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Kurzrezension: H-Man / Bijyo to ekitai ningen

Verfasst: Mi 13.07.2005, 07:05
von Angilas
Nach längerer Abstinenz habe ich den letzten Wochen mal wieder
angefangen, meinen Bestand an noch nicht gesehenen Original-DVDs zu
verkleinern. Kürzlich habe ich mir die H-Man DVD von TOHO angesehen
und dies soll Anlass sein, mal wieder ein kleines Review zu schreiben:

Die Fakten:
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- Bijyo to ekitai ningen / H-Man / Das Grauen schleicht durch Tokio
- Japan 1958 / Farbe / Tohoscope / 86 Minuten
- Bestellnummer: TOHO-DVD TDV15057D
- NTSC / Ländercode 2
- Preis ca. 60 Euro
- Erscheinungsdatum: 25.02.2005

Das DVD-Cover ist State-of-the-Art und schön düster. Ausgeliefert wird
der Film im Amaray-Case, was ich eigentlich schade finde, da mir
persönlich die Jewel-Cases besser gefallen - aber über Geschmack lässt
sich ja bekanntlich streiten. Das DVD-Label passt gut zum Coverart und
unterstreicht die dunkle Note. Mit dabei ist auch ein kleines Booklet, dass
ein paar Photos vom Set sowie einige Werbemotive enthält.

Das DVD-Menü ist (bei TOHO eher unüblich) teilanimiert. Beim Klicken auf
die Kapitel quillt der "nukleare Pudding" über den Bildschirm - schön! Da
man ungerne mit der Tradition bricht, gibt es hier selbstverständlich nur
eine japanische Menüführung. Also try and error...

Ob der Film digital aufgefrischt wurde, vermag ich nicht zweifelsfrei zu
beantworten. Manchmal hatte ich das Gefühl, aber sicher bin ich mir da
keinesfalls. Auf jeden Fall ist das Filmmaterial in sehr gutem Zustand. So
wie man es von TOHO gewohnt ist,sind die Farben satt. Abgerundet wird
das ganze durch TOHOSCOPE, dass durch den Einsatz des 16:9 Letterbox-
Formates erhalten blieb.

Das Thema Audio ist ähnlich schnell wie die Menüführung abhandelbar: es
gibt die originale Stero-Tonspur, einen eigenartigen 3-Kanal-Mix, den
obligatorischen 2005 5.1. Remix und eine Version mit Audiokommentar.

Die Extras sind diesmal ein wenig üppiger ausgefallen: Neben dem
Original-Kino-Trailer gibt es diesmal ein schönes, fast 60 min. langes
Making of (jap. ohne UT). Da müsste man japanisch können. Erzählt
wurde jedenfalls eine ganze Menge von "Honda-San". (Ich habe nur
dieses Wort verstanden). Wenn ich das richtig sehe, war unter den
Erzählern auch Jun Fukuda, der seinerzeit Assistent bei Honda war.

Mit H-Man ist Honda ein schöner Eintrag in die Mutanten-Reihe gelungen.
Gekonnt mischt er die SF-Elemente mit denen eines klassischen
Gangsterfilmes. Der ganze Film ist dunkel und es regnet immerzu. Dazu
lässt Tsuburaya unheimlich wirkende Flüssigwesen auf die Hauptdarsteller
los. Dem nichtjapanischen Zuschauer war das seinerzeit wohl nicht zumutbar, deshalb hat die Schnittschere schnipp-schnapp die "Splatter" - Szenen entfernt. Der US-Zensur sei dank (Die US-Fassung ist Basis der
Fassung), aber die FSK kann sich da gleich mit danebenstellen.
Der typische 50iger Jahre Soundtrack von Masaru Sato passt sehr gut,
besonders gelungen sind die Scores für die Nachtclub-Szenen.

Werfen wir mal einen kurzen Blick auf die Story:

In der Nähe eines Tokioter Nachtclubs verschwinden spurlos Personen.
Man findet nur noch die Kleidungsstücke. Es stellt sich alsbald heraus.
dass flüssige Wesen, entstanden durch intensive radioaktive Bestrahlung,
die Verschwundenen absorbiert haben (Wo die Flüssigen herstammen,
wird in einer netten Rückblende gezeigt). Die Flüssigwesen breiten sich
durch die Kanalisation aus. Dummerweise gibt es da auch einen
kriminellen Kellner, der unsere Titelheldin (Yumi Shirakawa als gefallener
Engel im Nachtclub-Milieu der 50iger) entführt und mit Ihr in die
Kanalisation flieht- Es kommt wie es kommen muss: dramatischer
Showdown unter den Strassen Tokios - zu guter letzt werden die
Flüssigwesen mit Hilfe von in die Kanalisation(Greenpeace wäre
begeistert!) eingeleitetem Benzin abgefackelt.
Auf die Schnelle erzählt, klingt das ziemlich einfach und hanebüchen. Gar
so einfach ist es allerdings nicht: Natürlich ist H-Man in erster Linie ein
Trivialfilm, der Geld einspielen sollte (was er im übrigen recht erfolgreich
tat). Zum anderen enthält der Film natürlich einen vordergründigen
Hinweis auf den Unglücksfall mit dem "Glücklichen Drachen". Die
Besatzung geriet mitsamt ihrem Schiff in eine Wolke radioaktiven Fallouts
aus einem Wasserstoffbombentest.Die Besatzung erkrankte an der
Strahlenkrankheit - es gab auch Tote. Dieser tragische Unfall empörte
seinerzeit die japanische Öffentlichkeit. Es gibt aber auch subtilere
Hinweise: Die Sequenz mit dem brennenden Stadtviertel weist deutliche
Parallelen zum "Sea of Fire" auf (1945 brannte als Folge eines allierten
Luftangriffes fast ganz Tokio nieder. Dieser Feuersturm (ähnlich der
Feuerstürme von Dresden und Hamburg) wurde von den B-29
Besatzungen später als Flammenmeer (Sea of Fire))bezeichnet . Ich habe
den Film bestimmt schon 3 oder 4 mal gesehen, aufgefallen ist mir das
jetzt zum ersten Mal. Der Film enthält auch verklemmte Erotik. Man ging
mit den Tanzszenen an die Grenze des Machbaren. Alles in allem ist H-
Man ein runder Film, der mir Spaß macht.


Dennoch kann ich diese DVD nur Sammlern empfehlen. Das liegt weder
an der Qualität des Films noch an der DVD, sondern schlicht und einfach
daran, dass der Story ohne Japanischkenntnisse kaum folgen kann.
Neueinsteiger in das Genre sollten sich den Film erst einmal im deutschen
Fernsehen anschauen (er lief dort schon), bevor sie mit dem Gedanken
spielen, sich die DVD zu beschaffen. Für diejenigen, die den Film in der
deutschen Fassung kennen - nur Mut! - Ihr werdet es nicht bereuen!

Gruß Angilas

Verfasst: Mi 13.07.2005, 20:43
von caro31
Klasse Review, danke! Was die "Splatter"-Schnitte angeht... ich hatte immer den Eindruck, wir hätten hierzulande die US-Schnittfassung des Films zu sehen bekommen und die Schnitte wären bereits dort passiert; kann mich aber natürlich irren.
Der Film würde mich zwar noch reizen, aber angesichts der horrenden Japan-DVD-Preis wird's wohl nichts werden, da noch zuviel anderes in meiner Gunst höher steht :wink:

Verfasst: Do 14.07.2005, 06:59
von Angilas
Hallo Ralo,

Du hast natürlich recht, was die Schnitte angeht. Ich habe das Posting dementsprechend editiert.

Gruß Angilas

Verfasst: Do 14.07.2005, 10:24
von caro31
Ganz sicher war ich mir ja nicht, war nur so eine Ahnung. Big thanx für die Berstätigung :wink: +++

Verfasst: Do 11.09.2008, 20:12
von mario-pana
So, hinsichtlich dieser von Angilas ebenfalls mit einer sehr treffenden Rezi versehenen DVD hab ich wahrlich nichts hinzuzufügen, denn die DVD, die ich mir gekauft habe ist haargenau die gleiche wie hier.

Die Extras sind wirklich herrlich und die Qualität von Bild und Ton ebenfalls. Schade eben, dass wenn man kein Japanisch kann bei der Doku lehr ausgeht, die bestimmt ungemein interessant ist und mit einer Lauflänge von 45 Minuten wahrlich satt ausfällt.

Eine Klasse DVD, die ich nur jedem empfehlen kann der mit dem Gedanken eines Kaufes spielt. Er sollte aber auch Angilas' Anmerkung beachten.

Bild
Ein Klick auf das Bild sollte zum Artikel bei yesasia führen.

Verfasst: Sa 13.09.2008, 16:53
von mario-pana
Auf einer im letzten Jahr geschlossenen Internetseite über Godzilla & Co, sowie Tokusatsu gab es einiges an englischen Untertiteldateien zu japanischen Monsterfilmen.

Hat jemand von euch irgendwo englische Untertitel zur Originalversion von "BIJO TO EKITAI NINGEN" herumschwirren? Zu diesem Film gab es damals auf der Site leider keine Subs und im Internet werde ich einfach nicht fündig.