Hi,
da freut man sich über weitere Wallace-Titel auf DVD, ordentlich gemastert, ungekürzt, die Breitbildfilme anamorph usw.
So war es zumindest ursprünglich mal geplant. KINOWELT hat mit seinen Wallace- und Karl May-Filmen gezeigt, wie es gemacht werden muss und auch in Deutschland möglich ist, ältere Filme ordentlich restauriert zu veröffentlichen.
Nun wurde bekannt, das UFA/UNIVERSUM-Film zum DVD-Start von "Der Wixxer" alle 33 Wallace-Filme der Rialto-Produktion rausbringen will. Nur noch auf das schnelle Geld aus, sollen jetzt nur noch die Kirch-Master verwendet werden, welche eh ständig im Fernsehen zu sehen sind.
Ich für meinen Fall werde mir in dieser Form keinen einzigen Wallace-Film holen und brenne mir die TV-Ausstrahlungen lieber selbst auf DVD.
Jedenfalls wurde eine Petition gestartet, die alle Liebhaber dieser Reihe unterschreiben sollten, daß die Filme wie ursprünglich geplant in DVDgerechter Weise veröffentlicht werden. Hier der Link:
http://www.petitiononline.com/EdgarDVD/petition.html
Im Edgar-Wallace-Forum wird bereits diskutiert:
http://1686.homepagemodules.de/t57541f2 ... DE__0.html
Christoph als einer der Initiatoren (u.a. im DVD-Inside-Forum als c.n.-tonfilm bekannt) hat mich gebeten die bisherigen Fakten auch mal hier ins Kongula-Forum einzustellen.
Zitat:
Lang, aber inhaltsschwer, doch für echte Fans UNBEDINGT lesenswert
Ich möchte nur kurz vorausschicken, daß ich derjenige bin, der 1996 als erster in Sachen Edgar Wallace mit einem Konzept für die Restaurierung der Filme persönlich in Unterföhring bei Kirch Media empfangen wurde und seitdem in dieser Sache bis zur Firmenpleite einen kontinuierlichen Kontakt mit Kirch pflegte. Mein ursprüngliches Konzept ist in überarbeiteter Form seit langem für jedermann unter der Rubrik €žSchnittberichte€œ auf der Seite
www.deutscher-tonfilm.de abrufbar. Darüber hinaus hatte ich mit der Produktmangerin Frau Romey von Kinowelt während der sich über ein 3/4 Jahr hinziehenden (!) Produktion der DVDs von ABT, NEUES und HUND einen ständigen konstruktiven Kontakt. Ich hatte von Anfang an die Kopierwerkslisten zu den Filmen von Geyer vorliegen. Ich bekam damals auch Gelegenheit, die neu abgetasteten Master vorab zu kontrollieren, bevor diese ins Presswerk gingen, wodurch sich dann tatsächlich einige Kleinigkeiten noch rechtzeitig korrigieren ließen.
Viele kennen mich persönlich, andere wissen zumindest, daß ich den vergangenen zehn Jahren im wesentlichen rein ehrenamtlich versucht habe, meinen Teil dazu beizutragen, um originalgetreue, unverfälschte Fassungen der Wallace-Filme wieder herzustellen und verfügbar zu machen. Dies geschah aus filmgeschichtlichem Interesse und Begeisterung für die Materie und hat für mich persönlich nie einen kommerziellen Profit nach sich gezogen. Ich kann hier leider nicht offen alles schreiben, was ich tatsächlich weiß. Doch sollte die bloße Aufzählung von im Prinzip allen zugänglichen Fakten und logischen Zusammenhängen genügen, um der Wallace-Gemeinde vor Augen zu führen, daß die jetztige Ankündigung der neuen DVDs wahrlich kein Grund zur Freude, sondern eher ein Super-Gau ist. Wenn ich also auch manches hier offen lassen muß, kann man sich zwischen den Zeilen die berechtigte Frage stellen, warum ich mir wohl die Mühe mache, das alles hier zu schreiben. Bestimmt nicht zum Spaß...
