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Königreiche, Imperien oder Welträte?
Verfasst: So 03.05.2009, 17:00
von mercury
Was mich bei vielen Sci-Fi Büchern, Filmen und Spielen wirklich nervt, das ist die Wiederbelebung von Monarchien und anderen mittelalterlichen Bräuchen und Rängen. Dass es in Zukunft Fürstentümer gibt ist sehr ausgeschlossen, da wir diese ja nun glücklicherweise längst abgeschafft haben, warum also gibt es immer wieder Sci-Fi Autoren, die sowas wiederbeleben? Versteht mich nicht falsch, Dune war trotzdem fantastisch, aber für mich hinterlässt sowas immer einen sehr bitteren Nachgeschmack. Wenn man zum beispiel an Mechwarrior denkt, da is ja nun wirklich ne Menge schief gelaufen (in meinen Augen) es wäre um so viel Cooler, wenn man keine Ritter Geschichte mit Sci-Fi Kampfmaschienen lesen/spielen würde. Oder die Spielereihe X... "der Tempel des Lichts" bitte, sowas erwarte ich in einem Roman von Robert Jordan, aber nicht in einem Weltraumsimulator. Könige gehören ins Fantasy Genre zusammen mit Drachen und Magieren.
Imperien finde ich ok, aber da kommt es drauf an wie es umgesetzt ist. Am liebsten habe ich so etwas wie eine Weltregierung, oder eine militärisch organisierte Raumflotte.
Wie siehts bei euch aus? Was habt ihr da am liebsten?
Verfasst: So 03.05.2009, 18:05
von Kai "the spy"
Generell möchte ich mal darauf hinweisen, das sich Staatsformen immer wieder gewandelt haben. Nehmen wir die Monarchie: Die ist noch nicht überwunden, es gibt sowohl in Europa, in Afrika und in Asien noch einige Königshäuser, mal mit mehr, mal mit weniger politischer Macht. Und es gibt auch immer Traditionalisten, z.B. neigen Konservative generell zur Obrigkeitshörigkeit (wobei man das immer relativ sehen muss: Je konservativer, desto obrigkeitshöriger), da ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich in Zukunft auch das ein oder andere Mal Diktaturen und Monarchien etablieren werden. Aus Diktaturen können ganz schnell Monarchien werden, wenn der totalitäre Herrscher sich im Herbst seiner Jahre wünscht, dass seine Nachkommen ebenfalls Machtanspruch genießen. Daraus entwickelt sich dann eine Erblinie, welche schließlich zur Monarchie führt. Natürlich geht so eine Entwicklung nicht von heute auf morgen von statten, aber innerhalb von ein paar Jahrhunderten kann sich eine Gesellschaft schon stark wandeln. Und jetzt stell dir mal vor, die Menschen beginnen mit der Kolonisierung anderer Sternensysteme, sind aber noch nicht sofort in der Lage, ständigen Kontakt zu halten. Da entstehen schnell neue Kulturen, wo sich feudale Strukturen durchsetzen können.
Und gerade DUNE ist da ein ziemlich starkes Beispiel: Dieser SF-Zyklus spielt nämlich nach dem technologischen Höhepunkt der menschlichen Zivilisation, viele wissenschaftliche Errungenschaften wurden nach Butlers Djihad wieder abgeschafft. Nach solchen Umwälzungen können Gesellschaften sich schnell der Vergangenheit zuwenden und bereits überwunden geglaubte Gesellschaftsformen eine Renaissance erleben.
Davon mal ab mag ich meine SF-Universen gerne bunt gemischt. Da mag es Monarchien, Diktaturen, Demokratien und Oligarchien geben, denn das Zusammenspiel verschiedener, teils gegensätzlicher Kulturen übt eine starke Faszination auf mich aus. In der Realität hoffe ich natürlich auf eine stetige Demokratisierung, auch die westlichen Industrienationen könnten um einiges demokratischer sein. Aber Hoffnungen für die Wirklichkeit und Interesse an Fiktion sind ja eh nicht deckungsgleich.
Verfasst: So 03.05.2009, 21:43
von Astro
Den Geldadel gibt's auch heute noch überall. Nicht abwegig anzunehmen, dass dieser auch wieder an absolutistische Macht kommen könnte. Letztendlich sind es ja auch heute immer noch die Reichen, die uns regieren. Sei es durch die Lobbys und Großkonzerne, welche die Politik beeinflussen, oder direkt als Amtsträger.
