überlebt) ganz besonders und ich freue mich immer wieder auf einen begabten japanischen Autoren oder eine Autorin zu stoßen. Ich lese auch sehr gern Banana Yoshimoto, aber das hat dann (abgesehen von Amrita) wirklich gar keinen phanastischen Touch mehr...

Habe Mr. Aufziehvogel zu Ende gelesen, bizarr ist eine wirklich treffende Beschreibung. Der Stoff passt wirklich zu nix was ich vorher schon mal gelesen habe.  +++

Na das klingt ja als wärst Du nicht enttäuscht worden.  :D

Gerade bei Büchern finde ich Empfehlungen immer sehr schwierig, da die Bilder ja erst im Kopf des Lesers entstehen, die Geschichte erst dort wirklich lebendig wird.

Bis vor ca. 12 Jahren habe ich ja praktisch ausschließlich Sci-Fi-Romane gelesen, bis ich dann zur "normalen" Belletristik umschwenkte (auch weil die Übersetzungen ausländischer Sci-Fi immer billiger wurden...). Und da Japan mich schon immer faszinierte begann ich natürlich nach entsprechender Literatur zu fanden.
Mit Murakami hatte ich dann endlich gefunden was ich suchte. Die Bücher sind zwar nicht gerade leichte Kost, aber ungemein faszinierend und stets überraschend. Womit ich weniger anfangen konnte, waren seine Sammlungen von Kurzgeschichten, die sich großteils lesen wie die ersten Kapitel von Büchern und plötzlich enden. Kein Wunder also dass "Mr. Aufziehvogel der Roman zu einer dieser Kurzgeschichten ist.
Während ich z.B. "Wilde Schafsjagd" noch uneingeschränkt empfehlen kann, verlässt Murakami in seinen jüngsten Büchern wie "Gefährliche Geliebte" den phantastischen Bereich allerdings komplett, so dass diese Romane nur noch intteressant sind für Leute die (wie ich) einfach eine superb geschriebene Geschichte genießen wollen. Aber für diese sind auch die Romane von "Banana Yoshimoto eine gute Wahl - für den Großteil der Leser dieses Forums dürfte das aber uninteressant sein.

Der phantastische Aspekt von Mr. Aufziehvogel hält sich ja über weite Teile des Buches stark zurück. In der ersten Hälfte tauchen schliesslich nur ein paar Hellseher auf und der Hauptdarsteller hat wirre feuchte Träume. Viel spannender fand ich, wie Mr. Okada Stück für Stück den Boden unter den Füssen verliert und sich zu Taten hinreissen lässt, die er zu Anfang der Geschichte einfach nur milde belächelt hätte.

AlienQueen hat geschrieben:Der phantastische Aspekt von Mr. Aufziehvogel hält sich ja über weite Teile des Buches stark zurück.

Das sehe ich genauso. Murakamis Romane sind ja ohnehin eher Reisen in die Psyche und das Unterbewußte seiner Protagonisten. Ich wollte auch nur darauf aufmerksam machen, dass die jüngeren Romane in dieser Hinsicht garnichts mehr bieten. Hintergrund war eigentlich, dass viele Monster/Sci-Fi-Fans nur auf fantastische Literatur stehen und ich ihnen daher normalerweise Bücher empfehle, die zumindest noch einen Rest von Bezug dazu haben. Sehr empfehlenswert ist auch "Hard Boiled Wonderland", bei dem die Grenzen zwischen Bewußtem und Unbewußtem ständig überschritten werden - allerdings könnte es für Murakami-Einsteiger doch etwas anstrengender Stoff sein - trotzdem es so wunderbar geschrieben ist! Da bieten sich "Mr. Aufziehvogel" und "Wilde Schafsjagd" einfach eher an.

