
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=gmmEbXvUs98
Seit kurzem veröffentlicht Koch Media eine Italowestern Edition, die inhaltlich sicher einige Lücken in den Sammlungen der Fans schließen wird und eine interessante Auswahl an Filmen bietet. Von Damiano Damiani, über Tinto Brass und Sergio Sollima, bis Mario Bava, sind viele verschiedene Regisseure vertreten und die Filme von sehr gut bis mittelmäßig. Dennoch sind es Vertreter, die ihre Schauswerte besitzen und in einer gut sortierten Sammlung eigentlich nicht fehlen sollten.
Der Beitrag von Tinto Brass, der wie Damiano Damiani, nur einen einzigen Italowestern in seiner Karriere drehte, ist der Film „Yankee“, der 1965 entstand, 1966 veröffentlicht wurde und dessen Plot Ähnlichkeiten zu Sergio Leones erstem Dollar Film aufweist, zumindest im Stil.
Ein Yankee kommt in eine Stadt geritten, mit dem Ziel das große Geld zu machen. Dies aber nicht am Pokertisch, oder durch sonstiges Spiel, oder gar ehrliche Arbeit, sondern indem er Kopfgeld sammelt. Beim hiesigen Sheriff wird er schnell fündig. Eine ganze Reihe von Steckbriefen sind hier ausgehängt und auf ihnen prangen Gesichter, eins hässlicher wie das andere. Hässlich sind auch die Zahlen darunter, denn die Prämien sind nicht gerade hoch. In der Gesamtheit ergibt sich jedoch ein ganz passables Sümmchen und positiv ist auch, dass sämtliche der Spitzbuben einem skrupellosen Gangster namens Concho angehören, der sich als Herrscher der Gegend ausgerufen hat. Der listige Yankee begibt sich nun zu diesem üblen Gesellen und schlägt Concho ein Geschäft vor. So richtig geht dieser nicht darauf ein und deshalb beginnt Yankee schon mal allein mit der Arbeit, sehr zum Missfallen des Gangsterbosses, der in rasende Wut ausbricht und wie von der Furie gestochen einen erbitterten Kampf beginnt. Yankee lässt sich in seinem Plan nicht beirren und schon bald hat der Leichenbestatter Arbeit satt.
Schade, dass Tinto Brass nur einen Italowestern drehte, denn was er mit „Yankee“ ablieferte ist ungemein unterhaltsam, sowie sehr gut inszeniert und gefilmt. Die Geschichte strickte er zusammen mit Alfonso Balcázar sehr einfach und Ähnlichkeiten zu Sergio Leones „Für eine Hand voll Dollar“ und beinah auffällig. Wie Clint Eastwood, ist auch Yankee auf Geldmache aus, wie er ist er ein Namenloser und ebenso ein gewitztes und gerissenes Bübchen mit einer schnellen Hand. Dargestellt wird er von Philippe Leroy, der mir aus vielen Filmen bekannt ist und besonders als Yanez De Gomera in der Mini-Serie „Sandokan“, die von Sergio Sollima inszeniert wurde. In dieser Serie trat Adolfo Celi ebenso auf und bekleidete genauso die Rolle des gemeinen Bösewichtes. In „Yankee“ ist Celi Concho und spielt diesen Part, gleichfalls wie Philippe Leroy seinen, mit Bravour und so schön, dass es einfach nur eine Freude ist beiden zuzusehen. In den übrigen Rollen treten weitere bekannte Gesichter auf, nur sind es keine sonderlich namhaften Stars. Schlimm ist das nicht, denn die genannten Mimen tragen den Film ohnehin allein und sind die Sahnehäubchen. Ein weiteres ist die Kamera von Alfio Contini. Er fängt die Natur, sei sie nun karg, oder fruchtbar, absolut beeindruckend ein und bietet obendrein eine herrliche Bildkomposition. Tinto Brass’ inszenatorische Wünsche vermochte er zudem wahrlich meisterlich umzusetzen und damit entsteht eine schier beeindruckende Optik. So konzentriert sich Brass sehr oft und sehr auffällig auf die Augen der Protagonisten und im Besonderen von Yankee und Concho, dessen linkes Auge vom Maskenbildner leicht entstellt dargestellt wurde, was ihn noch finsterer wirken lässt. Brass nutzt für seine Visualisierung zudem Hitchcocksche Elemente, wie das der Blickrichtung. Die Kamera zeigt, was der Hauptdarsteller sieht, nachdem sich seine Augen in eine bestimmte Richtung bewegten. Dieses Element schafft eine sehr fesselnde Atmosphäre und kreiert einen Schauwert, den ich nur als beeindruckend betrachte. Im Verlauf des Filmes kommen noch weitere optische Dinge hinein. Tinto Brass arbeitet hier sogar mit Symboliken und lässt sie sogar in die Handlung einfließen. So bezieht er sich auf kirchliche Dinge, wie ein zelebriertes Abendmal, einen der zum Judas wird, eine symbolische Kreuzigung, den Teufel, als den sich Concho bezeichnet und dessen Einstellung zu Feuer. Und auch in anderen Elementen findet sich das. So gesehen bekommt der Film eine gewisse Gewichtung und weiteren Tiefgang.
Zu wichtig sollte man es nicht nehmen, denn vornehmlich unterhält der Western einfach fabelhaft und bietet für den Fan solcher Filme und im Besonderen denen des Italowestern, einiges. Zu den schon angebrachten Dingen, die einen Italowestern auszeichnen, zumindest von der Art eines Sergio Leone, gesellt sich eine Musikuntermalung, wie sie atmosphärischer und passender kaum sein kann. Sie ist vornehmlich von Trompetenklängen durchzogen, die Nini Rosso beisteuerte und sich auch für den gesamten Score verantwortlich zeichnet. Schade, dass dies eine seiner wenigen Arbeiten war. Für die Filmszene arbeitete er nicht viel, doch hatte er ein großes Talent, was die Musik in „Yankee“ deutlich zeigt. ( http://www.youtube.com/watch?v=Xp8c3IujfTc )
Der Italowestern „Yankee“ mag eine sehr einfach gestrickte Geschichte besitzen, doch ist ein unheimlich fesselnder und beeindruckender Film, sei es nun Optisch, oder in Sachen Action. Die Bildkompositionen sind erstklassig, Tinto Brass’ Inszenierung mit den Symboliken und den filmischen Besonderheiten, herrlich und der gebotene, sehr lange, Showdown ein wahres Schmankerl. Ein Duell wie man es haben möchte und wie es unterhaltsamer kaum sein kann.
Ich persönlich fand besonders die Reitszenen gelungen und von Kameramann Alfio Contini perfekt eingefangen.
Ein herrlicher Film, der bis zuletzt unterhält und einiges zu bieten hat, sogar erotische Elemente, die Brass, trotz dass er nichts zeigt, so einbringt, dass es prickelt. Der Regisseur zeichnete sich später übrigens für den Film "Caligula" verantwortlich, mit dem er zu großer Berühmtheit gelangte.
Wertung:



Die DVD
Als Titel 2 in Koch Medias Italowestern Edition verfügt die DVD über ein ausgezeichnetes Bild mit satten Farben, einem sehr guten Kontrast und einer guten Schärfe. Daneben ist auch der Ton sehr gut und klingt nicht blechern, wie etwa bei „Django – Die Geier warten schon“. Des Weiteren ist der Film ungeschnitten und die vormals fehlenden Stellen in Italienisch mit deutschen Untertiteln. Da der Film relativ hart ist, bekommt man nun auch alle brutaleren Szenen geboten, was dem Streifen einen weiteren Wert hinzufügt. Extras bieten sich dagegen leider nur in Trailern, Bildergalerie und interessanten Hintergrundinfos, die in das aufklappbare Digi-Pak gedruckt wurden.
Alles in allem bin ich mit der Auflage sehr zufrieden, da der Film in der Qualität geboten wird, die ihm gebührt.
Wertung:

