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Verfasst: Di 23.05.2006, 20:49
von caro31
Sooo... mußte mich zwar etwas treten, um noch in die Tasten zu hauen, aber hier kommt nun die Rezi zur ersten Folge:

Rettungskreuzer Ikarus - erste Eindrücke

Gestern Nacht war es endlich soweit: eine neue SciFi-Hörspiel-Serie ohne Perry Rhodan oder Commander Perkins am Ruder startete zum Anflug auf meine Gehörgänge. Zeit wurde es definitiv, dass endlich mal jemand sich daran machte, ein knackiges reinrassiges Weltraumabenteuer zu produzieren. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung, die durch vielversprechende Ausschnitte noch weiter angeheizt worden war - und natürlich blieb auch die Skepsis, ob die neue Serie wirklich funktionieren würde...

Raumkreuzer Ikarus basiert auf einer im Kleinverlag erscheinenden Romanserie des (Ex-)Fan-Autoren Dirk van den Boom, der schon seit jeher durch eine stimmungsvolle und rasante Schreibe glänzen konnte. So ist denn auch diese Serie (zumindest in der Hörspielbearbeitung, denn die Romane habe ich nie gelesen) eine Weltraumabenteuerserie reinsten Wassers; ohne Schnörkel und Technik-Firlefanz-Blahblah. Definitiv ist das ganze also eher etwas für die Freunde von Raumschiff Orion und Captain Kirk, als für die des pseudophilosophischen Geseieres und Technikblahblahs der neueren Star Trek-Serien ;D

In der ersten Folge, treffend "Die Feuertaufe" betitelt, findet sich eine bunt zusammengewürfelte Crew zusammen, um ihren Dienst an Bord eines abgetakelten alten Raumkreuzers anzutreten. Dieser Kreuzer, die "Ikarus" soll anscheinend der erste Teil eines galaktischen Rettungskommandos werden, das in Not geratenen Raumschiffen helfen soll. Doch das edle Unterfangen hat üble und mächtige Feinde, die im Hintergrund Ränke schmieden. Insbesondere ein Ober-Schurke, der nur "Der Fette" genannt wird, trachtet danach, das ganze Projekt scheitern zu lassen. Durch seine Intrigen ist die Ikarus auch alles andere als gut ausgestattet - und ihre Besatzung besteht aus Typen, die für einen Raumschiffjob alles geben würden und denen das Geld nicht so wichtig ist.
Roderick Sentenza, der Kommandant der Ikarus, hat in seiner militärischen Raumpilotenkarriere ein paar Vorschriften zu viel mißachtet und wurde auf Lebenszeit von Dienst suspendiert. Und auch die anderen Charaktere haben entweder dunkle Geheimnisse oder Macken, die ihre Jobsuche nicht gerade vereinfachten. Navigator ist gar ein Android, da diese kaum Lohnkosten verursachen. Als Praktikant hat man einen naseweischen Busch mit an Bord, der sich schon sein ganz eigenes Bild von seinen primitiven menschlichen Kameraden gebildet hat ;)

Kaum ist die Ikarus bemannt, da geistert auch schon der erste mysteriöse Notruf durch das All: Ausgerechnet auf einem Methan-Atmer-Raumschiff ist eine Horde genetisch zu grauenhaften Kampfmaschinen mutuierter Kampfstiere ausgebrochen und dabei, die gesamte Besatzung des Frachters zu töten. Sentenza und seine kaum eingespielte Crew brausen durch das Raumtor und erreichen ein Schiff voller Leichen. Sie merken bald, dass sogar ihre Kampfroboter nur bedingten Schutz bieten. Doch die wahre Gefahr lauert ganz woanders, denn plötzlich aktivieren sich die Schiffe des Frachterwracks und das Schiff droht samt den Leuten der Ikarus in die Sonne zu stürzen!

Ohne große Umschweife: Rettungskreuzer Ikraus macht wirklich Spaß! Ohne Längen geht es hier gleich zur Sache, spannende Aktion von Anfang bis Ende. Dabei wird das ganze stets mit einem angenehmen Augenzwinkern serviert; insbesondere die Kommentare des Buschwesens über die psychologischen Untiefen seiner menschlichen Genossen sind wirklich pointiert und reizen zum schmunzeln. Die Sprecher sind großartig gewählt und überzeugen durch die Bank. Ingo Albrecht als Kommandant Roderick Sentenza hätte auch einen exzellenten Perry Rhodan abgegeben +++ Helmut Krauss meistert seine Doppelbesetzung als Erzähler und "Der Fette" ebenfalls grandios; ich empfand die Doppelverwendung auch in keiner Weise als störend, da Krauss es versteht, beide Rollen deutlich unterschiedlich anzulegen. Auch Spomngebob Santiago Ziesmer zu lauschen, macht defintiv Freude, sehr gut besetzt!

Ein absoluter Ohrenschmaus ist auch die grandiose Musik, mit der Komponist Dennis Rohling das Hörspiel untermalt - da wünscht man sich glatt eine Soundtrack-CD zur Serie! Abwechslungsreich, symphonisch und einfach sehr sehr wohlklingend - viel, viel besser als erwartet! Ebenfalls von guter Qualität sind die Soundeffekte, wenngleich diese nicht ganz die Klasse der Musik erreichen können.

