LORELEI-Witch of the Pacific ist der erste von drei im Jahre 2005 veröffentlichten Filmen, die auf Romanen des japanischen Autoren Harutoshi Fukui basieren, wobei die anderen beiden das G.I.SAMURAI-Remake Sengoku jieitai 1549 sowie der Terroristen-Actioner AEGIS sind. Allen drei Filmen wird eine Tendenz zum Nationalismus und Militarismus vorgeworfen, und zumindest bei LORELEI lässt sich der Vorwurf auch nicht gänzlich von der Hand weisen, wobei sich aber alles im Bruckheimer-üblichen Pathos-Rahmen abspielt. Überhaupt gemahnt dieser Fantasy-angehauchte U-Boot-Knaller recht stark ans amerikanische Kino, zu Musik im Stile gängiger Hans Zimmer-Scores dürfen unsere Helden ihren heroischen Taten nachgehen, und für Führer, sorry, Kaiser, Volk und Vaterland Gesundheit und Leben aufs Spiel setzen. Zeitlich angesiedelt ist LORELEI in den allerletzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima. Als letztes Mittel, um weitere Atombombenabwürfe auf japanischem Territorium zu verhindern, schickt man Kapitän Masami mit dem von den Nazis erhaltenen HighTech-U-Boot I-507 auf große Fahrt, um einen US-Zerstörer abzufangen, welcher Bomben zu einem auf den Mariannen-Inseln gelegenen Luftwaffenstützpunkt transportiert. An Bord der I-507 befindet sich eine LORELEI genannte Geheimwaffe aus deutschen Landen, die offensichtlich auch den Amerikanern bekannt ist, und die sich als Dreh- und Angelpunkt einer politischen Verschwörung herausstellt. Mehr von der Story zu verraten wäre unfair, da das Drehbuch doch mit einigen Überraschungen aufzuwarten vermag, die den Film von üblichen U-Boot-Streifen wie U-571 und ähnlichen Knallern angenehm unterscheiden.
Regie führt bei LORELEI Shinji Higuchi, bislang nur als Mitstreiter des Animestudios GAINAX (Neon Genesis Evangelion) und als versierter SFX-Fachmann (GAMERA-Trilogie, SAKUYA, CASSHERN) in Erscheinung getreten, und er macht seinen Job nicht nur für einen Debütanten sehr ordentlich, so dass Langeweile über die gesamte Laufzeit von 128 Minuten ein Fremdwort ist. Visuell erweist sich der Film dabei als gediegen, aber kaum innovativ oder eigenständig, von einigen Anime-artigen Effektszenen abgesehen versprüht LORELEI optisch die Atmosphäre teurer US-Blockbuster. Die Effektarbeit erweist sich als solide, kann aber nicht durchgängig ein hohes Niveau halten, gerade einige Überwasserszenen fallen durch eine gewisse Künstlichkeit und Kontrastarmut auf, ohne aber irgendwie schäbig zu wirken. Von einem Effektpionier wie Higuchi hätte man aber vielleicht doch etwas mehr erwartet, vor allem, da das Budget des Filmes mit 12 Millionen US$ für japanische Verhältnisse sehr üppig bemessen ist. Geholfen hätte hierbei sicher eine etwas artifiziellere Bildgestaltung, die schon bei CASSHERN für ein homogenes Gesamtbild gesorgt hat und die dort Budget-bedingte Effektdefizite geschickt zu kaschieren half. Trotz angesprochener Effektschwächen weiß LORELEI mit einigen durchaus spektakulären Szenen zu begeistern, gerade die Unterwasserszenen gefallen fast durchgängig.
Weitere Schwächen leistet sich der von TOHO und FUJI-TV koproduzierte Eventfilm im Bereich menschliches Drama, viel Hollywood-typischer Kitsch inklusive heroischer Todessehnsucht und aufwühlendem Orchesterschwulst sorgen dafür, dass die Charaktere in den gängigen Stereotypen versumpfen und Tragik bloße Behauptung bleibt.
Ach ja, die Musik, wie schon erwähnt klingt sie sehr nach Hans Zimmer, ist auch durchaus professionell eingespielt, Individualität ist ihr aber ebenso fern wie ein folkloristischer Bezug zu Japan, professionell gemachter akustischer Einheitsbrei eben.
Die angesprochenen nationalistischen Elemente relativieren sich glücklicherweise im Verlauf des Filmes etwas, der militaristische Mief bleibt, obwohl unser Kapitän sich über die Maßen liberal gebärdet.
