Warum musste Staatsanwalt Traini sterben (Italien / 1974)
Einleitung:
Schon 1971 drehte Regisseur Damiano Damiani einen Mafiafilm, in dem die Figur des Staatsanwaltes Traini eine entscheidende Rolle spielte. „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauerte“ ist ein ausgeklügelter Thriller geworden, in dem Franco Nero Traini ganz überzeugend verkörperte.
Inhalt:
Franco Nero ist Giacomo Solaris, der mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht Staatsanwalt Traini zu denunzieren. Ihn aus der Reserve zu locken, damit er seine Beziehungen mit der Mafia offen lege. So drehte Solaris einen Film, in dem die Figuren unverkennbare Züge der Mafia und Traini aufweisen. In einem direkten Gespräch mit dem Staatsanwalt muss der Filmemacher, der sogar vor einer drohenden Gefängnisstrafe nicht zurückschreckt, erkennen, dass sich Traini nicht aus der Reserve locken lässt. Solaris blitzt gnadenlos ab. Doch wird die Sache wesentlich interessanter und auch beängstigender, als der Staatsanwalt kurz darauf umgebracht wird.
Solaris ist zutiefst erschüttert. Sollte diese Tat sein Film ausgelöst haben, der das Publikum schon in eine gewisse Aufregung versetzte und somit auch einen gewissen Effekt erzielte? Der Filmemacher hängt sich an die Fersen der Traini Witwe Antonia, um sie von den unehrlichen Machenschaften, in die ihr Mann verwickelt gewesen sein soll, zu überzeugen. Außerdem will Solaris dem Ganzen auf den Grund gehen, denn ‚Warum musste Staatsanwalt Traini sterben’…
Kritik:
Als erstes fällt dem Leser des Inhaltstextes auf, dass Franco Nero diesmal nicht die Rolle des Traini spielt. Wie auch, ist der Figur des Staatsanwaltes doch nur sehr wenig Screentime gewidmet und stirbt sie schon nach kurzer Zeit. Die eigentliche Hauptrolle ist nun einmal die Figur des Giacomo Solaris und den kann Franco Nero hier sehr gut mit Leben füllen. Besonders interessant, seine Bestürzung über den Tod von Traini.
Traini wird hingegen von Marco Guglielmi verkörpert, der vornehmlich im italienischen Kino beheimatet war und da so manche Genreperiode, wie dem Sandalone und dem Spagetti-Western mitmachte. So sah man ihn in „Attila, die Geisel Gottes“, „Das Geheimnis der roten Maske“, „Die Mühle der versteinerten Frauen“, „Pirat der sieben Meere“, oder auch in Sergio Sollimas „Lauf um dein Leben“. Die Rolle des Staatsanwaltes, dem Machenschaften mit der Mafia unterstellt werden, bringt er wirklich überzeugend rüber und lässt auch gekonnt im Dunkeln, ob er nun wirklich mit der Organisation im Bunde steht, oder nicht. Dies ist ohnehin eine zentrale Frage, die sich erst am Ende klärt.
Nero zur Seite steht die in Algier geborene Francoise Fabian, in der Rolle der Antonia Traini. Sie blickt mit ihren etwa 90 Filmrollen auf eine beachtliche Karriere zurück und spielte in fast allen Genres des italienischen Kinos. Bei „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben“ steht sie in der Blüte ihres Lebens und versprüht ein interessantes Charisma und natürlich einen unvergleichlich italienischen Sexappeal. Unverkennbar ist signora Fabian somit der zweite Star neben signor Nero.
Regisseur Damiano Damiani drehte schon vor „Der Clan der seine Feinde lebendig einmauerte“ Filme, die sich mit der Thematik der Mafia auseinander setzten. So entstand auch mit „Der Tag der Eule“ ein Thriller mit der Organisation als zentralen Dreh und Angelpunkt und in den 80ern ging auch die Fernsehserie „Allein gegen die Mafia“ auf das Konto von Damiano Damiani.
Aber auch jenseits dieser Thematik bewegte sich der sehr gute Regisseur. Auf sein Konto gingen „Nobody ist der Größte“ und „Amityville II – Der Besessene“.
Seinen Film „Perché si uccide un magistrato“, wie der Streifen im Original heißt, inszenierte Damiani sehr gekonnt. Der Zuschauer erfährt im Verlauf des Filmes meist nur so viel, wie die Hauptfiguren, was, richtig eingesetzt, die Spannung bis zum Schluss halten kann. Zudem stellt der Regisseur sogar die Frage, ob es eine Mafia denn überhaupt gibt, oder sie letztendlich nichts weiter als ein Hirngespinst darstellt.
Man wohnt also einem Krimi bei, der die wahren Hintergründe erst nach und nach offen legt und wo man sich bis zum Finale stets die Filmtitelfrage stellt ‚Warum musste Staatsanwalt Traini sterben’.
Was mir ebenfalls besonders gefallen hat, ist der Realismus, der hier angeschlagen wird. Keine abgedrehten Schusswechsel und dergleichen Dinge, die einen reißerischen italienischen Actionfilm sonst auszeichnen. Nein, es geht sehr bodenständig zur Sache und der Mord an Staatsanwalt Traini stellt auf weite strecken die einzige Mordtat dar. Die Art der Inszenierung dieses Ereignisses wirkt dabei, wie aus dem Leben gegriffen und ist auf unser heutiges Leben durchaus anwendbar. Ebenso wie der weitere Verlauf, bei dem es dann schon zu der ein oder anderen prekären Situation kommt.
Von technischer Seite her kann man wahrlich nicht meckern. Ich hörte einmal, dass beim italienischen Film meist mit preiswerten Mitteln gearbeitet wurde. Hier gab es keine aufwändigen Effekteszenen, wie beispielsweise bei einem Hollywoodstreifen, es sei denn man arbeitete direkt mit solchen Stoffen, wie bei den Science Fiction Streifen alla „Kampf um die 5. Galaxis“. Vornehmlich verwendete man somit verschiedene Beleuchtungsmethoden und auch Kameraperspektiven, was sich ja besonders in den Spagetti-Western wieder spiegelt. Hinsichtlich der optischen Inszenierung bewegt sich Damiano Damiani auch hier auf hohem Niveau. Er nutzt das Scope-Bild von 1.85:1 ansprechend aus und arbeitet auch mit Licht und Schatten, sowie mit subjektiven Blickwinkeln und indirekten Perspektiven. Alles so, wie man es von einem italienischen Film gewohnt ist.
Dies trifft auch auf den Soundtrack zu, der das Geschehen ansprechend untermalt und die Atmosphäre damit gekonnt anhebt. Sicherlich ist die Komposition nicht so melodisch und ausgeklügelt wie die eines Ennio Morricone, doch kann man sehr zufrieden sein.
Fazit:
Das Ende möchte ich hier keinesfalls vorwegnehmen um jenen, die sich diesen gelungenen und auch sehr spannenden Film gönnen wollen nichts zu vermiesen. Ich wurde jedenfalls hervorragend unterhalten, denn „Warum musste Staatsanwalt Traini“ sterben ist ein interessanter und sehr bodenständig erzählter Mafiakrimi mit erstklassigen Darstellern, einer sehr guten Inszenierung, seitens Damiano Damiani, und einem gelungenen Musikscore.
Dem Film gebe ich:
Zur DVD:
Colosseo Film ist ein kleines Label, welches sich offensichtlich aus dem Black Hill Label abgespalten hat. Hier erscheinen vornehmlich italienische Filme, und zwar in sehr solider Umsetzung. Schon mit ihrer Scheibe zu „Der letzte der Wikinger“ bewiesen sie ihre durchaus guten Qualitäten und stellen dies auch mit der Umsetzung von „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben“ erneut unter Beweis. Als Freund von Originalposterabbildungen hätte ich mir ein solches auf dem Frontcover schon sehr gewünscht, doch kann man mit der Abbildung dennoch sehr zufrieden sein, denn mit den farbigen Kontrasten des blauen Hemdes von Nero mit den rötlichen Tönen seines Gesichtes und anderer Elementen im Hintergrund, entsteht ein ansprechendes Cover. Leider gibt es in der Amaray Case kein Booklet und auch auf der Scheibe Erwartet einen lediglich ein Originaltrailer, aber dagegen auch der Film in ungeschnittener Form. Das Ausgangsmaterial war in sehr gutem Zustand und wurde, soweit ich das beurteilen kann, auch ansprechend gemastert. Die Bildqualität würde ich dabei als ausgesprochen gut bezeichnen, denn die Farben sind zumeist satt und auch die Bildschärfe stellt für einen Film dieses Alters sehr zufrieden. Der deutsche Mono Ton klingt ganz gut, auch wenn leichtes Tonrauschen schon auszumachen ist. Außerdem verfügt die DVD über die italienische Original-Synchronisation, jedoch ohne deutsche Untertitel. Freunde dieser Form des Filmgenusses werden somit etwas enttäuscht sein.
Alles in allem ist Colosseo Film eine in gewisser Hinsicht gelungene Scheibe geglückt, denn der Film wird in sehr ansprechender Form geboten und somit zum passablen Erlebnis. Schade nur, dass man sich mit einem Trailer bescheiden muss und auch auf deutsche Untertitel verzichtet wurde. Damit bleibt man letztendlich hinter „Der letzte der Wikinger zurück“, kann aber dennoch ganz zufrieden sein.
Der DVD gebe ich:
