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Titel: Rampage
Regie: Uwe Boll
Produktionsort: Kanada
Budget: -
Produktionsstudio/ Verleih: Boll Kino Beteiligungs GmbH & Co. KG/ Splendid Film
Produzenten: Matthias Triebel, Dan Clarke, Brendan Fletcher
Drehbuch: Uwe Boll
Kamera: Mathias Neumann
Musik: Jessica de Rooij
Genre: Action/ Drama
Darsteller:
Brendan Fletcher - Bill
Shaun Sipos - Evan
Michael Paré - Sheriff Melvoy
Lynda Boyd - Bill's mom
Matt Frewer - Bill's dad (unconfirmed)
Laufzeit: 85 Minuten
Altersfreigabe: Freigegeben ab 18 Jahren
Story:
Bill Williams ist ein scheinbar ganz normaler junger Teenager, der sein Leben nach der Highschool jedoch etwas schleifen lässt und nur als Mechaniker etwas nebenbei verdient während er noch bei seinen Eltern wohnt. Diese möchten ihn jedoch los werden, sind aber trotzdem sich sorgende und zum Teil liebende Eltern, allerdings etwas schwer beschäftigt. Bill hat im Grunde genommen nur einen Freund, und zwar den Aktivisten und Idealisten Evan. Von seinen zielen hat er jedoch die Schnauze voll, da er nur redet, anstatt aktiv was zu verändern. Wovon jedoch niemand etwas weiß ist, dass Bill tagtäglich seinen Körper stählt und sich einen Ganzkörperanzug aus kugelsicherem Kevlar gebastelt hat. Ausgestattet mit dieser schier unzerstörbaren Rüstung und zahlreichen halbautomatischen Waffen und Stichwaffen macht er sich auf in seine Kleinstadt und beschließt einen erbarmungslosen Amoklauf zu starten um den Rachedurst an der Gesellschaft zu stillen. Angefangen mit der Polizeistation, die er komplett in die Luft jagt, macht er sich daraufhin über, die ihm schutzlos ausgelieferten, Mitmenschen seiner Umgebung her.
Kritik:
Ok, hier ist nun Skandal Regisseur Uwe Boll mit seinem neusten Streich. Der Film feierte letzte Woche in Bochum Premiere im ungeschnittenen Director’s Cut seine Premiere und nun kam ich dann auch zu diesem äußerst kontroversen Vergnügen. Für viele ist Uwe Boll nicht mehr als der moderne Ed Wood, was man bei seinen bisherigen Werken, bei denen er sich nahezu ausnahmslos Videospielverfilmungen angenommen hat, auch zum Teil nachvollziehen kann. Wirklich jedes Mal waren die Fans der Vorlagen zutiefst enttäuscht und auch sonst waren die Filme wirklich nicht gerade die intelligenteste Art der Unterhaltung, doch spätestens hier fängt das Herz des Trashfans an ein wenig zu schlagen, jedoch nicht zu schnell, wir wollen’s ja nicht übertreiben. Was ich damit sagen will ist, dass Uwe Boll bisher solide Trashkost gemacht hat und wer das schon als den endgültigen filmischen Bodensatz bezeichnet, der hat anscheinend noch keinen wirklich, wirklich schlechten film gesehen und darf sich gerne mal bei mir melden. In den letzten jahren hat er sich jedoch ein wenig von den trashigen Videospielverfilmung wegbewegt und ob man’s glaubt oder nicht, aber die Kritiken sind besser geworden und der Mann scheint doch Talent zu haben. Sei es sein Vietnamkriegsfilm „Tunnel Rats“ (2008) oder der, auf wahren Begebenheiten beruhende (wirklich), Gefängnisfilm „Siegburg“ (Stoic) (2009). Beide wurden von den Kritikern zum teil recht positiv aufgenommen. Mit Rampage schickt sich nun sein nächstes Werk an, was so ein empfindliches Thema wie einen Amoklauf thematisiert wobei zunächst bezweifelt worden ist, ob der Skandalregisseur mit Doktortitel, einen Film mit so einem heiklen Thema gelingen könnte.
Und die verblüffende Antwort ist schlicht und ergreifend: Ja, es ist ihm gelungen! Angefangen bei der Handlung des Ganzen fällt auf, dass Herr Doktor Boll, der seinen Doktor in Philosophie gemacht hat und somit etwas Ahnung von Menschen haben dürfte und garantiert nicht so dumm ist wie es manche meinen, es durchweg versteht seinen Film wirklich Authentizität zu verleihen, was einher geht mit der technischen Inszenierung, wozu später mehr drauf eingegangen wird. Die Handlung hat wirklich doppelten Boden. Bill ist nämlich ein wirklich sehr unscheinbarer Teenager, weswegen sich so gut wie jeder zunächst einmal mit ihm identifizieren könnte, was deutlich zeigt, dass Amokläufer nicht die stereotypischen videospielenden Nerds sind, sondern schlicht und ergreifend die Unscheinbarsten, von denen man es zum Teil gar nicht erwartet. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass jemand, der in den Film gegangen ist, ohne sich überhaupt zu informieren worüber er handelt, würde zunächst in den ersten Minuten gar nicht annehmen wie grausam er sich noch entwickeln wird, mal abgesehen von den blitzartigen, kurzen Vorstellungen, die ihn überkommen in diversen nervtötenden Alltagssituationen. Dann jedoch geht’s los und das ständige Gefühl von Unbehagen, was während des gefühlten ersten Drittels aufkeimte beginnt sich nun zu entfesseln, da man wirklich hautnah dabei ist und die Inszenierung wirklich gnadenlos daran setzt dem Zuschauer das Geschehen so realitätsnah wie möglich zu präsentieren, weswegen man bei der einen oder anderen Szene als Zuschauer wirklich schlucken muss. Die Moralkeule wird hierbei nicht geschwungen, was auch für Boll mehr als verwunderlich wäre, trotzdem bekommt man die unterschwellige Kritik an dem Ganzen zu spüren während man den etwas anderen Protagonisten bei seiner ganz persönlichen „Rampage“ begleitet mit seinen eigenen Ansichten, die zum Teil etwas verquer sind, doch aber auch verständlich sind und in einem vollkommen unerwarteten Finale ihr Ende finden.
Dies liegt aber auch zum Großteil an Brendan Fletchers Gänsehautperformance des Bill Williamson. Bei ihm ist das Geschehen nahezu ausnahmslos, was den Zuschauer regelrecht aufzwingt seinen Taten bei zu wohnen und ihm keine Ruhe lässt. Dies bringt dem Film auch einen Großteil seiner ungemein intensiven Atmosphäre ein, die durch die Tatsache seiner allgegenwärtigen Präsenz um so mehr verdichtet und vertieft wird. Dies dürfte eindeutig Brendan Fletchers ganz große Rolle sein, vielleicht sogar die wichtigste seiner gesamten Karriere, die überwiegend daraus bestand kleine Nebenrollen zu spielen oder für’s TV zu arbeiten. Mir persönlich ist er als Randfigur aus „Ginger Snaps 2 – Entfesselt“ (2004), „Ginger Snaps Back: The Beginning“ (2004) oder aber aus „Freddy Vs. Jason“, woher ihn vielleicht die meisten als Mark Davis noch vage in Erinnerung haben dürften, aufgefallen. Aber auch fernab vom Horror hat er schon in den verschiedensten Genres gedient wie z.B. dem Al Pacino Thriller Vehikel „88 Minutes“ (2007). Nichts desto trotz macht er seine Sache hier jedoch mehr als nur herausragend. Klar merkt man sofort, dass etwas mit diesem Jungen nicht stimmt, aber das fällt auch nur auf, da wir die Zuschauer sind und ihn ständig den ganzen Film über nicht von der Seite weichen und ihn quasi auf Schritt und Tritt verfolgen. Für andere dürfte er eher unscheinbar wirken, was das Gesamtwerk auch so erstaunlich wirken lässt. Er wirkt dabei nämlich kein bisschen übertrieben oder gezeichnet sondern vollkommen real. Ganz besonders der Anfang seines Amoklaufs hat mich wirklich schwer geschockt. Statt pseudo-cool alles ganz stylisch über den Haufen zu ballern, was mehr als nur unpassend gewesen wäre, hört man Bill aus seiner Rüstung aufgeregt und schwer atmen, als ob er selber nicht ganz Herr der Lage wäre bzw. als ob es ihn in Rausch versetzen würde. Trotzdem wirkt er dabei intelligent und berechnend, aber auch nicht zu sehr. Nämlich genau so wie es noch glaubhaft ist und all das bringt Brendan Fletcher wirklich perfekt rüber, in dem Jungen steckt so einiges! Auch seine Dialoge sind wirklich sehr stark, die er entweder mit seinem Freund Evan wechselt oder aber ein ganz besonderer Schlüsselmonolog, von den man Teile über den gesamten Film zu sehen und hören bekommt, was den Zuschauer noch mehr gebannt in den Sessel presst während dieser harten und schonungslosen 85 Minuten, voller Unbehagen und Spannung, da man keine Ahnung hat ob dieser Amoklauf wie jeder Amoklauf bisher enden wird oder aber ob Bill doch vielleicht einen größeren Plan hinter seinen Taten hat. Wie’s auch kommt, man wird das Ende wirklich nahezu unmöglich voraussehen können und an kontroversen Inhalten dürfte das auch wirklich schwer zu übertreffen sein, und dass bei einem Film, der ohnehin schon sich so ein nicht gerade zimperliches Thema ausgesucht hat. Gut, dass Fletcher seinen Charakter derart großartig gespielt hat, dass der Film dabei nicht kaputt gegangen ist, sondern stattdessen noch um einiges aufgewertet worden ist.
