Kill Switch (USA / 2008)
Im Vorfeld hab ich mich über den Film natürlich informiert, soll heißen, Rezensionen gelesen. In Erwartung von Besserungen zu hören erlebte ich aber eine herbe Enttäuschung.
Inhalt:
Als einer der härtesten Cops der Mordkommission in Memphis fällt Detective Jacob King vor allem durch äußerst brutale Ermittlungsmethoden auf. Seinen Vorgesetzten ist Kings Verhalten schon lange ein Dorn im Auge, doch der Erfolg gibt ihm Recht: Kings Festnahmequote ist beeindruckend. Als jedoch ein Serienkiller mit einer Reihe bizarrer Mordfälle die Stadt erschüttert, wird King mit einem Gegner konfrontiert, der ihn an Kaltblütigkeit und Grausamkeit bei Weitem übertrifft …
War ja klar, dass Seagal die Besserungen der letzten Filme nicht konstant weiter führt, sondern erneut einen Schritt zurückgeht. Aber so ganz misslungen ist „Kill Switch“ nicht.
Ein Psychothriller, der den Zuschauer fesseln will, braucht am nötigsten eine gute Geschichte und an zweiter Stelle die richtige Inszenierung. Ersteres kann für „Kill Switch“ schon einmal ausgeschlossen werden, denn Steven Seagal schrieb das Drehbuch. Für einen Film, der in die Richtung von David Finchers „Sieben“ geht hat er nicht das rechte Format, geschweige denn das Talent einen komplexen Handlungsbogen zu schreiben. So oblag es letztlich Regisseur Jeff King, einen unterhaltsamen Film aus dem Stoff zu machen. Auf Steven Seagal konnte er dabei nur bedingt setzen, denn dieser glänzte wieder einmal mit Abwesenheit bei den Umschnitten und leider vor allem in den Fight Szenen. Diese überlässt er seinem sehr mies ausgesuchten Double, dem man sofort ansieht, dass es nicht Seagal ist. So werden Die Fightszenen zum Schnitt-Overkill und damit man den Anschein bekommt, es sei der Actionstar am Werk, wird er immer wieder rein geschnitten. Offenbar erstellte man im Vorfeld einen Bewegungskatalog. Seagal dreht sich nach rechts, dann nach links, ruckt nach oben, oder unten, usw. usf. Diese Bewegungen werden dann immer an der entsprechenden Stelle eingesetzt. Letztendlich sieht es aber nicht selten so aus, als schaue sich Seagal beim Kämpfen zu. Ganz so schlimm wie im „Foreigner – Black Dawn“ ist es Gott sei Dank nicht. Ich finde es mal wieder ungemein ärgerlich, dass in diesem Punkt wieder nachgelassen wurde, dabei braucht es doch gar nicht so viel. Wer Seagals Filme kennt, wird wissen, dass er nie so heftig herum sprang. Aikido ist ja auch nicht so ein Sport. Somit könnte er das auch ohne weiteres alles selbst machen, wenn die Inszenatoren nicht immer so hohe Actionansprüche stellen würden. Sie sollten viel lieber eine ordentliche Handlung bringen. Seagals imposante Erscheinung (immerhin ist er über 1,90m) und sein Können in Aikido, bringt dann das übrige.
So ganz daneben ist die Story dann aber doch nicht. Sicherlich ist das ein Verdienst von Jeff King, der das möglichste herausholt. Zwar ist das Skript löchrig wie ein Schweizer Käse, doch durch einen recht guten Erzählfluss weiß man zu punkten. Hinzu kommt eine eigenwillige optische Note. Der Regisseur arbeitet zuweilen mit Sprüngen, das heißt er zeigt einen Lauf durch einen Tunnel nicht in Gänze, sondern nimmt etwas heraus, so dass der Darsteller schneller das Ziel erreicht (schwupp, schon ist er ein Stück weiter). Vom Stil her ist das angenehm, doch leider experimentiert Jeff King etwas oft herum, mit Kameraschwenks und schnellen Schnitten. An manchen Stellen nervt das etwas.
Von den aufgebotenen Schauspielern bleibt neben Steven Seagal nur der kürzlich verstorbene Isaac Hayes zu erwähnen, der auf mich schon einen etwas kränklichen Eindruck machte. Auch verlangt die Rolle des Pathologen Coroner nicht sonderlich viel von ihm, weswegen sein Part auch eher blass wirkt. Steven Seagal mag man den Detective abnehmen (eingeschränkt), aber das Kindheitstrauma glaub ich ihm niemals, zumal es nicht wirklich für die Handlung von belang ist.
Letztendlich bin ich nicht sauer, dass der Film in Sachen Seagal Fights enttäuscht, denn das schöne ist, dass er einen angenehmeren Erzählfluss hat, wenn man es mit vorigen Filmen vergleicht und dass „Kill Switch“ noch einige schöne Szenen zu bieten hat. Wenn Steven Seagal Informationen herauspresst, dann fliegen dabei schon mal die Zähne davon. Und wenn er zum Rächer mutiert ist ein in der nähe liegender Hammer gerade das rechte Werkzeug. Wie er dem bösen Buben mit dem Teil die Kniescheiben weg semmelt und das Ärmchen bearbeitet ist einfach nur herrlich und gegen Ende des Filmes führt er dann einige Bewegungen doch noch selbst aus.
Der Schluss von „Kill Switch“ ist an Blödheit nicht zu überbieten, denn Seagal besucht seine Familie auf dem Lande. Und dabei wird von denen den gesamten Film über nichts gesagt, nicht einmal im Ansatz. Genau so gut hätte man dies herauslassen können und gleich nach dem Finalfight abblenden, zumal er wie ein Besucher wirkt und keineswegs wie der Familie zugehörig. Es passt nicht im Mindesten.
„Kill Switch“ ist enttäuschend, aber nicht so schlecht wie ich erwartet hatte. Die Story hat ihre Momente, ist aber weit davon entfernt einen komplexen Handlungsbogen zu besitzen. Die Optische Inszenierung und die Fightszenen wissen zu unterhalten, obschon Steven Seagals Abwesenheit beim Kämpfen ein großes Ärgernis ist.
Fazit: Mittelprächtig.
Wertung:
P.S.: Für Deutschland erhielt der Film keine 18er Einstufung. Kinowelt bliebe nur die Option auf eine Spio/JK, was, wegen der zu befürchtenden Indizierung, ein zu hohes finanzielles Risiko für die Firma war, erst recht bei einem solchen B-Movie. Somit gibt es "Kill Switch" in Deutschland nur geschnitten.
Eine FSK 18 hätte ich ihm in der ungeschnittenen Version auch gegeben, denn soo hart ist das Zusätzliche nicht. Das Ausschlagen von Zähnen, das vertrimmen mit nem Hammer und der kannibalistische Mörder, der mit einem abgetrennten Arm hantiert ist aber auch nicht ganz ohne. Selbstjustiz ist seit Bronsons "Death Wish" Filmen ein rotes Tuch bei den deutschen Zensoren, weswegen man die hohe Einstufung durchaus nachvollziehen kann.
Damit ist "Kill Switch" der erste Film, der in Deutschland nur geschnitten veröffentlicht wurde.
In letzter Zeit hat man sich mit der Zensur aber auch echt affig.
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