Ein kurzes Rechenexempel: Die Produktion der Kinowelt-DVDs von ABT, NEUES und BLACKWOOD (HEXER wurde vorab von einer anderen Produktmangerin produziert, ich hatte darauf nur marginalen bzw gar keinen Einfluß) hat einen Zeitraum von über einem ¾ Jahr in Anspruch genommen. Für die hierbei zu leistende Arbeit (Abtastung der Rohlinge in High-Definition vom Original-Negativ, Klärung von Materialproblemen (Filmteile im Kopierwerk nicht auffindbar), Erstellung und Endfertigung eines Masters, Produktion von Bonus-Material, Produktion von DVD-Menüs, Cover-Gestaltung, Endkontrolle, Presswerk, Auslieferung) war der Zeitraum von einem ¾ Jahr auch hier für 3 Filme (!) schon eher knapp kalkuliert und man kam manchmal schon sehr in Bedrängnis.
Aus all meinen Erfahrungswerten mit Kinowelt, Kirch und anderen kann ich klipp und klar sagen: Es ist nach menschlichem Ermessen UNMö–GLICH, in der vorgesehenen Zeit die angekündigten Filme herauszubringen und sie GUT herauszubringen !
Aufgrund der vorliegenden FSK-Freigaben, die für zahlreiche Filme jetzt schon gemacht wurden und die online stehen, ist klar, daß hier die Titel, die vor etwa drei Jahren von Kirch nochmals neu gemastert wurden, der FSK vorgelegt wurden. Sie sollen damit also für die DVDs keinen neuen High-Definition-Transfer vom Negativ bekommen, sondern von diesen Mastern übernommen werden. Bei den betreffenden Filmen handelt es sich zum großen Teil um die absoluten Highlights der Serie. Damit übergeht man offensichtlich auch Felix Wendlandt, dessen Anspruch es erklärtermaßen ist, mindestens genauso gut zu sein wie Kinowelt. Mit Übernahme der 14 Kirch-Master ist dies schlichtweg unmöglich. Doch warum es auch ganz abgesehen davon ein katastrophaler Umstand ist, und die neuen Kirch-Master für eine DVD absolut ungeeignet sind, ja noch nicht einmal die DVD-Mindest-Standards erfüllen, möchte ich im folgenden kurz begründen:
1) Leider hat man sich bei Erstellung der neuen Kirch-Master nicht an meinem Konzept orientiert. Vorsichtig ausgedrückt hatte ich nach Fertigstellung der neuen Master den Eindruck, daß meine ganze vergangene Arbeit komplett für die Katz gewesen ist.
2) Ich habe meine begründeten Zweifel, daß die neuen Kirch TV-Master vom Negativ gezogen wurden.
3) Die Kirch-Master wurden nicht in High-Definition und nicht anmorph gemastert, was in deutlich schlechterer Bildqualität und niedrigerer Detailschärfe und Auflösung resultiert. Eine nachträgliche anamorphe Codierung für DVD kann niemals die Bildqualität und Detailfreudigkeit der Kinowelt DVDs erreichen.
4) Die Kirch-Master sind zum Teil nach wie vor unvollständig bzw weisen jetzt auch neue, andere Materialdefekte auf, die in den alten Mastern nicht vorlagen.
5) Die neuen Kirch-Master der Scope-Filme sind nicht im Original-Kinoformat, sondern in einem Kompromiß-Format erstellt worden, da sie nicht für DVD sondern für Fernseh-Zwecke produziert wurden. Hinzu kommt der Overscan im TV (dazu siehe noch unten).
