Zuletzt gesehener Reality-film

Eine Film-Welt jenseits der Monstren, Mumien und Mutationen.
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Uzumaki
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Beitrag von Uzumaki »

Chantal (1969)
Chantal (2007)


Chantal, eine süße, naive, und - man muss es leider sagen - leicht beschränkte junge Frau (im Remake dargestellt von Misty Mundae) kommt aus einer Kleinstadt nach Hollywood, um ihren Traum von der Schauspielerei zu verwirklichen. Ein Star will sie werden, einer der ganz großen. Doch dass es jenseits der Traumfabrik und Glitzerwelt eine dunkle, schmutzige, verkommene Seite gibt, muss sie bald am eigenen Leib erfahren. Eine Talfahrt in die Hölle beginnt...

Das Original von 1969, "inzeniert" von Nick Philips, ist ein unsagbar langweiliges, harmloses Erotikfilmchen, das selbst bei einer Laufzeit von 59 Minuten nie zu enden scheint. Es gibt nicht mal Dialoge... lediglich eine Stimme aus dem Off informiert den Zuseher, was die teilnahms- und ausdruckslose Protagonistin so denkt und tut. Immerhin ist das Ende aus heutiger Sicht eine Lachnummer, denn für den Möchtegernstar scheinen nackte, tanzende Mädchen das Nonplusultra des Horrors darzustellen. --- ---

Ein ganz und gar anderes Kaliber ist da schon die Neubearbeitung von Tony Marsiglia. Ein sehr zynischer und alles andere als schöner Blick auf die gescheiterten Existenzen der Traumfabrik, die in erbärmlichen Hotels dahinvegetieren oder sich prostituieren, um zu überleben. Jeder scheint nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, lügt wie gedruckt und nutzt die Schwächen anderer erbarmungslos aus. Und so stolpert Chantal von einer Erniedrigung in die nächste, wird betrogen, bestohlen und vergewaltigt, bis sie das letzte Fünkchen Hoffnung verloren hat. Ein Film, der weh tut, und das umso mehr, da Chantals Schicksal abseits der Glitzerwelt in der Realität bestimmt viel zu oft vorkommt. Dass es hier
Spoiler:
kein Happy End
geben kann, sollte niemanden überraschen. +++ +++

Bild

Die gelungene US-DVD-Veröffentlichung kommt mit einigen netten Extras, darunter - endlich mal - ein Audiokommentar von Erin Brown.
The Return of the Ninjas - My Reviews of Ninja Movies!

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Joan_Landor
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Beitrag von Joan_Landor »

Die Gustloff (2-teilig; D 2007/08 )

Januar 1945: Die Russen überrennen Ostpreußen. Die deutsche Bevölkerung begibt sich bei -20° C zu Fuß und auf Pferdefuhrwerken auf die Flucht, viele von ihnen mit dem Ziel Gotenhafen, wo Schiffe liegen, die sie in den Westen bringen sollen.
In Gotenhafen liegt (u.a.) die Wilhelm Gustloff vor Anker, ein ehemaliger KdF-Vergnügungsdampfer, der nun zum Transport von kriegswichtigen Gütern und Soldaten genutzt wird. In dieser Situation soll er, neben ca. 1000 U-Boot-Kadetten, soweit möglich, auch Flüchtlinge mit nach Kiel nehmen.
Da sich offenbar kein dienstfähiger Marine-Kapitän auftreiben lässt, wird der Zivilist Kapitän Kehding von der Handelsmarine abkommandiert, die Gustloff zu steuern. Doch er ist nicht der einzige Befehlshaber auf der Brücke. Seine Freundin Erika tut als Marinehelferin an Land Dienst und versucht nach Kräften, den Flüchtlingen zu helfen. Besonders zugetan ist sie einer Frau, die mit ihrem Sohn und der Leiche ihrer kleinen Tochter sowie einer unterwegs aufgegabelten Hochschwangeren in Gotenhafen eingetroffen ist.
Natürlich finden sich Kapitän Kehding und seine Angebetete in den Menschenmassen gleich wieder und Kehding will Erika an Bord bringen. Doch ihr zwielichtiger Cousin hat merkwürdigerweise etwas dagegen ...

Nachdem ich vor einiger Zeit „Nacht fiel über Gotenhafen“ (BRD 1959; Regie: Frank Wisbar) gesehen habe, und dem Film einiges (aber nicht alles) abgewinnen konnte, musste ich mir natürlich auch die Vilsmaiersche Neuverfilmung des Stoffes geben, wider bessere Ahnung ...

Ich kann nicht direkt sagen, dass ich von dem Werk enttäuscht bin - denn dann hätte ich ja etwas erwartet. Nach den misslungenen Historiendramen „Die Flut“ und „Dresden“ war ich ja auf einiges gefasst. Doch anders als in den erwähten Dramen hat man es diesmal tatsächlich geschafft, eine einigermaßen authentische Atmosphäre zu schaffen. Die Kulisse und Requisite sorgt für die nötige Illusion des Zeitsprungs, auch die Dialoge stehen dem nicht entgegen. (Anders als z.B. in „Die Flut“, wo die Protagonisten Retro-Klamotten zu post-2000er Trendfrisuren tragen, und einem tatsächlich eine Art Heavy Metal-Rebellen-Sohn mit schulterlanger Matte zugemutet wird.) Doch das war’s dann schon fast an Lob.

Die Geschichte beginnt sehr unvermittelt, so dass man die Personen gar nicht richtig kennenlernt, ihre Handlungsmotive im Dunkeln bleiben: Warum hilft Erika ausgerechnet jenen Flüchtlingen? Und warum zum Henker hilft sie der Mutter dabei, die Leiche ihrer Tochter aufs Schiff zu bringen? (Hauptsache rührselig, wer denkt da schon an Hygiene in einem überfüllten, warmen Schiffsinneren?)
Dabei hätte man in einem Zweiteiler doch wirklich genug Zeit gehabt, den Figuren die nötige Tiefe zu geben.

Dann die Nazis und Mitläufer: Wie in beinahe jedem modernen Film über die Nazi-Zeit werden sie stark überzeichnet und zu Karrikaturen und Hanswürsten gemacht. Ja, klar, so bringen sich die Filmemacher auf die sichere Seite - bloß: Wie soll man so als Zuschauer, der die Zeit nicht erlebt hat, nachvollziehen, was an der NS-Bewegung so anziehend war, dass ihr ein großer Teil der Bevölkerung gefolgt ist - bis hin zum Verlust jeglicher Humantität und in den eigenen Untergang? Aber wie gesagt, damit steht Vilsmaier gar nicht allein da.

Dann gerät auch in der Katastrophe vieles over the top: Da bekommt die Hochschwangere an Bord Wehen, liegt auch schon im Lazarett, als die Torpedos einschlagen. Und dann bekommt sie ihr Kind an Bord des Rettungsbootes. Ja, klar, bei dem Hauen und Stechen um die wenigen Plätze schafft es natürlich eine Frau, die sich selbst kaum auf den Beinen halten kann, aus dem Schiffsinneren über die panischen Menschen hinweg auf ein Rettungsboot. (Und da das so absurd ist, hat man auch verzichtet, den Weg dahin zu zeigen ...) Das Kind wird dann in den eisigen Fluten geboren - und überlebt. Na klar, ist doch robust, sowas.

Und der Häßling-artige Parteifunktionär hält auch im eiskalten Wasser sein überdimensionales geramtes Hitler-Portrait fest. Ein Motiv, das man eher in einem Helge-Schneider-Film erwartet hätte.

Ein paar weitere Logiklöcher runden das Bild ab. (Wohin zerrt Kehding den Jungen, als er ihn vor den SS-Schergen retten will? Wie hatte sich der Verräter das eigentlich vorgestellt, wenn er den Untergang eines Schiffes herbeiführt, auf dem er sich selbst befindet? Und von was für einem „Koffer“ ist zwischen ihm und seiner Komplizin die Rede, wenn es doch um einen U-Boot-Angriff geht?)

Positiv wiederum ist zu vermerken, dass man am Ende der Geschichte keine falsche poetische Gerechtigkeit aufgetischt bekommt. Die Verantwortlichen überleben. (Wie es ja auch historisch bezeugt ist.)

Zu bemängeln gibt es also viel. Nur nicht das, was Christian Buß dem Film vorwirft:
Das ZDF-Weltkriegs-Epos "Die Gustloff" rekonstruiert den Untergang des gleichnamigen deutschen Flüchtlingsschiffes - und suggeriert eine empörende These: Da säuft ein Volk von Unschuldigen ab.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 27,00.html

Zum einen wird nirgendwo in dem Film den Deutschen eine Absolution erteilt, im Gegenteil. Erika spricht explizit aus, dass man „die Welt habe bluten lassen, und das falle nun auf die Deutschen zurück.“
Zum anderen bestand die „Ladung“ des Schiffes zu einem Großteil aus Kindern (die Zahlenangaben reichen bis an die 5000 hinauf). Ja klar, alles kleine Täter. Angesichts dieser Tatsache ist Buß’ Aussage geradezu abstoßend und menschenverachtend.

Und wenn Buß dem Film den Vorwurf macht:
der Kahn scheint insgesamt sonderbar saubergeschrubbt von unangenehmen nationalsozialistischen Begleiterscheinungen wie völkischem Größenwahn und Antisemitismus.
fordert er das, was ich in „Nacht fiel über Gotenhafen“ und „Nachts, wenn der Teufel kam“ bemängelt habe: Da soll einem Film über die Nazi-Zeit, damit man ihn auch nur ja nicht vergisst, eine Holokaust-Komponente gegeben werden, die dramaturgisch nur schwer hineinpasst, und daher wie ein unpassendes Pflichanhängel in dem Film daherkommt, das der Problematik keinesfalls gerecht werden kann, ja sie schlimmstenfalls (wie in „Nachts, wenn der Teufel kam“) banalisiert. Immerhin weiß ich jetzt für wen diese Episoden gedacht sind ...

Aber im Grunde hat dieser mittelmäßige Fernsehfilm soviel Aufmerksamkeit gar nicht verdient. --- +++
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Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Bravo Meike +++ Tolle Kritik :loveyouall:
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Zimbo
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Beitrag von Zimbo »

Aber im Grunde hat dieser mittelmäßige Fernsehfilm soviel Aufmerksamkeit gar nicht verdient.
Das trifft auf sämtliche dieser neuerdings so beliebten zweiteiligen Fernseh-Ereignisse zu, oder?
Der "Untergang der Pamir" und diese Geschichte mit der Sturmflut im Hamburg waren auch so´n Schund....
Steht ein U-Boot an der Wand und kämmt sich...
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Joan_Landor
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Beitrag von Joan_Landor »

Den Untergang der Pamir habe ich mir nicht gegeben. So viele Tatort-Kommissare auf einmal hätten da einen zu kräftigen V-Effekt bewirkt. :roll:

@Holger
Danke! :)
(Ich hoffe, sie ist nicht zu politisch geworden. Dabei hätte ich zu Herrn Buß noch einiges mehr zu sagen ...)
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Gorath
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Beitrag von Gorath »

Ich gebe mir solche Filme Wo Heiner Lauterbach und Wege zum Glück-Schauspieler rumlaufen erst garnicht.
Damals im Jahr 2004 mit diesem unglaublich trägem Rechner und dem alten 56K-Modem...
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Antropophagus
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Beitrag von Antropophagus »

Ein perfektes Verbrechen +++ +++

Ein klasse Film der seinen Höhepunkt im Katz und Maus Spiel zwischen Anthony Hopkins und Ryan Gosling (der mich immer wieder an Edward Norton erinnert hat) findet....allein das Kommissar-Zufall-Ende sah ein wenig danach aus als wenn den Schreibern nichts mehr eingefallen ist...schade...
trotzdem ein spitzen Hopkins... +++ +++
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

African Queen ---

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Beschäftigt man sich mit der Welt der Kinofilme, so kommt man an den Größen derer nicht vorbei. Einer derer, die in den 30ern von sich Reden machten war Humphrey Bogart zu dessen Filmen jedem als erstes „Casablanca“ einfallen dürfte. Ich kenne jenen Film nicht und das wird sich sicher auch so bald nicht ändern.
Erstmalig mit ihm in Berührung gekommen bin ich durch seine Rolle des Lt. Cmdr. Philip Francis Queeg in dem Film „Die Caine war ihr Schicksal“. Bösartige Parts standen Bogart besser als beispielsweise die eines Detektivs, wobei seine Darstellung des Philip Marlowe in „Tote schlafen fest“ nicht von schlechten Eltern ist.
In „Die Caine war ihr Schicksal“ war er jedenfalls hervorragend. Herrlich sein Spiel im Gerichtssaal im Finale des Filmes. Ein klasse Film und ein hervorragender Humphrey Bogart.

Der Kinofilm „African Queen“ steht in den Ranglisten weit oben und somit verstand es sich, dass auch ich einen Blick darauf werfen wollte, schließlich spielt ja auch Katharine Hepburn die zweite Hauptrolle (oder war’s die Erste?).

Rose Sayer (Hepburn) und Charlie Allnut (Bogart) starten ein an Selbstmord grenzendes Unterfangen, in welchem sie mit Hilfe von Allnuts Schiff African Queen ein Kriegsschiff der Deutschen versenken wollen, denn es herrscht der zweite Weltkrieg und man möchte den Verbrechern schweren Schaden zufügen, die rücksichtslos über Afrika herfallen. Sayer und Allnut können sich anfangs nicht ausstehen, doch schon bald taut die vertrocknete alte Schachtel auf und verliebt sich in den raubeinigen Eigenbrödler.

Ich kann nicht verstehen, was an diesem Film so gefunden wird. Ich find ihn, gelinde gesagt, eine Zumutung. Keine spannende Geschichte entblätterte sich vor meinen Augen. Keine dramatischen Ereignisse fesselten mich und auch die schauspielerischen Leistungen stellten mich nicht zufrieden. Es scheint aber vornehmlich am Drehbuch zu liegen, dass die Darsteller hohle Dialoge dreschen lässt und sie von einem dämlichen Moment zum nächsten treibt. Am Ende hätte ich mir das Ganze wirklich sparen können. Aber ich bin um die Erfahrung reicher, dass „African Queen“ ein eher langweiliges Kriegsabenteuer ist, das zwar schon Naturaufnahmen zu bieten hat, aber weiter nichts besitzt dass mich beeindrucken könnte. Katharine Hepburn wirkt zudem sehr leidend. Entwerder auf Grund der Rolle, oder, weil es sie zu sehr mitgenommen hat in Afrika zu drehen. Möglicherweise bilde ich mir das aber auch nur ein.
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

Dead End – Sackgasse +++ +++ +++

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Es ist schon ein Stück her, da ging mein Interesse zu den Gangsterfilmen der 30er Jahre. Der Zeit, in der Al Capone noch blaue Bohnen verteilen ließ und die Prohibition den Schwarzmarkt für Schnaps explodieren ließ. James Cagney war hier wohl der prägnanteste Star der in solchen Gangsterstreifen auftrat. Aber auch Edward G. Robinson drehte einige solche Filme, sowie Humphrey Bogart. Letzterer spielt auch eine entscheidende Rolle in dem Film „Dead End - Sackgasse“, der 1937 unter der Regie von William Wyler entstand.
Ich erwartete einen ähnlich gearteten Film, wie „Der öffentliche Feind“ (1931 mit Cagney), oder „Der kleine Cäsar“ (1931 mit Edward G. Robinson). Statt dessen erwartete mich ein Gangsterdrama, das gekonnt die sozialen Unterschiede der damaligen Zeit portraitiert.

Inhalt (Quelle = ofdb): In den Docks von Manhattan wird das Leben von der Armut regiert - und von den Banden. Die schöne Drina, die in den arbeitslosen Bauingenieur Dave verliebt ist, will ihren Bruder Tommy davor bewahren ins kriminelle Milieu abzurutschen. Doch da kehrt der von der Polizei gesuchte Killer 'Baby Face' Martin, durch eine Gesichtsoperation äußerlich verändert, in die New Yorker East River Street zurück, wo er seine Kindheit verbrachte. Seine Mutter und seine frühere Freundin Frenzy weisen ihn ab Nur sein früherer Freund Dave erkennt ihn wieder. Enttäuscht will Baby Face wenigstens einen großen Coup in der Gegend landen und wird von den Straßenjungs des Viertels als Idol angehimmelt. Dave verhindert allerdings den Coup und tötet Baby Face bei einem Schusswechsel. Werden dadurch die Jugendlichen zur Vernunft gebracht? Denn trotzdem steht nicht nur die Zukunft Tommys, sondern auch die Moral in dem Viertel nach wie vor auf dem Spiel!

Da ich im ersten Moment nicht bekam, was ich erwartete, war meine Aufmerksamkeit anfangs nicht sehr groß, doch das änderte sich bald, denn ich erlebte ein sehr gelungenes und tiefgründiges Drama, dass William Wyler wirklich beeindruckend inszenierte. Dabei spielt das Geschehen fast ausschließlich auf einem einzigen Set, das wie eine riesige Theaterbühne wirkt. Nur gelegentlich schaut man in andere Räume, kehrt aber gleich darauf wieder zum Hauptset zurück. Es verwundert nicht, wenn man erfährt, dass der Film auf einem Bühnenstück aus der Feder von Sidney Kingsley basiert.
Humphrey Bogart gibt eine erstklassige Darstellung des Gangsters „Baby Face“ Martin und überzeugt durch ein glaubhaftes Minenspiel. Aber auch die anderen erwachsenen Schauspieler überzeugen, ebenso wie die Jungschauspieler, deren Weg klar aufgezeichnet scheint. Verbrecher werden eben nicht als Verbrecher geboren, sondern sind das Produkt ihres sozialen Umfeldes.
Somit kennt Dead End auch nur einen Schluss und dass ist auch gut so, denn etwas anders wäre unglaubwürdiger gewesen.


The Good German +++ +++

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Fritz Lang war es seinerzeit, glaube ich, der den Film Noir etablierte. Dieses Genre genau zu definieren fällt mir noch heute schwer. Es ist wohl vergleichbar mit einem düsteren Krimi, in dem der ermittelnde Detektiv oder Inspektor meist selbst kein Kind von Traurigkeit ist, also entweder ein mieses Schwein ist, oder andere Probleme hat. Der Film Noir war stets schwarz weiß und seine Blütezeit in den 40er und beginnenden 50ern. Wohl bekannteste Vertreter dieses Genres sind „Der dritte Mann“ oder „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Letzterer stammt übrigens von dem deutschen Regisseur Fritz Lang. Aber auch Alfred Hitchcock drehte in diesem Genre. So zählt beispielsweise „Vertigo“, mit James Stewart dazu.
In letzter Zeit erinnert man sich vermehrt an diese Filme und versucht mit neuen Produktionen das Genre wieder zu beleben. Kürzliche Ausflüge dahin unternahmen „Die schwarze Dahlie“ und „Lonely Hearts Killers“.

Nun versuchte sich Stephen Soderbergh, der „The Good German“ zudem ganz im Stile dieser alten Filme drehte. Hauptdarsteller ist wie so oft George Clooney, der im zerstörten Berlin, direkt nach Kriegsende versucht einen Mordfall aufzuklären. Seine Ermittlungen bringen ihn in arge Gefahr und schnell merkt er, dass das Ganze weit stärker verstrickt ist, als zuerst angenommen.

Hut ab vor dem, was Soderbergh hier versuchte zu inszenieren und auch ganz gut geschafft hat. Er studierte den Look der Film Noires sehr aufmerksam, denn „The Good German“ wirkt nicht wie ein heutiger Film, sondern tatsächlich wie ein Streifen aus den 40ern. Soderbergh arbeitet wenig mit ausführlichen Kamerafahrten und beschränkt sich stattdessen mehr auf fest sitzende, die lediglich nach rechts oder links schwenken. Dass heißt aber nicht, dass er gänzlich auf Fahrten verzichtet, nein, aber er setzt sie nicht auffällig ein. Dass der Film komplett in Schwarz/Weiß gehalten ist trägt sein übriges zur Film Noir Stimmung bei, denn schließlich waren sie seinerzeit auch vorwiegend in dieser Form zu erleben.
Abgesehen vom Look und der Musik, kann der geneigte Zuschauer aber auch in der Inszenierung alt bewährtes erkennen. Die Geschichte ist düster und die Protagonisten sind nicht wirklich Engel. Hier hätte Soderbergh aber Clooney Part ruhig etwas schmutziger machen können, denn er wirkt doch zu geleckt. Tobey Maguire ist hier mal ein wirklich heftiges Arschloch. Fies, rücksichtslos und bald schon tot. Der Kerl versetzt Cate Blanchett sogar nen Magenschieber. Naja, die Rolle ist so fies, aber Maguire schafft es in meinen Augen nicht sie wirklich glaubhaft nahe zu bringen. Der Mann schafft es einfach nicht Gefühlsregungen überzeugend darzustellen. Ich glaube er wird überschätzt.
Ebensowenig gefällt mir Cate Blanchett, obgleich ich mir bei ihr nicht so ganz sicher bin, denn möglicherweise gefällt mir auch einfach ihre Nase nicht, so wie das vielen ja bei Tom Cruise geht. Recht beeindruckt war ich von ihrem Deutsch, denn im Verlaufe des Filmes spricht sie das in mindestens zwei Szenen. Gemerkt hab ich dies, weil der gegenüber in der deutschen Synchro auf einmal so natürlich sprach und nicht nach Synchro klang. Hinzu kam die Lippensynchronität, weswegen ich sogleich in die Englische Tonspur wechselte und da hört man Miss Blanchett dann Deutsch sprechen. Aber nicht nur ein bis zwei Worte, wie etwa Pierce Brosnan in „Tomorror never Dies“ sondern mehrere Sätze. In der ersten Szene sind die noch etwas einfach gehalten und beschränken sich vornehmlich auf „Ja“ oder „Nein“, doch danach führt sie einen längeren Dialog, was wirklich gut einstudiert ist.

„The Good German“ ist ein anspruchsvoller Film Noir im Stile der Klassiker. Er übersteigt zuweilen auch mein Verständnis, was möglicherweise auch daran gelegen hat, dass ich nicht ganz bei der Sache war. Gewisse Sätze erschlossen sich mir in ihrem Sinn nämlich nicht ganz, wie beispielsweise eine Bemerkung von Clooneys, also Geismers, Kollegen. Und es gibt noch einige andere Sätze denen ich nicht ganz folgen konnte. Vielleich wirkt der Film deswegen zuweilen etwas holprig inszeniert auf mich? Dennoch wurde ich angenehm unterhalten. Dass Thomas Newman für seinen Filmscore für einen Oscar nominiert wurde kann ich gut verstehen, denn zum einen klingt er herrlich und zum anderen ist er auch hier ganz in der Art der alten Streifen.
Ach eines hab ich noch vergessen. „The Good German“ ist ja ein düsterer Film Noir und somit auch in gewisser Weise ein schmutziges Werk. Verständlich, dass man hier auch mit Fäkalsprüchen um sich wirft, was ich leider zuweilen deplatziert empfinde. Die Filme damals kamen, meiner Erinnerung nach, ohne so etwas aus.
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

Seabiscuit +++

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Vor einigen Jahren war dieser Film für insgesamt 7 Oscars nominiert unter anderem in der für den besten Film. Na, gut, dass er diesen nicht bekommen hat.
Ich war damals recht interessiert an dem Stoff, riskierte einen genaueren Blick aber erst jetzt.
Die Geschichte ist an sich ja nicht schlecht, doch hapert es für mich zum einen an der Story und zum anderen an einigen optischen Dingen.

Charles Howard erlebt den amerikanischen Traum. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Naja, in seinem Fall, vom Fließbandarbeiter zum Millionen schweren Autoverkäufer. Allein mit einer Idee und den richtigen Hebeln, hat er dies erreicht. Doch sein Glück findet ein jähes Ende, als sein Sohn bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Es dauert lang, bis er sich von diesem Schock erholt hat und schafft dies auch erst, als er umsattelt und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Er Versucht sein Glück beim Pferderennen, aber nicht als derjenige der wettet, sondern der, der ein Pferd aufstellt. Er engagiert einen begabten Pferdetrainer, einen erfolglosen Jockey und kauft ein nicht sehr Erfolg versprechendes krummbeiniges Pferd. Schon bald stellt sich der Gaul als begabter raus, als vormals gedacht und für Howard beginnt ein erneuter Höhenflug. Doch was steckt wirklich hinter Jockey Red Pollards Erfolglosigkeit?

Wie gesagt, hapert es bei dem Film in meinen Augen bei der Story, denn der Anfang geht zu holprig durch die Anfangsgeschichte von Charles Howard. Natürlich hatte man nicht die Absicht, diesen Abschnitt genauer zu beleuchten, doch ist es sicherlich nicht allzu kompliziert mit prägnanten Szenen einen gewissen Fluss hinzubekommen. Inszenatorisch finde ich hingegen die Szene mit dem Verkehrsunfall sehr gut gelungen. Man sieht den Sohn in dem einen Auto auf der einen Seite und dagegen das Auto, das unaufhaltsam auf der schmalen Straße entgegen kommt. Das dies nur in ein Ende münden kann war klar, weswegen ich es gut gewählt finde, dass man dann erst wieder das Auto im Graben sieht, also, als alles vorbei ist. Jeff Bridges, welcher ja den Part des Charles Howard spielt, der daraufhin den leblosen Körper seines Sohnes in Armen hält ist dann sehr emotional gelungen und wird erst durch Bridges spiel so gut. Sein darauf folgender „Zusammenbruch“ in der nachfolgenden Szene wirkt dagegen zu theatralisch. Dennoch hat mir sein Spiel den ganzen Film hindurch am besten gefallen.
Weniger dagegen das von Tobey Maguire. Er schaffte es schon bei Spiderman nicht mich davon zu überzeugen er sei ein sehr guter Schauspieler. Und auch hier gelingt es ihm nicht. Zu steif sein Spiel und zu wenig Mimik.
Chris Cooper, der Pferdetrainer, dagegen spielt solide und gefällt mir damit ebenfalls. Schön zu sehen, dass er ein Trainer ist, der das Pferd nicht züchtigt, sondern eher mit Pferdeflüsterermethoden agiert. Das imponiert mir, denn Quälereien möchte ich in einem Film mit solcher Thematik nicht sehen.
Die Reitszenen sind das was mich am meisten stört. Ich weiß ja nicht ob man die Darsteller tatsächlich beim reiten gefilmt hat. Ich kann es mir nicht denken, denn in solchen Szenen ist es of, wie beim Fahren, die Protagonisten müssen sich darauf konzentrieren und können nicht nebenher noch schauspielern. Somit bin ich davon überzeugt, dass in den Szenen wo man Maguire in Nahaufnahme auf dem Pferd sieht, eine bestimmte Atrappe zum Einsatz kam. Hier wedelt mir der Kopf des „Pferdes“ doch zu übertrieben herum, was die Glaubwürdigkeit der Einstellung schmälert und zuweilen richtig nervt, zumal, wenn man dies mit anderen Reitszenen aus dem Weitwinkel vergleicht, das Kopfwackeln der Pferde keineswegs so heftig ausfällt.
Das war das eine. Das andere ist der Storyfluss, der sich nach dem Anfang auch bei dem ausführlicher erzählten weiteren Teil nicht so ganz einstellen will. Es wirkt auf mich oft holprig und zuweilen auch zusammenhangslos, so dass man sich mehrmals orientieren muss, was denn nun eigentlich abgeht und wo wir nun genau sind. Durchzogen wird das Ganze noch von Szenen die kitschig sind und dem Endergebnis mehr schaden als nutzen. Besonders blöd wird es zum Ende hin. Der richtige dramatische Effekt wird mit Pollards Verletzung gesetzt, doch alles weitere hat Regisseur Gary Ross in meinen Augen verhunzt. Besonders die Anweisungen Pollards an den Ersatzjockey. Vormals kannte er Seabiscuit nicht so recht und auf einmal ist er Mister allwissend? Mag ja sein, dass dies so ist, aber dann hat uns der Regisseur nicht die nötigen Szenen geboten, die diese innige Beziehung zum Pferd verdeutlichen.
Dass das Ende dann in ein Happy-End mündet ist ein weiteres Beispiel dafür, dass es sich um einen Hollywood Film handelt. Ein dramatischer Abschluss hätte „Seabiscuit“ wesentlich besser getan.

Ich war enttäuscht. Mit der richtigen Inszenierung und einigen Veränderungen beim Drehbuch hätte aus diesem Streifen wirklich ein Oscar würdiges Werk werden können. Besonderer Pluspunkt liegt in den Darstellern Jeff Bridges und Chris Cooper, sowie in einigen herrlichen Reitszenen, bei denen man sich aber das Gesabbel von Maguire hätte sparen sollen. Nur mit der sehr gelungenen Filmmusik wäre es beeindruckender gewesen. Andere Reitszenen, besonders jene auf der Rennbahn enttäuschen durch schlechte Tricksereien bei den Nahaufnahmen.
„Seabiscuit“ ist unterhaltsam, aber in meinen Augen kein wirklich guter Film.
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Paul Naschy
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Beitrag von Paul Naschy »

Ein fliehendes Pferd +++ +++ +++
Haha, ich finde doch tatsächlich einen Film mit Katja Riemann großartig, wie gruselig :angst: .
Von Martin Walser habe ich nahezu alle Romane gelesen und bin nach wie vor ein großer Verehrer seines schriftstellerischen Schaffens. Diese Verfilmung packt die Geschichte von der einzig richtigen Seite an, großartig!
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Elite
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Beitrag von Elite »

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Titel: Die Verurteilten

Regie: Frank Darabont

Produktionsort: USA

Budget: 25 Mio. US-$

Produktionsstudio/ Verleih: Castle Rock Entertainment/ Warner Bros.

Produzenten: Nikki Marvin

Drehbuch: Stephen King, Frank Darabont

Kamera: Roger Deakins

Musik: Thomas Newman

Genre: Drama

Darsteller:

Tim Robbins - Andy Dufresne
Morgan Freeman - Ellis Boyd 'Red' Redding
Bob Gunton - Warden Norton
James Whitmore - Brooks Hatlen
William Sadler - Heywood

Laufzeit: 137 Minuten

Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren

Story:

Der Bänker Andy Dufresne wird beschuldigt seine Frau und ihren Liebhaber kaltblütig ermordet zu haben. Durch diverse Missgeschicke und der Tatsache, dass er seine Pistole, mit der er den Mord eigentlich wirklich begehen wollte nicht gefunden worden ist, sprechen die Indizien gegen ihn. Er warf sie nämlich im angetrunkenen Zustand in einen Fluss, als er wieder zur Besinnung kam und sich dazu entschlossen hat den Mord doch nicht zu begehen. Da er seine Unschuld nicht beweisen kann wird er zu einer zweifach lebenslänglichen Haftstrafe im berüchtigten Gefängnis von Shawshank, das liegt in Maine, verurteilt. Schon zu Beginn seines Knastaufenthalts lernt er das harte Leben kennen, die Wärter sind knallhart und gewalttätig und unter den Häftlingen haben es besonders die „Schwestern“ auf ihn abgesehen. Abgesehen von den Problemen, denen er sich dort stellen muss, lernt er den Häftling Ellis Boyd 'Red' Redding kennen und freundet sich mit ihm und seinem Freundschaftskreis an. Außerdem kommt ihn sein Fachkenntnisse zur Finanzplanung zu Gute, so darf er die Steuererklärungen für alle Angestellten des Gefängnisses machen, die Finanzen des leiten und zu dem setzt er sich für die Gefängnis Bibliothek ein. Doch mit seinen Fertigkeiten will der Direktor ihn nicht mehr so einfach gehen lassen und setzt alles daran ihn dort zu halten.

Kritik:

Mit die Verurteilten oder „The Shawshank Redemption, wie dieser Film im Original heißt, nahm sich Frank Darabont zum ersten zweiten Mal einer Vorlage von Kultautor Stephen King an. Allerdings ist dies erst sein zweiter Film, als er sich nämlich das erste Mal einer Vorlage von Stephen King annahm handelte es sich um „The Woman in the Room“ eine Episode aus Stephen King’s Nightmare Collection. Obwohl er somit noch nicht wirklich viele Arbeiten aufzuweisen hat, sein zweiter Film war nur der TV-Film Buried Alive, hat es Frank Darabont doch tatsächlich mit seinem grad mal zweiten Film einen der einfühlsamsten und besten Filme überhaupt zu drehen, der siebenfach für den Oscar nominiert worden ist, unter anderem für den besten Hauptdarsteller (Morgan Freeman), Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton und Musik, allerdings ging der Film komplett leer aus, was aber nichts an der Qualität dieses sensiblen Dramas ändert.

Diese anspruchsvolle Geschichte lebt von ihrer extrem ruhigen Erzählweise und übt dabei, ohne gehobenen Zeigefinger, Kritik an das Straf- und Justizsystem der USA aus, zeigt aber auch gleichzeitig, dass nichts über die Bande der Freundschaft geht und das man sich die Hoffnung bis zum Schluss bewahren sollte. Übers diese brisanten Themen erfährt man viel in dem man Andy während des Films begleitet, denn er und die weiteren Insassen müssen damit, aber auch insbesondere mit den Folgen davon ihr ganzes Leben lang damit klar kommen bzw. es zumindest versuchen.

Die besagte ruhige Erzählweise des Films lässt niemals zu, dass irgendwelche äußeren Schauwerte sich in den Vordergrund drängen, man hat sogar weitestgehend auf solche verzichtet. Selbst die Schauplätze sind sehr begrenzt, fast der gesamte Film spielt ausschließlich im Gefängnis, mit Ausnahme einiger weniger Szenen. Dass die Kamera und der Schnitt für den Oscar nominiert waren kann man trotz der begrenzten Schauplätze überaus gut nachvollziehen. Kameramann Roger Deakins vermag es mit seiner ruhigen Kameraführung die Schönheit und die Intensität, dessen, was er filmt, deutlich hervorzuheben, so dass trotz der der langsamen Schnitte, die Spannung stets vorhanden bleibt und sogar darüber hinaus noch geschürt wird. Grade dieses Unspektakulär macht doch seinen Reiz aus und lässt den Zuschauer aufmerksam und gebannt das Geschehen zu verfolgen, ohne durch irgendwelche überflüssig schnellen Kameraschwenks oder wildem Schnittstakkato den Zuschauer aus der sorgfältig erarbeiten Atmosphäre zu reißen.

Diese Atmosphäre wird sehr sorgfältig im Verlauf der Handlung kreiert. Die Handlung wartet nicht mit besonders vielen Wendungen und Finten auf und wirkt somit nicht konstruiert und kommt vollkommen natürlich daher. Die paar Wendungen, die allerdings birgt, sind ungemein überraschend und halten den Zuschauer mit den darauf folgenden Konsequenzen weiterhin aufmerksam das Geschehen zu verfolgen, durch das wohl proportionierte Einsetzen jener Wendungen im Plot kommt bei der recht hohen Lauflänge von 137 Minuten nicht eine einzige Sekunde Langeweile auf und obwohl alles recht langsam verläuft bzw. durch die ruhige Erzählweise wirkt, wirkt der Film gefühlt trotzdem noch kürzer als er doch tatsächlich ist. Dies mag wohl daran liegen, dass man bei der Handlung sehr viel wehrt auf die Natürlichkeit und Authentizität von jener gelegt hat.

Sehr detailliert erfährt man über den Gefängnisalltag der Sträflinge und was sie daraus machen. Die „Schwestern“ schikanieren Andy zunächst, die Werter behandeln die Häftlinge unmenschlich und Direktor Norton zieht im Hintergrund die Fäden und versucht sich alles so hinzubiegen um seinen Nutzen daraus zu schlagen, für ihm ist Andy mit seinen Fachwissen als Bänker nur Mittel zum Zweck. Durch diese Aspekte entstehen immer wieder neue Konflikte, die die liebenswerte Gemeinschaft um Andy und Red bedrohen und Mittels ihrer Macht einschüchtern. Die Situation scheint daher ziemlich aussichtslos für die nette Truppe, die sich allen Anschein nach ihrem Schicksal zu fügen hat und für die selbst Hoffnung nicht mehr zu erlauben ist. Im Fortverlauf des Geschehens allerdings lehrt Andy Red und seinen Kameraden doch das Gegenteil, auch wenn er das eine oder andere Mal dafür hart einstecken muss.

An Charakteren wie Andy und Red, inklusiv seiner Truppe und was mit ihnen nun während des harten Gefängnisalltags passiert bzw. wie man sie behandelt und wie düster ihre Zukunftsperspektiven aussehen wird unweigerlich die Frage nach dem Sinn und Zweck des Ganzen aufgeworfen. So bekommt der Film besonders viel Tiefgang verliehen und man bekommt z.B. zu sehen wie jemand, der fast sein gesamtes Leben im Gefängnis verbracht hat nun am Ende seines Lebens in die Gesellschaft zurück integriert wird und wie er darauf reagiert und die Folgen sind erschreckend. Wann hat man also für seine Taten endgültig bezahlt? Wie kann man durch ein bloßes Urteil den genauen Zeitpunkt dafür festlegen und überhaupt wissen ob es wirklich hilft sich zu rehabilitieren oder sogar eine Integration in die Gesellschaft nur noch schwerer macht. Damit soll zwar nicht befürwortet werden, dass man Strafen mildern soll, aber auf alle Fälle ist es so, wie es verläuft nicht in Ordnung und schädigt im Grunde mehr als wieder gut zu machen. Auch die Tatsache, dass einige Wärter ihre Gefangenen liebend gerne zu Klump schlagen zeigt, dass selbst hinter solchen Straftätern doch noch Menschen stecken, und dass auch sie daher nicht unmenschlich behandelt werden dürfen, und dass sich auch Wärter daran zu halten haben. So baut man schnell Sympathien für die Figuren auf, die im Grunde ihre Lektion schon längst gelernt haben und hofft für sie, dass sie doch nicht mit dem wahren Übel des Gefängnisses konfrontiert werden.

Der Figur des Andys bleibt leider fast nichts erspart und wird mit so gut wie jedem Ärger im Gefängnis konfrontiert, mit dem man es dort nur zu tun haben kann. Die Schwestern schikanieren ihn, in der Wärter behandeln ihn Grob und für den Direktor ist er nur Mittel zum Zweck. In so einer Situation würde wohl jeder letztendlich das Handtuch schmeißen und Aufgeben, doch Andy klammert sich an seine Hoffnungen und das scheint auch das Einzige zu sein, was ihn das alles durchhalten lässt und ihn nicht innerlich zerbrechen lässt.
Der Charakter des Andy Dufresne wird hier von Tim Robbins verkörpert. So kann man unter anderem auch sehen, dass jener nicht nur ein großartiger Schauspieler ist, sondern auch ein großartiger Mime. Andy ist nämlich ein recht introvertierter Mensch, bei dem man nie so sicher ist, was er grade denkt oder am planen ist. Durch Tim Robbins Gestik wird einem auf jeden Fall klar, wie er sich in den jeweiligen Situationen ungefähr fühlt. Zusammen mit seinem intelligenten und sehr ruhigen Verhalten wird er zusammen mit den anderen Eigenschaften zu einem sehr komplexen Charakter, den man nicht leicht durchschauen kann und Tim Robbins vermag es wirklich sehr gut seiner Rolle das nötige Leben einzuhauchen mit seinem grandiosen Schauspiel, so wird der ruhige, aber liebenswerte Andy zum Sympathieträger schlechthin.

Fast genau so hoch in der Gunst des Zuschauers dürfte aber auch Morgan Freeman’s Rolle des Ellis Boyd 'Red' Redding sein. Er ist derjenige, der für einen entsprechenden Gegenwert einem alles mögliche Besorgen kann, weshalb er in der Gunst der meisten Häftlinge recht weit oben steht und um sich herum eine kleine Gemeinschaft aufgebaut hat, die einem Freundeskreis schon gleicht. Red hat die Hoffnung auf bessere Zeiten eigentlich schon längst begraben, doch mit Andys auftauchen und seinen Taten, die er vollbringt, wird er eines Besseren belehrt und bekommt neben den starken Banden der Freundschaft auch noch zu lernen, dass es die Hoffnung ist, die man sich wirklich immer bewahren sollte. Auch Freeman’s Darstellungen sind hier wirklich überragend. Sein Charakter ist wirklich unglaublich charmant und sympathisch, aber trotzdem immer sehr ruhig, zwar nicht so ruhig wie die Figur des Andy, jedoch lässt auch er sich nicht so schnell aus der Fassung bringen. Zusätzlich noch ist es Red, der mit seiner Stimme als Erzähler dieses Epos dient und mit wirklich sehr intelligenten Dialogen zu überzeugen weiß, die den Zuschauer maßgeblich berühren und auch zum denken anregen. Zu Recht hat sich Morgan Freeman mit dieser schauspielerischer seine Oscarnominierung verdient, schade allerdings, dass er die heiß begehrte Auszeichnung nicht gewonnen hat, doch mit Forrest Gump war die Konkurrenz doch sehr hart gewesen. Nichts desto trotz ändert das was an der Tatsache, dass auch Mr. Freeman in seiner Rolle als zweiter Hauptdarsteller voll und ganz in seiner Rolle aufgeht.

Auf der Seite der Unsympathen steht der Gefängnisdirektor Samuel Norton, der Andy in seine schmutzigen Machenschaften mit hineinzieht und dafür seine Berufserfahrungen als Bankmanager schamlos ausnutzt, um seinen eigenen Nutzen daraus zu schlagen, doch Andy bleibt für ihn trotzdem nicht mehr wehrt als die restlichen Insassen. Unter seiner Schreckensherrschaft werden die hinterhältigsten und erbarmungslosesten Taten der Wärter, allen voran der sadistische Aufseher Byron Hadley, ausgeführt, egal ob legal oder illegal und die Menschenrechte werden dabei auch mit Füßen getreten. Bob Gunton spielt diese absolute Hassfigur des Films sehr gut. Er bringt die Ernsthaftigkeit seines Charakters wirklich sehr authentisch rüber, so dass man ihn das Ernste und die Hinterlist die seine Figur ausmachen ohne weiteres abkauft. Er ist ein wahrer Antisympathisant und somit das perfekte Gegenstück zu den beiden Hauptfiguren Andy und Red, die durch so einen kühlen und skrupellosen Gefängnisdirektor noch mehr zu fürchten haben als nur die Insassen, denn nur er lässt das rabiate Verhalten der Wärter zu, damit auch alle schön nach seiner Pfeife tanzen und das ist es, was ihn zu einer so beunruhigen Figur im Film werden lässt, denn er hat neben seiner gefährlichen Eigenschaften auch noch das Wichtigste, um alles so umzusetzen, wie es ihm beliebt, nämlich Macht.

