Seite 1 von 1

Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichten er

Verfasst: Mi 19.01.2005, 22:14
von Dr.Prankenstein
In diesen Thread sollen Filme rein, mit denen (nicht immer ganz offensichtlich) zwei (oder auch mehr) Geschichten erzählt werden. Den Anfang will ich hier mit den zwei folgenden Top-Einträgen von 1975 und 1992 machen - ich hoffe, Ihr kennt noch einige anderer schöner Beispiele, die auch in diese Gattung passen.  :)+++


Der weisse Hai (1975) +++ +++ +++ +++
Man kann fast behaupten, dass Steven Spielbergs Klassiker das Subgenre des Monsterfilms für das durchschnittliche Mainstream-Publikum salonfähig machte. Aufgebaut ist der Film raffiniert aus zwei prinzipiell eigenständigen Teilen.
  • Der erste Teil präsentiert einen Monsterthriller mit Elementen des Katastrophenfilms: ein riesiger Hai taucht an der Küste einer Ferieninsel auf, findet menschliche Beute und verursacht unter den Einwohnern und Badetouristen Angst und Schrecken.
  • Der zweite Teil (ab etwa der 70. Minute) präsentiert einen an den Literaturklassiker "Moby Dick" angelehnten Abenteuerfilm: Wie sich drei mutige Männer (Roy Scheider, Richard Dreyfuss und Robert Shaw) aufmachen, dem mordlustigen Untier den Garaus zu machen.

The Crying Game (1992) +++ +++ +++ +++

Neil Jordan's siebter Spielfilm war mit Sicherheit einer der dramaturgischen Höhepunkte der 1990er Jahre. Ein exzellenter Thriller der es perfekt versteht, das Publikum zu irritieren. Ein Film, der nur schwerlich in ein bestimmtes Genre eingeordnet werden kann und mit seiner Geschichte von normalen Persönlichkeiten erzählt, die grotesker nicht sein könnten.
  • Der erste Teil erzählt in einer knappen Stunde die Geschichte eines schwarzen Soldaten (Forest Whitaker), der nach Nordirland abgeordnet wurde, dort aber von einer der IRA angehörigen Gruppe entführt wird und freigepresst werden soll. Er freundet sich mit Fergus (Stephen Rea), einem der Terroristen an, verliert aber letztendlich bei einer Befreiungsaktion (durch einen tragischen Unfall) sein Leben.
  • Der zweite Teil erzählt von der Suche Fergus' nach Dil, der Freundin des ermordeten Soldaten. Er findet sie in einem Friseursalon in London und lernt sie später in der Bar "Metro" näher kennen. Was darauf folgt verrät schon ein wenig der Songtext zu "The Crying Game": "I've had my share of the Crying Game - Don't want no more of the Crying Game", den Dil dort zum besten gibt ...

Jetzt seid Ihr dran ... ;)+++

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 00:08
von MeckerGodzilla
Um mich nochmal zu vergewissern:

Du meinst also Filme, in denen zwei völlig voneinander unabhängige Handlungen ablaufen, ja?

Das gibt es ja eigentlich in sehr vielen Filmen. Mir fallen eine menge Filmkomödien aus den 30ern/40ern
mit Laurel & Hardy oder den Marx Brothers ein. Da diese Komiker meistens nie eine komplette Filmhandlung tragen konnten, musste immer eine Lovestory her, in der ein Pärchen zum Glück kommen muss. Egal wie, aber Hauptsache sie fühlten 30 von 70 Minuten!  ;)

Mal sehen, was ich so an Beispielen finde...

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 01:52
von Antropophagus
Full Metal Jacket (1987)  +++ +++ +++ +++

Der erste Teil des Films erzählt über den harten Drill von Gunnery Sergeant Hartman (R. Lee Ermey) unter dem besonders Private Gomer Pyle/Leonard Lawrence (Vincent D`Onofrio) zu leiden hat...der kurz vor dem Fronteinsatz zur lebenden Zeitbombe wird und explodiert indem er Sergeant Hartman tötet und dann Selbstmord begeht.

