Titel: Kurzer Prozess - Righteous Kill
Regie: Jon Avnet
Produktionsort: USA
Budget: 60 Mio. US-$
Produktionsstudio/ Verleih: Millennium Films / Kinowelt Filmverleih
Produzenten: Rob Cowan, Avi Lerner, Randall Emmett, John Avnet, Lati Grobman, Alexandra Milchan, Daniel M. Rosenberg
Drehbuch: Russell Gewirtz
Kamera: Denis Lenoir
Musik: Ed Shearmur
Genre: Crime/ Thriller
Darsteller:
Robert De Niro - Turk
Al Pacino - Rooster
50 Cent - Spider
Carla Gugino - Karen Corelli
John Leguizamo - Det. Simon Perez
Donnie Wahlberg - Det. Ted Riley
Laufzeit: 101 Minuten
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren
Story:
Im Laufe der Jahre hat das harte Leben in den gnadenlosen Straßen von New York die beiden Polizeiermittler Turk und Rooster abgehärtet und auch zum teil seelisch stark abgestumpft, weswegen sie mitunter selber die Gesetze nicht mehr so streng befolgen und sogar ihre Informanten erpressen und in Gefahr bringen oder auch auf Verdächtige einprügeln. Seit geraumer Zeit jedoch geht ein Serienkiller um, der an seinen Tatorten kleine Gedichte liegen lässt und nebenbei ausschließlich Kriminelle zur Strecke bringt, die dem Gesetz entkommen konnten. Turk und Rooster ermitteln nun mit gemischten Gefühlen, da sie seine Taten wohl eher billigen, da er New York’s Straßen vor dem Abschaum befreit, aber wegen ihren Pflichten vor dem Gesetz haben müssen sie ihn finden und aufhalten.
Kritik:
Stattliche 14 Jahre ist es nun vorüber, dass sich die beiden Hollywoodurgesteine Robert De Niro und Al Pacino in Michael Mann’s legendärem Thriller Heat, aus dem Jahre 1995, für ein paar wenige Szenen sich gegenüberstanden. Noch weiter zurück in der Vergangenheit war ihre Zweite von zwei Zusammenarbeiten vor der Kamera und zwar 1974 im zweiten Teil der mehrfach oscarprämierten Der Pate Trilogie, wofür Robert De Niro übrigens seinen ersten von zwei Oscars bekommen hat. Hier hat er ihn zwar noch als besten Nebendarsteller bekommen, aber sechs Jahre später bekam er ihn als bester Hauptdarsteller in Raging Bull. Aber auch Pacino durfte schon den heiß begehrten Goldjungen mit nach Hause nehmen, nämlich für seine Rolle als Lt. Colonel Frank Slade in Der Duft der Frauen. Ansonsten haben die beiden Hollywoodgrößen oder besser gesagt Giganten Unmengen von Filmen aufzulisten, die mit dem einen oder anderen Oscar ausgezeichnet worden sind oder zu Recht heutzutage als Kult gefeiert werden. Zwei Schauspieler von einem derart enormen Kaliber sieht man selten zusammen in einem Film, weswegen die Freude umso größer wurde, als „Kurzer Prozess - Righteous Kill“, was wortwörtlich eigentlich gerechtfertigter Tod übersetzt heißt angekündigt worden ist. Es freut ganz besonders dann, wenn die beiden befreundeten Schauspieler De Niro und Pacino selber sogar für das Entstehen des Films des Filmes gesorgt haben und das Ganze auf ihren eigenen Ideen beruht. Eigentlich dürfte dabei nicht mehr viel schief gehen, aber was am Ende wirklich daraus geworden ist soll die Review so gut und spoilerfrei es geht beleuchten.
Schon bei der Story muss man leider einige Abstriche machen, die bei Drehbuchautor Russel Gewirtz doch stark verwundern. Zwar liefert er mit „Righteous Kill“ seine zweite Arbeit ab, aber seine erste, „Inside Man“ war derart gelungen, dass man mit so etwas nicht gerechnet hätte. Zwar ist das Drehbuch kein kompletter Reinfall, aber doch schwer enttäuschend wenn man bedenkt wie viel Potential in der Idee drin gesteckt hat. Soll er etwa mit dem Drehbuch zu „Inside Man“ nur einen One Hit Wonder gelandet haben um nun in der Mittelmäßigkeit zu versinken?! Hoffen wir’s mal nicht, vielleicht war’s ja auch nur ein Ausrutscher gewesen. Regisseur Jon Avnet, der schon mit Pacino in seinem vorigen Film 88 Minuten aus dem Jahr 2007 zusammengearbeitet hat vermag es leider nicht ganz das Beste aus dem schwachen Drehbuch rauszuholen. Stellenweise ist der Film etwas zu langatmig inszeniert und durch die zahlreichen Längen wird ihm leider etwas Wind aus den Segeln genommen und an Fahrt geraubt. Die Morde des ominösen Killers gehen leider ziemlich schnell und unblutig von Statten, so dass in den Serienkillerszenen nicht einmal wirklich Zeit vorhanden ist um wirklich Spannung aufzubauen. Manche der zahlreichen Unterhaltungen der beiden Hauptprotagonisten sind ebenfalls ziemlich lahm, während die Oberhand ihrer Dialoge ziemlich witzig und interessant ist und sogar etwas vom Gewissen De Niro und Pacino Charme jeweils spüren lassen. Ganz besonders witzig wird’s immer wenn Turk und Rooster an Tatorten den einen oder anderen äußerst makaberen Spruch über das kriminelle Opfer von sich geben oder ihren beiden Kollegen Riley und Perez etwas Ermittlung stören. Das Finale kann sich ebenfalls durchaus blicken lassen und ist einer der wenigen Highlights, die den Karren etwas aus den Dreck zu ziehen vermögen.
Die anderen zwei Highlights sind natürlich De Niro und Pacino. De Niro spielt in diesem Fall die Rolle des Turk. Turk ist ein wirklich ziemlich harter Hund, der sich absolut nichts gefallen lässt und bei weitem nicht so abgestumpft ist wie man’s ihm ansieht. Klar ist er durch seinen Job verroht und kälter geworden, aber er fühlt auch mit den Opfern mit, was ihn letztendlich auch umso brutaler gegen Verdächtige vorgehen lässt. Trotzdem schreckt er selbst nicht davor zurück, dass Leben von mehr oder weniger Unschuldigen zu riskieren um einen Kriminellen zu überführen. Auch ansonsten sollte man ihm nicht unterschätzen, da er mit dem Schießeisen wirklich enorm gut ist, doch zum Einsatz kommt es leider selten. Kurzum ist Turk ein wirklich ziemlich fieser Cop mit einem fiesen Mundwerk und immer vorn an der Front mit dabei. Allzu viel Platz bleibt da zwar nicht für De Niro in dieser Rolle zu glänzen, aber er holt schon das Beste mit aus diesem Charakter heraus. Während De Niro diesmal nicht gegen Pacino ist, sondern auf seiner Seite ebenfalls als Cop agiert spielt er über die Bank durchweg überzeugend und darf diesmal sogar wirklich deftig fluchen. Irgendwie ist man es überhaupt nicht gewohnt ihn so derbe Wörter und Sätze von sich geben zu hören, was anfangs auch für den einen oder anderen Schmunzler sorgen dürfte. Auf der anderen Seite könnte man es allerdings auch als Teil des Verrohungsprozesses betrachten, da man mit der Zeit genau so anfängt zu reden wie der Abschaum um einen rum, den man jagt und einsperrt. Es ist bei weitem nicht seine beste Rolle und auch die schwächste von den drei Filmen, in denen Pacino und De Niro zusammen gespielt haben, aber sie ist am Ende wenigstens doch noch überzeugend.
Dies gilt auch für Al Pacino, der Turk’s Kollegen mit den Spitznamen Rooster spielt. Rooster ist im Gegensatz zu Turk der Ruhigere von den Beiden und hält Turk oft so gut es geht im Zaum bevor er sich vergisst und vollkommen ausrastet. Er ist sozusagen der Vernünftigere Part des Ermittler Duos, was allerdings nicht heißt, dass er ein vollkommenes Unschuldslamm ist. Auch er ist über die Jahre und das ganze Schlimme, was er während dessen erleben musste emotional abgestumpft und vielleicht sogar etwas mehr als Turk, da er in so gut wie jeder Situation cool bleibt in der Turk schon auf hundertachtzig ist. Ansonsten ist auch er ein wirklich abgebrühter Ermittler der Turk’s Methoden scheinbar ohne Weiteres billigt und so weit nichts dagegen hat bzw. sogar mitmacht beim Einschüchtern und mehr oder weniger Erpressen von Informanten wider Willen. Auch für Pacino bleibt auf Grund des eher schwachen Drehbuches nur wenig Zeit zum Glänzen, so dass man auch seine Leistungen am Ende leider nicht mehr als „nur“ überzeugend bezeichnen kann, aber immerhin tut auch er sein Nötigstes um aus seinem Charakter rauszuholen was rauszuholen ist. Optisch sieht man ihm sein fortgeschrittenes Alter von Film zu Film an, was jedoch seinem Charme nicht im Geringsten einen Abbruch tut. Wie De Niro darf man auch ihn fluchen hören bis der Arzt kommt und zusammen sind die beiden doch ein wirklich nettes Duo, dessen Chemie miteinander einfach stimmt. Letztendlich hätte man sich jedoch nur erhofft, dass ihre Dritte Zusammenarbeit sie in ihren Rollen etwas mehr aufgehen lassen würde und ihnen nicht nur ihre Figuren einschränken würde und die Story wegen des mauen Drehbuchs etwas schleppend vorankommen lassen würde.
Zwar sind die Figuren Turk und Rooster die beiden Hauptcharaktere und nehmen auch mit Abstand sowohl die meiste Bildschirmpräsenz ein als auch die meisten und besten Dialoge, aber ein paar der Nebenfiguren sind vielleicht doch noch ein klein wenig erwähnenswert. Darunter fällt zum Beispiel Karen Corelli von der Spurensicherung, die von Carla Gugino dargestellt wird. Sie ist die einzige Nebendarstellerin, der minimal mehr Platz und Zeit zur Verfügung gestellt wird als den restlichen noch nennenswerten Nebenfiguren. Der Charakter der Karen Corelli steht besonders mit Turk in Verbindung, da die beiden eine Affäre haben. Dies ist jedoch keine normale Affäre, denn was ist in diesem kleinen dreckigen Filmchen hier schon auch normal?! Mit Turk lebt sie ihre schweren Daddy-Komplexe aus und führt mit ihm eine gewalttätige Affäre, die ab und zu doch mal etwas zum Schmunzeln übrig lässt. Karen untersucht dabei jeden Tatort an dem Turk und Rooster kommen und versorgt sie mit dem notwendigen Wissen. Carla Gugino spielt dabei in gewohnter Manier und weiß ebenfalls zu überzeugen, wobei anscheinend mehr als überzeugende Charaktere hier leider fehl am Platze sind. Mehr als gut spielt auch sie nicht, doch wie sie spielt ist ganz witzig. Ganz besonders das eine oder andere Wortgefecht mit Pacino ist echt zum Schießen, während sie Richtung Finale doch an Bedeutung zunimmt, dies allerdings locker meistern kann, da nicht allzu große Herausforderungen zu bestehen sind. Ansonsten dürften ihre Erfahrungen im Crimethriller Genre, die sie aus Frank Miller’s Sin City aus dem Jahre 2005 gesammelt hat, ihr zu Gute kommen, da dieses Genre für sie mit „Righteous Kill“ kein Neuland mehr ist.
Ebenfalls keine Neulinge im Genre sind Donnie Wahlberg und John Leguizamo mehr. Warum zwei Stars von diesem Format keine eigene Rubrik bekommen und ich diese sogar noch mit Curtis „50 Cent“ Jackson, zu dem später aber noch mal, teilen müssen liegt wohl klar auf der Hand. Alle beide haben wirklich nicht mehr bekommen als zwei schablonenhafte Charaktere, die wirklich genau so hauchdünn sind wie das Papier auf dem das Drehbuch gedruckt worden ist, nach dem Schreiben auf dem PC. Das schwache Drehbuch ist mal wieder daran schuld, dass sie wirklich so gut wie nichts aus ihren Figuren rausholen können, die einfach nur ein weiteres Ermittlerteam spielen, allerdings ganz ohne Persönlichkeit im Gegensatz zu De Niro’s und Pacino’s Figuren, mimen. Und zwar spielen sie Detective Riley und Detective Perez, die zwar fähige Ermittler sind, den Serienmord allerdings viel nüchterner und ernster betrachten und im Gegensatz zu Turk und Rooster wirklich lösen wollen, von denen sie allerdings Sprüche gedrückt bekommen und auch ab und zu dreisterweise einfach mal auf die komplett falsche Fährte gelockt werden. So, der Grund warum Curtis Jackson a.k.a. Hip Hop-Größe 50 Cent ebenfalls nicht in gesonderter Rubrik erscheinen darf ist genau der Gleiche wie für Donnie Wahlberg und John Leguizamo. Sein Charakter ist ebenfalls nichts weiter als eine Ansammlung von Klischees zu Dealern aus Krimis und Thrillern. Er spielt hier einfach nur den erfolgreichen Dealer, der nichts weiter tun darf als hart zu wirken, dann aber lustigerweise doch immer wieder ein auf’s Maul bekommt. Von allen drei Schauspielern, ja sogar von Herrn Jackson, vornehmlich aber von Herrn Wahlberg und Herrn Leguizamo ist man da schon weitaus Besseres gewöhnt.
Ebenfalls Besseres ist man von Komponist Ed Shearmur gewohnt. Seit Anfang der Neunziger fing der ehemalige Bryan Adams und Pink Floyd Komponist mit dem Komponieren für Hollywood an und seitdem hat man schon in dem einen oder anderen recht bekannten Film seine Stücke zu hören bekommen so z.B. in „Der Diamanten Cop“ 1999, „Entgleist“ 2005 oder aber auch „88 Minuten“, Al Pacino’s drittletzter Film zur Zeit. Alle Filme können mehr oder weniger mit dem Krimi oder dem Thriller Genre assoziiert werden und über die Jahre konnte Ed Shearmur auch größtenteils überzeugen, außerdem hat er wirklich eine enorme Bandbreite an Genres schon mit seiner musikalischen Untermalung bedient. In „Kurzer Prozess – Righteous Kill“ darf die Musik sich jedoch für die meiste Zeit im Hintergrund verstecken und fällt eigentlich nur während des Vorspanns etwas prägnanter auf, da es sich hierbei um ein akustisches und beunruhigendes Stück, gespielt von E-Gitarren bzw. dem Synthesizer, handelt als während des gesamten Films über. Mir jedenfalls blieb nicht mehr allzu viel im Gedächtnis. Der Vorteil jedoch eines solchen unmarkanten Soundtracks ist es jedoch den Zuschauer nicht aus der Atmosphäre des Films zu reißen, die durch die eher ruhige Inszenierung und den optischen Finessen, wie viel Dunkelheit doch durchaus gelungen ist und auch ohne viel Musik New York und seine fiesen, hässlichen Slums als bedrohlich genug in Szene setzt. Zusammenfassend kann man die musikalische Untermalung zwar noch so grad ebend als ausreichend bezeichnen, durch ihr dezentes Auftreten allerdings niemals als störend oder reißerisch.
Fazit:
Letztendlich lässt sich also sagen, dass „Kurzer Prozess – Righteous Kill“ keineswegs der erhoffte Meilenstein geworden ist, noch ein sonderlich guter Film im Allgemeinen. Am Ende kommt er leider nicht viel weiter als über den Durchschnitt hinaus, was bei zwei derart berühmten und Hollywood Urgesteinen und Legenden doch arg enttäuscht. Schließlich kam der Film erst durch ihre Ideen und ihr Drängen zu Stande und seit dem Kultthriller „Heat“ haben sich die Fans der Beiden wieder auf ein Zusammentreffen jener mehr gefreut als auf alles Andere. Schade jedoch, dass das Drehbuch derart schwach geworden ist, ganz besonders dann wenn uns der Schreiberling nur zwei Jahre vorher umso mehr mit dem intelligenten Drehbuch zu „Inside Man“ begeistert hat. Durch die recht spannungsarme Inszenierung macht sich schnell die Langeweile breit und einzig und allein Robert De Niro und Al Pacino können den Karren dabei noch etwas aus dem Dreck ziehen mit ihrem Charme und ihrem Talent, dass allerdings auf Grund des bereits erwähnten schwachen Drehbuches leider doch noch zusätzlich etwas eingeschränkt ist und ihnen nicht Platz genug lässt ihr herausragendes Talent sich entfalten zu lassen, aber die Chemie stimmt immerhin. Bei den Nebencharakteren kann man das bis auf bei Carla Gugino’s Charakter jedoch nicht behaupten. Die restlichen Darsteller sind auch nicht viel mehr als ein Schatten ihrer selbst, doch die durch die triste und karge Optik wird wenigstens noch ein hauch von Atmosphäre aufgebaut, die der Film auch bitter nötig hat, wenn schon nahezu der ganze Rest nicht oder nur knapp überzeugen kann. Die Atmosphäre ist für einen Crimethriller wirklich angemessen und lässt ihre Figuren sich optimal einleben in jene, so dass es noch mit Hängen und Würgen und De Niro und Pacino Bonus noch so gerade ebend
6/10 Punkten ( )gibt.
Original verfasst am 07.01.2009