MacGuffin hat geschrieben:Das Herauspicken einzelner Punkte ist nicht erlaubt! Das war eine Und-Auflistung, keine Oder-Auflistung
Das war je auch nur ein kleiner Scherz am Rande, aber da ich nun etwas Zeit habe, kann ich auch gerne mal etwas ausführlicher auf das Thema eingehen.
Wenn mich nicht alles täuscht, nimmst du mit diesem Thread einen Gedanken wieder auf, den Du schon vor einiger Zeit bei der Diskussion um den neuen KING KONG geäußert hast, nämlich den hier:
Die Frage ist, wie man "schlechter Film" definiert. Ist ein Film, den die eine Hälfte mag und die andere Hälfte nicht, schon schlecht?
Das finde ich etwas undifferenziert, denn oft verwechseln die Leute "schlecht" mit "nicht mögen" - wie ich bereits oben erläutert habe.
Künstlerische Aspekte mal ausgelassen, kann man bei all diesen Filmen in der Liste der erfolgreichsten Filme immer noch sagen, dass sie zumindest gut unterhalten.
Für mich das beste Beispiel für einen wirklich katastrophal schlechten Film in jeder Beziehung ist z.B. "Battlefield Earth" mit John Travolta.
Selbst das Wort "Trash" ist dafür noch zu hoch gegriffen. Das ist der einzige Film, den bis zum Ende anzusehen mir beinahe physische Schmerzen bereitet hat angesichts solch bodenloser Hirnverbranntheit.
Den würde ich sogar noch unter dem einordnen, was Ed Wood so alles verbrochen hat, denn da kann man ja zumindest zur Verteidigung vorbringen, dass er nicht das Geld und die Recourcen hatte, um überhaupt was Brauchbares auf die Beine stellen zu können.
Ein schlechter Film ist für mich ein Film, der weder unterhält, noch auf einer künstlerischen Ebene ansprechend ist. Es wird immer irgend jemanden geben, der auch den krudesten Machwerken noch was abgewinnen kann aber man wird sie nicht an der Spitze von irgendwelchen Listen finden...
Die Frage, was eigentlich ein schlechter Film ist bzw. wodurch sich ein solcher von einem, den man lediglich nicht mag, unterscheidet, ist in der Tat sehr interessant und verdient es sicherlich, mal hier im Forum diskutiert zu werden. Warum Du sie allerdings nicht direkt stellst, sondern die anderen User gleichsam als Versuchskaninchen einspannst, ist mir schon ein wenig schleierhaft, aber das tut letztendlich nicht viel zur Sache. Wichtiger ist, daß mir Deine Herangehensweise an das Problem doch ein wenig inkonsistent erscheint. In deinem ersten Posting formulierst du Dein Anliegen wie folgt:
Ich meine vielmehr Filme, die völlig ernst gemeint waren, von einem major Studio produziert, mit einem großen Budget ausgestattet und/oder mit Stars versehen, von denen man normalerweise Besseres gewohnt ist.
Ich rede von Filmen, die handwerklich absolut misslungen sind und weder dramaturgisch, künstlerisch oder handlungsmäßig überzeugen können, noch sonst irgendwie unterhaltsam sind, sondern einfach nur peinlich.
Das macht auf mich ganz den Eindruck, als wolltest Du, daß wir die Filme nach handwerklichen Kriterien bewerten statt bloß nach unserm Gusto zu gehen, was meiner Meinung nach auch ein recht probates Mittel ist, wenn man den Versuch unternimmt, möglichst objektiv an einen Film heranzugehen. Es ist die Methode, die ich auch von einem professionellen Filmkritiker erwarten würde. Nun sind wahrscheinlich die wenigsten hier von uns wirklich Experten, aber da Du ja in der Überschrift dieses Threads das nette Wörtchen "persönlich" benutzt hast, ließe sich das Ganze bis hierhin immer noch in dem Sinne verstehen, daß wir halt den kleinen Experten in uns herauskehren und einfach nach bestem Wissen und Gewissen urteilen sollen. Auf jeden Fall hat es aber den Anschein, als sei Fachwissen gefragt. Nun schreibst Du aber in einem Deiner späteren Postings folgendes:
Wer es ganz objektiv haben will, schaut sich die Bewertungen bei IMDB an - die sind nämlich statistisch repräsentativ.
Und wenn ich sehe, dass ich zu den 5 % zähle, die einen Film scheiße finden, während die restlichen 95 % ihn gut oder sehr gut finden, dann liegt das wohl eher an mir...
Hier wirkt es so, als sei der Geschmack der Masse das Kriterium für die objektive Qualität eines Film. Das harmoniert aber in meinen Augen nicht nur nicht mit Deinem ersten Ansatz, sondern ist obendrein auch methodisch problematisch. Ich stoße mich dabei besonders an folgenden Punkten, die zwar auf gewisse Weise eng zusammenhängen, die ich hier aber doch gerne separat aufführen möchte:
1) Wenn man, wie Du empfohlen hast, die Bewertungen in der imdb anschaut, bekommt man zwar einen Durchschnittswert, der sich bei manchen Filmen aus erstaunlich vielen Einzelwertungen zusammensetzt, sieht man sich dann aber die Rezensionen, die zu dem betreffenden Film verfaßt worden sind, an, stellt man fest, daß nur ein geringer Teil der Rezensenten wirklich danach geht, wie es um die handwerklichen Qualitäten des Streifens steht, und die überwiegende Mehrzahl aus dem Bauch heraus argumentiert. Einige betrachten Elemente des Film fokussiert, vernachlässigen aber andere dafür vollkommen, andere beschweren sich unter Umständen gar ganz offen darüber, daß der Film einfach nichts für sie war - letzteres hattest Du explizit und vollkommen zu Recht als Bewertungsmaßstab ausgeschlossen. In Anbetracht dieser Tatsache habe ich doch arge Zweifel daran, ob aus 1000 subjektiven Meinungen eine objektive oder - um noch einmal auf meine Deutung Deines Eingangspostings zurückzukommen - aus 1000 Laien ein Experte werden kann. Da Du selbst schon ein kulinarischen Beispiel angeführt hast, um das, was Du meinst, zu illustrieren, möchte ich es Dir an dieser Stelle gleichtun: Die Methode kommt mir ungefähr so vor, als wolle jemand aus dem Umstand, daß Millionen von Menschen gerne zu McDonald's essen gehen, ableiten, es gebe dort auch objektiv gutes Essen. Jeder, der selbst ab und an den Kochlöffel schwingt, wird das wohl abstreiten, auch wenn er sich selbst zuweilen gerne mal dem Fastfood hingibt.
2) Die imbd ist keinesfalls repräsentativ: Die Leute, die dort angemeldet sind, gehören einer Generation und einer Schicht an, die sich an Computer und Internet in solchen Maße gewöhnt haben, daß sie dieses Medium auch in ihrer Freizeit einsetzen, um ihrem Hobby nachzugehen. Das ist zwar hierzulande inzwischen keine Minderheit mehr, aber dennoch fällt dadurch ein Großteil der Bevölkerung durch das Raster, nämlich vorwiegend der ältere, dessen Meinung aufgrund seiner andersartigen Lebenserfahrung und somit seiner andersartigen Perspektive sicher sehr nützlich wäre, wenn es darum geht, eine Sache objektiv zu erfassen. Ferner sind die Stimmen bei den in der imdb bewerteten Filmen sehr ungleich verteilt: Zu einigen Filmen wurden bisher mehrere Zehntausend Stimmen abgeben, zu anderen nur einige Hundert. Auch diese Ungleichheit macht eine objektive Bewertung der Film auf der von Dir gewählten Grundlage mehr als fraglich.
3) Mein letzter Einwand ist rein methodologisch: Wenn man für etwas objektive Bewertungskriterien anlegen will, sollte man tunlichst darauf achten, daß diese auch allgemein anerkannt werden. Wie der Widerspruch, den Du in diesem Thread erhalten hast, zeigt, ist das nicht unbedingt der Fall. Das solltest Du Dir vielleicht zu Herzen nehmen, zumal die
communis opinio für Dich ja einiges zu zählen scheint.
Meiner persönlichen Meinung nach kann man sich bei der Bewertung eines Films zwar um Objektivität bemühen, sie jedoch niemals erreichen. Hierbei können versierte Filmkritiker, die es verstehen, ihre Methode transparent zu machen, sicherlich sehr hilfreich sein, eine Internetplattform, auf der jeder sein eigenes Süppchen kocht, und man nicht recht ersehen kann, wie der einzelne das anstellt, jedoch nur sehr bedingt.
Gruß
Gezora
PS:
- Es findet sich nicht mal ein Fanpublikum, das ihn verteidigt
Wenn Du dieses Kriterium in Deine Liste mit aufnimmst, und dazu noch in eine Und-Auflistung, gibt es Ende vielleicht keinen einzigen objektiv schlechten Film.