Rezension: Mark Brandis - 20 - Sirius-Patrouille II
Verfasst: So 11.03.2012, 17:16
Mark Brandis - 20 - Sirius-Patrouille II
Zum Inhalt:
Nachdem Commander Brandis bei einem Überfall lebensgefährlich verletzt wurde, übernimmt Major Degenhardt das Kommando. Unerbittlich treibt er die Mannschaft an, um das fremde Raumschiff aufzuspüren. Als es schließlich soweit ist, kann die Besatzung vor Erschöpfung kaum noch aufrecht stehen. Es kommt zu einem kurzen, harten Kampf, bei dem beide Parteien schwere Schäden davontragen, ohne daß es einen Sieger gibt. Doch Degenhardt will nicht zurückstecken.
Zur Produktion:
Der zweite Teil der Sirius-Patrouille setzt genau dort ein, wo der erste endete, und somit wird der Hörer mitten ins Geschehen versetzt. Erstaunlicherweise würde das Hörspiel auch als Einzelfolge durchaus funktionieren, da die Ereignisse aus der letzten Folge im Verlauf der Handlung noch einmal kurz angesprochen werden. Obwohl der Beginn durchaus rasant ist, verliert das Ganze leider schnell an Tempo. Statt aus der ohnehin dünnen Story ein kurzes aber knackiges Weltraumabenteuer zu machen, verliert sich Balthasar von Weymarn auch hier wieder in nebensächlichen Details, die noch nicht mal neue nformationen über die agierenden Personen oder deren Motivation liefern. Die Auflösung der Geschichte geht zwar formal in Ordnung, doch der Auftritt von Commander Brandis gegen Ende erscheint sehr unwahrscheinlich. Für mein Empfinden wäre das Hörspiel viel interessanter geworden, wenn man einen Nebenaspekt der Geschichte, den möglichen Krieg zwischen Republiken und Union aufgrund der Vorfälle um die Sonden, deutlicher in den Vordergrund gestellt hätte. So aber verwirkt dieser Punkt im Laufe des Hörspiels viel zu sehr seine Bedeutung, um dann kurz vor Schluß noch glaubwürdig als eigentliches Problem entfaltet werden zu können. Positiv hervorzuheben sind dagegen die pfiffigen Dialoge und Lt. Torrentes Einsatz mit der Machete, der durchaus Anlass zum Schmunzeln gibt.
So sehr ich auch mit der Geschichte an sich hadere, so begeistert bin ich nach wie vor über das Sounddesign und die Musik von Joachim-C. Redeker, dem zweiten "Kopf" von Interplanar. Die vielfältigen technischen Geräusche, wie das des Systemabfalls oder des Alarms, welches zwar drängend ist, aber, im Gegensatz zu sonstigen Sirenen, überhaupt nicht nervt oder unangenehm in den Ohren klingt. Ich hab mich schon immer gefragt, wie jemand vernünftig auf Gefahrensituationen reagieren soll, während dabei ein ohrenbetäubendes Geschrille zu hören ist. Lediglich die Schrittgeräusche auf dem metallenen Boden des Raumschiffs haben mir an einer Stelle nicht gefallen. Aber in dieser Hinsicht bin ich wahrscheinlich etwas empfindlich. Davon abgesehen gibt es für mich nichts zu bemängeln, und die Verbindung von Geräuschen, unterlegt mit sphärischen Klängen, schafft eine perfekte Science Fiction-Atmosphäre. Ebenso souverän hören lassen kann sich der Schnitt, für den beide Macher verantwortlich sind. Das Wort "Schnitt" passt hier auch eigentlich nicht, da die Szenen größtenteils dermaßen sanft ineinander übergehen, daß der Eindruck ensteht, alles sei aus einem Guss.
Zu den Sprechern:
Felix Isenbügel(Martin Seebeck) hat sich anscheinend in seine Rolle gefunden, denn diesmal agiert er mit sehr viel mehr Emotionen und kann das Entsetzen über Brandis' Verwundung oder seine Faszination für die Weltraumtechnik glaubhaft rüberbringen. Martin Keßler(Lt. Pablo Torrente) läßt wieder gekonnt die eine oder andere Stichelei ab, und David Nathan(Cpt. Grigori "Grischa" Romen) besticht mit seiner Darstellung des total erschöpften Offiziers, auf den man sich trotzdem immer verlassen kann. Claudia Urbschat-Mingues(Dr. Rebecca Levy) ist einfach großartig als hektische, ein wenig bestimmende Ärztin, die um das Wohlergehen ihres Patienten so besorgt ist, daß sie auch nicht davor zurückschreckt, gegenüber Vorgesetzten deutliche Worte zu finden. Ihr Spiel wird nur noch von Thomas Schmuckert(Maj. Degenhardt) als pflichtbesessenem Befehlshaber übertroffen, der seine Mannschaft gnadenlos schleift. Dessen herrischer Ton, gepaart mit Herablassung, macht seinen Charakter so passend unsympathisch wie nur möglich. Martin Wehrmann(Lt. Iwan Stroganow) hat in dieser Folge erfreulicherweise etwas mehr Text, und es gelingt ihm mühelos, den besorgten Freund darzustellen. Michael Lott(Cmdr. Mark Brandis) beweist einmal mehr sein großes Können. Egal ob er nur vor sich hin stammelt oder aber mit kaum unterdrückter Wut schwerverletzt noch verbale Attacken hervorstößt, die Intensität seiner Darstellung zieht den Hörer sofort in ihren Bann. Den Abschluß der Stammsprecher bildet Mira Christine Mühlenhof(Bordsystem CORA), die es mit ihrer angenehmen Stimme schafft, die neutrale sprechweise einer Maschine perfekt nachzuahmen. In weiteren Nebenrollen kommen Martin May(Cpt. Esko Tuomi) als leicht erschöpfter, aber dabei immer freundlicher Gesprächspartner, Tanya Kahana(Lt. Louise Demnitz) mit ihrer knappen, eher sachlichen Art und Matthias Brodowy(Cpt. Harbatkin) in seiner Rolle als von den Ereignissen erschütterter Pirat zu Wort.
Last but not least ist noch Luis A. Abril Romero(Cpt. Yun Haneul) zu nennen, dessen Sprechstil mich an einen souveränen Ostsoldaten erinnert.
Fazit:
Auch wer den ersten Teil nicht haben sollte, kommt hier auf seine Kosten, sofern er bereit ist, über die schwache Story hinwegzusehen.
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