6) Die neuen Kirch-Master der Filme im weichen Breitwand-Verfahren wurden komplett falsch gemattet. Hinzu kommt der Overscan im TV. Das hat zur Folge, daß der FROSCH nur in einem ganz und gar falschen Bildformat vorliegt; Filme wie BOGENSCHÜTZE, AUGEN, SCHLö–SSERN, GASTHAUS oder NEUES an den Seitenrändern nach wie vor die gleichen Bildinformationen beinhalten wie die alten Master, jedoch an Bildrändern oben und unten jede Menge Bildinformationen zusätzlich verloren gehen. Hierzu ganz am Ende dieses Beitrags nochmals der erläuternde Text von mir, den ich bei Erstveröffentlichung der neuen Master bereits schrieb. Ob Universum/Tobis diese Zusammenhänge zumindest für die Neuabtastungen wohl kennen und beachten werden
7) Auflistung der 14 von der Kirch-Gruppe gemasterten Edgar-Wallace-Filme und ihre Probleme:
1. Der Frosch mit der Maske
a) Im falschen Bildformat von 1:1,85 abgetastet
b) Kameraperspektive wird durch abgeschnittene Köpfe etc. nicht korrekt wiedergegeben
2. Der grüne Bogenschütze
a) Zu stark und falsch gemattet
b) Kameraperspektive wird durch abgeschnittenes Bild etc. nicht korrekt wiedergegeben
c) Falsche Musik bei der Verleihfanfare
3. Die toten Augen von London
a) Zu stark und falsch gemattet
b) Kameraperspektive wird durch abgeschnittenes Bild etc. nicht korrekt wiedergegeben (Blutspritzer im Vorspann am äußersten unteren Bildrand)
4. Das Geheimnis der gelben Narzissen
Annähernd korrekt abgetastet, könnte als einziger am ehesten so übernommen werden
5. Die Tür mit den sieben Schlössern
a) Zu stark und falsch gemattet
b) Kameraperspektive wird durch abgeschnittenes Bild etc. nicht korrekt wiedergegeben
c) Ob die Eingangssequenz tatsächlich fehlt, kann nur durch direkte Kontrolle und Sichtung allen Materials im Kopierwerk und des Negativs geprüft werden, was bisher nicht geschehen ist
d) Schlussmusik fehlt
6. Das Gasthaus an der Themse
a) Zu stark und falsch gemattet
b) Kameraperspektive wird durch abgeschnittenes Bild etc. nicht korrekt wiedergegeben
c) Fehlen der von der FSK zensierten Szene
d) Fehlen einer weiteren Szene, die im alten Master noch vorhanden war.
e) Fehlen der farbigen Tafel ENDE und der Schlußmusik
7. Der Zinker
a) Falsches Format von 1:2,21 statt 1:2,35
b) Evtl. fehlende Schlussmusik
8. Der schwarze Abt
Falsches Format von 1:2,21 statt 1:2,35
9. Das indische Tuch
Falsches Format von 1:2,21 statt 1:2,35
10. Der Hexer
a) Entspricht der Kinowelt-Fassung
b) Wurde damals von einer 35mm Theaterkopie und nicht vom Negativ gemastert
c) Ob die Eingangssequenz tatsächlich fehlt, kann nur durch direkte Kontrolle und Sichtung allen Materials im Kopierwerk und des Negativs geprüft werden, was bisher nicht geschehen ist
d) Fehlende Bildtafeln im Film
e) Fehlende Bildtafel am Ende
11. Das Verrätertor
a) Kirch-Master bisher nicht ausgestrahlt und auch mir nicht zugänglich geworden
b) Korrektes Bildformat fraglich
c) Fehlende Szenen der FSK-Zensur sehr fraglich
12. Neues vom Hexer
zu stark und falsch gemattet
13. Die blaue Hand
a) Angeblich neu gemastert (sehr fraglich
), jedoch bisher nicht ausgestrahlt und auch mir nicht zugänglich geworden
b) Fehlen der von der FSK zensierten Szene