Wer also noch der Suche nach Strandlektüre ist, sollte es ruhig einmal mit einem Murakami versuchen  ;)

Wer übrigens keine Lust zum Lesen hat, kann sich Murakamis "Mr. Aufziehvogel" inzwischen auch als Hörbuch anschaffen! 24 (!!!) CDs zum Preis von 65 € sind sogar ein ziemlich fairer Preis.  YIYA

Ich persönlich lese aber lieber selbst...

meine frau hat übrigens schon wieder einen murakami hinter sich ... war nicht so gut wie der aufziehvogel, düsterer und, äh, schwerer.
es ging da um einen typen, dessen bekannte sich grösstenteils umbringen ... naja ...

Jaaaa.... bei Murakami weiß man nie so genau, was einen erwartet - aber gerade das macht es ja so spannend.

Sehr empfehlenswert sind jedenfalls noch "Wilde Schafsjagd" und "Hardboiled Wonderland", wobei letzteres nicht gerade seichter Stoff ist

Hi Ralo kannst du mir vielleicht einen Japanischen Krimi oder Gangster (Yakuza) Buch-Tipp geben ?
Würde gerne einmal ein Buch von einem Japanischen Autor lesen das in der Neuzeit spielt. Sollte allerdings schon eher realistisch bleiben und nicht zu sehr ins phantastische/mythologische gehen. Könnte gerne etwas freakige Charaktere und Geschichten sein, Hauptsache schööööön Japanisch.
Mir schwebt da ein Buch vor wie ein Kitano Film  8)

Sorry eli, aber japanische Thriller kenne ich leider nicht...
Von Murakami geht zwar manches in Richtung Detektiv-Story, aber die Yakuza oder Gangsterdramen kommen nicht drin vor...

O.K.

hä...?

Hey cool, ich les momentan "Wilde Schafsjagd", leider finde ich nicht immer soviel Zeit um es endlich fertig zu lesen, doch das was ich bis jetzt gelesen habe finde ich sehr amüsant, "Bewußtseinsverändernde Ohren" ::).

Gruß vom Milchtrinker

Ach mich freut's schon wenn sich überhaupt jemand durch meine Empfehlungen inspiriert fühlt! Ich hoffe nur dass von Murakami bald mal wieder ein Roman im "klassischen Stil" erscheint - Kafka am Strand war zwar schön und hatte tolle Momente, übte aber irgendwie nicht mehr ganz die Faszination seiner früheren Werke auf mich aus...

Über Google bin ich bei euch gelandet. Ich war gerade dabei weitere Informationen in Bezug auf Haruki Murakami einzuholen. M. ist wahrlich ein phantastischer Autor, im nicht SF-übertragendem Sinne. Seine "Schafs-Bücher" habe ich bereits im letzten jahr gelesen, und vorgestern bin ich dann mit Noakos Lächeln angefangen. 2 schlaflose Nächte weiter habe ich es dann zuschlagen können. Was übrig blieb war ein großer Kloß im Hals und das leere, erfüllte Gefühl dass nur WIRKLICH GUTE Bücher vermitteln. Murakami ist für mich absolut ein ganz ganz großer!

Ich habe bisher keine anderen Japanische Autoren gelesen und würde deshalb gerne wissen ob sich dieser Schreibstil bei anderen entdecken lässt und welcher Autor, im Sinne Murakamis, zu empfehlen ist. Vielen Dank im voraus!

Chris

Herzlich willkommen im Forum! Ich bin selbst noch auf der Suche nach einem japanischen Autoren, der Murakami das Wasser reichen kann, denn selten haben mich bücher so tief in eine andere Welt gezogen wie seine - ich hatte teilweise wirklich Schwierigeiten mich emotional davon zu lösen und vor wenig habe ich mehr Angst als vor dem Ende eines seiner Bücher... ich könnte wirlich immer weiter lesen.
Etrwas mit den genialen Schafs-Büchern vergleichbares habe ich leider noch nicht gefunden. Aber wenn Dir "Naokos Lächeln" gefallen hat, würde ich Dir "Kitchen" und "Tsugumi" von Banana Yoshimoto empfehlen. Ihr Erzähl- und Schreibstil ist Murakamis tatsächlich für mein Empfinden teilweise verblüffend ähnlich, nur hat das ganuze halt eine etwas "weiblichere" Note, was aber nicht abschrecken sollte.
Ansonsten forsche ich noch und werde demnächst mal ein paar Amazon-Tipps ausprobieren.

