Dass wir uns nicht missverstehen: Ich liebe das 1933er Original. Punkt.
Ich habe nur versucht zu erklären, warum ich es für richtig halte, dass es nun eine zeitgemäße Neuverfilmung gibt. Das sollte keine Abwertung des Originals sein, sondern lediglich eine nüchterne Analyse.
Man muss sich einmal fragen, welche Filme die Zeiten überstehen? Das schaffen nur Filme, die "zeitlos" sind.
Dafür sind natürlich in erster Linie Verflmungen historischer Stoffe ("Ben Hur") oder Literaturverfilmungen ("Vom Winde verweht") prädestiniert.
Schwieriger wird es, wenn es sich um eine originäre, nur fürs Kino erschaffene Geschichte handelt. Solche Filme werden nur dann zeitlos, wenn sie eine Vision verkörpern, die über ihre Entstehungszeit hinausreicht.
Ansonsten laufen sie Gefahr, dass die Erzählweise sich zu sehr am jeweils aktuellen Weltverständnis und Weltbild orientiert und dass Teilaspekte der Geschichte oder die Geschichte an sich nach und nach nicht mehr das Interesse nachfolgender Generationen finden.
Diese Prozess geht nicht von heute auf morgen vonstatten und sicherlich war es beim Ur-King-Kong noch nicht soweit aber meiner Ansicht nach war das nur eine Frage der Zeit.
Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo ein junges Publikum mit der Geschichte nicht mehr viel anfangen kann, zumal die Spezialeffekte von damals heutzutage wirklich drollig wirken.
Jetzt ist diese Gefahr meines Erachtens gebannt, weil durch Peter Jacksons Remake auch wieder ein Fokus auf die Ur-Version gerichtet wird und ein neues Publikum dadurch vielleicht bereit ist, sich auch mit dem Original von 1933 auseinanderzusetzen.
Diesen Fokus hat es ja jahrzehntelang kaum gegeben - der Film war zwar legendär aber der Anteil derjenigen, die ihn wirklich gesehen haben, schrumpfte kontinuierlich.
Peter Jackson hat daher mit seiner Neuverfilmung auch zum Erhalt des Mythos der 1933er Ur-Version beigetragen.
Was den zeitgemäßen Rahmen angeht: Da muss man unterscheiden, ob die moralischen Ansichten der Zeit durch die Erzählweise auf das Publikum übertragen werden oder ob nur die Figuren im Film sich an diesen Ansichten und Weltanschauungen orientieren und danach handeln.
1933 wurde ganz klar dem Publikum die Ansicht vermittelt, bei Kong handele es sich um ein Monster, dessen Gefangennahme und Zurschaustellung moralisch gerechtfertigt war und für dessen Tod man zwar am Ende Mitleid empfinden kann, dessen Tötung letztendlich aber doch gerechtfertigt ist.
Beim 2005er King Kong hingegen agieren die Handlungspersonen zwar ebenfalls moralisch und weltanschaulich so, wie es 1933 der Fall war. Aber es wird halt dem Publikum auch gesagt, dass das so nicht richtig ist.
Dass man auch damals einen Film mit einer ökologisch-moralischen Botschaft versehen und ihn damit zeitlos machen kann, hat z.B. Walt Disney mit "Bambi" bewiesen.
Hätten also die Filmemacher 1933 Weitsicht gezeigt und ihren King Kong bereits damals mit einer solchen Botschaft versehen, wie es Peter Jackson 2005 gemacht hat, wäre der Film wirklich zeitlos geworden und ein Remake wesentlich schwerer zu rechtfertigen.
Eine solche Weitsicht war aber von Merian C. Cooper wohl kaum zu erwarten, wenn man bedenkt, dass er die Figur des Carl Denham nach seinem Vorbild geschaffen hat.
Es fehlte den Leuten damals wohl einfach das Visionäre.
Aber natürlich ist das nur meine Meinung
Gruß,
Frank
"Nur weil Du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter Dir her sind..."