Nun zu den wirklich kleinen Macken, die mir in der Pilotfolge auffielen, die aber den Genuß wirklich nicht trübten. Aber sonst heißt es ja wieder, Ralo jubelt alles in den Himmel ;D
Teilweise ist das Hörspiel leider etwas zu spärlich mit Soundeffekten unterlegt, etwas mehr "Ping!" in der Zentrale oder etwas mehr Außengeräusche auf dem Planeten hätten es schon sein dürfen. Der Beifall im Gerichtssaal am Anfang wirkte eher wie eine Notlösung, als wie das wirklich optimale Sample für diese Szene ;) Gerade zu Anfand fiel mir auf, dass der Erzähler in einem "akustischen Vakuum" spricht; d.h. es gibt weder Musik noch Geräusche wenn er erzählt, wodurch die Erzählparts etwas wie "Fremdkörper" auf mich wirkten. In späteren Szenen, wenn seine Texte auch von gedämpfter Musik unterlegt waren, wirkte das ganze akustisch mehr wie aus einem Guß. Bei den Sprechern fiel mir niemand negativ auf, wenngleich der Herr Regisseur in der Rolle des Bordarztes noch ein paar deutliche Unsicherheiten aufwies; nichts wirklich schlimmes, aber ganz in der Liga der übrigen Profis spielt Dennis da noch nicht ;) Auf die starke Stimme des Kommandanten war ich ja schon eingegangen - etwas befremdlich wirkte auf mich nur sein manchmal recht deutliches "nach Luft schappen" - vielleicht sollte das Studio etwas besser belüftet werden ;D
Seltsam "angehängt" erschien mir die kurze Sequenz am Ende mit dem Raumboot, die irgendwie nicht ganz die Klasse des übrigen Hörspiels hatte... irgendwie wirkte die Besatzung da seltsam emotionslos angesichts der Todesgefahr... da wäre meines Erachtens doch etwas mehr Dramatik rauszuholen gewesen.

Wie auch immer: Die kleinen Schwächen fallen so gut wie nicht ins Gewicht und dürften vielen Hörern wohl garnicht zu Bewußtsein kommen. Das erste Abenteuer der Ikarus ist ein herrlicher Einstand und ich behaupte einfach mal, dass diese Serie durchaus das Zeug zum Hörspiel-Kult hat. Wieviel Herzblut alle Beteiligten in das Projekt gesteckt haben, wird immer wieder spürbar - da geht man gern mit dem Raumkreuzer auf die Reise zu den Sternen. Deutlich besser als die Eins-A-Medien "Perry Rhodan"-Hörspiele (außer dem Atlan/Traversan-Zweiteiler) gefiel mir bereits diese erste Folge, und mehr Pepp als "Das Sternentor" hat sie auch. Raumkreuzer Ikarus macht Spaß und landet mit Sicherheit bald wieder in meinem CD-Player, auf die weiteren Folgen freue ich mich jetzt schon +++ +++

Wer knackige Weltraumabenteuer in erstklassiger Umsetzung mag, sollte nicht zögern und sich das/die Scheibchen besorgen!

Verfasst: Mi 24.05.2006, 07:08
von caro31
So, gestern nacht gab's gleich den zweiten Teil: "Das weisse Raumschiff" :klatsch:
Gegenüber der Einstiegsfolge wird hier die Qualität noch ein ganzes Stück gesteigert; von den in meiner Rezi angesprochenen Kritikpunkten ist hier so gut wie nichts mehr spürbar (nur die Atmung des Kapitäns macht mir weiter etwas Sorgen :wink: Außerdem ist die seltsam "abgehackte" Sprechweise (Satz - Pause - Satz - Pause), in der Helmut Krauss seine Erzählersätze präsentiert, für mich immer noch etwas gewöhnungsbedürftig :roll:
Dafür wirkt das zweite Hörspiel noch ein ganzes Stück runder, als Folge 1. Dennis spricht seinen Dr. Anande jetzt auch deutlich überzeugender +++ Überhaut gebührt der (Regie/Schnitt-)Leistung großer Respekt, denn es gelingt, die einzelnen Stimmen wirklich zu Gesprächspartnern werden zu lassen, klasse gemacht! :D +++ Da könnte sich Maritims "Sternentor"-Saga ein paar Scheiben von abschneiden.
Auch die Geschichte um ein lebendes Alienraumschiff im Asteroidenfeld, hat diesmal mehr Schmackes als die doch etwas banale erste Geschichte. Wohliges Gruseln, Rätselraten, Intrigen, ein gefährlicher Flug durchs Asteroidenfeld, verbrecherische Geheimbasen und Hyperenergietorpedos - Herz, was willst Du mehr? :-P +++
Dazu noch ein paar erstklassige Gaststimmen, deren Wiederhören mich wirklich sehr freute, ein durchgängiger Spannungsbogen und ein mittlerweile in die Rollen perfekt hineingewachsenes Stammsprecherteam! Wer da als SciFi-Fan nicht zuschlägt, ist wirklich selber schuld :wink:

Hier noch kurz die Wertungen (für alle,denen mein Geschreibsel zu lang ist):
Rettungskreuzer Ikarus I - Die Feuertaufe +++
Rettungskreuzer Ikarus II - Das weisse Raumschiff +++ +++ 1/2



Kongula-Wertungslegende:
--- --- schlecht
--- nur für Komplettisten
--- +++ mittelmäßig, zwiespältig
+++ gut
+++ +++ sehr gut
+++ +++ +++ herausragend
+++ +++ +++ +++ Meisterwerk
1/2 für zwischen zwei Bewertungen

Verfasst: Mi 24.05.2006, 13:56
von Ashitaka
ralo31 hat geschrieben:die Atmung des Kapitäns macht mir weiter etwas Sorgen :wink:
Vielleicht musste er immer an Darth Vader denken :mrgreen:
Meine CD's sind tatsächlich heute schon eingetrudelt. Vielen Dank, dann kann es ja losgehen :lol:.