Until Death (2007)
Jean Claude van Damme, wenn man diesen Namen hört, bringt man das nicht unbedingt mit anspruchsvollem Kino in Verbindung. Der Belgier, der nach Amerika übersiedelte steht vielmehr für harte und rasante Action. Richtig aufmerksam auf sich machte er mit seiner überzeugend dargestellten Rolle des Bösewichtes in Karate Tiger. Der Film ist kein herausragender Film, doch wird er durch Van Dammes mitwirken zu einer unterhaltsamen Sache, besonders im Finale, wo dem Zuschauer einiges an erstklassig choreographierten Fightszenen geboten wird.
Schon da erkannte man das Potential des Belgier und in den Jahren darauf ließ er selbiges immer wieder blicken. Beispielsweise in „Double Impact“, wo ich besonders die Szene auf der Insel erwähnen möchte, wo der eine Bruder vom anderen denkt, er würde mit seiner Frau ins Bett gehen. Die Wut, die Van Damme hier zeigt ist hervorragend gespielt.
Richtig puschen konnte ihn jedoch erst Ringo Lam. Zuvor arbeitete er schon mit John Woo zusammen, doch erst Lam vermochte es aus Van Damme das beste herauszukizeln, was wohl auch an seinem Regiestil liegt. Ringo Lam ist während der Dreharbeiten nicht sonderlich freundlich. Genaues weiß ich nicht, doch erinnert mich das etwas an James Cameron.
„Maximum Risk“ war ihre erste Zusammenarbeit und da kann man noch nicht so viel erkennen, doch ihr zweites Projekt „Replicant“ verdeutlichte es dann sehr eindrucksvoll, denn den Replikanten stellt Van Damme sehr gefühlvoll dar, was in der Form vorher wohl kaum ein Actionstar vermochte. Vielleicht eher noch Bruce Willis, der als Actionstar in meinen Augen auch eine Ausnahmeerscheinung ist. Auch „In Hell“, der dritten Zusammenarbeit von Ringo Lam und Jean Claude van Damme, erkennt man das Können des Belgiers, der seine neuen schauspielerischen Fähigkeiten nun vermehrt ausspielt. So geschehen in „Wake of Death“ in dem er einen herrlichen Gefühlsausbruch zeigt, der dem von Mel Gibson in „Lethal Weapon“ in nichts nachsteht.
Durch fehlgeschlagene Projekte und vielleicht auch wegen seines Alters, driftete der Actionstar so nach und nach ins Abseits und verschwand bald gänzlich auf dem DVD Markt, wie seine Kollegen Dolph Lundgren und Steven Seagal. Lundgren hat aus seiner Situation das Beste gemacht und dreht sehr unterhaltsame B-Movies. Hier entdeckte der gute Mann sogar sein Händchen fürs Inszenieren. Bisher hab ich nur „The Mechanik“ gesehen, doch der war sehr gelungen. Im Gegensatz dazu versagt Steven Seagal regelmäßig und scheint wohl erst im letzten Jahr etwas hinzugelernt zu haben. Auch Van Damme macht das Beste aus seiner Situation und lieferte besonders mit „Wake of Death“ einen B-Movie, der in seiner Optik und Erzählweise doch recht ungewöhnlich ist und auch sehr europäisch anmutet, aber nichts desto trotz sehr unterhaltend ausfällt.
Mit „Until Death“ liegt nun ein weiterer qualitativ hochwertiger B-Movie vor, der unter vielen als einer der besten Van Damme Filme gilt, die er je gedreht hat. Nun zum gewissen Grad kann ich das unterstreichen, doch gibt es das ein oder andere, wo er leicht hätte besser sein können, was aber sicherlich an der Inszenierung liegt, wofür der Belgier nun mal nichts kann.
Covertext: Der Cop Anthony Stowe hängt an der Nadel und steht unter Korruptionsverdacht. Auch sonst hat er sich unter den Kollegen nicht gerade beliebt gemacht. Nach einer Schießerei fällt er ins Koma. Als er Monate später wieder aufwacht, scheint er wie ausgewechselt und will seine ehemaligen "Geschäftspartner" aus dem organisierten Verbrechen zu Strecke bringen...
Den miesen, Drogen abhängigen Cop, mit einem gewissen Gerechtigkeitssinn, der aber dennoch ein fieses Arschloch ist, spielt Van Damme ungemein überzeugend. Besonders die Szene mit seiner Frau im Restaurant ist gelungen und wird durch die vorangegangene Szene noch intensiver. Und es setzt sich weiter fort. Nicht nur, dass überzeugende schauspielerische Leistungen geboten werden, nein es gibt auch für Actionfans einiges zu sehen. So ist die Schießerei in dem Café absolut erstklassig inszeniert, mit Zeitlupen usw. Alles ist gelungen, bis zu dem Punkt, an dem ein dramatisches Ereignis stattfindet, aus dem Stowe (also Van Damme) als veränderter Mensch hervorgeht. Leider geht da auch der Film in eine neue Phase und wird zunehmend oberflächlich und auf gewisse Weise unglaubwürdig. Die Transformation vom Saulus zum Paulus finde ich nicht überzeugend genug. Sicherlich wird sie durch entsprechende Szenen klar verdeutlicht, doch drücken diese beim Zuschauer nicht die richtigen Knöpfe. So anteilsam, wie man die erste Hälfte verfolgte ist es bei der zweiten nicht, zumal die Tatsache, dass seine Frau ihn daheim pflegen soll doch eher unrealistisch ist, da Stowe eigentlich noch gar nicht in der Verfassung ist das Krankenhaus zu verlassen. Vielmehr wirkt er wie Intensivstationreif. Im weiteren Verlauf verliert man dann des Öfteren die Übersicht, denn die Simon Fellows Inszenierung wird holpriger und der Fluss dadurch gestört. Actionszenen halten sich hier vorerst im Hintergrund und treten erst im letzten Drittel wieder richtig vor. Hier kann der geneigte Fan wieder frohlocken, denn es gibt abermals einiges an Schusswechseln zu sehen. Dass Van Damme und sein Kumpel hier allein gegen alle kämpfen ist zwar unrealistisch, aber so sind sie nun einmal die Actionfilme und mich stört das nicht im Geringsten.
Ich bin der Meinung, dass die erste Hälfte des Filmes wesentlich mehr in der Finsternis spielt, als die zweite. Denkt man genauer drüber nach, dann könnte man darin wohl eine Symbolik erkennen. Ist das der Fall, so hat Simon Fellows ein, wie ich finde interessantes Mittel genutzt. Seine Ausleuchtung der Szenen ist dabei sehr gelungen. Nichts hervorstechendes, aber doch ausgesprochen gut. Die Kameraperspektiven gefallen mir ebenfalls. Besonders die prägnanteste Szene, die das Ende der ersten Filmhälfte markiert finde ich hier gut.
Die Actionszenen, sind vornehmlich in Zeitlupe und so wirkt besonders der Schusswechsel in dem Café stilistisch beeindruckend. Auch das letzte Drittel ist in dieser Hinsicht sehr gelungen.
Die musikalische Untermalung von Mark Sayfritz kann man ebenfalls als gelungen bezeichnen. Sie stellt nichts überaus Welt bewegendes dar, doch untermalt sie das Geschehen sehr gelungen. Klar sind es eindeutig Klänge aus dem Computer, doch auch so etwas muss erst einmal überzeugend gemacht werden und letztendlich war das Geld für einen orchestralen Sound auch nicht vorhanden.
Abschließend kann ich sagen, dass mir Simon Fellows „Until Death“ doch sehr gut gefällt. Zwar hat der Film einige Schwächen in der Inszenierung, aber dass holt der Regisseur mit den Actionszenen und den guten Darstellern fast wieder raus. Besonders Jean Claude Van Dammes Spiel ist erstklassig und trägt beinah den gesamten Streifen. Dass er in der zweiten Hälfte nicht soo überzeugt, liegt an den Inszenierungsschwächen und kann ihm nicht angekreidet werden. So gelungen wie die Schauspielerischen Leistungen ist aber auch die Action, die nicht so zahlreich gesät ist wie in einem waschechten Actionstreifen, was hier aber auch einiges der Qualität genommen hätte.
Besonders hervorheben möchte ich das Finale. Dieses Ende ist passend und rundet das Filmchen in meinen Augen ab.
Von mir gibt es also:
