Zum Original:
Die Klapperschlange (USA / 1981)
(Escape from New York)
Inhalt:
New York im Jahr 1997. Reinzugehen ist verrückt, auszubrechen unmöglich. Ganz Manhattan ist ein Hochsicherheitsgefängnis in dem drei Millionen Mörder, Räuber, Vergewaltiger und gefährliche Durchgedrehte ohne Wärter eingesperrt sind. Es herrscht reine Anarchie und das Recht des Stärkeren. Mitten in dieses Chaos, in Mid Town Manhattan, stürzt Air Force One, die Maschine des Präsidenten. Jemand muss in diese Hölle rein...und wieder raus...um das Leben des Präsidenten zu retten. Die Wahl für dieses Wahnsinnsunternehmen fällt auf Snake Plissken, einen hoch dekorierten Ex-Lieutenant, der wegen seiner Verbrechen im Zivilleben selbst zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Bei Erfolg kann er seine Weste reinwaschen. Um sicherzustellen, dass Plissken seine Mission auch erfüllt, werden ihm kleine Sprengkörper implantiert. Snake hat weniger als 24 Stunden Zeit den Präsidenten und sich selbst zu retten, danach explodieren die Ladungen ...
Vor Jahren, als ich den Film das erste Mal gesehen habe, fand ich ihn gar nicht so gut, was wohl daran gelegen hat, dass ich mit der Thematik noch nicht allzu vertraut gewesen war und im Schauen von Filmen noch etwas oberflächlich. Vielleicht war aber einfach mein Filmgeschmack noch ein anderer.
Einige Carpenter Titel später zählt „DIE KLAPPERSCHLANGE“ mit zu meinen liebsten Filmen des Regisseurs, wie viele andere auch.
Ich liebe die Endzeitatmosphäre, den Look, die Effekte, die Action und vor allem die Musik. John Carpenter hat nämlich eine Art Filmmusik zu komponieren die beinah immer meinen Geschmack trifft. Und dabei ist sie meist gar nicht so opulent, sondern besteht nur aus wenigen Tönen (oder nennt man das Oktaven?). Das Höchstmaß an Sparsamkeit hatte er bei „DAS ENDE – ASSAULT ON PRECINCT 13“, wo glaube ich nur drei Tonlagen zu hören sind. Bei „DIE KLAPPERSCHLANGE“ sind es nicht viel mehr und dennoch kreiert er damit eine sehr einprägsame Melodie.
Aber die Musik allein macht den Streifen nicht zu einem guten Film. Da spielen weit mehr Faktoren rein.
Zum einen der Cast. Mit Donald Pleasence, Ernest Borgnine und Lee van Cleef ist dieser hochkarätig besetzt, denn zur Entstehungszeit waren jene schon gestandene Stars. Der noch relativ junge Kurt Russel feierte dagegen wohl seinen Durchbruch als Hauptdarsteller. Zuvor trat er in mehreren Fernsehserien auf und war in verschiedenen Filmen in Nebenrollen tätig. Seine Darstellung des einsamen Streiters Snake Plissken find ich erstklassig und sie begründete meine Begeisterung für ihn.
Das waren aber nicht alle bekannten Gesichter. Zwei gibt es noch, nämlich John Carpenters damalige Frau Adrienne Barbeau, die seinerzeit auch in anderen seiner Filme mitspielte und als Radiomoderatorin aus „THE FOG“ jedem Horrorfilmfreund ein Begriff sein dürfte. Und Harry Dean Stanton, der Maschinist aus Ridley Scotts „ALIEN“. Ach ja und Sänger Isaac Hayes, welcher musikalisch gesehen am bekanntesten mit dem Titelsong zu „SHAFT“ (mit Richard Rountree) sein sollte, darf nicht vergessen werden.
Was ich zu all den Darstellern beinah unumwunden sagen möchte ist, dass sie sehr gute Leistungen abliefern und ihren Figuren das passende Leben einhauchen können. Ich sehe dies als Verdienst von John Carpenter und auch der Stars selbst.
Mit einem geschätzten Budget von 6 Mio. Dollar wurde „DIE KLAPPERSCHLANGE“ realisiert und ich würde sagen der Regisseur hat nichts davon verschwendet. Die verwahrlosten Straßenzüge des abgeschotteten New Yorks wirken überzeugend und durch das ewig düstere Setting und die interessante Ausleuchtung entsteht wahre Endzeitstimmung. Die Trostlosigkeit wird dabei unterstrichen von anarchistischen Verhaltensweisen der Bewohner, wo auch Kannibalismus anzutreffen ist. Dieser Part birgt einiges Gewaltpotential in sich, doch Carpenter geht in seiner Darstellung dessen nicht so weit. Es wäre nach meiner Sicht auch nicht notwendig gewesen. Brutale Action wird dennoch geboten, denn das Endzeitszenario wäre ohne dergleichen nur halb so überzeugend und interessant, zumal die Geschichte ja darauf ausgelegt ist. Snake Plissken ist da der Redensführer und lässt, zur Freude der Zuschauer, Waffen und Fäuste sprechen. Aber das ist nicht der einzige Schauwert, den der Film besitzt. Der Zuschauer erlebt zudem einige schöne Effekte. Modellaufnahmen und Rückprojektion, viele Stunts und auch einige ganz wenige Make-Up Effekte. Nichts Welt bewegendes, aber sehr gut gemacht und der Sache auf jeden Fall dienlich.
Ich find John Carpenters Inszenierung überaus gelungen. Die Geschichte ist simpel, doch der Spannungsaufbau stimmt. Zudem gefällt mir die Kameraführung, die Perspektiven die er verwendet und die Ausleuchtung der Szenen. Ich empfinde es ja als recht schwierig ein dunkles Szenario passend auszuleuchten. Mit zu wenig Licht wirkt es zu dunkel und Bildinformation geht verloren. Mit zuviel Licht geht Atmosphäre verloren. Carpenter hat wie ich finde den Dreh hier sehr gut raus. Es ist dunkel, doch die Ausleuchtung ist so gewählt, dass Details nicht verloren gehen und zudem werden vorhandene Lichtquellen, wie flackerndes Feuer, mit eingebunden.
Action und Effekte hatte ich schon erwähnt und möchte da anfügen, dass ich beides sehr gelungen find, was für mich auch auf die Dramatisierung zutrifft. Die Stars spielen ausgezeichnet und sind eine Bereicherung. Besonders schön fand ich den Schluss, wo sich herausstellt was für ein Mensch der Präsident wirklich ist. Es zeichnet hier auch Snake Plissken noch deutlicher als einen Menschen, der das Herz am rechten Fleck hat.
Für mich ist „DIE KLAPPERSCHLANGE“ ein hervorragender Endzeit Science Fiction Film, der von Anfang bis Ende fesselt und hat, wie ich finde, für den geneigten Freund solcher Streifen einiges zu bieten. Er versteht es sowohl optisch als auch akustisch zu überzeugen.
Wertung: