TROJA auf DVD
Verfasst: Mo 31.05.2004, 07:07
Nachdem nun Wolfgang Petersen seinen TROJA-Film in die Kinos gebracht hat, haben sich auch die DVD-Produzenten dieses Themas angenommen und einiges dazu veröffentlicht. Das ist ja ein bekannter Nebeneffekt, wenn eine aktuelle, neue Großproduktion in den Kinos startet, daß dann auch ältere Versionen dazu für das Heimkino erscheinen. So gesehen müssen wir alle Roland Emmerich für seinen falschen Godzilla dankbar sein.
Bekanntlich wird im neuen Film mit Homers Überlieferungen mehr als freizügig umgegangen und auf die griechische Göttermythologie ganz verzichtet. Ganz? Naja - fast - denn es gibt ja die kurze Szene in der sich Achilles mit seiner Mutter, der Meergöttin Thetis, über die Zukunft unterhält. Doch war es wohl eher die Absicht, Thetis als Sterbliche darzustellen, die aus nicht näher geklärten Gründen weiß, was die Zukunft bringen wird.
Das eigentliche Eingreifen der Götter in die Schlacht wurde ausgespart und das hat der Petersen-Film mit all seinen Vorläufern gemeinsam.
Als Videorecorder noch was ganz neues waren und sie sich kaum ein Normalbürger, geschweige denn ein Schüler, leisten konnte, da war der Kampf um Troja meine Lieblingssage, welche ich in Buchform mehr als einmal verschlungen habe. Darum interessiere ich mich auch heute noch für jede Verfilmung dieses Themas.
Erschienen sind in den letzten Wochen folgende DVDs:
DER UNTERGANG vON TROJA (Warner)
ist ein typisch alter amerikanischer Monumentalfilm, welcher gegenüber seinen italienischen "Kollegen" lediglich mit international prominenteren Namen im Stab und in den Nebenrollen aufwarten kann. Regie führte Robert Wise (Der Tag, an dem die Erde stillstand / Star Trek - Der Film).
Viel zuviel Zeit nimmt sich der Film mit der Liebesgeschichte zwischen Helena und Paris, bevor der trojanische Krieg beginnt. Ganz nebenbei wird in dieser Vorgeschichte das Verhältnis der Griechen zu den Trojanern geschildert. Neben der ausführlichen Vorstellung jener beiden Hauptakteure, kommen alle anderen Helden in dieser Hinsicht zu kurz.
Das sind Odysseus, Menelaos, Agamemnon, Achilles, Ajax, Diomedes, Nestor usw. und das war es auch schon. Auf trojanischer Seite kommen Hektor und Aeneas ebenso zu kurz.
Nach dem ersten Angriff der Griechen werden die Jahre des Krieges durch einen Erzähler überbrückt. Im Gegensatz zum Petersen-Film wird hier wenigstens erwähnt, daß selbst die Götter sich in diesem Kampf bekriegen - doch gibt es auch hier keine zu sehen (außer als Statuen). Der Krieg hält sich im Schnelldurchlauf an Homers Ilias und das Ende wirkt nicht ganz so "rangehängt", wie im neuen Film.
ACHILLES - DER ZORN DES KRIEGERS
AENEAS - HELD VON TROJA
TROJA - MYTHOS ODER REALITÄT (Dokumentation)
sind zusammen in einer 3-DVD-Box (McOne/Black Hill) erschienen. Die Dokumentation habe ich noch nicht gesehen, kann also nichts dazu schreiben.
AENEAS - HELD VON TROJA ist die direkte Fortsetzung des italienischen Films "Kampf um Troja" und zeigt die Erlebnisse der Troja-Überlebenden angeführt von Aeneas (Steve Reeves), aus dessen Geschlecht die Gründer Roms hervorgingen. Ich selbst finde diesen Streifen ziemlich belanglos und hätte mir gewünscht, daß stattdessen der genannte "Kampf um Troja" (ebenfalls mit Steve Reeves als Aeneas) in der Box gewesen wäre. Jener Film begann mit dem Tod Hektors, endete mit dem brennenden Troja und nahm sich zwischendurch Zeit für genreübliche Muskelspiele. In dieser Version war Paris der Bösewicht und die Griechen standen am Ende fast als eine Art von Befreier da. Dieser Film läuft übrigens am kommenden Freitag (04.06.) mal wieder im Free-TV auf Tele5 und wird sicher durch dusselige Spruchbänder und Dauerlogos so kaputt gemacht, dass das Einschalten nicht lohnt, wenn man den Film bereits kennt. Dieser Film hätte die Ereignisse aus "Achilles - Der Zorn des Kriegers" nahezu nahtlos fortgesetzt.