14. Das Geheimnis der grünen Stecknadel
a) Offensichtlich wohl nicht vom Originalnegativ abgetastet, da nach internen Unterlagen der Film komplett synchronisiert worden sein soll: Prüfung notwendig
b) Schlechte Farbqualität
c) Zahlreiche fehlende Szenen, müßte unbedingt auf dem Negativ geprüft werden
Wie diese traurige Bilanz trotz meines Konzepts und meiner Bemühungen möglich ist, ist mir bis heute ein Rätsel
Bei den weiteren Faktoren beschränke ich mich auf drei Punkte:
1) Es scheint offensichtlich, daß der Vertrieb UNIVERSUM FILM mit aller Gewalt möglichst viele Wallace-Filme zeitgleich mit dem DVD-Start vom WIXXER auf den Markt werfen will. Dabei kann es nicht mehr um Qualität gehen, da beim vorliegenden Termindruck bereits die Wahrung des DVD-Standards der Hauptfilme nicht mehr möglich ist. Nur ein Umdenken bei der Terminplanung kann jetzt noch retten, was scheinbar nicht mehr zu retten ist ! Die Position der Tobis hierzu ist unklar. Man verfällt von einem Extrem ins andere: erst tut sich Jahre lang gar nichts, dann sollen alle Filme (!!!) innerhalb eines halben Jahres (!!!) erscheinen. Das Anliegen von Felix Wendlandt und der gute Ruf von Rialto wird komplett übergangen.
2) A und O einer guten Veröffentlichung wäre, die Ausgangsmaterialien im Kopierwerk SORGFÄLTIG zu checken. Das wurde seit Jahrzehnten nicht gemacht und ist in der verbleibenden Zeit auch nicht mehr möglich. Auch bei den verbleibenden Filmen nicht, die einen High-Definition-Transfer vom Negativ erhalten werden. Die langjährige Erfahrung zeigt, daß die Kopierwerks-Listen seinerzeit oft unvollständig und mißverständlich abgefasst wurden. Will man echte Entdeckungen machen und Gewißheit, muß jemand im Kopierwerk suchen, der weiß, wonach er suchen muß ! Kinowelt hat seinerzeit in allen Kopierwerksfragen tatkräftig unterstützt. Die Geyer-Listen der drei Kinowelt-Filme liegen mir heute noch vor...
3) Über Extras und Bonus-Material braucht man bei diesem Terminplan gar nicht mehr reden. Nach meiner Erfahrung wäre es schon ein an ein Wunder grenzendes Kunststück, 4-6 Filme in dieser knapp bemessenen Zeit bis November in guter Qualität und Ausstattung für DVD in vergleichbarem Kinowelt-Standard zu produzieren.
ERGO: Wenn der unverantwortliche Terminplan nicht über den Haufen geworfen wird können wir uns auf DVDs freuen, denen gegenüber die Polyband-Scheiben noch Meisterwerke waren. Dabei würde es durchaus genügen, in vernünftigen Abständen 3-4 Filme sorgfältig zu veröffentlichen, auf die man sich nach und nach freuen könnte.
ERGO 2: Gegen den WIXXER sind scheinbar alle Wallace-Mörder machtlos. Er ist tatsächlich DER Wixxer, da er indirekt dafür verantwortlich ist, daß die echten Klassiker nun wohl keine würdige Veröffentlichung erfahren werden. Es sei denn es geschieht noch ein Wunder in Gestalt von Felix Wendlandt...
ERGO 3: Das ist das Ende. Alles was ich in den letzten 10 Jahren in Sachen Wallace unternommen habe, wird durch diese DVDs wohl unausweichlich zu Nichte gemacht werden. Es ist traurig, daß man als Endkunde nicht mal dann Erfolg hat, wenn man lange Jahre hart für ein gutes Produkt gekämpft hat.