Der zweite Teil erzählt die Geschichte von Private Joker (Matthew Modine) der in aller Härte herausfinden muss..dass der Vietnamkrieg doch nicht so lustig ist wie er sich das alles vorgestellt hat und dass man als Kriegsberichterstatter mehr seine M14 benutzen muss als seine Kamera um am Leben zu bleiben während ein Kamerad nach dem anderen um ihn herum stirbt.

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 02:20
von Antropophagus
Dr. Prankenstein hat geschrieben:.Der zweite Teil (ab etwa der 70. Minute) präsentiert einen an den Literaturklassiker "Moby Dick" angelehnten Abenteuerfilm: Wie sich drei mutige Männer (Roy Scheider, Richard Dreyfuss und Robert Shaw) aufmachen, dem mordlustigen Untier den Garaus zu machen.
also ich sehe zwischen den beiden Filmen überhaupt keine ähnlichkeit..während in Moby Dick die Seeleute auf der Pequod angeheuert haben um dem professionellen Walfang nachzugehen (bevor sie wissen dass ihr Kapitän ein von Rachebessenener Psychopath ist) und einen Wal jagen der keinem Menschen etwas tut ausser demjenigen der ihn jagt..ist es beim weissen Hai so dass drei Männer (jeder aus verschiedenen Beweggründen: Kapitän Quint = Geldgier..Chief Brody = Pflichtbewusstsein..Hooper = Forschungsdrang) jagd auf einen Killerfisch machen der alles angreift was ihm vors Maul kommt..insbesondere Menschen..und während in Moby Dick der Titelsgeber überlebt fliegt bekannterweise eben selbiger im weissen Hai in die Luft..das einzige was die beiden Filme gemein haben ist..dass der Kapitän stirbt..mehr zusammenhänge seh ich sonst aber auch nicht...

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 05:57
von el-brazo
@Antropophagus:

Ich denke, Stocki denkt vor allem an Quint. Quint jagt den Hai nicht aus Geldgier, denn die Szene, in der er seine Mithilfe mehr oder minder befiehlt, dient einem ganz anderen Zweck: Sie charakterisiert ihn als den von allen verachteten Underdog, der endlich einmal im Leben die Gelegenheit hat, die mächtigen Bürger der Stadt zu demütigen und sie deutlich spüren zu lassen, dass sie von ihm abhängig sind. Quint ist zwar ein primitiver und ordinärer Einzelgänger und seine kleine, billige "Rache" am Establishment fällt entsprechend platt aus, aber er ist nicht dumm und weiß daher, dass die Versammelten ein Haufen geldgeiler Krämerseelen sind, die nichts so sehr schmerzt wie die hohe Lohnforderung, die er stellt.

Quint jagt Haie, weil er Haie hasst. Wie Ahab, so trägt auch er sowohl körperliche als auch seelische Narben mit sich herum und ist ein ewig Getriebener, der auf der Jagd nach dem Erzfeind (der gigantische weiße Hai verkörpert für Quint den "Über-Hai" schlechthin und lässt sich daher durchaus mit Moby Dick vergleichen) Heilung und Friede sucht. Beides aber lässt sich nicht durch das Töten eines Tiers finden, deshalb ist es nur gerecht, dass sowohl Ahab als auch Quint letztlich an ihrer manischen Besessenheit scheitern.

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 08:49
von Antropophagus
el-brazo hat geschrieben:@Antropophagus:

Ich denke, Stocki denkt vor allem an Quint. Quint jagt den Hai nicht aus Geldgier, denn die Szene, in der er seine Mithilfe mehr oder minder befiehlt, dient einem ganz anderen Zweck: Sie charakterisiert ihn als den von allen verachteten Underdog, der endlich einmal im Leben die Gelegenheit hat, die mächtigen Bürger der Stadt zu demütigen und sie deutlich spüren zu lassen, dass sie von ihm abhängig sind. Quint ist zwar ein primitiver und ordinärer Einzelgänger und seine kleine, billige "Rache" am Establishment fällt entsprechend platt aus, aber er ist nicht dumm und weiß daher, dass die Versammelten ein Haufen geldgeiler Krämerseelen sind, die nichts so sehr schmerzt wie die hohe Lohnforderung, die er stellt.

Quint jagt Haie, weil er Haie hasst. Wie Ahab, so trägt auch er sowohl körperliche als auch seelische Narben mit sich herum und ist ein ewig Getriebener, der auf der Jagd nach dem Erzfeind (der gigantische weiße Hai verkörpert für Quint den "Über-Hai" schlechthin und lässt sich daher durchaus mit Moby Dick vergleichen) Heilung und Friede sucht. Beides aber lässt sich nicht durch das Töten eines Tiers finden, deshalb ist es nur gerecht, dass sowohl Ahab als auch Quint letztlich an ihrer manischen Besessenheit scheitern.
gut wenn man das so sieht ist es wohl richtig..wenn man es nur auf Quint bezieht..nur war bei ihm die rede vom zweiten teil des Films in dem 3 Leute losziehen und die parallelen auf Moby Dick..die ich anders gesehen habe und darauf bezog sich mein text..auch wenn man es jetzt für Haarspalterei halten mag..es gibt natürlich viele Filme in denen Personen auf andere Filme bezogen werden können..aber deswegen würde ich jetzt nicht soweit gehen auch parallelen zwischen den Filmen zu sehen..

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 11:39
von Gezora
Zunächst noch ein paar Worte zu DER WEISSE HAI und MOBY DICK (nicht, weil ich Dr. Prankenstein und el-brazo noch zur Seite springen möchte, sondern einfach, weil es sich bei diesen Filmen um zwei meiner absoluten Lieblinge handelt):
el-brazo hat geschrieben:Quint jagt Haie, weil er Haie hasst. Wie Ahab, so trägt auch er sowohl körperliche als auch seelische Narben mit sich herum und ist ein ewig Getriebener, der auf der Jagd nach dem Erzfeind (...) Heilung und Friede sucht.
Das sehe ich ähnlich: Quints Trauma ist zwar nicht so omnipräsent wie die Narben und das Holzbein Ahabs, aber die Pointierung, sprich der abrupte Stimmwechsel von ausgelassender Heiterkeit zu tiefem Ernst, mit dem die Geschichte des Schicksals der USS Indianapolis eingeführt wird, ist in meinen Augen ein mindestens ebenso gutes Mittel, das Seelenleben der Figur für den Zuschauer transparent zu machen.

Nun mein eigener Vorschlag:

KING KONG: Obwohl LOST WORLD im Grunde eine sehr ähnlich Struktur aufweist, kann man in KING KONG vielleicht doch eine Art Prototyp des eigentlichen Monsterfilms sehen, dessen Story zwei verschiedene Elemente enthält, die etlichen Nachahmern für einen jeweils vollständigen Plot gedient haben.

1) Der zivilisierte Mensch dringt in die Wildnis vor und trifft dort auf eine unbekannte, übermächtige Gefahr.

2) Eine unbekannte, übermächtige Gefahr dringt in die zivilisierte Welt ein und richtet dort Chaos und Zerstörung an.

Ich könnte jetzt natürlich noch stundenlang in die Tasten hauen und mich weiter über den Film, dieses Phänomen und die Plotvarianten auslassen, da Ihr den Film aber ja selbst alle bestens kennt und die Literatur über ihn und seine Wirkung inzwischen wohl ganze Bibliotheken füllt, belasse ich es bei dieser kurzen Bemerkung.

Gruß
Gezora

PS: Ach so, die Wertung für KING KONG: +++ +++ +++ +++

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Do 20.01.2005, 11:49
von Harryzilla
"Full Metal Jacket" war ein gutes Beispiel. Gleiches gilt für meinen Lieblingsfilm "Apocalypse Now". Zu Beginn ein Antikriegsfilm und in der zweiten Hälfte ein alptraumhafter Horrortrip.

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Do 20.01.2005, 13:43
von Grummel
From Dusk till Dawn?!