ACHILLES - DER ZORN DES KRIEGERS beginnt im zehnten Jahr des Krieges. Wie es dazu kam, wird nicht erklärt. Helena kommt nicht drin vor und wird erst kurz vor Schluss nebenbei erwähnt. Es gibt hier keine wirklich Bösen oder Guten und das unterscheidet diesen italienisch-französischen Film von fast allen anderen seiner Zunft. Das gilt auch für die Charakterzeichnungen. Der Film schildert recht ausführlich die Entzweiung von Achilles (Gordon Mitchell) und Agamemnon (Mario Petri) und endet nach dem Tode Hektors (Jaques Bergerac). Zwischendurch gibt es sogar ein paar Götterauftritte.
Der Film liegt im anamorphen 2,35:1-Format vor, der deutsche Ton klingt recht blechern und hat schon einge Defekte. Dazu kommt, daß der Film um einige Gewaltszenen geschnitten ist. Das galt allerdings auch schon für die westdeutsche Kinofassung "Achilles". Als Master diente aber offensichtlich eine italienische Filmkopie, die eigentlich vor der deutschen DVD-Erstellung nicht geschnitten gewesen sein dürfte.
Es existiert auch eine ostdeutsche Fassung "Der Zorn des Achilles". Diese Fassung enthält die Gewaltszenen, die in der westdeutschen Fassung entfernt wurden. Dafür fehlen hier über 20 Minuten Handlungsszenen. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass die ostdeutsche Fassung ein andere Synchro enthielt. Diese unterschied sich, abgesehen von den Sprechern, vor allem darin, dass die Texte ein wenig so klangen, als wären sie von Shakespeare. Und diese Fassung ist in der Box leider auch nicht enthalten.
HELENA VON TROJA (Universal)
ist eine zweiteilige TV-Verfilmung aus 2003 und hat mich auch nicht vom Hocker gehauen. Es ist aber die einzige Version, worin der "Schönheitswettbewerb" von Hera, Athene und Aphrodite drin vorkommt und Paris den goldenen Apfel übergibt. Auch wird hier Agamemnons Tochter den Göttern geopfert und der Krieg dauert 10 Jahre, die aber auch viel zu schnell vergehen. Wie im alten amerikanischen Film, wird auch hier (fernsehgerecht) viel zuviel Zeit für die Vorgeschichte Paris' geopfert, die in diesem Ausmaß erst Sinn hätte, wenn der Film doppelt so lang wäre. Jedenfalls sind die Griechen - vor allem Agamemnon und Achilles (mit Glatze und beide beste Freunde) - richtig miese Bösewichte.
Zum Hauptsympathieträger wird in dieser Version während der zweiten Hälfte Menelaos, der in allen anderen Fassungen ungerechterweise nie gut wegkam. Das Pferd (CGI) sieht beeindruckender als in dem Petersen-Film aus, aber auch hier wirkt es fast, wie vergessen und nachgedreht. Es wird noch nicht einmal klar, daß die Idee von Odysseus stammt.
Leider ist auch die deutsche Synchro nur unterster Durchschnitt. König Priamos wurde noch nicht einmal eingedeutscht und heißt hier Priam. Letzendlich nur empfehlenswert, wenn man Troja-Komplettist ist.
