Zuletzt gesehener Thriller
Re: Zuletzt gesehener Thriller
COLD IN JULY (USA/F 2014)
Der brave Familienvater Richard Dane wird eines Nachts von einem Einbrecher aus dem Schlaf gerissen und erschießt ihn in Notwehr. Kurz darauf taucht Ben Russel, der Vater des Getöteten, in der Kleinstadt auf. Der Ex-Knacki bedroht Richard und seine Familie...
Der Film beginnt als Paranoiathriller mit treibender 80er-Synthiemusik und wird dann zur pulpigen Hard-Boiled-Detektivgeschichte. Die Mischung aus hartem Realismus und grimmigem Humor ist nicht immer ganz rund, bietet aber dennoch eine unbequeme, ambivalente Auseinandersetzung mit Rache und Selbstjustiz.
Alles in Allem ist COLD IN JULY ein stimmungsvoller, wendungsreicher Südstaatenthriller mit einem krassen Blick auf eine moralisch bankrotte USA. Empfehlenswert!
Der brave Familienvater Richard Dane wird eines Nachts von einem Einbrecher aus dem Schlaf gerissen und erschießt ihn in Notwehr. Kurz darauf taucht Ben Russel, der Vater des Getöteten, in der Kleinstadt auf. Der Ex-Knacki bedroht Richard und seine Familie...
Der Film beginnt als Paranoiathriller mit treibender 80er-Synthiemusik und wird dann zur pulpigen Hard-Boiled-Detektivgeschichte. Die Mischung aus hartem Realismus und grimmigem Humor ist nicht immer ganz rund, bietet aber dennoch eine unbequeme, ambivalente Auseinandersetzung mit Rache und Selbstjustiz.
Alles in Allem ist COLD IN JULY ein stimmungsvoller, wendungsreicher Südstaatenthriller mit einem krassen Blick auf eine moralisch bankrotte USA. Empfehlenswert!
Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.
Barakidons Inhaltsverzeichnis zum Marathon 31 Nächte des Grauens 5
Re: Zuletzt gesehener Thriller
DARK COUNTRY (USA 2009)
Man soll nicht nachts durch die Wüste fahren...und dann auch noch das Licht abschalten und falsch abbiegen: Ein frisch verheiratetes Paar begeht einen der Kardinalfehler, die schon unzählige Horrostreifen eingeläutet haben. Schon finden sie einen übel zugerichteten Typen am Wegesrand...
Ein kleiner, aber ganz passabler Mystery-Schocker im 50er-Jahre-Retrostil. Die visuelle Finesse hilft über ein paar Längen hinweg. Ein Noir-Albtraum in beachtlicher Optik, mit gut gesetzten Schockeffekten.
Kann man bedenkenlos weiterempfehlen.
Man soll nicht nachts durch die Wüste fahren...und dann auch noch das Licht abschalten und falsch abbiegen: Ein frisch verheiratetes Paar begeht einen der Kardinalfehler, die schon unzählige Horrostreifen eingeläutet haben. Schon finden sie einen übel zugerichteten Typen am Wegesrand...
Ein kleiner, aber ganz passabler Mystery-Schocker im 50er-Jahre-Retrostil. Die visuelle Finesse hilft über ein paar Längen hinweg. Ein Noir-Albtraum in beachtlicher Optik, mit gut gesetzten Schockeffekten.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
ICH.DARF.NICHT.SCHLAFEN. (USA/GB/F/S 2014)
Nichts in ihrer Umgebung ist ihr vertraut: Christine Lucas erwacht jeden Tag verängstigt und verwirrt. Sie schläft neben einem Mann, der sagt, er sei ihr Ehemann, in einem Haus, von dem er sagt, es gehöre ihnen. Sie hält sich für eine alleinstehende Frau Mitte zwanzig, doch in Wirklichkeit ist sie verheiratet und vierzig Jahre alt. Christine leidet an psychogener Amnesie, bedingt durch einen traumatischen Unfall. Sie erinnert sich an nichts aus ihrer näheren Vergangenheit - auch nicht an den Unfall selbst oder ihre Ehe mit Ben.
Ben muss ihr jeden Tag wieder sagen, wer er ist, und von ihrem gemeinsamen Leben erzählen. Er klärt sie über den Autounfall Jahre zuvor auf und dass sie deshalb ihr Gedächtnis verloren hat. Sie kann sich an die Informationen des jeweiligen Tages erinnern, doch jede Nacht, wenn sie schläft, ist alles, was sie über sich selbst, ihr Leben und über die Ursache ihres Zustands gelernt hat, wieder verschwunden.
Eines Tages bekommt sie einen Anruf von Dr. Nash, einem Neuropsychologen, der sich auf ihre Krankheit spezialisiert hat. Er erzählt ihr, dass sie - ohne Bens Wissen - zusammenarbeiten, um ihr Gedächtnis wiederherzustellen. Er erklärt ihr, dass sie keinen gewöhnlichen Unfall hatte, sondern nach einem brutalen Angriff für tot gehalten und zurückgelassen wurde. Von Dr. Nash erhält Christine eine Videokamera, mit der er sie auffordert, ein Videotagebuch zu führen und damit die Informationen festzuhalten, die sie täglich über ihre Vergangenheit lernt.
Mit überraschenden Wendungen lockt der Film den Zuschauer auf falsche Fährten - doch leider interessieren dabei die Gesetze der Logik nicht so sehr, was die Glaubwürdigkeit der Story zu arg beschädigt. Dazu kommt die Handlung zu spät in Fahrt.
Letztlich bleibt ein routinierter Nervenkitzel mit Macken, der aber mit seinen starken Darstellern punkten kann.
Nichts in ihrer Umgebung ist ihr vertraut: Christine Lucas erwacht jeden Tag verängstigt und verwirrt. Sie schläft neben einem Mann, der sagt, er sei ihr Ehemann, in einem Haus, von dem er sagt, es gehöre ihnen. Sie hält sich für eine alleinstehende Frau Mitte zwanzig, doch in Wirklichkeit ist sie verheiratet und vierzig Jahre alt. Christine leidet an psychogener Amnesie, bedingt durch einen traumatischen Unfall. Sie erinnert sich an nichts aus ihrer näheren Vergangenheit - auch nicht an den Unfall selbst oder ihre Ehe mit Ben.
Ben muss ihr jeden Tag wieder sagen, wer er ist, und von ihrem gemeinsamen Leben erzählen. Er klärt sie über den Autounfall Jahre zuvor auf und dass sie deshalb ihr Gedächtnis verloren hat. Sie kann sich an die Informationen des jeweiligen Tages erinnern, doch jede Nacht, wenn sie schläft, ist alles, was sie über sich selbst, ihr Leben und über die Ursache ihres Zustands gelernt hat, wieder verschwunden.
Eines Tages bekommt sie einen Anruf von Dr. Nash, einem Neuropsychologen, der sich auf ihre Krankheit spezialisiert hat. Er erzählt ihr, dass sie - ohne Bens Wissen - zusammenarbeiten, um ihr Gedächtnis wiederherzustellen. Er erklärt ihr, dass sie keinen gewöhnlichen Unfall hatte, sondern nach einem brutalen Angriff für tot gehalten und zurückgelassen wurde. Von Dr. Nash erhält Christine eine Videokamera, mit der er sie auffordert, ein Videotagebuch zu führen und damit die Informationen festzuhalten, die sie täglich über ihre Vergangenheit lernt.
Mit überraschenden Wendungen lockt der Film den Zuschauer auf falsche Fährten - doch leider interessieren dabei die Gesetze der Logik nicht so sehr, was die Glaubwürdigkeit der Story zu arg beschädigt. Dazu kommt die Handlung zu spät in Fahrt.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
Nerve (US 2016)
Handlung: Ein Post-PokemonGo-Spiel (mehr Action, gleich dumme User) macht die Runde.
Kritik: Teenie-Thriller mit üblichem Kitsch und abschließender pseudo-sozialkritischer Message. Lieblings-Zitat: "Die Spielesoftware ist Open Source, die kann man verändern."
Handlung: Ein Post-PokemonGo-Spiel (mehr Action, gleich dumme User) macht die Runde.
Kritik: Teenie-Thriller mit üblichem Kitsch und abschließender pseudo-sozialkritischer Message. Lieblings-Zitat: "Die Spielesoftware ist Open Source, die kann man verändern."
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
THE REACH - IN DER SCHUSSLINIE (BEYOND THE REACH, USA 2015)
Drückende Hitze und endlose Weiten: Auf der Suche nach Wild erschießt Manager John Madec in der Mojave-Wüste versehentlich einen Mann. Anstatt den Unfall zu melden, möchte er den Vorfall vertuschen. Doch sein Fährtenleser Ben denkt gar nicht daran, Madec ungeschoren davonkommen zu lassen. Eine fatale Entscheidung...
Dieser Survival-Thriller lebt von seiner Atmosphäre, die den Zuschauer nach Luft und Wasser schnappen lässt. Michael Douglas verkörpert den Schurken mit sardonischer Freude und setzt dem etwas verhalten aufspielenden Jeremy Irvine ordentlich zu. Leider endet der archaische Kampf in einem unnötigen, übergestülpten Kawumm-Finale.
Drückende Hitze und endlose Weiten: Auf der Suche nach Wild erschießt Manager John Madec in der Mojave-Wüste versehentlich einen Mann. Anstatt den Unfall zu melden, möchte er den Vorfall vertuschen. Doch sein Fährtenleser Ben denkt gar nicht daran, Madec ungeschoren davonkommen zu lassen. Eine fatale Entscheidung...
Dieser Survival-Thriller lebt von seiner Atmosphäre, die den Zuschauer nach Luft und Wasser schnappen lässt. Michael Douglas verkörpert den Schurken mit sardonischer Freude und setzt dem etwas verhalten aufspielenden Jeremy Irvine ordentlich zu. Leider endet der archaische Kampf in einem unnötigen, übergestülpten Kawumm-Finale.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
Die Vorsehung – Solace (US 2015)
Hochkarätig besetzte Jagd auf einen Serienkiller, welcher die gleichen Eigenschaften zu haben scheint wie FBI-Mithelfer Dr. Clancy (Anthony Hopkins): Er kann in die Zukunft sehen.
Ja… nett. Die Kamera ist sehr in Hopkins verliebt, was mich an Italowestern erinnert, in denen man ständig Kinski sieht, obwohl er aus finanziellen Gründen für nur wenige Stunden am Set gebucht war.
Hochkarätig besetzte Jagd auf einen Serienkiller, welcher die gleichen Eigenschaften zu haben scheint wie FBI-Mithelfer Dr. Clancy (Anthony Hopkins): Er kann in die Zukunft sehen.
Ja… nett. Die Kamera ist sehr in Hopkins verliebt, was mich an Italowestern erinnert, in denen man ständig Kinski sieht, obwohl er aus finanziellen Gründen für nur wenige Stunden am Set gebucht war.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
Green Room (US 2015)
Zum letztjährigen KultKino saßen wir am Vorabend gemütlich beim Monsterflammkuchen und einigen Litern spanischen Rotwein zusammen. Der sehr geschätzte Filmkenner Brainbug begann, von Green Room zu erzählen. Jetzt endlich habe ich ihn auch gesehen, und was soll ich sagen… ich habe vor Spannung ins Sofakissen gebissen!
Die HC/Punk-Band Ain´t Rights spielt auf ihrer Tour vor einem desinteressierten und sehr überschaubaren Haufen. Gage: 7 Dollar irgendwas pro Nase. So kanns nicht weiter gehen. Zur Wiedergutmachung macht der Veranstalter einen Gig für 300 Mäuse klar, allerdings in einem Skin-Schuppen. Naja, Money talks… Sie spielen zum Auftakt erstmal Dead Kennedys "Nazi Punk Fuck Off" – eine hervorragende Idee! Trotzdem geht der Set einigermaßen glatt, doch durch einen blöden Zufall bemerken sie, dass im Backstage Raum ein Mädchen ermordet wurde. Sie verschanzen sich in diesem Raum, denn der Besitzer des Ladens ist nicht sehr amused darüber, Augenzeugen zu haben. Und dann geht der Punk erst richtig ab…
Der Film hat mich weggeblasen. Tolle Bilder, unglaublich guter Spannungsbogen, super Schauspieler und ganz nebenbei stellt er die wohl wichtigste Frage der Welt: Was ist Deine Band für die einsame Insel?
Meine wären die Melvins. Brainbug… und Deine?
Zum letztjährigen KultKino saßen wir am Vorabend gemütlich beim Monsterflammkuchen und einigen Litern spanischen Rotwein zusammen. Der sehr geschätzte Filmkenner Brainbug begann, von Green Room zu erzählen. Jetzt endlich habe ich ihn auch gesehen, und was soll ich sagen… ich habe vor Spannung ins Sofakissen gebissen!
Die HC/Punk-Band Ain´t Rights spielt auf ihrer Tour vor einem desinteressierten und sehr überschaubaren Haufen. Gage: 7 Dollar irgendwas pro Nase. So kanns nicht weiter gehen. Zur Wiedergutmachung macht der Veranstalter einen Gig für 300 Mäuse klar, allerdings in einem Skin-Schuppen. Naja, Money talks… Sie spielen zum Auftakt erstmal Dead Kennedys "Nazi Punk Fuck Off" – eine hervorragende Idee! Trotzdem geht der Set einigermaßen glatt, doch durch einen blöden Zufall bemerken sie, dass im Backstage Raum ein Mädchen ermordet wurde. Sie verschanzen sich in diesem Raum, denn der Besitzer des Ladens ist nicht sehr amused darüber, Augenzeugen zu haben. Und dann geht der Punk erst richtig ab…
Der Film hat mich weggeblasen. Tolle Bilder, unglaublich guter Spannungsbogen, super Schauspieler und ganz nebenbei stellt er die wohl wichtigste Frage der Welt: Was ist Deine Band für die einsame Insel?
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
..mir hat er von "yellow sea" erzählt, ...auch so´n Kracher ...zu empfehlenPaul Naschy hat geschrieben:...Filmkenner Brainbug begann, von Green Room zu erzählen.
