Doomsday (Großbritannien / 2008)
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich „The Descent“ gesehen, einen Horrorfilm des Briten Neil Marshall. Nach Elites Hinweis, schaute ich mir „Dog Soldiers“ an und war von diesem kleinen streifen ebenso begeistert wie von „The Descent“. Neil Marshall hat einen guten Erzählstil und bringt optische Härten ein und zwar nicht nur bei den Schnitten, sondern auch den Effekten. In meinen Augen ist er ein sehr guter Regisseur. Versteht sich, dass ich mir „Doomsday“ seinen aktuellsten Film ansehen musste, zumal auch die Storyausrichtung ganz auf meiner Wellenlänge liegt.
Wir schreiben das Jahr 2008: In Schottland bricht eine grauenhafte Seuche aus. Der Reaper Virus ist ein tödlicher Virus, dem man nicht im Mindesten gewachsen ist. Weder Impfstoff noch sonstiges kommt ihm bei. Die Regierung Britanniens sieht nur einen Ausweg, Schottland muss von der übrigen Welt abgeschottet werden. Eine 10m hohe Mauer wird um den Landstrich gezogen und jeder, der diesem Wall vom verseuchten Gebiet zu nahe kommt wird erschossen.
Jahre später, der Virus ist beinah vergessen, kommt es zu einem neuerlichen Ausbruch und zwar in London. Die Verantwortlichen suchen verzweifelt nach einem Ausweg. Dieser könnte existieren, denn vor drei Jahren tauchten auf Satellitenbildern des abgeriegelten Schottland Überlebende auf. Eine Polizeieinheit, angeführt von der kampferprobten Einzelgängerin Eden Sinclair, die ursprünglich aus der verseuchten Gegend kam, macht sich auf in die verbotene Zone, um ein Gegenmittel zu suchen. Ein Himmelfahrtskommando, wie sich alsbald herausstellt.
Anfänglich glaubte ich, der Film schlägt in die „Dawn of the Dead“, „28 Days Later“ Schiene, doch nach Sichtung ist klar, dass es wohl eher in Richtung „Die Klapperschlange“, oder „Flucht aus L.A.“ geht. Das abgeschottete Schottland, die Anarchie, die dort herrscht, die korrupten Politiker auf der Gegenseite und der Einzelkämpfer, der den Bösewichten Arschtritte verteilt.
Was dabei auffällt, ist, dass sich Neil Marshall vor Carpenter zu verbeugen scheint, denn der Soundtrack klingt zuweilen wie vom Meister. Das verleiht dem Film eine besondere Note und macht ihn für mich sympathischer, da man sich an alte Zeiten erinnert fühlt. Das ist aber noch längst nicht alles, denn was „Doomsday“ zu bieten hat ist eine herrliche Achterbahnfahrt mit massig Action und herrlich deftigen Szenen. Was hier an Splattereinlagen geboten wird macht die FSK Einstufung für Deutschland verständlich, die Tatsache, dass „Doomsday“ aber nicht ungeschnitten kommt, nicht akzeptabel.
Gesplattet wird jedenfalls ordentlich und es gibt schon Handarbeit dabei zu sehen. Kopf ab, Arm ab, von Pfeilen durchbohrt, Gesicht weg geschossen, bei lebendigem Leib gebraten und noch einige andere Manschereien. Dabei verkommt der Film aber nicht zur Schlachtplatte, sondern diese optischen Dinge sind wohl dosiert auf den Film verteilt. Das trifft auch auf die Action zu. Wenn der Angriff auf das Labor stattfindet wird einiges herumgeballert und auch einiges an Stunts geboten. Die Truppenteile waren gut gefordert. Besonderes Highlight ist dann aber die Verfolgungsjagd im Finale. Eine wahre Achterbahnfahrt in Sachen Rasanz und Spannung. Völlig abgedreht, in der Optik und auch im Schnitt. Der Schnittmeister hatte bei Doomsday ohnehin viel zu tun, da die Actionszenen, die Fights und die Verfolgungsjagden einen wahren Overkill abfeuern. Bei solchen Dingen kann schnell die Übersicht verloren gehen und falsch gesetzt verpufft die Wirkung. Andrew MacRitchie und Neil Marshall schaffen aber das Bravourstückchen und können den Zuschauer nicht nur fesseln, sondern verstehen es einiges an Spannung zu kreieren. Absolut gelungen.
Dass bei solch Actionorientierten Filmen die Handlung ins Hintertreffen gerät ist verständlich, doch die meisten wollen ja eh nur das eine. Die gebotene Story versteht es jedenfalls zu unterhalten, auch wenn sie nicht sonderlich tiefgründig ist. Neil Marshall bringt aber die Charaktere gut ein und auch wenn sie etwas blass bleiben baut man doch eine Beziehung zu ihnen auf und fiebert mit, wenn es ihnen an den Kragen geht.
Für diese Figuren konnte man interessante Mimen gewinnen. An erster Stelle zu nennen sei da wohl Rhona Mitra, die ich mal als Kate Beckinsale Klon bezeichnen möchte. Zum einen weil sie ihr sehr ähnlich sieht, zum anderen weil sie beinah die gleiche Fisur wie Beckinsale in Underworld trägt. So richtig das Wasser reichen kann Mitra ihr nicht, aber sie macht ihre Rolle als Actionbraut durchaus gut und setzt die optischen Reize. Neben ihr zu sehen ist Adrian Lester, der mir sehr bekannt vorkam. Er spielte in Roland Emmerichs „The Day After Tomorrow“ mit und gefiel mir dort wie hier sehr gut. Sonstige bekannte Gesichter im Team gibt es nicht, abgesehen von Sean Pertwee, der in fast allen Neil Marshall Filmen auftritt. In „Dog Soldiers“ hatte er Probleme mit seinem Gedärm, hier nun mit seinem Bein. Irgendwie hat er immer zu leiden. Abgesehen vom Team tummeln sich in „Doomsday“ noch weitere bekannte Gesichter. Das eine gehört Bob Hoskins, einem der wohl besten britischen Altstars, das andere Malcolm McDowell, ebenfalls ein britischer Altstar. Zu ihnen gesellt sich dann Alexander Siddig, der sehr gut den PM John Hatcher mimt. Dass Neil Marshall offenbar ein inniges Verhältnis zu Schauspielern pflegt zeigt nicht nur Sean Pertwee, sondern ebenso Craig Conway, der den verrückten Menschenfresserkönig spielt. Conway war in „Dog Soldiers“ ebenso zu sehen, wie in „The Descent“ und selbiges trifft auch auf Lesie Sompson und hinsichtlich „Dog Soldiers“ auf Chris Robson zu. Sicher keine sonderlich bekannten Schauspieler, aber bekannte Gesichter, wenn man Marshalls vorige Filme kennt.
Ich war jedenfalls begeistert. „Doomsday“ ist ein herrlich harter Science Fiction-Action Streifen mit solider Story und vielen Knalleffekten. Der rote Lebenssaft spritzt reichlich und die Actionszenen sind obtische Achterbahnfahrten. Die aufgebotenen Stars sind zum einen gut ausgewählt und zum anderen fast durch die Bank weg Briten. Ein sehr britischer Film also, was sich ebenso in den sehr gelungenen Naturaufnahmen zeigt. Ohnehin gefällt mir „Doomsday“ vor allem von der optischen Seite und die Akustik bietet schöne Elektroklänge, die zuweilen an John Carpenters Scores erinnern. Voluminösere Klänge erlebt der Zuschauer in den Actionszenen aber ebenso.
Ein gelungener Film. Die Briten haben’s drauf.
Wertung: 1/2