Nicht annähernd so mächtig wie der gefährliche und einflussreiche Gefängnisdirektor ist der schon ziemlich stark gealterte Brooks Hatlen, welcher durch James Whitmore’s Darstellungen mehr als angebracht dargestellt wird. Sein Charakter ist besonders tragisch, da er fast sein gesamtes Leben im Gefängnis verbracht hat, dass es sogar wortwörtlich zu seinem Leben geworden ist. Er mag zwar schon seit Jahren sicher für niemanden mehr gefährlich sein, schließlich stellt er sich als sehr friedliebender Mensch heraus, doch als man ihn nach fünfzig Jahren aus dem Knast entlässt wird sein Leben auf dem Kopf gestellt, schließlich sind all seine Freunde die er hat im Knast und die Gesellschaft und das Leben außerhalb der Gefängnismauern haben sich sehr verändert seit dem letzten halben Jahrhundert. James Whitmore mausert sich durch seine ruhige und gutherzigen Art, er hat schließlich einen Vogel großgezogen, den er aufgelesen hat, als er aus dem Nest gefallen ist, auch zu einem der absoluten Publikumslieblinge im Film. Man möchte schon fast gar nicht glauben, dass der Mann jemals ein so dermaßen schlimmes Verbrechen begangen hat, dass man ihn so lange wegsperrt vor der Gesellschaft und diese Figur verdeutlicht am besten die erwähnten Aspekte von Schuld und Sühne oder wie viel man überhaupt noch wehrt ist, nachdem man wieder in die Gesellschaft integriert wurde.

Diese vier Charaktere sind allerdings nicht die einzigen, die erwähnenswert sind. Hier scheint wirklich jede Rolle optimal besetzt worden zu sein, so dass fast jeder Schauspieler das Beste aus seinem Charakter rausholen kann, wirklich niemand wirkt hier fehl am Platz oder zu stark überzeichnet. Theoretisch könnte man also noch über so viele Figuren im Film, noch mindestens genau so viel Text verfassen, hier hat wirklich jeder Charakter seinen Platz zur Recht gefunden. Durch die enge Verbundenheit zu den Figuren dieses Films und ihre herausragenden Darstellungen kommt eine ziemlich dichte Atmosphäre auf, die durch den hohen Grad an Realismus und der Liebe zum Detail sehr authentisch wirkt, weshalb der Film auch letztendlich so eindringlich wird.

Das letzte Element, was die Atmosphäre dermaßen intensiv werden lässt ist die im wahrsten Sinne des Wortes meisterhafte musikalische Untermalung von Komponist Thomas Newman. Mit seinen sanften und schon nahezu melancholisch klingenden Stücken unterstreicht er das ebenso ruhige Geschehen angemessen und vermag es zugleich den Zuschauer mit seinen komponierten Stücken nahezu zu verzaubern, so dass dem Zuschauer auch später noch viel von der im Film vorkommenden Musik im Gedächtnis bleibt. Die Oscar Nominierung hat er sich damit redlich verdient nur schade, dass er den Award dafür nicht bekommen, zu dem war er im gleichen Jahr mit Betty und ihre Schwestern (Little Women) sogar zweifach nominiert gewesen. Hoffentlich wird das Talent und das riesige Potential, was in diesem Mann steckt, in naher Zukunft angemessen gewürdigt, die Chancen stehen auf alle Fälle gut. Sein Score zu Die Verurteilten ist wirklich ungemein gefühlvoll und mit der Emotionalität der Stücke weiß er den Zuschauer zu berühren genau wie der gesamte Film mit seiner Geschichte und seinen Figuren. Was Thomas Newman hier zu Stande gebracht hat ist einfach unglaublich und ein Fest für die Sinne.

Fazit:

Die Verurteilten ist ein verdient gefeiertes und hoch gelobtes Drama. Die Geschichte und die Handlung sind zutiefst bewegend, und dass kommt dadurch zu Stande, dass die Charakterzeichnung einfach erstklassig ist, genau wie musikalische Untermalung. Zusammen gehen diese maßgebenden Elemente, die einen guten Film ausmachen, in diesem Werk eine derartige Symbiose ein, dass das, was sich dabei entwickelt hat, eindeutig einer der besten Filme aller Zeiten ist und zu gleich ein aufwühlendes Drama, was fast niemanden kalt lassen dürften und jeden in wohl irgendeiner Art berühren dürfte. Das ist einfach ganz großes Kino, was stilsicher auf jegliche Schauwerte verzichtet und trotz seiner äußerst ruhigen Erzählweise sehr gut und vor allem ohne jegliche Einbrüche zu unterhalten weiß. Jeder, der auch nur im Entferntesten was von anspruchsvollen Filmen abgewinnen kann sollte dieses eindringliche Meisterwerk unbedingt gesehen bzw. erlebt haben. Die Verurteilten ist ein wahres Meisterwerk der Filmgeschichte und unglaublich niveauvoll, dafür vergebe ich stolz 10/10 Punkten ( +++ +++ +++ +++ ).

Original verfasst am 24.03.2008
Zuletzt geändert von Elite am Di 01.04.2008, 15:29, insgesamt 1-mal geändert.
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

Aviator

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Ich weiß nicht was mich zu diesem Film greifen ließ. Wohl war es die Tatsache, dass Martin Scorcese ihn gedreht hat, oder dass es ein Oscarprämiertes Werk ist. Die beiden Punkte sind es, denke ich gewesen.
Vor kurzem war ich von Scorceses „Departet“ ja eher enttäuscht gewesen, weswegen „The Aviator“ nur zögerlich in meinen Player wanderte. Zu unrecht, wie ich feststellte.

Beleuchtet wird das Leben des Howard Hughes, der vornehmlich mit dem Bau von Flugzeugen von sich reden machte, aber auch mit einigen Filmen, wie „Hell’s Angels“ und „Scarface“. Sein Konkurenzkampf mit Pan Am brachte ihm einigen Ärger ein und seine psychischen Probleme ebenso.

Leonardo DiCaprio ist und bleibt für mich ein Bubi. Ein Schauspieler, der trotz fortgeschrittenen Alters wie ein Jugendlicher wirkt. Dies macht ihn in erwachseneren Rollen für mich stets unglaubwürdig. Ähnlich geht es mir da auch mit Christian Slater.
Von diesem kleinen Anatomischen Makel, der ja auch was für sich hat, kann DiCaprio in „The Aviator“ aber vollauf begeistern. Einfach genial, wie er Hughes Paranoia und seine Reinlichkeitspsychose darstellt, was es für den Zuschauer beinah körperlich fühlbar macht. Nicht unschuldig daran ist aber auch Scorceses hervorragende Regie, die den Film beinah nie langweilig werden lässt. Aber auch andere Schauspielgrößen tummeln sich auf der Leinwand. So verkörpert Cate Blanchett die etwas seltsame Katharine Hepburn und das auf beeindruckende Weise. Und auch Alec Baldwin gibt sich mal wieder die Ehre, wie auch Jude Law, Kate Beckinsale, Ian Holm und auch Brent Spiner (Lt. Commander Data aus Star Trek TNG). Allesamt laufen sie zu Hochform auf und beleben den Film mit ihrem Spiel.
Ebenso wie schauspielerisch, kann „The Aviator“ optisch überzeugen. Besonderes Highlight sind meines Erachtens immer wieder die Flugszenen, in denen die alten Kisten zum Einsatz kommen. Dass der Computer hier allgegenwärtig ist merkt man schon, stört mich jedoch nicht wirklich.

Am Ende war ich echt überrascht. So einen fesselnden und auch schockierenden Film hätte ich nicht erwartet. Schon gar nicht mit Leonardo DiCaprio, der mir ja auch Spielbergs „Catch me if you can“ verleidet hat. Scorceses Inszenierung ist erstklassig und schafft eine gelungene Atmosphäre und die rechte Spannung, wobei Howard Shore mit seinem gelungenen Score das übrige dazu beiträgt. Ein wirklich Oscarträchtiger Movie, der sein Trophäen zu Recht bekam.

+++ +++ +++


Ich beichte

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Bisher habe ich noch keinen schlechten Alfred Hitchcock Film gesehen. Stets überraschte mich der Regisseur mit einer weiteren fesselnden Geschichte und zog mich immer wieder in den Bann. Dabei begeistere ich mich immer wieder für seine Inszenierungen. Die Kamerawinkel, die Fahrten, die Beleuchtung, aber auch die Art der Inszenierung usw. Ein Hitchcockfilm ist für mich stets ein Genus und „Ich beichte“ ist da keine Ausnahme.

Otto Keller, Hausmeister in einem Pfarrhaus, hat einen Mann getötet. Von Gewissensbissen geplagt beichtet er die Tat dem noch jungen Pfarrer Michael Logan.
Kurz darauf trifft dieser auf den ermittelnden Inspektor und gerät schon bald in Tatverdacht. Eine Nennung des wahren Täters könnte ihn sofort entlasten, doch er ist an das Beichtgeheimnis gebunden. Gefangen in einem Gewissenskonflikt gerät er immer tiefer in die Mühlen der Justiz.

Was für ein Film. Nicht nur, dass die Thematik allein schon absolut fesselnd ist, wird sie von Hitch auch noch meisterhaft inszeniert. Dabei hat er es gar nicht so leicht gehabt, denn Hauptdarsteller Montgomery Clift galt als Method Actor. Er steigerte sich also sehr in die Rolle hinein und agierte meist so, wie ein wahrer Mensch in dieser Situation. Zu reagieren, wie es Hitchcock verlangte ließ die beiden des Öfteren etwas aneinander geraten. Durch sein Method Acting wird Clifts spiel ungemein überzeugend. Man sieht ihm den Konflikt in seinem Innern wahrlich an. Aber auch die übrigen Darsteller sind nicht von schlechten Eltern. Beispielsweise Karl Malden, der als rationell und strikt ermittelnder Inspektor schnell die Etikette vergisst und rücksichtslos seine Ermittlungen betreibt. Maldens Minenspiel ist herrlich und im Zusammenspiel mit Clift kann er sich noch um ein vielfaches steigern. Anne Baxter steht dem Ganzen in nichts nach. Unbeschreiblich ihr Gesichtsausdruck, wenn sie von Malden verhört wird und die ganze Wahrheit über Michael ausplaudert. Otto Keller wird von dem Deutschen O.E. Hasse gespielt und wohl keiner hätte diesen Part überzeugender hin bekommen wie er. Die Paranoia steht ihm ins Gesicht geschrieben und man muss immer befürchten, dass er im nächsten Moment eine Waffe zückt und seinen Gegenüber ans Leben geht. Seine Frau wird von der ebenfalls ungemein begabten Dolly Haas verkörpert. Ebenso eine Deutsche, die sich einige Zeit später aber leider aus dem Geschäft zurückzog. Auch sie ist ein Mime, der mit dem Gesicht mehr auszudrücken vermag als mit dem Wort und darin liegt ein weiterer Punkt von Hitchcocks Genialität. Er ließ oft Gesichter sprechen. Den Protagonisten musste man die Gedanken, die sie bewegten ansehen.
Heute können dies nur noch sehr wenige und als Erzählmittel wird es in dieser Form nur noch wenig verwendet. In Shyamalans Inszenierungen erkenne ich viel von Hitchcock wieder und es ist kein Geheimnis, dass Hitch auch Shyamalans großes Vorbild ist.
Mit seiner tiefgründigen Geschichte, den erstklassigen Schauspielern und der phänomenalen Inszenierung ist Alfred Hitchcock ein Meisterwerk des Suspensekinos gelungen.

