WHIRLWIND (Shikonmado: Dai Tatsumaki)

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kami
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WHIRLWIND (Shikonmado: Dai Tatsumaki)

Beitrag von kami »

WHIRLWIND (Shikonmado: Dai Tatsumaki)

3 Jahre nach TALE OF OSAKA CASTLE inszenierte Regisseur Hiroshi Inagaki eine Art Nachfolger, der zwar andere Charaktere in den Mittelpunkt der Handlung stellt, aber im Prinzip genau dort beginnt, wo der Vorgänger endete, nämlich beim Fall der Burg Osaka. In der Burg herrscht Chaos und Verzweiflung, die Toyotomi-Samurai, welche nicht gerade noch letzten Widerstand leisten, halten sich an den panisch rumlaufenden weiblichen Burgbewohnern schadlos, um sich danach stilvoll den Bauch aufzusäbeln. In dieser Situation werden die Protagonisten des Filmes vorgestellt, in deren Mitte 3 Samurai stehen: Einer möchte einen verzweifelten, selbstmörderischen Ausfall wagen, der zweite sucht nach einem geeigneten Platz, um beim geplanten Seppuku die schöne Aussicht genießen zu können, während Samurai Nr.3 das Weite suchen und sein Glück im Zivilleben versuchen möchte.
Eine Hofadlige versucht derweilen, den Toyotomi-Erben unbeschadet aus der Gefahrenzone zu bringen, ein Unterfangen, bei dem ihr der widerstrebende Seppuku-Kandidat helfen muss.
Und dann wären letztendlich noch ein verräterischer Samurai, der den Garnisonskoch überredet, mit ihm zusammen die Burg anzuzünden und sich damit beim Feind, der Tokugawa-Armee zu empfehlen. Im weiteren Verlauf des Filmes sind die beiden Halunken dann auch undercover für die Tokugawas tätig, um noch vorhandene Widerstandsnester der Toyotomi-Loyalisten auszuheben.
Die Handlung verfolgt nun die Erlebnisse dieser Charaktere, die in einem Strudel von Verschwörungen, Liebe und Verrat gefangen sind, bis letztendlich der titelgebende Wirbelsturm dem Treiben ein Ende setzt.
Berichtet TALE OF OSAKA CASTLE (im weiteren ToOC) noch von einem epischen Konflikt begibt sich WHIRLWIND auf eine deutlich persönlichere Ebene, die Machtverhältnisse im Land sind geklärt, jetzt geht es eher um persönliche Motive wie Rache oder Bereicherung, die das Handeln der Protagonisten bestimmen. Da ist es um so schöner, dass die Charaktere deutlich mehr Tiefe als im Vorgänger besitzen, was in Kombination mit einem wesentlich schlüssigeren Drehbuch die persönliche Involvierung des Zuschauers in die Handlung und deren Nachvollziehbarkeit auch für ein westliches Publikum erlaubt. Da stört es dann auch gar nicht, dass Toshiro Mifune diesmal nur in einer kleinen, aber feinen Nebenrolle auftaucht, zumal die Hauptdarsteller allesamt sehr überzeugend agieren und ihren Charakteren sehr plastisch Gestalt verleihen.
Ein Großteil des Teams, welches schon am Vorgänger mitgearbeitet hat, ist bei WHIRLWIND wieder dabei, so z.B. Kameramann Kazuo Yamada, dessen Bilder auch hier den betriebenen Aufwand deutlich widerspiegeln, dabei aber eindringlicher und prägnanter als in ToOC wirken. Und es gibt auch wieder einiges zu sehen, so gleich zu Beginn der Sturm auf die Burg, bei dem allerdings auch Stock Footage aus ToOC verwendet wurde, jede Menge schöner neuer Aufnahmen machen diese Spektakelszenen aber trotzdem zu einem echten Eyecatcher. FX-Mann Eiji Tsuburaya darf dann auch zum Schluss noch mal richtig sein Können unter Beweis stellen, wenn er den Wirbelsturm zum Leben erweckt (den ich zuerst nur metaphorisch benutzt glaubte), sehr schöne und mitreißende Szenen.
Die Ausstattung steht dem Vorgänger in nichts nach, ist also sehr edel. Ein Schwachpunkt von ToOC waren die etwas unspektakulären Actionszenen, aber auch da schlägt sich WHIRLWIND souverän, die häufigen Fights wissen durch ihre dramatische Inszenierung durchaus zu gefallen, allerdings sind sie auch diesmal relativ unblutig.
Ebenfalls wieder dabei ist Akira Kurosawa, der im Verbund mit Kan Ishi (Gorath) den sehr stimmungsvollen Soundtrack beisteuert, der sich aber so fundamental vom ToOC-Score unterscheidet, dass ich ihn eher Masaru Sato zugeschrieben hätte. Dominierten dort nämlich ruhige, epische Klänge mit düsterem Einschlag, wird die WHIRLWIND-Tonspur von treibender, teilweise recht Percussion-lastiger Musik beherrscht, die aber wunderbar mit dem Geschehen auf der Leinwand harmoniert.
Wie man sieht sind die Einzelkomponenten des Filmes ohne Ausnahme überzeugend, in ihrer Gesamtheit ergeben sie einen außerordentlich unterhaltsamen, spannenden und stimmungsvollen Blick auf den Beginn der Edo-Zeit, den sich kein Chambara-Liebhaber entgehen lassen sollte, der aber auch Einsteiger auf den Geschmack bringen sollte. WHIRLWIND ist kein herausragendes Meisterwerk wie SWORD OF DOOM, dazu ist er trotz durchaus ambivalenter Charaktere etwas zu glatt und auch formal zu konventionell, er bietet aber rundum gelungene Mainstream-Unterhaltung der intelligenten Sorte.

8,5/10
Martin
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