@Brainbug
Super das es dir gefällt, aber guck lieber erstmal den Anime, sonst verliert dieser seine Überraschungsmomente
Attack on Titan (J 2015)
Eines Tages erhoben sich fürchterliche, menschenfressende Titanen und brachten die gesamte Menschheit an den Rand der Vernichtung. Wenige Überlebende errichteten daraufhin 3 gewaltige Mauern, um sich vor den fürchterlichen Titanen zu schützen. Der Plan ging auf, die restlichen Menschen lebten in Frieden und die Titanen wurden zur Schauerlegende. 100 Jahre später hat der junge Eren das Leben innerhalb der Mauern satt und will die Außenwelt erkunden. Er glaubt nicht an das Märchen der Titanen, bis eines Tages ein gewaltiger Titan erscheint und ein Loch in die Mauer bricht. Kurz darauf kriechen weitere Titanen durch das Loch und fallen über die Menschen her. Erens Heimat wird von den Menschheit aufgegeben, doch als in den anderen Gebieten die Nahrungsmittel knapp werden, versucht ein Himmelfahrtskommando das von Titanen verseuchte Gebiet zurückzuerobern...
"Attack on Titan" das ist der momentane Riesenhit aus Japan, der von vielen Menschen auch gerne als Japans Antwort auf "Game of Thrones" verstanden wird. Wer die Vorlage kennt weiß warum, weil die Geschichte derart voller Wendungen ist und so viele geliebte Charaktere sterben das man sich nur noch an die Stirn klatschen möchte. Das bei solch einem weltweiten Hit irgendwann auch die Filmindustrie aufmerksam wird, war natürlich zu erwarten. Überraschenderweise waren es ausgerechnet die japanischen Toho Studios, die sich die Lizenz für eine Verfilmung sicherten und, dank der Komplexität der Vorlage, gleich 2 Filme am Stück ankündigten. Die Verfilmung sollte mit einem Budget von ca. 40 Millionen Dollar die bisher teuerste Produktion Japans werden, doch schon wenige Monate später kam alles anders. Der Regisseur geriet in Streit mit Toho und stieg schließlich aus dem Projekt aus. Die Suche nach einem neuen Regisseur ging relativ schnell, da sich SFX Spezialist Shinji Higuchi sehr an dem Stoff interessiert zeigte. Das er Toho auch noch vorschlug, den Film um Welten günstiger drehen zu können, machte den Deal perfekt. Für Higuchi war von Anfang an klar, dass er die komplexe Vorlage niemals originalgetreu in 2 Filmen unterbringen konnte. Zwar gab Toho einer zusätzlichen TV Serie grünes Licht, doch auch diese reichte nicht für eine anständige Adaption. und so beschloss Higuchi mit seinem Team ein eigenes Werk zu kreieren, welches nur noch lose auf der Vorlage basierte und damit auch Neulinge anlocken sollte. Toho sparte nicht an Kosten und lies eine gewaltige Werbekampagne starten, noch ehe die Dreharbeiten überhaupt begonnen hatten. Schließlich kosteten die beiden Filme selbst ja vllt. grad mal die Hälfte vom ursprünglich geplanten Budget. Die Mühe zahlte sich anfangs aus, weil der erste Film es direkt an die Spitze der japanischen Kinocharts schaffte. Doch Negativpresse und starke Konkurrenz in Form von Filmen wie "Jurassic World" verwies die Titanen ziemlich schnell auf die hinteren Plätze. Toho dürften alleine durch die Einnahmen des ersten Filmes das Filmbudget wieder eignespielt haben, doch der erhoffte Mega-Erfolg blieb aus.
Die Verfilmung beginnt auf eine eher ungewöhnliche Art und Weise, in welcher dem Zuschauer in Cartoon Form die Vorgeschichte erzählt wird. Direkt im Anschluss beginnt das Geschehen innerhalb der Mauern und zur Überraschung aller Kenner der Vorlage findet die Geschichte nicht nur in Japan statt, sondern sogar in einer postapokalyptischen Zukunft. Alte Bomben und zerstörte Hubschrauber sind Zeugen dafür, dass die Zukunft dieses Filmes unsere eigene ist, während die Vorlage noch im Mittelalter spielte. Doch dies ist nicht die einzige Veränderung, da die wichtigsten Charaktere ebenfalls sehr wenig mit ihrer Vorlage gemein haben. Das beste Beispiel wäre die Figur des Eren. War dieser in der Vorlage noch ein rachsüchtiger "Soziopath", dessen Wunsch auf Rache und die Außenwelt zu sehen völlig nachvollziehbar war, ist dieser Eren lediglich von seinem Leben gelangweilt und möchte deswegen die Mauern verlassen. Er glaubt sogar noch nicht einmal an die Existenz der Titanen. Eine weitere krasse Umwandlung, und hier waren die meisten Fans wütend, machte der Charakter der Mikasa durch. Wo Eren und Mikasa in der Vorlage eine sehr tiefe und persönliche Beziehung zueinander hatten, ist das Verhältnis zwischen ihr und Eren in der Verfilmung sehr abgehärtet. Mikasa lässt sich sogar von einem anderen Mann "steuern" und ist damit nicht ganz die starke Persönlichkeit der Vorlage, was sehr viele Fans wütend gemacht hat. Auch einige der anderen Charaktere machten heftige Wandlungen durch, andere wurden durch neue Charaktere ersetzt etc. Da die Vorlage gerade von diesen Figuren lebte, siegt oder fällt die Verfilmung mit der Akzeptanz dieser Veränderungen. Was Higuchi und seinem Team aber verdammt gut gelungen sind, ist die Darstellung der Titanen. Diese sind sogar noch unheimlicher und widerlicher als in der Vorlage und geben sogar ein widerliches Lachen von sich. Diese Gestalten wurden mithilfe von verkleideten Darstellern vor Green Screens realisiert, wodurch es Higuchi und seinem Team möglich war, so viele Titanen wie möglich in den Film unterzubringen. Und fürwahr, so viele Monster hat man noch nie in einem japanischen Riesenmonsterfilm gesehen. Die Kreaturen sind einfach nur fantastisch designt und das gruseligste, was das Genre aus Japan bisher hervorgebracht hat. Überraschenderweise sparte Higuchi auch nicht an Splattereffekten, da er sehr ausführlich zeigt wie die Titanen ihre Opfer regelrecht zerreissen. Kaum greifen die Titanen an, werden die Straßen blutgetränkt und überall liegen die Körperteile herum. Da passt es auch, dass Higuchi sich atmosphärisch an einem ähnlichen Look wie Gareth Edwards "Godzilla" herangewagt hat, in welchem auch vieles sehr düster und "grau" war. "Attack on Titan" ist eine düsterer und schmutziger Film. Er erinnert sogar ziemlich an einen Zombiefilm, nur das die "Zombies" riesig und monströs sind.
FAZIT
"Attack on Titan", eine Verfilmung wo "Attack on Titan" draufsteht, aber sehr wenig "Attack on Titan" drinnen steckt. Zwar gibt es auch hier die Mauer, menschenfressende Titanen und Figuren mit den selben Namen, doch da hören die Ähnlichkeiten auch schon wieder auf. Diese Verfilmung hat mit der Vorlage kaum etwas zu tun und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Die Vorlage ist derart komplex, dass sie nicht umsonst als der japanische "Game of Thrones" gehandelt wird. Solch einen komplexen Stoff in 2 Filmen unterbringen zu wollen wäre Wahnsinn gewesen und das hat Regisseur Shinji Higuchi bestens erkannt. Er hat aus dem Stoff einen reinen Monster- bzw. Horrorfilm gemacht, weil das Werk derart brutal ausgefallen ist, dass ich dieses glatt dem Horror-Genre zuordnen würde. Die Titanen tun da ihr übriges, weil sie das bisher unheimlichste sind, was das japanischen Daikaiju-Kino bisher hervorgebracht hat. Nicht nur das diese Biester hässlich wie die Nacht sind, sie lachen sich auch kaputt darüber, wenn sie hilflose Menschen zerfetzen und fressen. Diese Moster haben im wahrsten Sinne des Wortes Spaß am Morden. Das SFX Team hat wahrlich grandiose Arbeit geleistet, um die Titanen so furchterregend wie möglich darzustellen. Die Brutalität, mit welcher sie Menschen regelrecht zerfetzen, tut da noch ihr übriges und hatte ich in der Form nicht erwartet. Die Atmosphäre ist auch konstant düster gehalten und verzichtet größtenteils auf Humoreinlagen, was den Horror-Effekt zusätzlich untermalt. Über die Darsteller möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren, viele Kritiken bezeichneten sie als hölzern, mir persönlich sind die Jungdarsteller jetzt nicht so negativ aufgefallen. Da gabs in anderen japanischen Filmen schon viel schlechtere Darstellerleistungen. Alles in allem muss man sagen, dass hier "Attack on Titan" draufsteht, aber kaum "Attack on Titan" drinsteckt. Für die Meisten dürfte das an Blasphemie grenzen (wohl der Großteil der Japaner) und für die Anderen dürfte es etwas neues sein. Ich gehöre eindeutig in die zweite Kategorie. Da der Film völlig als reiner Monsterfilm aufgezogen wurde und auch die Figuren völlig verändert wurden, konnte ich nie sicher sein was als nächstes passiert und so war es selbst für mich als Fan der Vorlage ein sehr spannendes Erlebnis. Das der Soundtrack mir auch noch sehr gefiel, will auch auch nochmal erwähnt haben. Wer den Film nicht unter dem Gesichtspunkt einer "Attack on Titan" Adaption sich anschaut, dürfte sehr viel Spaß an dem Werk haben. Ich persönlich bin total begeistert und meiner Meinung nach war dies der beste japanische Daikaiju-Film seit "Gamera 3 : Revenge of Irys". Aber da das Werk den Anspruch erhebt eine "Attack on Titan" Adaption zu sein, muss ich leider einen Punkt abziehen, weil in diesem Punkt hat Higuchi völlig versagt. Ansonsten ist dieser erste Film fantastisch gewesen und ich bin gespannt wie es im 2. Film weitergehen wird.
09 / 10