Trotzdem macht LORELEI Spaß, wer Freude an dieser Art von Filmen hat kann also unbesehen zugreifen, und gerade einem hollywood-gestählten Publikum dürften die angesprochenen Schwächen deutlich weniger auffallen als dem Liebhaber südostasiatischer Filmkunst, welcher aber auch ruhig mal einen Blick riskieren sollte. Insgesamt betrachtet präsentiert sich LORELEI als teurer, aber nicht großer Film, der unterhaltsame Big Budget-Kost bietet und trotz seiner Mängel Lust auf weitere Eventfilme made in Japan macht.
7/10
Zur DVD:
Ich habe die Standard-Edition, welche auf 2 Discs daherkommt. Disc 1 beinhaltet den Hauptfilm und keinerlei Extras, diese befinden sich logischerweise auf Disc 2.
Bild: Der Film liegt in anamorphem 2,35:1-Format vor, das Bild präsentiert sich dabei als gut, verfehlt aber dank einer bemerkbaren Weichheit deutlich Referenzqualitäten. Dafür ist es sauber und großteils kontrastreich, von einigen Effektszenen abgesehen, was aber am Ausgangsmaterial liegt.
Ton: Zur Auswahl stehen eine Dolby Digital 5.1 EX sowie eine DTS-ES-Tonspur, die sich wie so häufig bei japanischen Filmen nicht großartig unterscheiden. Beide sind sauber abgemischt, begeistern können sie aber nur in den Actionszenen, in denen dann auch Subwoofer und Rearspeaker kräftig gefordert werden, ansonsten ist der Ton sehr frontorientiert. Schönerweise bleibt der Bass immer kompakt, übermäßiges Dröhnen wie z.B. bei CASSHERN gibt es also nicht. Insgesamt also ein noch sehr guter Ton.
Englische Untertitel sind vorhanden, dank englischsprachiger Autoren sind sie grammatisch und orthographisch auch korrekt.
Extras: Da gibt´s viele, Trailer, TV-Spots, Dokus, hab nur mal durchgezappt, vielleicht analysiert Morty sie ja mal tiefer.
Insgesamt ein netter Film auf einer schönen Disc, letztendlich kann man aber auch auf eine andere, sicher preiswertere Veröffentlichung warten, denn essentiell ist weder der Film noch seine DVD.
Lorelei: The Witch of the Pacific Ocean
- Joan_Landor
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- Registriert: Do 06.01.2005, 15:32
Na ja, eigentlich bietet LORELEI nunmal nur wenig, was diverse Hollywood-Filme nicht genauso oder besser böten. Was an dem Film spiegelt denn Higuchis Talent ideal wieder? Sei mal nicht so wortkarg!Morty hat geschrieben:Es wundert mich, dass Deine Review vergleichsweise so schwach ausgefallen ist.
9/10 würde ich sagen. Hab ihn nun schon 2x gesehen und bin begeistert. Bis auf einige mäßige CGIs ein grandioser Film, der Higuchi's Talent ideal wiederspiegelt.
Martin
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Was der Film an seinem Talent wiederspiegelt ist nur die SFX Arbeit, weil sein Talent als Regisseur kannten wir ja zuvor noch nicht.
Ich kann mich dieser mäßigen Kritik absolut nicht anschließen, ich bin von Lorelei absolut begeistert und für mich ist er bisher der beste japanische Film 2005. Die Story war klasse, die Schauspieler alle sehr genial und die meisten von denen hab ich zuvor schon lieb gewonnen und die Musik finde ich auch großartig. Aber Geschmäcker sind ja verschieden, für mich bekommt der Film daher eine eindeutige
10 / 10
Ich kann mich dieser mäßigen Kritik absolut nicht anschließen, ich bin von Lorelei absolut begeistert und für mich ist er bisher der beste japanische Film 2005. Die Story war klasse, die Schauspieler alle sehr genial und die meisten von denen hab ich zuvor schon lieb gewonnen und die Musik finde ich auch großartig. Aber Geschmäcker sind ja verschieden, für mich bekommt der Film daher eine eindeutige
10 / 10
Aber hast Du Dich nicht selbst an den durchwachsenen FX gestört? So toll sind sie doch nicht, dass man deswegen gleich in Lobeshymnen ausbrechen möchte. Hab mir danach mal den David Twohy-Streifen BELOW reingezogen (schöner U-Boot-Gruselstreifen übrigens), der auch nicht sooo teuer war, und dessen mittlerweile schon 3 Jahre alten Effekte LORELEI aber reichlich alt aussehen lassen. Wobei ich glaube, dass LORELEI billiger war als angegeben, würde mal auf die Hälfte tippen.Morty hat geschrieben:@kami:
Higuchi's SFX-Talent, so hätte es vielleicht besser gepasst (müssen wir das vertiefen?).
Martin