In diesem Sinne viele Grüße an alle Edgar-Wallace-Freunde und Feinde,
Christoph
Universum Film GmbH & Co. KG
Neumarkter Straße 28
81673 München
Telefon: 089-4136-9600
Telefax: 089-41 36-9871
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E-Mail:
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Vertrieb: Horst Soltysiak, Holger Nick, Walpurga Wolfbauer
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Pacelliallee 47
14195 Berlin
Tel.: 030 839007-0
Fax: 030 839007-65
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E-Mail:
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EXKURS: ÜBER DAS MASTERING WEICHER, NICHT ANAMORPHER BREITWANDVERFAHREN:
Vorrausschicken möchte ich, daß die nicht anarmorphen Breitwandverfahren von 1:1.66 bis 1:1.85 generell auf Matting beruhen. Diese Filme werden im Normalformat 1:1.37 aufgenommen, wobei Regisseur und Kameramann dann bei der Herstellung (im Idealfall) auf den entsprechenden Bildausschnitt achten, der letzten Endes bei der Kinoprojektion zu sehen sein soll. Überflüssige Bildteile werden bei der Vorführung also kaschiert bzw nicht berücksichtigt. Manchmal werden die Kopien dann schon direkt mit der Matte (also schwarzen Balken oben und unten) gezogen bzw schon das Negativ wird so aufgenommen.
Zusätzlich muß man über die Problematik des Overscans herkömmlicher TV-Bildschirme und der Fehler, die hierdurch beim Matting entstehen können, wissen. Alle herkömmlichen TV-Bildschirme verfügen über einen mehr oder weniger großen Overscan, d.h. es werden Bildinformationen an allen vier Seitenrändern verschluckt, die auf dem Master zwar vorhanden sind, aber eben auf dem Bildschirm unsichtbar bleiben. Jeder kann überprüfen, wie groß der Overscan seines Fernsehers ist, indem er eine DVD erst auf dem Fernsehgerät, dann auf dem Comptermonitor prüft. Denn Computermonitore stellen ohne Overscan dar.
Bei den Edgar-Wallace-Filmen war es so: DER FROSCH MIT DER MASKE ist nur vorgesehen zur Vorführung im Bildformat 1:1.37, also Normalformat, fällt also aus der Matting-Diskussion ganz heraus. Das TV-Bild wird nur durch den Overscan an allen vier Seiten beeinflusst.
Die Filme Nr. 2 bis 13 (chronologische Zählung also DER ROTE KREIS bis DER FLUCH DER GELBEN SCHLANGE) werden in den Werberatschlägen klassifiziert als "Normalformat - Breitwand spielbar". Dies bedeutet, daß den Filmen ein Matting bis 1:1.66 von der Inszenierung her nicht abträglich sein sollte. Das Original-Negativ ist jedoch in 1:1,37 und auch die Kinokopien wurden meist in 1:1.37 gezogen. Jedoch nicht immer. Das Praktische an diesem Verfahren war die problemlose Kompatibilität in allen Filmtheatern. In kleinen Kinos, die noch über keine breiten Leinwände verfügten, wurden die Filme im Normalformat vorgeführt. In größeren Filmtheatern mit Breitwand-Leinwand wurde einfach ein 1:1.66-Bildauschnitt der 1:1.37-Kopie in die Mitte der Leinwand projeziert, so daß ein Breitbild entstand, ohne daß dadurch wesentliche Bildauschnitte verloren gehen sollten, weil man dies vorher ja schon einkalkuliert hatte.
Aber: Hier ist es also durchaus fraglich, was man nun als das korrekte Bildformat ansehen will. Faktisch liefen die Filme seinerzeit in beiden Formaten, abhängig vom jeweiligen Kino. Ich bin mittlerweile zu der Überzeugeung gekommen, daß man bei den frühen Filmen aus der Ära vor Ultrascope wohl lieber auf das Matting verzichten sollte, weil man so einen freieren, übersichtlicheren und abgerundeteren Bildeindruck erhält. Und vor allem auch deshalb, weil durch den immensen Overscan schon unheimlich viel Bild verloren geht, was schon fast einem Matting entspricht (!).