"...und verbreitet unsere Warnung: ...kommt niie wieder auf den Mars"
Re: Zuletzt gesehener Thriller
Super Kritik Paule, deine Kritik spricht mir aus der Seele. Kam im Kino bei den Fantasy Filmfest Nights letztes Jahr sehr intensiv rüber. Leider habe ich bislang nur sehr durchwachsene Kritiken im Netz über den Film gelesen. "Green Room" kam bei den meisten im Vergleich zum Erstlingswerk des Regisseurs "Blue Ruin" (den ich im übrigen ebenfalls sehr empfehlen kann!), nicht so gut weg. Vor allem wegen des relativ simplen Aufbaus der Story. Mir egal, ich war lange nicht so angespannt während eines Films, wie bei "Green Room".
Meine Band für die einsame Insel ..., boah, das ist schwer .....,
The Radio Dept.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
eine ausgezeichnete wahl!Brainbug hat geschrieben:
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
Green Room war neben Neon Demon auch eines meiner wenigen Highlights letztes Jahr und zum Glück habe ich beide im Kino gesehen.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
Die Taschendiebin (Südkorea 2016)
Bitte nicht von den ersten 30 min täuschen lassen – die restlichen knapp 2 std haben es in sich! Großartig erzähltes Erotikdramathrillerspektakel um eine Dreiecksbeziehung, welches aufgrund der nicht chronologischen Erzählweise deutlich an Fahrt aufnimmt.
Bitte nicht von den ersten 30 min täuschen lassen – die restlichen knapp 2 std haben es in sich! Großartig erzähltes Erotikdramathrillerspektakel um eine Dreiecksbeziehung, welches aufgrund der nicht chronologischen Erzählweise deutlich an Fahrt aufnimmt.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
MASSAKER IN KLASSE 13
[MASSACRE AT CENTRAL HIGH][USA][1976]
Regie: Rene Daalder
Darsteller: Derrel Maury, Andrew Stevens, Ray Underwood, Robert Carradine, Kimberly Beck, Steve Bond, Rex Steven Sikes, Lani O'Grady, Damon Douglas, Dennis Kort, Cheryl Smith
„Pass dich an, dann geht’s dir hier gut.“
Inhalt:
David [Derrel Maury] ist neu auf der Central High. Die Freude, seinen Jugendfreund Mark [Andrew Stevens] wiederzutreffen, ist allerdings schnell verflogen, gibt sich dieser doch seltsam reserviert. Aber auch viele weitere Mitschüler verhalten sich merkwürdig, wirken unsicher und verschüchtert. Bald wird David klar, was hier Sache ist: Die Central High wird kontrolliert von der Gang des herrschsüchtigen Bruce [Ray Underwood], die es bestens versteht, den Rest der Schülerschaft zu schikanieren. Mark, mittlerweile selbst Mitglied dieser Terrorbande, ist nun hin- und hergerissen zwischen Loyalität zur Gang und Verbundenheit mit seinem alten Freund. Er rät David, sich ruhig zu verhalten und die Machtverhältnisse nicht anzuzweifeln. Doch als dieser sich die Freiheit herausnimmt, eine Vergewaltigung zu verhindern, schlagen Bruce & Co. mit aller Härte zurück - David landet im Krankenhaus. Sein Bein ist zwar gebrochen, nicht jedoch sein Kampfgeist. Nach Entlassung wandelt sich das ehemalige Opfer zum humpelnden Rachegespenst. In Folge erschüttern mehrere bizarre Todesfälle die Central High - und die Gang um Bruce wird immer kleiner und kleiner...
Kritik:
Die Schulzeit wird auf der Leinwand meist arg verklärt dargestellt. Glaubt man dem Kino, so scheint die Schule in erster Linie ein heiterer Ort zu sein, mit lustigen Typen, attraktiven Frauen und jeder Menge Spaß und Party. In der Realität allgegenwärtige Themen wie Leistungsdruck, Gruppenzwang oder Mobbing hingegen werden in der Regel ausgeklammert. Das vom gebürtigen Holländer Rene Daalder geskriptete und inszenierte MASSAKER IN KLASSE 13 schickt sich an, zumindest ein paar dieser Defizite auszugleichen. Seinem martialischen Titel wird das Geschehen dennoch nicht gerecht, weswegen begeisterte Blutbauern ihre Hosen auch gleich wieder schließen dürfen. Auf knatternde Kettensägen, fliegende Körperteile und jedwedes Gesudel hofft man hier vergebens. Stattdessen wird man Zeuge eines mit sarkastischen Spitzen gewürzten Sozialdramas im Jugend-/Teenie-Milieu, das mit ein paar (zum Teil herrlich perfiden) Mordmomenten angereichert wurde. Die Methoden, die Protagonist David anwendet, um seine Kontrahenten aus dem Weg zu räumen, strapazieren zwar massiv die Glaubwürdigkeit, sind aber gleichzeitig so wunderbar verschlagen, dass man sich eines breiten Grinsens kaum erwehren kann. Der beherzte Sprung ins leere Schwimmbecken ist sogar ein waschechter Brüller und gereicht jedem Cartoon zur Ehre.
Trotz Blutarmut und Verzicht auf ausgespielte Spannungsszenarien nimmt MASSAKER IN KLASSE 13 dabei bereits einige Elemente des typischen Teenie-Slashers vorweg, eines Genres, das erst wenige Jahre später zu voller Blüte kommen und ganze Heerscharen mysteriöser Meuchler auf die arme amerikanische Jugend loslassen sollte. Doch obwohl es fraglos das Hauptanliegen gewesen dürfte, das Publikum mit ein paar reißerischen Effekten zu unterhalten, ist das Skript doch clever genug, einen weder weit hergeholten noch uninteressenten Blick auf gesellschaftliche Phänomene zu werfen. So entwickeln sich die Ereignisse nämlich doch ein wenig anders, als man es zunächst erwarten würde, sind doch die vermeintlichen Hauptantagonisten bereits nach relativ kurzer Dauer ausradiert. Bei der Mehrheit vergleichbarer Werke läutet das in der Regel den Abspann ein. Hier jedoch herrscht nun nicht etwa Friede, Freude, Eierkuchen. Die einstigen Mobbingopfer genießen ihre neu gewonnene Freiheit so sehr, dass sie arrogant werden und selbst damit beginnen, Schwächere in ihrer Umgebung zu drangsalieren. Es beginnt ein Kampf um die neue Vorherrschaft an der Schule. Eine neue Hackordnung entsteht, welche der alten in nichts nachsteht. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. David sieht sich gezwungen, seinen Tötungsmarathon fortzusetzen – eine Gewaltspirale also, die niemals enden kann.