Der restliche Cast ist dabei jedoch sehr unscheinbar, da Brendan Fletcher den gesamten Film mit seiner Performance des Bill Williams auf seinen eigenen Schultern stemmt, was bei einem derartigen Werk wirklich eine ungemeine Last sein muss. Ich selber glaube auch, dass Boll sogar mit Absicht es nicht möglich gemacht hat die anderen Figuren dreidimensional zu zeichnen, damit sich der Zuschauer nicht mit ihnen wirklich identifizieren kann und somit an Bill gebunden bleibt. Viele Dialoge sind auch, wie schon bei „Tunnel Rats“ (2008) von den Darstellern vollkommen improvisiert worden. Gerade hier könnten böse Zungen Herrn Boll Ideenlosigkeit und Mangel an Feinfühligkeit beim Schreiben eines Drehbuches vorwerfen, doch es klappt einfach und es passt schlicht und ergreifend. Das aber auch nur, weil es in Szenen geschieht, die nicht wer weiß wie wichtig sind für den weiteren Verlauf des Films. Schlüsseldialoge sind eindeutig geschrieben, dafür aber gut und sie reihen sich nahtlos ins Gesamtwerk ein ohne irgendwie aufgesetzt zu wirken und ohne das Konzept zu trüben. Dargestellt werden die meisten Nebenfiguren von nur wenig bekannten Gesichtern, was der Authentizität wirklich sehr zu Gute kommt. Bill’s Freund der Aktivist und Idealist Evan z.B. wird dabei von Shaun Sipos verkörpert, der insbesondere in einem Internetvideo im Film selber eine interessante Rede von sich gibt. Wo wir schon beim Thema Reden und Ansprachen sind: die bekommt man nämlich auch sehr häufig über den ganzen Film in Form von Nachrichtenberichten und Dokumentationen über Amokläufe zu hören mit denen sich Bill sehr umfassend auseinander gesetzt hat. Nichts desto trotz macht Shaun Sipos seine Sache gut, auch wenn’s da nicht viel zu machen gab. Ihn selber kennt man vielleicht aus Nebenrollen wie aus „Final Destination 2“ (2003) oder aber aus Uwe Boll’s Stoic (2009). Viele Cast und Crew Mitglieder sind übrigens aus älteren Uwe Boll Filmen importiert worden, so auch Michael Paré, Schauspieler auf dem absteigenden Ast. Hat er schon in „Tunnel Rats“ (2008) mitgespielt, ist er auch hier an Board, als Sheriff Melvoy, dessen Rolle recht klein ausgefallen ist. Bill’s Eltern werden jedoch von Mett Frewer und Lynda Boyd verkörpert. Beide sind alles andere als unbeschriebene Blätter, gehören aber keineswegs zur A-Riege unter den Schauspielern Hollywoods, was diesem Werk also keines Wegs seinen Grad an Realismus nimmt. Frewer dürfte man vllt. aus Nebenrollen in „Zack Snyder’s Dawn of the Dead“ (2004) und diversen aktuellen TV Serien kennen, während man Lynda Boyd vielleicht auch aus diversen TV Serien kennen mag, sowie z.B. möglicherweise aus Filmen wie „I Spy“ (2002) oder aber ebenfalls „Final Destination 2“ (2003). Ihren Job als Eltern machen sie recht passabel, aber viel Platz dazu wird ihnen eh nicht geboten, weswegen sie auch vielleicht ein wenig stereotypisch rüberkommen, aber auch nur ein wenig, ohne dabei gezwungen zu wirken.