+++ +++ +++ +++


The Night Listener

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Als Werbespruch auf der DVD Hülle prangt ein Verweis auf Hitchcock. Denke ich genauer drüber nach, dann kann man gewisse Elemente durchaus erkennen.

Gabriel Noone (Robin Williams) ist Radiomoderator und lebt seit kurzem von seinem Lebensgefährten getrennt. Sein Verleger gibt ihm eines Tages ein Buch in die Hand, das er in nächster Zeit auf den Markt bringen will. Darin verarbeitet ein 14jähriger, todkranker Junge seine traumatischen Ereignisse. Noch währen Gabriel an dem Buch liest wird er von diesem Jungen angerufen und zwischen ihnen entsteht eine enge Telefonfreundschaft. Als aber Zweifel an der Richtigkeit der Geschichte aufkommen, begibt sich Noone auf Recherchetour. Er möchte den Jungen persönlich kennen lernen, der solche schlimmen Dinge durchlitt. Was er dabei herausfindet bringt ihn schon bald auch in ernste Gefahr.

Robin Williams bewegt sich schon seit längerem auch auf ernsteren Pfaden, was Filme, wie „Insomnia“, „One Hour Foto“, oder „The Final Cut“ sehr gut verdeutlichen. Letzterer ist sogar ein Science Fiction Film.
Ich fand ihn bisher immer etwas fehl am Platze, passte er mir doch so gar nicht in diese ernsten Rollen. Sieht man sein Gesicht erwartet man einfach, dass er einen Witz reißt. In einer ernsthaften Geschichte sollte somit seine ihm angeborene Komik nicht verneint werden. Regisseur Patrick Stetter hat genau das getan und das macht Williams’ Rolle dann auch so glaubwürdig. Er scheut sich nicht, auch in absolut tiefernsten Szenen, wie beim Telefonterror, Robin einen Spruch bringen zu lassen, der beim Zuschauer schallendes Gelächter hervorruft, ihn aber im gleichen Moment zum Ernst des Filmes zurückkehren lässt. Diesen Grad beschreitet Stetter sehr gut und so etwas ist wahrlich nicht leicht.
Die Geschichte, wie der Komikmime zur Rolle kam ist recht interessant. Das Skript ging zuerst über den Agenten, wo ja schon eine Selektion stattfindet. Da das Projekt nur sehr klein war, stand zu erwarten, dass es abgelehnt wird. Robin William las es jedoch persönlich und entschied sich postwendend den Part zu spielen. Großes Geld hat er damit nicht verdient, doch es ging ihm auch vielmehr um die schauspielerische Herausforderung und da hat Williams genau richtig gehandelt, wie ich finde. Sein Gegenpart Toni Collette machte es ihm dazu etwas leichter, denn es trafen zwei Spitzenschauspieler aufeinander, die sich mit ihrem Spiel gegenseitig anspornten. Collettes Leistungen konnte man schon vielmals bewundern. Beispielsweise war ihre Darstellung der Lynn Sear, Coles Mutter, also Haley Joel Osments, sehr beeindruckend und rief im Zuschauer die rechten Emotionen wach.
Nach „The Birdcage“ spielt Robin Williams wieder einen Schwulen und das auf sehr überzeugende Weise und zudem auch wirklich glaubhaft und ernsthaft.
Von der Geschichte sollte man nicht zuviel verraten, sonst verliert sie ihre Wirkung, deswegen beschränke ich mich darauf, dass Regisseur Patrick Stetter ein erstklassiger Stoff zu Grunde lag, den er entsprechen umsetzen konnte. Mit Hilfe zweier Stars und einer gekonnten Inszenierung gelang ihm ein fesselnder Streifen.

+++ +++
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Space_Godzilla
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Beitrag von Space_Godzilla »

Zwei Asse trumpfen auf (mit Bud Spencer und Terence Hill) +++ +++
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Antropophagus
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Beitrag von Antropophagus »

Casino Royale (2006) +++ +++ +++

Für mich definitiv der beste Bond Film...obwohl ich ein Nörgler der ersten Stunde war und mir überhaupt nicht hätte vorstellen können das Craig etwas taugt..aber er hat mich 100% vom Gegenteil überzeugt...es ist gut nach den ganzen (hauptsächlich) komödiantischen und teils coolen Bonds..mal einen stahlharten eiskalten Bond zu sehen...ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten...ich hoffe nur das es keine Eintagsfliege war...
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Beitrag von Space_Godzilla »

@ Antro: Glaubst du, dass dder Film einem gefallen würde, der noch keinen der Bond-Filme gesehen hat, weil sie ihn nicht interessiert haben (Mich mein ich damit) :?:
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Antropophagus
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Beitrag von Antropophagus »

Wenn du auf gut gemachte ernsthafte Agentenfilme stehst...wird er dir gefallen...er hat im Prinzip alles was man sich wünscht..einen eiskalten Helden...gute Action...schöne Frauen...coole Sprüche...und eine Menge Spannung...da kann eigentlich nichts schief gehen...
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Beitrag von Space_Godzilla »

Prima! Action ist immer gut, schöne Frauen auch... :D Mein nächster Kauf also: Casino Royale!
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Antropophagus
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Beitrag von Antropophagus »

Ich hab mir das Teil geholt... :-P
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Beitrag von Space_Godzilla »

Natürlich die teuerste Version.... :roll: Angeber!

Kommt für mich nicht in Frage, da es mir nur um den Film geht und Poker spielen kann ich auch nicht! :mrgreen:
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Uzumaki
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Beitrag von Uzumaki »

Untraceable (2008)

Die Welt von UNTRACEABLE ist pervers. Da werden live übers Internet Menschen getötet, und die entsprechende Website stolpert von einem Besucherrekord zum nächsten, weil jeder (anonym, versteht sich) dem grausigen Spektakel beiwohnen will. Menschenverachtende Kommentare zum Geschehen inklusive. Dabei geht der Mörder derart geschickt vor, dass er quasi die Besucher zu Komplizen macht... denn je mehr Leute die Seite anklicken, desto schneller stirbt das Opfer! Die CyberCrime Division versucht, den bizarren Serienkiller aufzuspüren, unterstützt von einem Mitarbeiter der zuständigen Polizeibehörde. Doch die Website wechselt die Server schneller als manche Menschen sprechen können und ist somit nicht zu lokalisieren. Da auch die Opfer willkürlich ausgewählt worden zu sein scheinen, gibt es nicht die geringste Spur. Doch dann macht einer der CyberCrime-Mitarbeiter eine wichtige Entdeckung, die ihn und seine Kollegin (Diane Lane) in tödliche Gefahr bringt... UNTRACEABLE ist eine sehr solide Serienmörderhatz, nicht neu, aber trotzdem gut. Die Morde sind äußerst grausam, doch glücklicherweise werden allzu blutrünstige Details ausgespart. Das ganze ist sehr gut gespielt, routiniert in Szene gesetzt und zudem sehr spannend. Auf ein Whodunit wird verzichtet, da der Killer recht früh präsentiert wird... lediglich die Hintergründe und seine Motive bleiben lange Zeit im Dunkeln. Wer Serienmörderfilme á la KISS THE GIRLS oder THE BONE COLLECTOR mag, kann mit UNTRACEABLE nichts falsch machen. +++ (1/2)

Furchteinflößender als der Film selbst ist jedoch die Ahnung, oder vielmehr: die Gewissheit, dass - sollte sich ein derartiger Fall in der realen Welt zutragen - die im Film gezeigten Besucherzahlen der Website locker übertroffen werden würden. Und die Frage, die sich die Benutzer dann stellen, ist gar nicht, ob man die Seite anklickt oder nicht, sondern - wie im Film auch erwähnt - ob man das Video auch runterladen kann.
The Return of the Ninjas - My Reviews of Ninja Movies!

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Beitrag von Kai "the spy" »

Guter Junge

Taxi-Unternehmer Achim nimmt seinen siebzehnjährigen Sohn Sven bei sich auf, nachdem seine Ex-Frau und Svens Mutter gestorben ist. Anfangs gibt sich Sven sehr verschlossen, hat sich sein Vater doch nur selten um ihn gekümmert. Auch der Tod seiner Mutter geht ihm noch sehr nahe. Achim bemüht sich, einen Draht zu Sven zu finden. Mit Sorge beobachtet er, dass Sven offenbar keine Freunde in seinem Alter hat und meistens mit dem zehnjährigen Patrick rumhängt. Eines Tages tauchen Patrick und seine Mutter in Achims Büro auf, und er muss erfahren, dass sein Sohn ein Pädophiler ist.
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Das Drama von Autor Karl-Heinz Käfer und Regisseur Torsten C. Fischer zeigt eine andere Seite von Kindesmissbrauch. Pädophilie wird nicht als bewusste Entscheidung dargestellt, sondern als Zwang, was Achim im Film einmal treffend mit der Situation eines Junkies vergleicht. Bis zuletzt weigert sich Achim, Sven in therapeutische Behandlung zu geben, aus Angst, ihn wieder zu verlieren. Der Film wirkt dabei wie eine Warnung, was geschieht, wenn man glaubt, allein mit einer solchen Situation fertigzuwerden. Svens Neigung wirkt wie eine Krankheit. Auch fühlt man sich ein bisschen an LOLITA erinnert, als Missbrauchsopfer Patrick vor Svens Tür steht und sich durch den Türspion deutlich verführerisch gibt. Ähnlich wie mit dem Lehrer Humbert, dessen Zuneigung zu einem minderjährigen Mädchen und den daraus resultierenden inneren Konflikt man als Leser/Zuschauer deutlich nachfühlen kann, verhält es sich auch mit Sven und seiner Zuneigung zu Patrick. Unterstützt wird dies durch das hervorragende Spiel von Klaus J. Behrendt als Achim und Sebastian Urzendowsky als Sven. +++ +++ +++
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This job would be great if it wasn't for the customers.
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

Bei Anruf Mord (1954)

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Hitchcock ist das Maß vieler Regisseure der Filmindustrie. Einer der ein besonderer Verehrer seiner Kunst ist und ihm, in meinen Augen, gekonnt nachzueifern versteht ist M. Night Shyamalan. „Bei Anruf Mord“, oder „Dial M for Murder“, zählt dabei zu seinen Lieblingswerken und ich kann das mehr als verstehen.

Covertext: Margot Wendice ist die reiche Ehefrau des Playboys Tony. Tonys Charakter ist nicht gerade einer der feinsten, kein Wunder, dass seine Frau eine Liaison mit dem Schriftsteller Mark Halliday eingeht. Um einer möglichen Scheidung auszuweichen, heckt Tony einen teuflischen Plan aus. Er zwingt einen ehemaligen Schulkameraden, der in Schwierigkeiten steckt, zum Mord an seiner Frau. Der minutiös ausgefeilte Plan droht zu scheitern, als Margot es mit letzter Kraft schafft, ihren vermeintlichen Mörder mit einer Schere zu erstechen. Doch Tony reagiert mit eiskalter Berechnung: Er liefert der Polizei Hinweise, die seine Frau auf den elektrischen Stuhl bringen könnten...

Hitchcock sagte einmal: „Wenn dir die Ideen ausgehen, dann nimm ein erfolgreiches Stück“. Das hat er dann auch getan, denn „Dial M for Murder“ basiert auf einem Erfolgreichen Bühnenstück. Hitch sagte aber auch „Ein gutes Stück sollte man nie Verändern, denn dadurch verliert es seine Qualität“. Das ist es denn auch, weswegen der Film, bis auf wenige Ausnahmen, allein in einem Zimmer abläuft. Ein Kammerspiel, das der Regisseur so brillant inszenierte, dass der Zuschauer gänzlich vergisst, dass alles vornehmlich in einem Raum geschieht.

Die Träger der Geschichte sind vor allen anderen Ray Milland, als hinterlistiger Ehemann und Grace Kelly, die Hitchcocks Lieblingsdarstellerin war, da sie so eine unvergleichliche Ausdrucksform besaß. Der Zuschauer kann sich hier von ihren Qualitäten ein überzeugendes Bild machen. Selten hab ich Gefühlsausbrüche und Verzweiflung so glaubhaft dargestellt sehen. Aber auch Milland weiß zu überzeugen. Dies war wohl seine beste Rolle, die er spielte und er verkörpert Tony Wendice wirklich meisterhaft. Diese Verschlagenheit, diese Intelligenz, dieses Vorausdenken und Bedenken beinahe jeglicher Eventualität. All das vermag Milland glaubhaft rüber zu bringen und wird damit zum Bösewicht, für den man sogar Sympathie empfindet. Aber auch die übrigen Darsteller verstehen ihr Handwerk. Die da wären, Anthony Dawson, der sehr sympathische und ungemein freundliche Mime, der mit seinem fiesen Gesichtsausdruck sich vornehmlich für den Part des Bösewichtes empfahl und da auch in James Bond erstem Film „Dr. No“ zu sehen war. Er ist der Schulkamerad, der im letzten Moment noch von Margot Mary Wendice zur Strecke gebracht werden kann. Dawson verkörpert den finsteren gesellen ebenso überzeugend, wie Milland den Gentleman Mörder. Er ist die Hand, das Werkzeug, Milland das Gehirn. Dem Ganzen auf den Grund gehen soll John Williams in der Rolle des Chief Insp. Hubbard. Hinter dem Namen verbirgt sich natürlich nicht der berühmte Filmmusikkomponist, sondern ein begabter Schauspieler, der öfter als alle anderen Schauspieler, für Hitchcock arbeitete. Sein Scharfsinn und die Intelligenz, die er gekonnt zu verbergen versteht, sind das Salz in der Suppe. Aber auch Robert Cummings Leistungen als Marys Geliebter Mark Halliday ist nicht zu verachten. Auch ihm nimmt man den Part zu jeder Zeit bedenkenlos ab.

Was „Bei Anruf Mord“ zu einem so fesselnden Film macht ist nicht nur die Tatsache, dass er in fast nur einem Raum spielt, sondern auch wegen der bis ins kleinste Detail ausgetüftelten Geschichte. Viel wird hier zu beginn geredet, um nicht zu sagen, in einer Tour. Dabei vergisst man aber alles um sich herum und taucht vollends in das Geschehen ein, denn das Konstrukt, das Hitchcock hier präsentiert ist so spannend, dass man einfach nicht anders kann. Ein wahres Vergnügen Millands Ausführungen zu folgen, die mit jedem Satz weiter seine Pläne verraten. Dabei knallt er seinem Gegenüber nicht gleich die Tatsachen an den Kopf sondern kommt erst nach und nach zum Punk. Das Storytelling funktioniert hier absolut perfekt und Hitch hält das bis zur letzten Sekunde so bei. Der gesamte Film ist intelligent inszeniert und strotzt nur so vor Suspense.

Aber auch optisch stellt Hitchcock sein Genie wieder unter Beweis. Gekonnt spielt er mit Beleuchtungen und erstellt Bildkompositionen, die die Möglichkeiten des 3-D Effektes optimal und auf vorher nie gesehene Weise ausnutzen, denn „Dial M for Murder“ war einer der wenigen 3-D Filme die wirklich meisterlich funktionierten, wobei Hitchcock Tiefe allein durch den intelligenten Bildaufbau erreichte und nicht durch unsinnige Dinge die auf die Kamera zuschnellen erreichte, was ja so gesehen auch nur ein kurzzeitiger Effekt gewesen wäre. Hitch schafft das Gefühl für Tiefe aber in jeder einzelnen Szene, womit er die Technik von allen eben am richtigsten nutzte.

Musikalisch setzte der Regisseur auf das Können des Oscarprämierten Komponisten Dimitri Tiomkin, der einen unauffälligen aber dennoch der Spannung unheimlich zuträglichen Score erstellte. Filmmusiken sollten sich eben vornehmlich gekonnt das Geschehen untermalen und nicht zum Selbstzweck werden.

Abschließend kann man sagen, dass dies einer von Alfred Hitchcocks besten Filmen ist. In jeder Minute vermag er zu fesseln und lässt den Zuschauer alles um ihn herum vergessen. Gebannt verfolgt man die Geschichte, die einen erst nach dem Ende wieder loslässt. Erreicht wird dies durch die herausragenden Leistungen der Schauspieler, allen voran Grace Kelly und Ray Milland. Aber auch alle anderen Mimen kann man getrost erwähnen, denn sie agieren stets Glaubhaft und wirken nie fehl am Platz.
Hitchcocks einmalige Inszenierungsform erkennt man auch in „Bei Anruf Mord“ und abgerundet wird der Streifen durch Dimitri Tiomkins passende Musikuntermalung. In meinen Augen ein echtes Meisterwerk.

Von mir gibt es ganz klar: +++ +++ +++ +++

Zur DVD:


Wer Näheres über die Hintergründe erfahren möchte und auch hören will, was M. Night Shyamalan dazu zu sagen hat, dem sei an dieser Stelle die DVD von Warner wärmstens ans Herz gelegt. Nicht nur, dass sich der Film hier in überaus ansprechender Bild und Tonqualität präsentiert, erfährt man eben auch etwas zu der Entstehung. Eine sehr gelungene Scheibe.

Zur DVD vergebe ich: +++ +++
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

@Elite

Zu deiner sehr ausführlichen und interessanten Rezi zu "DIE VERURTEILTEN" :D +++

Es ist schon lange her, dass ich mir den Film angesehen habe. Als wahres Meisterwerk sehe ich ihn nicht, doch war und ist es ein Film, der mich besonders berührt.
Aufmerksam machte mich meine Liebe für den Film „Nell“, der im gleichen Jahr wie „Die Verurteilten“ für den Oscar nominiert gewesen ist. Leider konnte Jodie Foster die begehrte Trophäe nicht erwerben. Auch „Die Verurteilten“ konnte von den 7 Nominierungen keine der Figuren einsacken und musste sich „Forrest Gump“ und „Legenden der Leidenschaft“ geschlagen geben. Verdient hätte es der Film, der ja auf einem Buch von Stephen King basiert.
Ich teile somit deine Euphorie, bis zu einem gewissen Grad, denn auch ich war sehr bewegt, als ich James Whitmore erlebte, der nicht entlassen werden wollte und am Ende nur einen Ausweg sah. Und ich mag Morgan Freeman in seiner Rolle des Ellis Boyd ‚Red’ Redding ungemein. Diese realistische Sicht auf die Dinge und dann sein ähnlicher Werdegang, wie der von Whitmore.
Und auch Robbins gefällt mir in seiner Rolle sehr, aber vermag er es in meinen Augen nicht in Gänze mich zu überzeugen. An manchen Stellen wirkt sein Schauspiel auf mich etwas unecht, was wohl auch eher so ein Gefühl aus dem Bauch heraus ist, weswegen ich es nicht an bestimmten Beispielen fest machen kann. Auch so einige Elemente im Film sagten mir nicht so ganz zu, was ich aber auch erst genauer artikulieren kann, wenn ich den Film mal wieder sehe, denn besagtes fiel mir auch nach dem dritten Mal Sehen auf.
Clancy Brown als boshafter Wärter war auch nicht so ganz mein Fall. Ihm fehlt es, für mein Dafürhalten, einfach am nötigen schauspielerischen Können.
Von der Inszenierung her gibt es aber nichts zu meckern, da war ich echt hingerissen. Man geht richtig mit und taucht fast völlig ein in den Film und ist absolut von den Socken, wenn es ins letzte Drittel geht, denn das hätte ich nun weis Gott nicht erwartet, was sich da dem Zuschauer eröffnet.

Alles in allem ein erstklassiger Film, da gibt es nichts dran zu rütteln.

Wenn ich ihn in nächster Zeit wieder sehen sollte, werd ich sicher mal etwas mehr dazu schreiben.
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Elite
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Beitrag von Elite »

mario-pana hat geschrieben:@Elite

Zu deiner sehr ausführlichen und interessanten Rezi zu "DIE VERURTEILTEN" :D +++
Vielen dank für die Blumen (mal wieder) :-X .
Deine Rezis aus den letzten Tagen und Wochen waren aber auch mal wieder nicht ohne :wink: , ganz besonders die zu Bei Anruf Mord hat definitiv Lust auf viel mehr gemacht +++ .
mario-pana hat geschrieben:Es ist schon lange her, dass ich mir den Film angesehen habe. Als wahres Meisterwerk sehe ich ihn nicht, doch war und ist es ein Film, der mich besonders berührt.
Grade, weil er mich so berührt hat und im Verhältnis zu all den guten Aspekten, die ihn ausmachen, nur minimale Schwächen aufweist ist es für mich ein wahres Meisterwerk geworden und einer der Hand voll Filme, die ich stolz die volle Punktzahl ohne zu zögern vergebe.
mario-pana hat geschrieben:Und auch Robbins gefällt mir in seiner Rolle sehr, aber vermag er es in meinen Augen nicht in Gänze mich zu überzeugen. An manchen Stellen wirkt sein Schauspiel auf mich etwas unecht, was wohl auch eher so ein Gefühl aus dem Bauch heraus ist, weswegen ich es nicht an bestimmten Beispielen fest machen kann. Auch so einige Elemente im Film sagten mir nicht so ganz zu, was ich aber auch erst genauer artikulieren kann, wenn ich den Film mal wieder sehe, denn besagtes fiel mir auch nach dem dritten Mal Sehen auf.
Die Figur des Andy an sich ist ja schon etwas merkwürdig, ziemlich ruhiger, introvertierter Typ, von dem man einfach nicht weiß, was in ihm vorgeht und was genau er bloß als nächstes machen wird und ich finde diese Aspekte hat Tim Robbins zu wirklich jeden Zeitpunkt aus seiner Figur wirklich meisterhaft dargestellt, aber vielleicht sehe ich das ja doch ein klein wenig zu euphorisch. Ansonsten bin ich gespannt, wie deine Meinung dazu nun endgültig sein wird, wenn du dir den Film das nächste Mal zu gemüte geführt haben solltest.
mario-pana hat geschrieben:Clancy Brown als boshafter Wärter war auch nicht so ganz mein Fall. Ihm fehlt es, für mein Dafürhalten, einfach am nötigen schauspielerischen Können.
So ausgefeilt war sein Charakter nun leider auch nicht gewesen, aber als fieses Arschloch macht er eine wirklich gute Figur. Zugegeben, man hätte auch ihm mehr Tiefe verleihen können und auch ihn etwas menschlicher darstellen können, aber so ist er wirklich ein angemessener Gegenpart und eine dementsprechend größere Bedrohung für die liebgewonnen Insassen, da er am längeren Hebel sitzt und sich nicht so verhällt, wie er es sollte, was ihn somit zu einer ungemeinen Bedrohung werden lässt.
mario-pana hat geschrieben:Wenn ich ihn in nächster Zeit wieder sehen sollte, werd ich sicher mal etwas mehr dazu schreiben.
Gut, mach das +++ würd mich sehr freuen darüber :) .
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Beitrag von Paul Naschy »

Lauf um Dein Leben ---
Vom Junkie zum Ironman (nein, nicht die Comicfigur, sondern die Ausdauersportart, wo man 3,8 km schwimmen + 180 km radfahren + 42,195 km laufen muss) war der Titel der Buchvorlage. Die Gewichtung des Films liegt klar beim Junkie, der Werdegang innerhalb von wenigen Jahren von der Spritze zum Spitzensportler lässt sich nur erahnen. Die Charaktere strotzen vor Klischees. Leider. So sieht z.B. der Oberjunkie aus der Drogenclique aus wie Alex aus Clockwork Orange, die Dealer sind Türken mit schicken schwarzen Zöpfen. Und dann: Uwe Ochsenknecht mit seinen Rotweinbäckchen als Ironman-Trainer, naja... irgendwie ist wenigstens der deplatziert.
Es ist eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit. Andreas Niedrig fand durch den Sport zurück ins Leben. Mit diesem Film ist leider nur ansatzweise gelungen, den Zuschauer daran teilhaben zu lassen.
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Beitrag von Xyrxes »

und ich finde diese Aspekte hat Tim Robbins zu wirklich jeden Zeitpunkt aus seiner Figur wirklich meisterhaft dargestellt
Jup finde ich auch. Tim Robbins ist ja eh ein guter Schauspieler, aber in "Die Verurteilten" spielt er nun wirklich meisterhaft +++
Ich kann mich euch beiden nur anschließen.
Dieser Film ist echt sehr gut geworden und hat in meinen Augen absolut berechtigt seinen hohen Stellenwert.
Danke auch für die super Rezi Elite
:respekt:

Aber auch für "Bei Anruf Mord" möchte ich noch einmal meinen Dank anmerken mario :respekt:
Neulich erst habe ich den Film gesehen. Er hat mir wieder einmal sehr gefallen.
Ein herrliches Kammerspel und ein Ray Milland in einer seiner besten Rollen +++
Immer wieder sehenswert.
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Beitrag von el-brazo »

Rhapsody in August (1991) +++ +++
"Rhapsody in August" ist eines der Spätwerke von Akira Kurosawa. Der Film erzählt die Geschichte einer alten Frau aus Nagasaki, die ihre vier Enkel in den Ferien bei sich hat. Die Eltern der Kinder hatten nämlich erst kurz vorher erfahren, dass ein älterer Bruder der alten Frau bereits in den 1920er Jahren nach Hawaii gekommen war und sich dort niedergelassen hatte. Es gelang ihm, ein großes Unternehmen aufzubauen, doch nun liegt er im Sterben und möchte seine Familie nochmals sehen.

Die Kinder langweiligen sich zuerst, doch dann lernen sie ihre Großmutter besser kennen und hören gebannt den Familiengeschichten zu, die sie erzählt. Sie erfahren von der Atombombe, die Nagasaki an einem einzigen Tag verwüstete, vom Tod ihre Großvaters, der zum Zeitpunkt der Detonation als Lehrer an der Schule war, von einem verrückten Großonkel, der im Wald in einer Hütte hauste, die in der Nähe von zwei vom Blitz getroffenen Bäumen stand, die aussahen als hätten sie zusammen Selbstmord begangen.

Schließlich kommt ein Brief aus Hawaii, in dem der Sterbende die Großmutter bittet, ihn noch ein letztes Mal zu besuchen. Doch der ist die Idee sichtlich unangenehm. Schließlich lässt sie sich doch überzeugen und schreibt in einem Brief, sie würde kommen, doch erst nach dem Gedenktag an den Abwurf der Bombe, wo schließlich ihr Mann gestorben sei. Kurz darauf kommen die Eltern der Kinder aufgelöst von Hawaii nach Japan zurück und überschütten die Großmutter mit Vorwürfen: Sie könne doch nicht der amerikanischen Verwandschaft gegenüber von Nagasaki erzählen! Das klingt ja nach Vorwürfen! Wie sich die Verwandten dort wohl fühlen würden! Als dann der Sohn des Todkranken ein Telegramm schickt, in dem steht, er käme selbst nach Nagasaki, ist die Panik der Eltern perfekt: Bestimmt nur, um die eben geschlossene Verbindung der Familie wieder aufzulösen. Doch sie haben sich getäuscht.

Der amerikanische Verwandte (Richard Geere) erweist sich als sympathischer junger Mann, der sich gleich am ersten Abend bestens mit der Großmutter versteht. Ihm und seiner ganzen Familie, so erzählt er ihr, täte es sehr leid, vom Tod ihres Mannes erst so spät gehört zu haben. Er sei gekommen, um den Gedenktag mitzufeiern und dann alle nochmals nach Hawaii einzuladen. Tief bewegt gedenkt die Familie gemeinsam der Kriegsopfer. Das Idyll wird durch die Nachricht jäh unterbrochen, dass der Bruder von Großmutter gestorben ist. Sein Sohn verabschiedet sich in aller Hast, um so schnell wie möglich nach Hause zurück zu fahren. Abends liegt Großmutter weinend in ihrem Zimmer auf den Knien und macht sich Vorwürfe, ihren Bruder nicht früher besucht zu haben.

Obwohl der Krieg und insbesondere die schrecklichen Auswirkungen der Atombomben-Abwürfe die Familie nicht auseinander bringen konnte, schlägt das Grauen am Ende des Films doch noch zu. Großmutter nämlich ist am nächsten Tag völlig verwirrt und scheint im Geist in die Vergangenheit zu reisen. Kurz darauf, an einem Tag, an dem Gewitter und Sturm toben, glaubt sie sich zurückversetzt an den Tag der Vernichtung Nagasakis. So läuft sie mit ihrem kleinen Schirm im Regen nach Nagasaki. Die Familie rennt ihr suchend hinterher, doch der Film endet damit, dass die Großmutter Schrittchen für Schrittchen durch den Sturm geht, während ihre Kinder und Eltern es trotz aller Kraftanstrengung nicht schaffen, sie einzuholen. So läuft die Großmutter zusammen mit ihren Erinnerungen an die schrecklichste Zeit ihres Lebens unbeirrt einem ungewissen Ziel entgegen.

"Rhapsody in August" gilt gemeinhin als einer der schwächsten Kurosawa-Filme und es wurde ihm schon alles mögliche bis hin zum Anti-Amerikanismus vorgeworfen. Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen. Sicher, "Rhapsody in August" ist kein Bombast-Film wie "Die Sieben Samurai" oder "Ran". Stattdessen erzählt Kurosawa seine Geschichte in ruhigen Bildern, in denen er meist die Schönheit der natürlichen Umgebung leuchten lässt und keinen Versuch macht, diese künstlich zu überhöhen. Ich glaube auch nicht, dass er ein konkretes politisches Statement abgeben wollte.

Man hat ihm vergeworfen, einseitig immer wieder die Atombombe zu thematisieren, jedoch die "ganze Wahrheit" dabei auszulassen. Nun, "Rhapsody in August" geht es nicht um Schuldzuweisungen oder um ein umfassendes Statement zum Thema der amerikanischen Atombombenabwürfe. Man sieht das daran, wie er die Enkel der Großmutter ganz unverkrampft mit dem Thema "Amerika" umgehen lässt. Sie tragen T-Shirts mit amerikanischen Slogans, sprechen gebrochen Englisch, freuen sich auf Hawaii und ihre Verwandtschaft. Auch Richard Geere, der, obwohl Halb-Japaner, letztlich doch Amerika repräsentiert, vermittelt einen rundum positiven Eindruck. Was Kurosawa zeigen möchte, ist die Wirkung der schrecklichen Vergangenheit auf diejenigen, die unmittelbar betroffen waren. Für die Enkel sind die Erinnerungen an die Atombombe "schaurige Geschichten aus einer fernen Zeit", schaurig zwar, aber eben nur Geschichten, die ihnen bei aller Betroffenheit fremd bleiben. Ihre Großmutter hingegen durchlebt das Entsetzen erneut und wird auf ihre alten Tage nochmals von den Nachwehen des Kriegs eingeholt.

"Rhapsody in August" ist ein wunderschön fotographierter kleiner Film, der seine Geschichte sehr ruhig erzählt und in erster Linie von der Figur der Großmutter lebt, die ganz hervorragend von Sachiko Murase gespielt wird (sie erhielt für ihre Darstellung mit über 85 Jahren den "Nikkan Sports Film Award" in der Kategorie "Beste Darstellerin"). Der Film wurde in den USA von MGM im Originalton mit Untertiteln auf DVD veröffentlicht und kann problemlos und preisgünstig z.B. über Amazon USA bestellt werden.
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Beitrag von Elite »

Xyrxes hat geschrieben: Danke auch für die super Rezi Elite
:respekt:
Nichts zu danken, gern geschehen :wink: . Freut mich, dass auch dir meine kleine Rezi sehr gefallen hat lieber Xyrx :-X .
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Beitrag von Xyrxes »

meine kleine Rezi
Klein ist ja doch relativ :o
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