Baba Yaga und Co. Der Zauber des Ostblocks

Diskussionen rund um den phantastischen Film.
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mario-pana
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Baba Yaga und Co. Der Zauber des Ostblocks

Beitrag von mario-pana »

Meine Kindheit, hinter der Mauer waren in filmischer Hinsicht geprägt von Ostdeutschen Film- und Serienproduktionen, sowie von den fantastischen Märchen der Sowjetunion. "Ilja Muromez" (den ich schon längst vergessen, was sich in den nächsten Tagen aber ändert), "Väterchen Frost" oder "Die schöne Warwara" sind nur wenige Filme einer ganzen Reihe von Märchen die nicht mit Rotkäppchen, Schneewittchen und Co. zu vergleichen sind. Sie besitzen eine ganz besondere Atmosphäre mit phantastischen Naturaufnahmen und gelungenen Trickeffekten. Bekanntester Charakter dieser Filme ist sicherlich die Hexe Baba Yaga, die in einem Haus, welches auf riesigen Hühnerbeinen steht, wohnt. Anleihen nehmen die Filme oft aus der russischen Sagenwelt, wie in "Ilja Muromez", oder auch bei bekannten Märchen, zum Beispiel der Gebrüder Grimm, denn "Väterchen Frost" weist gewisse Parallelen zu Frau Holle auf. Das mag alles vielleicht recht kindisch klingen, jedoch haben diese Filme meine vorliebe für den Phantastischen Film geprägt. Ich bin halt damit aufgewachsen.

Ebenfalls erwähnen sollte man die tschechischen Märchenfilme. Besonders gefallen hat mir da "Der dritte Prinz" und "Der Prinz und der Abendstern", sowie im ganz besonderen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", der zu wenigen Teilen sogar in der DDR gedreht wurde. Einige Aussenaufnahmen spielen nämlich vor Schloss Moritzburg, dem Schloss von August dem Starken, welches bei Dresden zu finden ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Verfilmungen finde ich den Streifen recht erwachsen, er ist somit ein besonderes Erlebnis für jung und alt. "Der dritte Prinz" ist ein Film, der zuweilen eine beängstigende Atmösphäre aufbaut, und keine Drachen zu bieten hat, sondern eine geheimnisvolle Geschichte, die ihre besondere Wirkung auf mich auch durch die herrliche DDR Synchro bekommt, die mit keiner anderen zu vergleichen ist.

Icestorm und EuroVideo haben den russischen, tschechischen und auch vielen anderen DEFA Filmen eine Veröffentlichung auf DVD gegeben. In meinen Augen aber mehr schlecht als recht. So greift man hier oft auf die TV Fassungen zurück und bietet so weder Original Bildformat, noch tschechische oder russische Originalsynchro. Ausserdem ist die Bildqualität selbst bei der restaurierten Aschenbrödel DVD nicht gerade berauschend um nicht zu sagen schlecht.

Zum fantastischen Film gehören Märchenfilme einfach dazu. Märchenfilme sind sicherlich direkt an Kinder gerichtet. Die russischen und Tschechischen und auch Märchenfilme der DEFA besitzen jedoch eine besondere Atmosphäre die zuweilen nicht gerade kindlich wirkt und damit auch Erwachsene zu begeistern weiss. Somit kann ich, nicht allen aber einigen, noch heute etwas abgewinnen und sehe sie mir immer wieder gern an. Sie erinnern mich an meine Kindheit und an die Zeit in der mein interesse für Filme begründet wurde.

Hattet ihr ähnliche Erlebnisse? Und was haltet ihr von diesen Filmen?
Harryzilla
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Beitrag von Harryzilla »

Zu dem Thema kann ich folgendes Buch empfehlen: 77[Siebenundsiebzig] Märchenfilme : ein Filmführer für Jung und Alt / Hrsg.: Berger, Eberhard; Giera, Joachim. - Berlin: Henschel, 1990. - 419 Seiten
Harryzilla
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Beitrag von Harryzilla »

Gerade eben habe ich einen sehr seltenen Film von Václav Vorlícek (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel) gesehen. Den Film gab es nie auf deutsch. Ist ein comicstriphafter Film namens Kdo chce zabít Jessii? von 1966 mit SF und Fantasy-Elementen (im besten "Barbarella"-Stil).
Ich mag etliche Ostblock-Genrefilme (vor allem die aus der CSSR). Karel Zeman oder Aleksandr Rou sind dir sicher ein Begriff.
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Dr.Prankenstein
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Re: Baba Yaga und Co. Der Zauber des Ostblocks

Beitrag von Dr.Prankenstein »

mario-pana hat geschrieben:Hattet ihr ähnliche Erlebnisse? Und was haltet ihr von diesen Filmen?
Hmm, heute stehe ich den Märchen- und Fantasy-Produktionen aus dem Osten eher zwiespältig gegenüber. Als Steppke habe ich solche Sachen geliebt, vor allem (damals) aktuelle Märchenserien wie "Luzie der Schrecken der Strasse". Heute würde ich vermutlich so etwas keinem Kind mehr vorsetzen.
Auch mit einer aktuellen Produktion wie WÄCHTER DER NACHT kann ich irgendwie nicht warm werden. Irgendwie hat das bei mir immer einen Nachgeschmack von Geldwäsche ... naja, aber das hatte der 1976 King Kong ja auch. :-P
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mario-pana
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Beitrag von mario-pana »

Von Karel Zeman ist mir jetzt auf die Schnelle nur "Die Reise in die Urzeit" im Kopf. Den hab ich noch in allerbester Erinnerung. Eine Gruppe Kinder durchfährt auf ihrem Floß eine Höhle und kommt in der Urzeit wieder heraus. Auf ihrer Reise kommen sie durch alle Erdzeitalter und erleben allerlei Abenteuer, denn hier lauern rießige Dinosaurier und ein gefährlicher Urwald. Beeindruckt war ich von der Stop Motion Animation, denn der Kampf zwischen Stegosaurier und Tyrannosaurier fesselte mich damals, wie heute.

Aleksandr Rous Filme hab ich auch als Kind oft gesehen. Leider ist mir in bewuster Erinnerung nur "Väterchen Frost" und etwas entfernter noch "Die schöne Wassilissa". "Die schöne Warwara", oder "Der Hirsch mit dem goldenen Geweih" sind mir nicht mehr bewusst im Kopf. Würde das gern nachholen. Mal sehen wie ich Lust dazu habe.

Bei Wächter der Nacht stand für mich fesst, dass ich ihn mir ansehen werde. Bei Fantasy-Filmen werd ich im Grunde nicht politisch.
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