Ebenso wie die Machtverhältnisse sich verschieben, ändern sich damit einhergehend auch die Sympathieträger. Hielt man anfangs noch eindeutig zu David, der den Laden als einsamer Racheengel mal so richtig durchputzte, schlägt man sich im weiteren Verlaufe plötzlich auf die Seite von dessen Kumpel Mark, der zu Beginn noch so verachtenswert mitläuferisch und feige blieb, während David sich langsam, aber stetig zum Psychopathen entwickelt, der als eine Art Mini-MacGyver mit Bombe im Gepäck und Trauma im Kopf zur größten Gefahr wird. Der einstige Held wandelt sich somit zum Bösewicht. Dieser kritische Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und Eigenarten ist der eigentliche Clou der Erzählung. Ebenso wie in der realen Welt gibt es auch hier keine eindeutig guten oder bösen Menschen; alles bedingt sich und steht in Wechselwirkung zueinander. Je nach Situation und Umstand können aus Opfern Täter werden, aus Helden Schurken oder aus Feiglingen Lebensretter. Gut und Böse sind also relativ. Böses gewaltsam ausmerzen zu wollen, wäre demnach sinnlos. Zum einen, weil man sich damit selbst auf die böse Seite begibt, zum anderen, weil bereits der nächste Schurke darauf wartet, den freien Platz einzunehmen.
Solch zart philosophische Sprengsel machen MASSAKER IN KLASSE 13 zwar interessanter als den Durchschnitt, aber freilich noch lang nicht zum gewieften Intellektuellenstück. Dafür ist die ganze Schose dann doch eine Spur zu plump und auf Radau gebürstet. Die formalen und inhaltlichen Schwächen des Werks sind zahlreich und kaum zu übersehen. Das beginnt damit, dass die Gang um Bruce tatsächlich ziemlich armselig ist und niemals so wirkt, als ginge von ihr eine ernsthafte Gefahr aus. Eigentlich ist es nicht mal eine richtige Gang, sondern lediglich ein aus vier, fünf Leuten bestehender Haufen reichlich ungezogener Rüpel, denen eine zünftige Schelle bereits den Kompass richten könnte. Immer wieder wird zudem erwähnt, dass Mark bei David aufgrund vergangener Ereignisse in der Schuld stünde, ohne dass jemals erklärt würde, worin diese denn nun eigentlich besteht. Auch die Inszenierung wirkt ein wenig eigentümlich-verschroben. Das beginnt bereits beim Vorspann, in dem Protagonist David Strand und Straße entlangjoggt, musikalisch untermalt von einer Schnulze, die man eher in einem Liebesdrama vermuten würde, und mehrfach unterbrochen von kurzen Szenen, die erst im weiteren Verlaufe folgen werden (Explosionen, Schlägereien, Gefummel am Kamin). Das ist schon eine etwas seltsame Art und Weise der Eröffnung.
Die größte Merkwürdigkeit allerdings besteht darin, dass hier außer den (zumindest behauptet) jugendlichen Hauptfiguren niemand sonst zu existieren scheint. Bei einer Schule als Schauplatz sollte man ja meinen, dass ab und an mal ein Lehrkörper, Hausmeister oder sonst irgendein erwachsenes Personal auftaucht. Aber das ist nicht der Fall. Auf den Gängen tummeln sich ausschließlich Schüler, die zudem immer Pause zu haben scheinen - man sieht keine einzige Unterrichtsstunde (da es offensichtlich eben keine Lehrer gibt). In Klassenzimmer, Schwimmbad oder Sporthalle beschäftigen sich die Heranwachsenden stets allein und ohne Aufsicht. Nun mag man sich einreden, Daalder wolle sich eben voll und ganz auf Konflikte und Seelenleben seiner adoleszenten Hauptfiguren beschränken. Aber auch außerhalb des Schultrakts scheint die Welt wie leergefegt. Wenn sich die Jugendlichen im Park lümmeln, dann sind sie die einzigen Menschen dort. Elternteile existieren ebensowenig wie die Polizei, die bei dieser extremen Anhäufung obskurer Todesfälle früher oder später zwangsläufig auf den Plan treten müsste. Das wirkt auf Dauer dermaßen absurd, dass es schon fast post-apokalyptisches Flair verbreitet: MASSAKER IN KLASSE 13 scheint in einer Welt zu spielen, in der alle Erwachsenen vom Erdball getilgt wurden. Wo bei MAD MAX & Co. nur die Rockerbanden das infernale Feuer überlebt haben, waren es hier eben die Pennäler.
Das ändert sich erst im Finale, das aber nicht weniger abstrus anmutet. Wie aus heiterem Himmel findet hier nämlich ein Schulball statt, der niemals zuvor angekündigt wurde, der aber dennoch plötzlich einfach da ist und von dem auch alle zu wissen scheinen. 'Student Alumni Prom' steht auf dem Plakat, tatsächlich aber erinnert die Veranstaltung an Tanztee im Altenheim. So erstaunt man ist, hier mit einem Male Figuren anzutreffen, die das 20. Lebensjahr überschritten haben, desto erstaunter ist man, wenn einem klar wird, dass diese alle um die 80 sind. Ohnehin ist bis zum Schluss auch überhaupt nicht ersichtlich, wo man sich hier eigentlich die ganze Zeit befindet: Der Originaltitel behauptet eine Highschool, die deutsche Synchronisation spricht von einem College (was de facto nicht das Gleiche ist). Gebäudearchitektur (nebst angeschlossener Riesen-Bibliothek) und Alter der Protagonisten lassen hingegen eher auf eine Universität schließen (was einem College immerhin am ähnlichsten wäre). Der deutsche Titel sorgt für zusätzliche Verwirrung, denn eine Klasse 13 gibt es hier schlicht und ergreifend nicht (ebensowenig wie eine Klasse 12 oder gar 14). Es ist Fakt: MASSAKER IN KLASSE 13 bleibt in vielerlei Hinsicht nebulös. Eindeutig allerdings ist, dass das Treiben trotzdem tüchtig Stimmung in die Bude bringt. Die Ereignisse sind durchgehend spannend, man erlaubt sich keine Hänger und David beim Rabaukenpauken zuzusehen, ist eine kleine innere Freude. Das Klassenziel erreicht diese leicht obskur angehauchte Mixtur aus Früh-Slasher, Selbstjustiz-Posse und Jugend-Drama daher mit einer guten 3+. Setzen, weitermachen!
s. auch: MASSAKER IN KLASSE 13
[MASSACRE AT CENTRAL HIGH][USA][1976]
Regie: Rene Daalder
Darsteller: Derrel Maury, Andrew Stevens, Ray Underwood, Robert Carradine, Kimberly Beck, Steve Bond, Rex Steven Sikes, Lani O'Grady, Damon Douglas, Dennis Kort, Cheryl Smith
„Pass dich an, dann geht’s dir hier gut.“
Inhalt:
David [Derrel Maury] ist neu auf der Central High. Die Freude, seinen Jugendfreund Mark [Andrew Stevens] wiederzutreffen, ist allerdings schnell verflogen, gibt sich dieser doch seltsam reserviert. Aber auch viele weitere Mitschüler verhalten sich merkwürdig, wirken unsicher und verschüchtert. Bald wird David klar, was hier Sache ist: Die Central High wird kontrolliert von der Gang des herrschsüchtigen Bruce [Ray Underwood], die es bestens versteht, den Rest der Schülerschaft zu schikanieren. Mark, mittlerweile selbst Mitglied dieser Terrorbande, ist nun hin- und hergerissen zwischen Loyalität zur Gang und Verbundenheit mit seinem alten Freund. Er rät David, sich ruhig zu verhalten und die Machtverhältnisse nicht anzuzweifeln. Doch als dieser sich die Freiheit herausnimmt, eine Vergewaltigung zu verhindern, schlagen Bruce & Co. mit aller Härte zurück - David landet im Krankenhaus. Sein Bein ist zwar gebrochen, nicht jedoch sein Kampfgeist. Nach Entlassung wandelt sich das ehemalige Opfer zum humpelnden Rachegespenst. In Folge erschüttern mehrere bizarre Todesfälle die Central High - und die Gang um Bruce wird immer kleiner und kleiner...
Kritik:
Die Schulzeit wird auf der Leinwand meist arg verklärt dargestellt. Glaubt man dem Kino, so scheint die Schule in erster Linie ein heiterer Ort zu sein, mit lustigen Typen, attraktiven Frauen und jeder Menge Spaß und Party. In der Realität allgegenwärtige Themen wie Leistungsdruck, Gruppenzwang oder Mobbing hingegen werden in der Regel ausgeklammert. Das vom gebürtigen Holländer Rene Daalder geskriptete und inszenierte MASSAKER IN KLASSE 13 schickt sich an, zumindest ein paar dieser Defizite auszugleichen. Seinem martialischen Titel wird das Geschehen dennoch nicht gerecht, weswegen begeisterte Blutbauern ihre Hosen auch gleich wieder schließen dürfen. Auf knatternde Kettensägen, fliegende Körperteile und jedwedes Gesudel hofft man hier vergebens. Stattdessen wird man Zeuge eines mit sarkastischen Spitzen gewürzten Sozialdramas im Jugend-/Teenie-Milieu, das mit ein paar (zum Teil herrlich perfiden) Mordmomenten angereichert wurde. Die Methoden, die Protagonist David anwendet, um seine Kontrahenten aus dem Weg zu räumen, strapazieren zwar massiv die Glaubwürdigkeit, sind aber gleichzeitig so wunderbar verschlagen, dass man sich eines breiten Grinsens kaum erwehren kann. Der beherzte Sprung ins leere Schwimmbecken ist sogar ein waschechter Brüller und gereicht jedem Cartoon zur Ehre.
Trotz Blutarmut und Verzicht auf ausgespielte Spannungsszenarien nimmt MASSAKER IN KLASSE 13 dabei bereits einige Elemente des typischen Teenie-Slashers vorweg, eines Genres, das erst wenige Jahre später zu voller Blüte kommen und ganze Heerscharen mysteriöser Meuchler auf die arme amerikanische Jugend loslassen sollte. Doch obwohl es fraglos das Hauptanliegen gewesen dürfte, das Publikum mit ein paar reißerischen Effekten zu unterhalten, ist das Skript doch clever genug, einen weder weit hergeholten noch uninteressenten Blick auf gesellschaftliche Phänomene zu werfen. So entwickeln sich die Ereignisse nämlich doch ein wenig anders, als man es zunächst erwarten würde, sind doch die vermeintlichen Hauptantagonisten bereits nach relativ kurzer Dauer ausradiert. Bei der Mehrheit vergleichbarer Werke läutet das in der Regel den Abspann ein. Hier jedoch herrscht nun nicht etwa Friede, Freude, Eierkuchen. Die einstigen Mobbingopfer genießen ihre neu gewonnene Freiheit so sehr, dass sie arrogant werden und selbst damit beginnen, Schwächere in ihrer Umgebung zu drangsalieren. Es beginnt ein Kampf um die neue Vorherrschaft an der Schule. Eine neue Hackordnung entsteht, welche der alten in nichts nachsteht. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. David sieht sich gezwungen, seinen Tötungsmarathon fortzusetzen – eine Gewaltspirale also, die niemals enden kann.
Ebenso wie die Machtverhältnisse sich verschieben, ändern sich damit einhergehend auch die Sympathieträger. Hielt man anfangs noch eindeutig zu David, der den Laden als einsamer Racheengel mal so richtig durchputzte, schlägt man sich im weiteren Verlaufe plötzlich auf die Seite von dessen Kumpel Mark, der zu Beginn noch so verachtenswert mitläuferisch und feige blieb, während David sich langsam, aber stetig zum Psychopathen entwickelt, der als eine Art Mini-MacGyver mit Bombe im Gepäck und Trauma im Kopf zur größten Gefahr wird. Der einstige Held wandelt sich somit zum Bösewicht. Dieser kritische Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und Eigenarten ist der eigentliche Clou der Erzählung. Ebenso wie in der realen Welt gibt es auch hier keine eindeutig guten oder bösen Menschen; alles bedingt sich und steht in Wechselwirkung zueinander. Je nach Situation und Umstand können aus Opfern Täter werden, aus Helden Schurken oder aus Feiglingen Lebensretter. Gut und Böse sind also relativ. Böses gewaltsam ausmerzen zu wollen, wäre demnach sinnlos. Zum einen, weil man sich damit selbst auf die böse Seite begibt, zum anderen, weil bereits der nächste Schurke darauf wartet, den freien Platz einzunehmen.
Solch zart philosophische Sprengsel machen MASSAKER IN KLASSE 13 zwar interessanter als den Durchschnitt, aber freilich noch lang nicht zum gewieften Intellektuellenstück. Dafür ist die ganze Schose dann doch eine Spur zu plump und auf Radau gebürstet. Die formalen und inhaltlichen Schwächen des Werks sind zahlreich und kaum zu übersehen. Das beginnt damit, dass die Gang um Bruce tatsächlich ziemlich armselig ist und niemals so wirkt, als ginge von ihr eine ernsthafte Gefahr aus. Eigentlich ist es nicht mal eine richtige Gang, sondern lediglich ein aus vier, fünf Leuten bestehender Haufen reichlich ungezogener Rüpel, denen eine zünftige Schelle bereits den Kompass richten könnte. Immer wieder wird zudem erwähnt, dass Mark bei David aufgrund vergangener Ereignisse in der Schuld stünde, ohne dass jemals erklärt würde, worin diese denn nun eigentlich besteht. Auch die Inszenierung wirkt ein wenig eigentümlich-verschroben. Das beginnt bereits beim Vorspann, in dem Protagonist David Strand und Straße entlangjoggt, musikalisch untermalt von einer Schnulze, die man eher in einem Liebesdrama vermuten würde, und mehrfach unterbrochen von kurzen Szenen, die erst im weiteren Verlaufe folgen werden (Explosionen, Schlägereien, Gefummel am Kamin). Das ist schon eine etwas seltsame Art und Weise der Eröffnung.
Die größte Merkwürdigkeit allerdings besteht darin, dass hier außer den (zumindest behauptet) jugendlichen Hauptfiguren niemand sonst zu existieren scheint. Bei einer Schule als Schauplatz sollte man ja meinen, dass ab und an mal ein Lehrkörper, Hausmeister oder sonst irgendein erwachsenes Personal auftaucht. Aber das ist nicht der Fall. Auf den Gängen tummeln sich ausschließlich Schüler, die zudem immer Pause zu haben scheinen - man sieht keine einzige Unterrichtsstunde (da es offensichtlich eben keine Lehrer gibt). In Klassenzimmer, Schwimmbad oder Sporthalle beschäftigen sich die Heranwachsenden stets allein und ohne Aufsicht. Nun mag man sich einreden, Daalder wolle sich eben voll und ganz auf Konflikte und Seelenleben seiner adoleszenten Hauptfiguren beschränken. Aber auch außerhalb des Schultrakts scheint die Welt wie leergefegt. Wenn sich die Jugendlichen im Park lümmeln, dann sind sie die einzigen Menschen dort. Elternteile existieren ebensowenig wie die Polizei, die bei dieser extremen Anhäufung obskurer Todesfälle früher oder später zwangsläufig auf den Plan treten müsste. Das wirkt auf Dauer dermaßen absurd, dass es schon fast post-apokalyptisches Flair verbreitet: MASSAKER IN KLASSE 13 scheint in einer Welt zu spielen, in der alle Erwachsenen vom Erdball getilgt wurden. Wo bei MAD MAX & Co. nur die Rockerbanden das infernale Feuer überlebt haben, waren es hier eben die Pennäler.
Das ändert sich erst im Finale, das aber nicht weniger abstrus anmutet. Wie aus heiterem Himmel findet hier nämlich ein Schulball statt, der niemals zuvor angekündigt wurde, der aber dennoch plötzlich einfach da ist und von dem auch alle zu wissen scheinen. 'Student Alumni Prom' steht auf dem Plakat, tatsächlich aber erinnert die Veranstaltung an Tanztee im Altenheim. So erstaunt man ist, hier mit einem Male Figuren anzutreffen, die das 20. Lebensjahr überschritten haben, desto erstaunter ist man, wenn einem klar wird, dass diese alle um die 80 sind. Ohnehin ist bis zum Schluss auch überhaupt nicht ersichtlich, wo man sich hier eigentlich die ganze Zeit befindet: Der Originaltitel behauptet eine Highschool, die deutsche Synchronisation spricht von einem College (was de facto nicht das Gleiche ist). Gebäudearchitektur (nebst angeschlossener Riesen-Bibliothek) und Alter der Protagonisten lassen hingegen eher auf eine Universität schließen (was einem College immerhin am ähnlichsten wäre). Der deutsche Titel sorgt für zusätzliche Verwirrung, denn eine Klasse 13 gibt es hier schlicht und ergreifend nicht (ebensowenig wie eine Klasse 12 oder gar 14). Es ist Fakt: MASSAKER IN KLASSE 13 bleibt in vielerlei Hinsicht nebulös. Eindeutig allerdings ist, dass das Treiben trotzdem tüchtig Stimmung in die Bude bringt. Die Ereignisse sind durchgehend spannend, man erlaubt sich keine Hänger und David beim Rabaukenpauken zuzusehen, ist eine kleine innere Freude. Das Klassenziel erreicht diese leicht obskur angehauchte Mixtur aus Früh-Slasher, Selbstjustiz-Posse und Jugend-Drama daher mit einer guten 3+. Setzen, weitermachen!
s. auch: MASSAKER IN KLASSE 13
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
ACCIDENT
[YI NGOI][CHI][2009]
Regie: Soi Cheang
Darsteller: Louis Koo, Richie Ren, Stanley Fung, Michelle Ye Xuan, Lam Suet, Monica Mok
„Lass es wie nen Unfall aussehen!“ ist ein Satz, den man ständig in Mafia- und anderen Gangsterfilmen zu hören bekommt und der aufgrund seiner häufigen Verwendung im Laufe der Zeit ironischen Charakter bekam. 2009 hat Hongkong-Regisseur Soi Cheang die Phrase gänzlich humorlos verfilmt.
Inhalt:
Ho Kwok Fai [Louis Koo] und sein Team sind Auftragsmörder. Allerdings legen sie sich nicht etwa mit Munition und Zielfernrohr auf die Lauer. Sie erschaffen Unglücksfälle. Ihre Opfer sterben beim Autounfall, im Scherbenregen oder per Stromschlag, und nichts und niemand deutet im Anschluss darauf hin, dass hier tatsächlich Menschenhand am Werke war. Sie sind absolute Profis, wissen aber auch, dass die kleinste Unachtsamkeit sie ans Messer liefern könnte. In letzter Zeit allerdings häufen sich merkwürdige Zwischenfälle: In Hos Wohnung wird eingebrochen. Ein ehemaliger Klient stürzt aus dem Fenster eines Hochhauses. Und Teammitglied 'Fatty' [Lam Suet] stirbt auf offener Straße, als er unter die Räder eines auf unerklärliche Weise außer Kontrolle geratenen Busses gerät. Da Ho weiß, dass sie nicht die einzigen in diesem Gewerbe sind, glaubt er weder an Un- noch an Zufälle und beginnt nachzuforschen. Verdächtig macht sich zunächst der undurchsichtige Versicherungsagent Fong Chau [Richie Ren]. Doch schon bald kann Ho auch seinem eigenen Team nicht mehr vertrauen.
Kritik:
ACCIDENT entstand unter der Schirmherrschaft des einflussreichen Produzenten Johnny To, der als Regisseur stilistisch herausragender Action-Opern wie FULLTIME KILLER, EXILED oder VENGEANCE berühmt wurde. Und das merkt man auch. Soi Cheang, der zuvor rabiate Gewaltstreifen wie DOG BITE DOG oder SHAMO auf den Weg brachte, legte den dreckigen Duktus hier komplett ab und orientierte sich stattdessen am präzisen Inszenierungsstil seines Produzenten. Das passt natürlich perfekt zur Story der ungewöhnlichen Killertruppe, die in analytischer Feinarbeit komplexe Kettenreaktionen konstruiert, um ihre Opfer ins Jenseits zu befördern. Bereits die fiebrige Eröffnung nimmt einen auf Anhieb gefangen: Auf den überfüllten Straßen Hongkongs herrscht Chaos. Auto steht an Auto, der liegengebliebene Wagen einer jungen Frau blockiert den Verkehr, alles hupt und schwitzt und schimpft. Ein Mann weicht genervt in eine Nebenstraße aus, ein Transparent löst sich von der Häuserfassade, fällt mit einem Ende auf die Windschutzscheibe. Der Fahrer steigt fluchend aus und zerrt an dem Ding - woraufhin sich ein an der Häuserwand gespanntes Drahtseil lockert und durch eine Fensterscheibe jagt. Es regnet Scherben – und der Asphalt färbt sich rot vor Blut.