Was empfehlt ihr einem Neueinsteiger und was ist Haruki Murakami bestes oder bekanntestes Werk?
Ich brauche nämlich Lektüre für meinen Brasilien Aufenthalt.

Wirklich schlechte Bücher von ihm gibt es wohl garnicht, daher ist es vor allem eine Frage des Geschmacks.
Die als Phantastik-Fan würde ich zum Einstieg "Mr. Aufziehvogel" und "Wilde Schafsjagd" empfehlen. "Hard Boiled Wonderland" ist auch sehr gut, aber auch recht schwierig - zumal für Murakami-Einsteiger; nichtsdestotrotz für Phantastik/Murakami-Fans ein Muß mit bizarren Reisen ins Unterbewußte und Unterirdische.

Das bekannteste Buch von Haruki Murakami dürfte hierzulande wohl "Naokos Lächeln" sein - jenes Buch, das zum Split des Literarischen Quartetts führte Es ist wirklich eine bezaubernde, unglaublich lebendige und poetische Geschichte, aber gänzlich ohne fantastische Elemente.

Aber wie auch immer: Wer Murakami einmal verfallen ist, liest sowieso alles aus seiner Feder

Ich werde mich Morgen einlesen und entscheiden ob mir sein Stil zusagt. Danke für die Tips. Sind notiert.  :-*

Sorry, bei meinen Tipps gabs einen Riesenfehler!
Ich meinte als Tipp2 "Wilde Schafsjagd" und nicht "Tanz mit dem Schafsmann" - letzteres ist nämlich die (schwächere) Fortsetzung von "Wilde Schafsjagd". Hab's jetzt auch im alten Posting korrigiert.

Ansonsten viel Vergnügen - vor allem bei Deiner Reise!

Obrigado Ralo.

meine frau liest momentan sein "kafka am strand". letztens ist sie während der lektüre sogar in den falschen bus eingestiegen ... das ist wohl empfehlung genug

Hmmm... nunjah.... das Buch hat definitiv viele Stellen, die extrem fesseln, aber ich bin der Meinung, dass man doch schon etwas Muraami-Erfahrung haben sollte, da es stellenweise auch etwas zäh und (scheinbar ) ziellos daherkommt... ::) Ein tolles Buch ist aber auf jeden Fall - und die Gescxhmächer sind ja zum Glück auch verschieden.

Habe mich heute in den "Mr. Aufziehvogel" eingelesen. Der Schreibstil sagt mir sogar sehr zu, aber inhaltlich hat es mich weniger angesprochen.
Habe mich für eine klassischere Reiselektüre entschieden. Nämlich James Ellroy.
Deine Mühe war jedoch nicht ganz vergebens, da ich mir nun unter diesem Autoren etwas mehr vorstellen kann.  +++

Nunjaaaa... das Besondere an Murakamias Werken ist ja eigentlich gerade, dass der Inhalt, bzw. die Geschichte eigentlich eher nebensächlich ist... Sehr viel wichtiger ist das, was sich zwischen den Zeilen entwickelt und die Welt, die sich Stück für Stück im Kopf des Lesers entfaltet. Das ist unmöglich in der Kürze zu schreiben, dafür müßte ich jetzt eine seitenlange Analyse schreiben - aber dazu habe ich weder Zeit noch Lust, das muß man einfach erfahren

Dann werde ich den guten Mann wohl weiter im Auge behalten.

Mag sein, dass er Dir garnicht gefällt, aber mich schreckten die Inhaltsangaben auch erst ab ::) Was mich dann doich verleitete war der günstige Preis eine Remittenden und meine allgemeine Faszination für Japan
Übrigens gibt es in dem besagtem Buch auch eine sehr intensive Szene in der ein Mensch lebendig gehäutet wird, old Gorehound*



*Die verfolgte mich noch Wochenlang und bereitete mir ein sehr dumpfes Gefühl  in der Seele...