Anders ist die Beurteilung wohl bei den Wallace-Filmen nach Rückkehr von Ultrascope zu Normalformat also ab DAS VERRÄTERTOR im Jahr 1964. Diese Filme waren von Anfang an ausschließlich auf eine Projektion im Format 1:1.66 ausgelegt; hierbei ist die Matte bereits auf den Filmstreifen mitkopiert, d.h. ein 1:1:37-Bild existiert bei diesen Filmen zumindest auf den Theaterkopien überhaupt nicht. Ob die Matte bereits auf den Negativen mit aufkopiert ist, entzieht sich im einzelnen meiner Kenntnis, war aber zumindest bei NEUES VOM HEXER und DER HUND VON BLACKWOOD CASTLE so.
Wenn die Filme 2-13 früher im Vollbild im Fernsehen gezeigt wurden, entsprach dieses 4:3-Bild somit entweder einem ungematteten Normalformat-Bild, in das gelegentlich aber durch Overscan stark hereingezoomt war bzw in den Fällen von Filmen, die von Kopien mit Matte gezogen wurden, einem innerhalb dieser Matte gewählten Bildausschnitt, wobei die Matte oben und unten dann aber vom Overscan (s.u.) verschluckt wurde. Das sieht dann auch wie Vollbild aus, obwohl oben (unsichtbar) die Matte auf dem Master ist. In beiden Fällen gehen also viele Bildinformationen an den Seitenrändern verloren.
Für die Filme ab VERRÄTERTOR, die im Fernsehen früher (nahezu) im Normalformat = Vollbild ausgestrahlt wurden, hatte man definitiv den 4:3-Bildauschnitt innerhalb der auf dem Filmstreifen aufkopierten Matte gewählt. Die Matte ist ja schon auf dem Negativ aufgenommen. Man kann diese Filme idR nicht "open matte" vorführen, wie die früheren Filme aus der Zeit vor 1963. Die Matte wird durch TV-Overscan verschluckt. Unterm Strich fehlen nur links und rechts Bildinformationen. Es sieht am Schirm annähernd wie Vollbild aus (z.B. altes gekürztes Master von NEUES VOM HEXER).
Als Referenz für ein absolut korrekt gemattetes 1:1.66-Bild, bei dem tatsächlich an allen 4 Seitenrändern nichts fehlt kann nur die DVD NEUES VOM HEXER von Kinowelt gelten. Hier wurde der 1:1.66-Auschnitt vom Negativ in die anamorphe 1:1.78-Codierung der DVD eingepasst, wodurch an den Seitenrändern links und rechts schwarze Balken entstehen, die jedoch durch den immensen Overscan auf den meisten Fernsehgeräten fast vollständig verschluckt werden und somit nicht mehr sichtbar sind. Vorteil: oben und unten mu0 nichts zusätzlich gemattet werden und man erhält trotzdem die anamorphe Auflösung. Dieses Verfahren nennt man Window-Boxing.
Anders die neu restaurierte Fassung von Premiere. Hier wurde direkt bis zu allen Seitenrändern abgetastet, dadurch entfällt durch den Overscan ein enormer Teil an Bildinformationen an allen vier (!) Bildseiten. Die Matte oben und unten wird also bereits vom Overscan verschluckt, so daß 1:1.66 auf dem herkömmlichen Fernsehschirm (nahezu) wie 4:3 aussieht (es sieht nur so aus !). Um nun auf ein (am TV-Schirm scheinbar korrekt sichtbares 1:1.66-Bildformat zu kommen wurde das Bild, das ja bereits in 1:1.66 war (nur wegen des Overscan sah es aus wie 4:3
) nun nochmals gemattet, so daß am Bildschirm ein 1:1.66-Sichtfenster entstanden ist, das der DVD von der Größe der Balken zwar gleicht, ihr gegenüber jedoch an allen vier Seitenrändern Unmengen an Bildinformationen vermissen läßt.