Die Macht des Volkes ist größtenteils eine Illusion.
Verfasst: So 03.05.2009, 22:02
von Gorath
Besonders in den letzten Tagen hat man gemerkt das der Einzelne nichts ändern kann, das es die jenigen die wirklich einen Grund zum Demonstrieren hätten nicht auf die Strasse gegangen sind. Leider Gottes ist es seit etlichen Jahren so das der Maifeiertag (Tag der Arbeit) für Linke und Rechte Schläger die nur auf Krawall aus sind genutzt wird um sich Schlachten mit der Polizei zu liefern und Innenstädte zu verunstalten.
Verfasst: So 03.05.2009, 22:27
von mercury
Ok, um dem allen hier mal vorzubeugen: ich weiss, dass es heutzutage noch Monarchen und Monarchien gibt und ich weiss, dass es immernoch Adel gibt, keine Sorge. was ich sagen wollte war, dass es einen deutlich erkennbaren Wandel weg von der Monarchie gibt. Und nein, Macht beim Volk ist keine Illusion, sie wird nicht nicht genutzt, weil man sich nicht ausreichend informiert und weil die Masse lieber rumheult anstatt sich mit Details zu beschäftigen, aber das würde jetzt viel zu weit ausufern, bleiben wir beim Thema
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Verfasst: Mo 04.05.2009, 00:36
von Kai "the spy"
mercury hat geschrieben:... was ich sagen wollte war, dass es einen deutlich erkennbaren Wandel weg von der Monarchie gibt.
Nun ja, allerdings auch über einen großen Zeitraum hinweg. Und dann ist festzustellen, dass die vorherrschende Demokratie-Form der Gegenwart die repräsentative Demokratie ist.
Ich nehme mal einen anderen Weg: Die Demokratie gab es bereits im antiken Griechenland. Natürlich waren nicht alle Menschen gleichberechtigt, aber wenn man die bislang ausgeübten Gesellschaftsformen in der menschlichen Geschichte betrachtet, war Griechenland da schon sehr demokratisch und aufgeklärt. Dennoch kam es zur Besatzung durch das römische Imperium, welches ebenfalls teilweise demokratische Strukturen einführte.
Im alten Germanien gab es Regeln, die relativ liberal wirken, so gab es z.B. keine Todesstrafe, weil man glaubte, dass die Götter solch schwere Bestrafung selbst in die Hand nehmen würden, wenn sie glaubten, sie sei angemessen. Auch Germanien wurde von den Römern besetzt.
Doch nach einigen Jahrhunderten ging das römische Reich unter und danach gab es einen deutlichen Trend zur Monarchie, zur familiären Herkunft als entscheidendes Kriterium des Machtanspruches. Und dies hielt immerhin mindestens anderthalb Jahrtausende. Du siehst, auch nach der Etablierung von demokratischen Strukturen kann der Wind sich wieder drehen. Dass die Menschen auch in Zukunft von Zeit zu Zeit von Monarchen und anderen undemokratischen Regierungsformen beherrscht werden ist also durchaus glaubwürdig.
Letztendlich geht es natürlich auch um das eigene Weltbild. Ich nehme mal an, dass keiner hier in einer totalitären Monarchie leben möchte, wahrscheinlich lehnen die meisten (wenn nicht gar alle) hier schon aristokratische Strukturen ab. Und wir wünschen uns natürlich, dass den Menschen eine gute Zukunft bevorsteht, in der sie ihre bereits vorhandenen demokratischen Strukturen behalten, wenn nicht noch ausbauen. Und nun ist die Frage, ob wir an eine Evolution der Soziologie und politischen Ethik (um es mal so auszudrücken) glauben oder nicht. Und je nach dem, wie jeder von uns diese Frage beantwortet hält er andere Szenarien für mehr oder weniger glaubwürdig.
Ich persönlich glaube auch an eine soziologische und politisch-ethische Evolution der Menschheit, aber ich glaube auch an Rückschläge. Wir werden vielleicht für einige Zeit wieder in veraltete Staatsformen zurückkehren, aber in Jahrtausenden gedacht glaube ich schon an eine Weiterentwicklung der menschlichen Moral.
Davon unabhängig können auch unglaubwürdige SF-Themen Spaß machen. Aber wem erzähle ich das.