Edith Hanson, diese Dame kennen wir zuallererst als Tom's gestrenge Mutter Elsa in "Gamera gegen Guiron Frankensteins Monsterkampf im Weltall". In dieser Rolle lässt sie uns an ihren unverrückbaren Erziehungserkenntnissen teilhaben, die nicht mal vor Polizist Kondo halt machen.
Ganz anders gab sie sich als Moderatorin auf der Weltausstellung 1970 in Osaka. Im Telekommunikationspavillion stellte sie dem staunenden Publikum ein unglaubliches Wunder der Zukunft vor: Das Mobiltelefon. Ich gehe davon aus, daß man dieses aber nicht mit dem Handy verwechseln sollte, daß es sich also nur um ein Heimtelefon mit Funkverbindung zur Basis im Wohnzimmer oder dem Flur handelte.
Sei's drum, während Displays von Raumstationen, und Plexiglasattrappen flacher Turbinenwagen nur eine Zukunft versprachen (Auf die wir heute noch warten), funktionierte das Telefon tatsächlich ! Hier, jetzt, auf der Bühne im Pavillion. In der Hand eines staunenden Besuchers, und daneben Edith Hanson, die das Geschehen charmant und in fließendem Japanisch begleitete.
Davon könnt ihr euch sogar selbst überzeugen. Unter der Adresse "https://www.youtube.com/watch?v=FIv6mC4-SEg" läuft ein kurzer Dokumentarfilm über einige Eindrücke dieser Weltausstellung. Der Telekommunikationspavillion mit Miss Hanson als Moderatorin ist ab Minute 4:00 zu sehen.
Absolut bewundernswert wie perfekt sicher sie sein muß in der japanischen Sprache, um problemlos vor Publikum zu moderieren, und sogar einen Telefonteilnehmer trotz eingeschränkter Sprachqualität zu verstehen. Das sahen die Daiei Studios sicher gerne, als sie unter Noriaki Yuasa's Regie ein Jahr zuvor Tom's Mutter spielte. Ich vermute sie gelangte an der Seite eines US Soldaten nach Japan, wie sie uns in weiteren Rollen westlicher Darsteller in zahlreichen Kaiju- und Tokusatsufilmen begegnen. Andere Beispiele weiblicher Darsteller aus dem Westen sind Kathy Horan, Linda Miller oder Peggy Neal. Weitere berufliche Engagements von Miss Hanson in Japan sind mir aber (noch) nicht bekannt.
Dafür hatte die Weltausstellung selbst noch weitere "Engagements": So spielt sie eine große Rolle im bereits nächsten Gamera Film "Gamera gegen Jiggar Frankensteins Dämon bedroht die Welt". Und die futuristischen Gebäude des Weltkinderlandes in "Frankensteins Höllenbrut", sind durch Pavillions der Ausstellung inspiriert, bzw. fast unverändert übernommen. In einer Episode der experimentellen Fernsehserie "Japan Anime(tor) Theater" wird ihr in Zeichentrickform und mit Kampfrobotern aufgemotzt eine Hommage zuteil. Godzilla Hauskomponist Akira Ifukube durfte sich auf der Ausstellung selbst im Mitsubishi Pavillion austoben, mit seiner musikalischen Begleitung einer Multimediaschau, die die Geburt der japanischen Inseln illustrierte. Eines der dabei gespielten Musikstücke wurde später fast unverändert für den nächsten Godzilla Film "Frankensteins Höllenbrut" übernommen.
Ist die Weltausstellung 1970 in Osaka gar eine Art universeller Dreh- & Angelpunkt der Kaiju-Raumzeit ? Ich sollte mal Doc Brown oder Marty Mc Fly fragen.
Heute blicken viele Japaner ähnlich nostalgisch auf die Expo 70 zurück, wie Amerikaner auf die Weltausstellung 1964-65 in New York. Man sagt, es sei die letzte Weltausstellung überhaupt gewesen, die noch von Unschuld geprägt eine sensationelle und zweifellose Zukunft voller Möglichkeiten für Jedermann versprach - Bevor Energiekrise, Umweltsorgen, Arbeitslosigkeit und schärfer werdende Konkurrenz zwischen den Menschen den schönen Traum kaputt machte. Heute träumt eine Expo eher vom biologisch abbaubaren Haus, als von Ferien auf dem Mond.
Welche Träume mag sich Edith Hanson noch erfüllt haben ? Also Ich wäre bei meinem nächsten Japanbesuch schon zufrieden mit einer Nebenrolle in einem Gamerafilm. Aber einer mit Gummianzug und Todesstrahlen.
Edith Hanson - Gamera, Kamera, Osaka
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