Gezwungen hingegen wirkt von den ganzen Actionszenen eine Einzige, die mir doch etwas zu sehr nach Spektakel geschrien hat. Und zwar als er zu Anfang die Polizeistation seiner Kleinstadt mit einem Van in die Luft gejagt hat ist die Explosion zunächst ganz normal, doch plötzlich ergreift er die Flucht und weit mehr als das ohnehin schon massive und große Gebäude explodieren, wobei sogar Autos durch die Luft gewirbelt werden. Dabei kam auch leider der Computer zum Einsatz, was man auf Grund der miesen Qualität leider nur allzu deutlich erkennen konnte, was einem etwas aus dem Geschehen reißt, aber das bleibt zum Glück weitestgehend ein Einzelfall. Trotzdem fragt man sich da aber, was in der Asservatenkammer der Polizei entweder aufbewahrt worden ist oder aber ob Bill nicht zufällig einen kleinen Nuklearsprengkopf benutzt hat. Der Rest der Actionszenen kann sich dafür jedoch durchaus sehen lassen und zeigt sich versöhnlich mit dem Zuschauer auf Grund dieses kleinen Ärgernisses. Die Shoot-Outs sind einfach nur knüppelhart und absolut schonungslos in Szene gesetzt, was wirklich derartig schockend ist, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen. Es wird nicht übertrieben gesplattert und rumgemantscht. Die Gewalt bleibt bei Schuss- und Stichwaffeneinsatz stets auf einem sehr unangenehmen realistischen Level. Blut gibt’s dabei reichlich bei den blutigen Einschüssen zu sehen oder wenn mutige Passanten versuchen beherzt einzugreifen und den Amoklauf zu stoppen. Es nimmt allerdings zu keinem Zeitpunkt John Woo’ische Dimensionen an, in denen ganze Fontänen aus den Menschen sprudeln. Stets wird sich darum bemüht sehr realitätsnah zu bleiben, was diesem allzu harten Streifen wirklich konsequent gelingt, da man eigentlich so gut wie immer auf dem Teppich bleibt. Neben dem Amoklauf selber der wirklich ungemein viele Höhen und Tiefen hat und sich bis zum schockierenden Finale entlädt , gibt es auch eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, die ebenfalls sehr gut in Szene gesetzt ist und vielleicht durch eine einzige Einstellung aller höchstens ein klein wenig aus dem Rahmen fällt, aber da drückt man gerne ein Auge zu, da es den Zuschauer nicht allzu sehr aus dem Geschehen reißt und einem darüber hinaus immerhin etwas Abwechslung geboten wird. Der Bodycount insgesamt ist dabei ungemein hoch und der Amoklauf möchte scheinbar kaum ein Ende nehmen bei dieser Achterbahn der Emotionen. Sehr oft denkt man sich auf Bill’s Stationen: „das kann der doch nicht jetzt ernsthaft machen!“ oder „klar, dass er gerade der bzw. dem einen Besuch abstattet“, was mit zu den bissigsten Situationen im Film führt und trotzdem schockt, auch bzw. gerade wenn sich die vermeintlichen Opfer am Anfang als unsympathisch heraus gestellt haben, denn wirklich schlechte Menschen waren sie bei weitem nicht und schon gar nicht so schlecht um getötet zu werden. Nahezu alle Morde werden dabei onscreen gezeigt und die Kamera hält dabei voll drauf und ist sich um keine noch so bittere Aufnahme zu verlegen.