...ohne Worte, oder? ;D

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 16:10
von tromaggot
Night Of The Living Dead  +++ +++ +++ +++

einmal: Zombies

das andere Mal: ein Rassistendrama


Suicide Club  +++ +++

einmal: eine Darstellung der typisch japanischen Stadtgesellschaft, deren Mitglieder den Großteil ihres Lebens mit Arbeit opfern und auch sonst fließbandmäßig durch das Leben ziehen,

das andere Mal: das was keiner (inkl. mir) versteht

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Do 20.01.2005, 17:09
von MonsterZero
Zu http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=60 auf Jeden Fall, wenn das keine 2 Geschichten sind was dann...
Als Italien Freund muss ich aber sagen das die ganze (momentan noch) Trilogy of the Dead so strukturiert ist !

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei

Verfasst: Do 20.01.2005, 22:23
von Antropophagus
Gezora hat geschrieben: 1) Der zivilisierte Mensch dringt in die Wildnis vor und trifft dort auf eine unbekannte, übermächtige Gefahr.

2) Eine unbekannte, übermächtige Gefahr dringt in die zivilisierte Welt ein und richtet dort Chaos und Zerstörung an.
Das Geschriebene könnte man ohne weiteres auch auf Crocodile Dundee 2 beziehen..nur in umgekehrter Reihenfolge..der erste Teil spielt in der Stadt und die zweite Hälfte in der Wildnis... ;D

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Fr 21.01.2005, 20:31
von Gezora
Ich hab' noch einen:

CAPRONA, DAS VERGESSENE LAND:

1) Kriegsfilm: Obwohl eigentlich nur eine Einleitung, wurde die Schilderung der Kriegsgeschehnisse doch recht sorgsam ausgearbeitet. Sie enthält mehrere Spannungsbögen und sorgt auf diese Weise dafür, daß der Film den Zuschauer schon einmal in seinen Bann zeiht. So könnte er auch durchaus beginnen (vielleicht etwas weniger komprimiert), wenn er bei der Darstellung von Kriegsfährnissen bliebe.

2) Abenteuerfilm mit Sauriern: Der zweite Teil des Films folgt einem klassischen Schema des Abenteuerfilms: Eine Gruppe von Menschen, die in ihrer Gesamtheit nicht schon längeren Bestand hat, sondern vom Schicksal zusammengwürfelt worden ist, wird in ein fremdartiges, geheimnisvolles Gebiet verschlagen, wo sie sich zusammenraufen muß, um sich gegen die dort drohenden Gefahren zu bewähren.

Wertung (sehr subjektiv): +++ +++ +++

Noch eine kleine Frage zum Abschluß: Ich erinnere mich dunkel daran, schon mehrere Abenteuterfilme gesehen zu haben, deren Geschichte in den Wirrnissen eines Krieges ihren Ausgang nahm, leider ist jedoch DIE GEHEIMISVOLLE INSEL der einzige, der mir noch einigermaßen deutlich im Gedächtnis ist. Könnt Ihr mir vielleicht weitere Titel nennen?

Gruß
Gezora

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Fr 21.01.2005, 20:33
von Grummel
Was wäre in dem Zusammenhang mit dem ersten Indi - Film?

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Fr 21.01.2005, 20:48
von Gezora
@ Grummel

Der handelt doch, glaub' ich, vor Beginn des Krieges, auch wenn der Film die Verhältnisse so darstellt, als sei er schon voll im Gange. Aber da ist mir die Kriegs- bzw. Nazihandlung auch zu sehr mit der Suche nach der Lade verwoben. Ich dachte eher an Filme, in denen eine Gruppe von Menschen versucht, den Gefahren eines Krieges zu entfliehen, aber dabei vom Regen in die Traufe gerät.

Gruß
Gezora

Re: Zwei Filme in einem - wenn ein Regisseur zwei Geschichte

Verfasst: Fr 21.01.2005, 21:13
von Grummel
Hast Recht. Das ist wahrlich nicht das gleiche! ::)