Diese Neuabtastung ist letztlich total unbrauchbar. Wers nicht glaubt möge bitte die DVD, den Premiere-Mitschnitt und die alte gekürzte VHS von NEUES VOM HEXER parallel laufen lassen und vergleichen. Ebenso verhält es sich natürlich bei den "restaurierten Fassungen" von z.B. DIE TOTEN AUGEN VON LONDON, DIE TÜR MIT DEN 7 SCHLö–SSERN, DAS GASTHAUS AN DER THEMSE usw. Der Bildausschnitt ist nicht größer, sondern in Wirklichkeit kleiner geworden; die Informationen an den Seitenrändern fehlen nach wie vor, die Matte wird vom Overscan verschluckt und zusätzlich wurden oben und unten weitere Bildinformationen sozusagen doppelt gemattet. Dies kann nur dadurch vermieden werden, indem man links und rechts mit schwarzen Balken im Window-Boxing-Verfahren abtastet.
Dies ist bis heute jedoch immer noch weitgehend unüblich. Frau Romey war für die 3 Kinowelt-DVDs seinerzeit auf meine Inititaive hin so verfahren und diese Abtastung stellt in ihrer Art leider ein Unikat dar. Auch wer ABT und HUND auf dem Computer-Monitor prüft, wird feststellen, daß diese DVDs einen schwarzen Rahmen aufweisen, den man am TV-Schirm aber nicht oder kaum sieht. Nur diese 3 DVDs beinhalten die Filme absolut so und ohne jede Beschneidung, wie sie auch auf den Original-Negativen vorliegen.
Ich konnte damals nicht mehr tun, als bei Kirch Media nachdrücklich hierauf hinzuweisen. Natürlich hat man es nicht gemacht. Weitgehend korrekt ist hingegen das neue Master von DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN obwohl nur in 4:3: hier fehlen nämlich oben und unten nur die Bildinformationen, die man theoretisch matten könnte, echter Verlust an Bildinformationen entsteht nur an den Seitenrändern, die durch den Overscan verlorengegangen sind.
Ich hoffe nun, daß ich die komplizierten Aspekte der Formatfrage unter Berücksichtigung der korrekten Darstellung auf dem TV-Bildschirm halbwegs verständlich machen und hier einmal abschließend klären konnte.
Aus ästhetischen Gründen (und weil die Filme so auf dem Negativ vorliegen und auch vorgeführt wurden) plädiere ich eher dafür, die Filme bis FLUCH DER GELBEN SCHLANGE lieber im Normalformat für Neuabtastungen zu überspielen, mit schwarzem Rahmen zur Vermeidung des Overscans. Will man dennoch in 1:1,66 anamorph abtasten, dann im Window-Boxing-Format, da ein (vermeintlich) korrekter Bildausschnitt auf dem Fernsehschirm wegen des Overscans grundsätzlich nur durch doppeltes Matting erzielt werden kann. Und das wirkt sich verheerend aus !
Mit anderen Worten: vom Bildformat her waren die alten Kirch-TV-Master unter Berücksichtigung der Divergenz von Master und Overscan korrekter und besser als die Neuen. Ein echtes (voll sichtbares) 1:1.66 bzw 1:1.85-Bild ist nur durch Abtastung mit schwarzen Balken links und rechts zu erzielen. Die Kinowelt-DVDs waren in dieser Hinsicht wirkliche Perlen und es ist im Moment leider sehr zu bezweifeln, ob man nochmals in den Genuß kommen wird, einen Film wirklich ohne jeden Verlust so sehen (!) zu können, wie er auf den Originalnegativen vorliegt.
FAZIT: Falsches und leichtfertiges Matting ist ebenso verheerend, wie Scope-Filme im Normalformat zu überspielen
!!!
Zitat Ende!