Übrigens: in der US-SF-Serie "Time Tunnel" wurde das Thema "Troja" auch mal angepackt und die betreffende Folge enthielt in den Massenszenen Aufnahmen aus der Robert Wise-Verfilmung. Außerdem gibt es da Szenen aus "Der Löwe von Sparta", worin aus Persern = Trojaner werden. Storybedingt sind auch hier eher die Trojaner die Bösen, denn immerhin foltern sie unseren Tony Newman (James Darren). Und gab es in "Xena" nicht auch einmal eine Troja-Geschichte?
Bekanntlich wird im neuen Film mit Homers Überlieferungen mehr als freizügig umgegangen und auf die griechische Göttermythologie ganz verzichtet. Ganz? Naja - fast - denn es gibt ja die kurze Szene in der sich Achilles mit seiner Mutter, der Meergöttin Thetis, über die Zukunft unterhält. Doch war es wohl eher die Absicht, Thetis als Sterbliche darzustellen, die aus nicht näher geklärten Gründen weiß, was die Zukunft bringen wird.
Das eigentliche Eingreifen der Götter in die Schlacht wurde ausgespart und das hat der Petersen-Film mit all seinen Vorläufern gemeinsam.
Als Videorecorder noch was ganz neues waren und sie sich kaum ein Normalbürger, geschweige denn ein Schüler, leisten konnte, da war der Kampf um Troja meine Lieblingssage, welche ich in Buchform mehr als einmal verschlungen habe. Darum interessiere ich mich auch heute noch für jede Verfilmung dieses Themas.
Erschienen sind in den letzten Wochen folgende DVDs:
DER UNTERGANG vON TROJA (Warner)
ist ein typisch alter amerikanischer Monumentalfilm, welcher gegenüber seinen italienischen "Kollegen" lediglich mit international prominenteren Namen im Stab und in den Nebenrollen aufwarten kann. Regie führte Robert Wise (Der Tag, an dem die Erde stillstand / Star Trek - Der Film).
Viel zuviel Zeit nimmt sich der Film mit der Liebesgeschichte zwischen Helena und Paris, bevor der trojanische Krieg beginnt. Ganz nebenbei wird in dieser Vorgeschichte das Verhältnis der Griechen zu den Trojanern geschildert. Neben der ausführlichen Vorstellung jener beiden Hauptakteure, kommen alle anderen Helden in dieser Hinsicht zu kurz.
Das sind Odysseus, Menelaos, Agamemnon, Achilles, Ajax, Diomedes, Nestor usw. und das war es auch schon. Auf trojanischer Seite kommen Hektor und Aeneas ebenso zu kurz.
Nach dem ersten Angriff der Griechen werden die Jahre des Krieges durch einen Erzähler überbrückt. Im Gegensatz zum Petersen-Film wird hier wenigstens erwähnt, daß selbst die Götter sich in diesem Kampf bekriegen - doch gibt es auch hier keine zu sehen (außer als Statuen). Der Krieg hält sich im Schnelldurchlauf an Homers Ilias und das Ende wirkt nicht ganz so "rangehängt", wie im neuen Film.
ACHILLES - DER ZORN DES KRIEGERS
AENEAS - HELD VON TROJA
TROJA - MYTHOS ODER REALITÄT (Dokumentation)
sind zusammen in einer 3-DVD-Box (McOne/Black Hill) erschienen. Die Dokumentation habe ich noch nicht gesehen, kann also nichts dazu schreiben.
AENEAS - HELD VON TROJA ist die direkte Fortsetzung des italienischen Films "Kampf um Troja" und zeigt die Erlebnisse der Troja-Überlebenden angeführt von Aeneas (Steve Reeves), aus dessen Geschlecht die Gründer Roms hervorgingen. Ich selbst finde diesen Streifen ziemlich belanglos und hätte mir gewünscht, daß stattdessen der genannte "Kampf um Troja" (ebenfalls mit Steve Reeves als Aeneas) in der Box gewesen wäre. Jener Film begann mit dem Tod Hektors, endete mit dem brennenden Troja und nahm sich zwischendurch Zeit für genreübliche Muskelspiele. In dieser Version war Paris der Bösewicht und die Griechen standen am Ende fast als eine Art von Befreier da. Dieser Film läuft übrigens am kommenden Freitag (04.06.) mal wieder im Free-TV auf Tele5 und wird sicher durch dusselige Spruchbänder und Dauerlogos so kaputt gemacht, dass das Einschalten nicht lohnt, wenn man den Film bereits kennt. Dieser Film hätte die Ereignisse aus "Achilles - Der Zorn des Kriegers" nahezu nahtlos fortgesetzt.
ACHILLES - DER ZORN DES KRIEGERS beginnt im zehnten Jahr des Krieges. Wie es dazu kam, wird nicht erklärt. Helena kommt nicht drin vor und wird erst kurz vor Schluss nebenbei erwähnt. Es gibt hier keine wirklich Bösen oder Guten und das unterscheidet diesen italienisch-französischen Film von fast allen anderen seiner Zunft. Das gilt auch für die Charakterzeichnungen. Der Film schildert recht ausführlich die Entzweiung von Achilles (Gordon Mitchell) und Agamemnon (Mario Petri) und endet nach dem Tode Hektors (Jaques Bergerac). Zwischendurch gibt es sogar ein paar Götterauftritte.
Der Film liegt im anamorphen 2,35:1-Format vor, der deutsche Ton klingt recht blechern und hat schon einge Defekte. Dazu kommt, daß der Film um einige Gewaltszenen geschnitten ist. Das galt allerdings auch schon für die westdeutsche Kinofassung "Achilles". Als Master diente aber offensichtlich eine italienische Filmkopie, die eigentlich vor der deutschen DVD-Erstellung nicht geschnitten gewesen sein dürfte.
Es existiert auch eine ostdeutsche Fassung "Der Zorn des Achilles". Diese Fassung enthält die Gewaltszenen, die in der westdeutschen Fassung entfernt wurden. Dafür fehlen hier über 20 Minuten Handlungsszenen. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass die ostdeutsche Fassung ein andere Synchro enthielt. Diese unterschied sich, abgesehen von den Sprechern, vor allem darin, dass die Texte ein wenig so klangen, als wären sie von Shakespeare. Und diese Fassung ist in der Box leider auch nicht enthalten.
HELENA VON TROJA (Universal)
ist eine zweiteilige TV-Verfilmung aus 2003 und hat mich auch nicht vom Hocker gehauen. Es ist aber die einzige Version, worin der "Schönheitswettbewerb" von Hera, Athene und Aphrodite drin vorkommt und Paris den goldenen Apfel übergibt. Auch wird hier Agamemnons Tochter den Göttern geopfert und der Krieg dauert 10 Jahre, die aber auch viel zu schnell vergehen. Wie im alten amerikanischen Film, wird auch hier (fernsehgerecht) viel zuviel Zeit für die Vorgeschichte Paris' geopfert, die in diesem Ausmaß erst Sinn hätte, wenn der Film doppelt so lang wäre. Jedenfalls sind die Griechen - vor allem Agamemnon und Achilles (mit Glatze und beide beste Freunde) - richtig miese Bösewichte.
Zum Hauptsympathieträger wird in dieser Version während der zweiten Hälfte Menelaos, der in allen anderen Fassungen ungerechterweise nie gut wegkam. Das Pferd (CGI) sieht beeindruckender als in dem Petersen-Film aus, aber auch hier wirkt es fast, wie vergessen und nachgedreht. Es wird noch nicht einmal klar, daß die Idee von Odysseus stammt.
Leider ist auch die deutsche Synchro nur unterster Durchschnitt. König Priamos wurde noch nicht einmal eingedeutscht und heißt hier Priam. Letzendlich nur empfehlenswert, wenn man Troja-Komplettist ist.
Übrigens: in der US-SF-Serie "Time Tunnel" wurde das Thema "Troja" auch mal angepackt und die betreffende Folge enthielt in den Massenszenen Aufnahmen aus der Robert Wise-Verfilmung. Außerdem gibt es da Szenen aus "Der Löwe von Sparta", worin aus Persern = Trojaner werden. Storybedingt sind auch hier eher die Trojaner die Bösen, denn immerhin foltern sie unseren Tony Newman (James Darren). Und gab es in "Xena" nicht auch einmal eine Troja-Geschichte?