Aber apropos Kamera. Diese wird von Mathias Neumann geführt, der sich im Laufe der Jahre zu Uwe Boll’s Stammkameramann etabliert hat. Von „Alone in the Dark“ (2005) über „Tunnel Rats“ (2008) bis hin zu „Far Cry“ (2008), war’s immer der gebürtige Deutsche, der hinter der Kamera stand. Während insbesondere bei „Alone in the Dark“ (2005) und „Far Cry“ (2008) die Kamera nicht mehr als akzeptabel und konventionell verwendet worden ist, wird in „Rampage“ viel experimentierfreudiger mit ihr umgegangen, was dem Endergebnis an sich wirklich ungemein zu Gute kommt. Zur Verwendung kam die eher berüchtigten als berühmten handheld cameras, die zur Zeit in Hollywood leider ganz groß in Mode sind und so gut wie niemals wirklich optimal ausgereizt werden. Während man in „Michael Bay’s Transformers“ (2007) seekrank wird oder im neuen Bond Abenteuer „Ein Quantum Trost“ (2008) die Übersicht in den Actionszenen vollkommen verliert, was eigentlich nicht passieren sollte, so ist die Kameraführung „Rampage“ optimal eingesetzt. Geht es doch vorsätzlich darum eine noch realistischere visuelle Note dem Film zu verleihen, vergeigen es die meisten Filmemacher einfach indem sie übertreiben und das Publikum verärgern. Gerade bei einem Stammkameramann von Uwe Boll erstaunt es mich doch umso mehr, dass gerade er diese Kameraführung so gut hin bekommt und sie stets beherrscht, während viele von den ganz Großen daran scheitern. Der Einsatz der handheld cameras unterstreicht die realistische Atmosphäre wirklich perfekt und reißt den Zuschauer eigentlich zu keiner Sekunde aus dem Geschehen. Ganz im Gegenteil sogar er lässt ihn tiefer eintauchen und intensiviert die Atmosphäre ins Unermessliche. Dabei gibt’s zwar in den Actionszenen ein paar mehr Nahaufnahmen und eine schnellere Schnittabfolge, ohne das man aber die Übersicht verliert oder das es einen aufregt. Wirklich selten habe ich diese wackelige Kameraführung so gut eingesetzt gesehen. Zu keiner Sekunde verkommt sie zum Ärgernis und bleibt stets nur so wackelig wie es der Zuschauer noch recht angenehm verfolgen kann. Aber auch fernab der Kameraführung ist die Optik gelungen. Alles wirkt sehr grau und trist, was zur unbehaglichen Stimmung des gesamten Films wirklich mehr als treffend ist und auch sonst wirkt vieles durch die Kameraführung nicht so als wenn der Film nicht so billig wäre. Nach seinem riesen Flopp mit „In the Name of the King: A Dungeon Siege Tale“ (2007) hat sich Uwe Boll nämlich vorgenommen, kein Film mehr über 20 Mio. US-$ zu drehen, um den vermeintlichen Misserfolg möglichst gering zu halten. Von „Rampage“ steht zwar das genaue Budget nicht fest, aber er dürfte sich ungefähr in diesem Rahmen bewegt haben, wenn nicht sogar noch niedriger, da, wie bereits erwähnt, wirklich sehr viel Umfang aus dem Gesamtpaket herausgeholt worden ist.
Was man aus der musikalischen Komponente heraus geholt hat ist ebenfalls sehr gut, Und auch hier hat Uwe Boll einmal mehr auf sein altbekanntes Stammpersonal zurück gegriffen. Jessica de Rooij hat schon unter anderem die musikalische Note in „Seed“ (2007), in „Postal“ (2007) und in seinen, bereits erwähnten, Filmen, für die nahezu der komplette Rest der aktuellen Crew von „Rampage“ ebenfalls schon gearbeitet hat. Während sie mir ebenfalls in den anderen, eher trashigeren, Werken von Boll nicht aufgefallen ist tut sie dies hier um so mehr, was mich abermals verwundert, da ihre Arbeiten zu den genannten Filmen keineswegs wer weiß wie herausragend sein dürften und mir in dem einen oder anderen Werk nicht mal sonderlich im Gedächtnis geblieben sind. Hier macht sie wirklich einen vortrefflichen Job und erinnert mich sogar an den englischen Komponisten John Murphy, der mir insbesondere mit seiner Arbeit zu „28 Days Later“ (2002) und dem Nachfolger „28 Weeks Later“ (2007) im Gedächtnis geblieben ist, da er ein paar wirklich Gänsehaut erzeugende und sehr einprägsame Stücke komponiert hatte. De Rooij hat sich da meiner Meinung nach ein sehr ähnliches Konzept angenommen. Ein teil ihrer Arbeit kann man schon im Trailer zu „Rampage“ hören. Dabei handelt es sich um ein Stück, was immer wieder in etwas abgewandelter Form auftaucht, dafür aber ungemein intensiv und aufregend ist. Obwohl es sich eigentlich nicht um Rockmusik handelt kommt es sehr „rockig“ rüber. Sehr hart, und wirklich ungemein intensiv, dabei ernst und düster zugleich. Dabei gehen die optischen Komponenten mit den musikalischen Komponenten eine derartige Symbiose ein, dass sich die Intensität des gesamten Films bündelt und den Zuschauer konzentriert bis zum Ende fesselt und ihn nicht einmal auf die Uhr dabei schauen lässt. Während der Verfolgungsjagd verwandelt sich das Stück allerdings doch in ein Lied, welches man durchaus dem Genre der Rockmusik zuteilen kann. Dies unterstreicht die rasante Action und vor allem die hohe Geschwindigkeit wirklich sehr gut ein roter Faden beim Soundtrack bleibt trotzdem bestehen. Neben dieser Melodie bekommt man auch etwas unkonventionellere Töne zu hören, die sich fast schon krank anhören. Ungefähr wie Maschinen, die kaputt gehen, um es mal ganz abstrakt zu beschreiben. Das soll nicht heißen, dass es sich schlecht anhört. Ganz im Gegenteil sogar. Es fügt sich nahtlos zum Soundtrack ein und spiegelt die sehr verqueren Mittel und die Brutalität von Bill wieder. Darüber hinaus sind auch schon die Dokumentationen und Nachrichtenbeiträge über Amokläufe, die sich Bill die ganze Zeit anhört, und welche fast allgegenwärtig sind, es, die der unbehaglichen Atmosphäre ihren Tribut zollen.
Fazit:
Alles in allem bin ich nicht nur mehr als überrascht! Ich bin sogar beeindruckt und hätte es kaum für Wahr gehalten, das Doktor Uwe Boll einen wirklich objektiv sehr guten Film geschaffen hat. Klar ich mochte schon seine Trashfilmchen, aber darüber hab ich lieber gelacht. Diesen Film kann man aber wirklich sehn und ehrlich toll finden. Daher sollten alle Boll Hasser wenigstens diesen Film, und möglicherweise seinen neuen Werken, die nicht auf Videospielen basieren, eine Chance geben und sie sich vorurteilsfrei anschauen. Ob sie das tun werden, oder aber lieber ihre Rosarotebrille aufbehalten werden ist jedoch schon wieder eine ganz andere Sache. Bei uns in Bochum im UCI, hatte der Film am 18.02.2010 Premiere gefeiert und obwohl er erst seit so kurzer Zeit draußen ist, läuft er nur um 23:00uhr und außer meinen beiden Freunden mit denen ich den Film gesehen hab und die ihn ebenfalls gut fanden, war nur eine einzige andere Person im Kinosaal gewesen. Dabei handelt es sich um „Rampage“ um einen wirklich sehr guten Film, der über ein äußerst sensibles Thema wie einen Amoklauf handelt. Während „Falling Down“ (1993) da noch den Moralapostel gespielt hat, lässt uns dieser Film etwas unreflektierter an das Thema ran. Dies kommt den Film jedoch sehr zu Gute, da sich jeder einzelne Zuschauer selber ein Bild über eine derart schreckliche Tat machen kann und hier nicht von irgendwelchen stereotypischen Aspekten verblendet wird. Und ein wirklich jeder, mit einem Hauch von Moral in sich wird auch ohne den erhobenen Zeigefinger selber feststellen, dass ein Amoklauf etwas wirklich Schlimmes und absolut krankes ist. Auch wenn Uwe Boll uns bisher in manchen seiner gewaltvolleren Filme mit immer mehr Extremen schockte (Augenwink an Seed), schockt er uns dieses Mal einfach mit einer unfassbar realistischen Atmosphäre, die aus der meisterhaften One-Man Show des Hauptdarstellers Brendan Fletcher resultiert, der dieses Werk auf seinen eigenen Schultern ganz alleine stemmt, sowie den audiovisuellen Reizen, die besonderen Wert darauf legen wirklich realitätsgetreu zu sein um so viel effektiver zu schocken. Dies gilt auch für die Gewalt die ungemein schonungslos ist und auch sehr brutal, aber auch nur so um nicht unrealistisch zu wirken. Unfassbar aber war Uwe Boll hat einen sehr guten Film geschaffen, und dass mit seinem Stammpersonal, mit dem er Jahrelang Trash und irgendwelchen Schund gedreht hatte, den kein Mensch ernst nehmen konnte und worüber man sich lieber mit ein paar Bier intus kaputt gelacht hat. Ich bin schwer beeindruckt von diesem mutigen und radikalen Schritt, den Herr Boll da gewagt hat und hoffe für ihn, dass er in Zukunft mehr und mehr von den unsäglich trashigen Videospielverfilmungen ablässt und weiterhin solche Filme wie „Rampage“ drehen wird, wofür es von meiner Seite eine uneingeschränkte Empfehlung zum Gucken und Kaufen gibt und ernsthafte
8/10 Punkten (+++
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Original verfasst am 25.02.2010