Nur für den Zuschauer wird kurz darauf klar, dass nichts von diesen Ereignissen Zufall war – weder die Autopanne der jungen Frau, noch das Herunterfallen des Transparents und erst recht nicht das scheinbar so unglücklich platzierte Seil, das zum tödlichen Glasregen führte. Alles war Teil eines perfide geplanten und perfekt praktizierten Mordprozesses. Das vierköpfige Team um Stratege und Chefdenker Ho Kwok Fai wird eingeführt als eine Art 'Impossible Mission Force' des Tötens, als intellektuelles Killer-Kollektiv, das seine Anschläge mit architektonischer Genauigkeit gestaltet und ausführt. Die kompliziert erdachten Ereignisfolgen, die schließlich zum Ableben der Zielperson führen, erinnern dabei in ihrer Machart an die fatalen Dominoeffekte der FINAL DESTINATION-Reihe, die freilich dem fantastischen Genre verschrieben ist und in welcher der Tod noch höchstpersönlich die Strippen zieht: Eine Bagatelle bedingt die nächste, mehrere kleinere Komplikationen verdichten sich, bis sich am Ende alles summiert und das Geschehen in einer blutigen Katastrophe mündet. ACCIDENT verschweigt nicht, wie viel Geduld es braucht, einen derartigen Plan in die Tat umzusetzen. Lange Zeit sieht man dem Team bei der Ideenfindung zu, bei der Abwägung der Möglichkeiten, der Suche nach Alternativen, der Schaffung idealer Voraussetzungen und nicht zuletzt bei mehreren vergeblichen Versuchen der Ausführung, da sich manch notwendige Bedingung zum reibungslosen Ablauf eben nicht so einfach durch Menschenhand herbeizaubern lässt. Das ist fesselnd und faszinierend umgesetzt und lädt ein zu philosophischen Gedankenspielen über Zufall, Schicksal und Fügung im Leben eines Menschen.
Der Wind dreht sich, als es im Laufe der Handlung zu Todesfällen kommt, die nicht von der 'Accident'-Crew initiiert wurden. Stand bis dahin noch die Teamarbeit im Fokus, verlagert sich der Schwerpunkt nachfolgend auf den Kopf der Bande - auf Ho Kwok Fai, dargestellt von stets zuverlässigen Louis Koo [→ TRIANGLE]. Dieser glaubt nicht daran, dass das gewaltsame Ableben seines Freundes und Kollegen 'Fatty' auf einem ordinären Unglück basiert. Für ihn ist klar, dass es noch mehr Menschen gibt, die des verborgenen Mordens mächtig sind, dass man sie mit ihren eigenen Waffen schlagen und Stück für Stück dezimieren will. Hier wechselt ACCIDENT sanft die Schiene und wird nach und nach zum düsteren Paranoiathriller, der auch das Publikum ins Gebet nimmt. Denn ebenso wie Ho fragt sich auch der Konsument nach einer Weile, ob er lediglich einem Phantom hinterherjagt oder am Ende doch Recht behält mit seinen Ahnungen und Befürchtungen. Kameramann Fung Yuen-Man [→ COLOUR OF THE TRUTH] unterstützt diesen Prozess bestmöglich und hat das Geschehen visuell jederzeit voll im Griff. Zu Beginn bestechen die Bilder durch konzentrierte Kompositionen und versinnbildlichen damit die Akribie, die für die Protagonisten ja notwendig ist, um ihre Tötungen in die Tat umsetzen zu können. Später, als Ho sich auf der Suche nach Antworten befindet und sein Geist mehr und mehr verwirrt wird, werden die Bilder unaufgeräumt und konfus – geradezu ikonisch erscheint in dem Zusammenhang die Aufnahme von Hos Wohnung, gespickt mit Hinweiszetteln und Notizen, die notdürftig mit Pfeilen und Linien verbunden wurden, um eine (womöglich gar nicht vorhandene) Ordnung ins Chaos zu bringen.
Auf diese Weise entfaltet ACCIDENT eine beachtliche Sogwirkung, welche bis zur niederschmetternden Schlussszene anhält und das Spannungsbarometer konsequent oben hält. Wer unbedingt Haare in der Suppe suchen möchte, der könnte zu Recht anmerken, dass das Gelingen der Mordanschläge entgegen inhaltlicher Behauptung immer noch von zu vielen Zufällen und Eventualitäten abhängig, sprich: schlichtweg unglaubwürdig ist. Und auch über die restlichen Teammitglieder hätte man gern ein wenig mehr erfahren als nur, dass sie halt eben auch mit dabei sind. Aber im Großen und Ganzen sind das Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Natürlich sollte man nicht den Fehler begehen, aufgrund des Sujets und vorherigen Œuvres von Regie und Produktion einen Actionreißer zu erwarten (umso fataler, dass tatsächlich ein Plakatmotiv existiert, auf dem Nebendarsteller Richie Ren mit der Waffe herumfuchtelt). Hier wird mit Köpfchen gekämpft statt mit Kugeln, und wirklich herber Blutverlust ist ebenfalls nicht zu verzeichnen (auch wenn kleine fiese Schocks das ansonsten eher gemütliche Tempo immer mal wieder unterbrechen). Am Ende ist ACCIDENT eine äußerst geglückte Killer-Thriller-Variante mit cleverem Skript und vorzüglicher Umsetzung. Definitiv kein Unfall!
s. auch: ACCIDENT
[YI NGOI][CHI][2009]
Regie: Soi Cheang
Darsteller: Louis Koo, Richie Ren, Stanley Fung, Michelle Ye Xuan, Lam Suet, Monica Mok
„Lass es wie nen Unfall aussehen!“ ist ein Satz, den man ständig in Mafia- und anderen Gangsterfilmen zu hören bekommt und der aufgrund seiner häufigen Verwendung im Laufe der Zeit ironischen Charakter bekam. 2009 hat Hongkong-Regisseur Soi Cheang die Phrase gänzlich humorlos verfilmt.
Inhalt:
Ho Kwok Fai [Louis Koo] und sein Team sind Auftragsmörder. Allerdings legen sie sich nicht etwa mit Munition und Zielfernrohr auf die Lauer. Sie erschaffen Unglücksfälle. Ihre Opfer sterben beim Autounfall, im Scherbenregen oder per Stromschlag, und nichts und niemand deutet im Anschluss darauf hin, dass hier tatsächlich Menschenhand am Werke war. Sie sind absolute Profis, wissen aber auch, dass die kleinste Unachtsamkeit sie ans Messer liefern könnte. In letzter Zeit allerdings häufen sich merkwürdige Zwischenfälle: In Hos Wohnung wird eingebrochen. Ein ehemaliger Klient stürzt aus dem Fenster eines Hochhauses. Und Teammitglied 'Fatty' [Lam Suet] stirbt auf offener Straße, als er unter die Räder eines auf unerklärliche Weise außer Kontrolle geratenen Busses gerät. Da Ho weiß, dass sie nicht die einzigen in diesem Gewerbe sind, glaubt er weder an Un- noch an Zufälle und beginnt nachzuforschen. Verdächtig macht sich zunächst der undurchsichtige Versicherungsagent Fong Chau [Richie Ren]. Doch schon bald kann Ho auch seinem eigenen Team nicht mehr vertrauen.
Kritik:
ACCIDENT entstand unter der Schirmherrschaft des einflussreichen Produzenten Johnny To, der als Regisseur stilistisch herausragender Action-Opern wie FULLTIME KILLER, EXILED oder VENGEANCE berühmt wurde. Und das merkt man auch. Soi Cheang, der zuvor rabiate Gewaltstreifen wie DOG BITE DOG oder SHAMO auf den Weg brachte, legte den dreckigen Duktus hier komplett ab und orientierte sich stattdessen am präzisen Inszenierungsstil seines Produzenten. Das passt natürlich perfekt zur Story der ungewöhnlichen Killertruppe, die in analytischer Feinarbeit komplexe Kettenreaktionen konstruiert, um ihre Opfer ins Jenseits zu befördern. Bereits die fiebrige Eröffnung nimmt einen auf Anhieb gefangen: Auf den überfüllten Straßen Hongkongs herrscht Chaos. Auto steht an Auto, der liegengebliebene Wagen einer jungen Frau blockiert den Verkehr, alles hupt und schwitzt und schimpft. Ein Mann weicht genervt in eine Nebenstraße aus, ein Transparent löst sich von der Häuserfassade, fällt mit einem Ende auf die Windschutzscheibe. Der Fahrer steigt fluchend aus und zerrt an dem Ding - woraufhin sich ein an der Häuserwand gespanntes Drahtseil lockert und durch eine Fensterscheibe jagt. Es regnet Scherben – und der Asphalt färbt sich rot vor Blut.
Nur für den Zuschauer wird kurz darauf klar, dass nichts von diesen Ereignissen Zufall war – weder die Autopanne der jungen Frau, noch das Herunterfallen des Transparents und erst recht nicht das scheinbar so unglücklich platzierte Seil, das zum tödlichen Glasregen führte. Alles war Teil eines perfide geplanten und perfekt praktizierten Mordprozesses. Das vierköpfige Team um Stratege und Chefdenker Ho Kwok Fai wird eingeführt als eine Art 'Impossible Mission Force' des Tötens, als intellektuelles Killer-Kollektiv, das seine Anschläge mit architektonischer Genauigkeit gestaltet und ausführt. Die kompliziert erdachten Ereignisfolgen, die schließlich zum Ableben der Zielperson führen, erinnern dabei in ihrer Machart an die fatalen Dominoeffekte der FINAL DESTINATION-Reihe, die freilich dem fantastischen Genre verschrieben ist und in welcher der Tod noch höchstpersönlich die Strippen zieht: Eine Bagatelle bedingt die nächste, mehrere kleinere Komplikationen verdichten sich, bis sich am Ende alles summiert und das Geschehen in einer blutigen Katastrophe mündet. ACCIDENT verschweigt nicht, wie viel Geduld es braucht, einen derartigen Plan in die Tat umzusetzen. Lange Zeit sieht man dem Team bei der Ideenfindung zu, bei der Abwägung der Möglichkeiten, der Suche nach Alternativen, der Schaffung idealer Voraussetzungen und nicht zuletzt bei mehreren vergeblichen Versuchen der Ausführung, da sich manch notwendige Bedingung zum reibungslosen Ablauf eben nicht so einfach durch Menschenhand herbeizaubern lässt. Das ist fesselnd und faszinierend umgesetzt und lädt ein zu philosophischen Gedankenspielen über Zufall, Schicksal und Fügung im Leben eines Menschen.
Der Wind dreht sich, als es im Laufe der Handlung zu Todesfällen kommt, die nicht von der 'Accident'-Crew initiiert wurden. Stand bis dahin noch die Teamarbeit im Fokus, verlagert sich der Schwerpunkt nachfolgend auf den Kopf der Bande - auf Ho Kwok Fai, dargestellt von stets zuverlässigen Louis Koo [→ TRIANGLE]. Dieser glaubt nicht daran, dass das gewaltsame Ableben seines Freundes und Kollegen 'Fatty' auf einem ordinären Unglück basiert. Für ihn ist klar, dass es noch mehr Menschen gibt, die des verborgenen Mordens mächtig sind, dass man sie mit ihren eigenen Waffen schlagen und Stück für Stück dezimieren will. Hier wechselt ACCIDENT sanft die Schiene und wird nach und nach zum düsteren Paranoiathriller, der auch das Publikum ins Gebet nimmt. Denn ebenso wie Ho fragt sich auch der Konsument nach einer Weile, ob er lediglich einem Phantom hinterherjagt oder am Ende doch Recht behält mit seinen Ahnungen und Befürchtungen. Kameramann Fung Yuen-Man [→ COLOUR OF THE TRUTH] unterstützt diesen Prozess bestmöglich und hat das Geschehen visuell jederzeit voll im Griff. Zu Beginn bestechen die Bilder durch konzentrierte Kompositionen und versinnbildlichen damit die Akribie, die für die Protagonisten ja notwendig ist, um ihre Tötungen in die Tat umsetzen zu können. Später, als Ho sich auf der Suche nach Antworten befindet und sein Geist mehr und mehr verwirrt wird, werden die Bilder unaufgeräumt und konfus – geradezu ikonisch erscheint in dem Zusammenhang die Aufnahme von Hos Wohnung, gespickt mit Hinweiszetteln und Notizen, die notdürftig mit Pfeilen und Linien verbunden wurden, um eine (womöglich gar nicht vorhandene) Ordnung ins Chaos zu bringen.
Auf diese Weise entfaltet ACCIDENT eine beachtliche Sogwirkung, welche bis zur niederschmetternden Schlussszene anhält und das Spannungsbarometer konsequent oben hält. Wer unbedingt Haare in der Suppe suchen möchte, der könnte zu Recht anmerken, dass das Gelingen der Mordanschläge entgegen inhaltlicher Behauptung immer noch von zu vielen Zufällen und Eventualitäten abhängig, sprich: schlichtweg unglaubwürdig ist. Und auch über die restlichen Teammitglieder hätte man gern ein wenig mehr erfahren als nur, dass sie halt eben auch mit dabei sind. Aber im Großen und Ganzen sind das Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Natürlich sollte man nicht den Fehler begehen, aufgrund des Sujets und vorherigen Œuvres von Regie und Produktion einen Actionreißer zu erwarten (umso fataler, dass tatsächlich ein Plakatmotiv existiert, auf dem Nebendarsteller Richie Ren mit der Waffe herumfuchtelt). Hier wird mit Köpfchen gekämpft statt mit Kugeln, und wirklich herber Blutverlust ist ebenfalls nicht zu verzeichnen (auch wenn kleine fiese Schocks das ansonsten eher gemütliche Tempo immer mal wieder unterbrechen). Am Ende ist ACCIDENT eine äußerst geglückte Killer-Thriller-Variante mit cleverem Skript und vorzüglicher Umsetzung. Definitiv kein Unfall!
s. auch: ACCIDENT
- Paul Naschy
- Gold Kongulaner
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- Registriert: Sa 22.12.2007, 22:26
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Re: Zuletzt gesehener Thriller
MA (US 2019)
Neuestes Werk von Tate Taylor (Girl on the train). Eine straighte Story über Vergangensheitsbewältigung und die Personen, welche dieser zum Opfer fallen. Dazu eine Prise Teenie-Horror. Eigentlich eine Geschichte, welche so schon zigmal erzählt wurde, aber selten so direkt und ausweglos. Ich habe mich – im Rahmen der Möglichkeiten – hervorragend amüsiert.
Neuestes Werk von Tate Taylor (Girl on the train). Eine straighte Story über Vergangensheitsbewältigung und die Personen, welche dieser zum Opfer fallen. Dazu eine Prise Teenie-Horror. Eigentlich eine Geschichte, welche so schon zigmal erzählt wurde, aber selten so direkt und ausweglos. Ich habe mich – im Rahmen der Möglichkeiten – hervorragend amüsiert.
Kult Kino | 2015 – 2019 | Das war das 35 mm FilmFest in Dillingen | https://kultkino.de