Rezension: Mark Brandis - 28 & 29 - Die Zeitspule
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Rezension: Mark Brandis - 28 & 29 - Die Zeitspule
Mark Brandis - 28 & 29 - Die Zeitspule
Zum Inhalt:
Noch immer leidet die Erde unter der Verdunklung durch den Staub des gesprengten Asteroiden Ikarus. Der Anbau von Getreide ist so gut wie unmöglich, und die Menschheit hungert. Da die Raumnotretter, aufgrund von Ressourcenknappheit, ihren Dienst vorläufig einstellen müssen, beschließt Mark Brandis, seinen ehemaligen Vorgesetzten John Harris auf der Venus zu kontaktieren. Der Besuch verläuft zwar ergebnislos, allerdings wird Brandis anschließend entführt und gezwungen, nach den auf Ikarus geborgenen, außerirdischen Artefakten zu suchen. Da niemand von seinen Absichten erfahren darf, erweckt er den Eindruck, er wolle den sogenannten 'Gregoriusweizen' aufspüren. Diese Weizenart war vor vielen Jahren entwickelt worden, um auch unter arktischen Bedingungen zu wachsen und wäre die Lösung für den momentanen Nahrungmittelmangel. Das einzige Problem: Der genetische Code des Weizens ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Bei seinen Nachforschungen entdeckt Brandis, daß sich sein ehemaliger Lehrer Prof. Smirnoff nach wie vor mit dem Phänomen Zeit beschäftigt und zuletzt an einer Maschine gearbeitet hat, mit der man in die Vergangenheit sehen kann. Doch unbemerkt von Brandis und dem Erpresser, agiert noch eine dritte Partei im Hintergrund, mit der es am Ende zu einer dramatischen Konfrontation kommt.
Zur Produktion:
Während es sich bei den letzten fünf Folgen von Mark Brandis um Einzelveröffentlichungen handelte, hat Interplanar diese Geschichte wieder auf zwei CDs verteilt. Das ist zwar weniger gut für den Geldbeutel, aber dafür gibt es gleich doppeltes Hörvergnügen. Mark Brandis war ja noch nie zum bloßen "Nebenbei-Konsumieren" geeignet, und auch diesmal muss man sich entsprechend konzentrieren, um der von Balthasar v. Weymarn (nach Motiven des Romans von Nikolai v. Michalewsky) verfassten Handlung folgen zu können. Zeitreisen faszinieren die Menschheit schon seit Jahrhunderten, aber da das Konzept, sich in der vierten Dimension zu bewegen, durch die möglichen Konsequenzen immer wieder zu Paradoxen führte, gab es selten einen anspruchsvollen Ansatz zu der Thematik. Erfreulicherweise ist das hier anders. Statt dem Hörer eine Zeitmaschine im Sinne von H.G. Wells vorzusetzen, schafft Professor Smirnoffs Maschine "lediglich" eine Art Zeitfenster, in dem man sich beliebig lange aufhalten kann, um dann wieder genau an derselben Stelle in die eigene Gegenwart zurückzukehren. Derart begrenzt dargestellt, wird das Thema "Zeitreise" auch nicht zentraler Punkt, sondern nur Teilaspekt des Hörspiels, dessen Hauptaugenmerk auf den titelgebenden Helden und seine Interaktion mit der Umwelt gerichtet ist. Balthasar v. Weymarn entwickelt die Handlung unter stetiger Steigerung des Tempos, wobei er sie im ersten Teil schrittweise aufbaut und dann im zweiten actionreich zu Ende führt. Dadurch kommen alle SF-Fans auf ihre Kosten: Diejenigen, welche es inhaltlich etwas anspruchsvoller mögen, aber auch die, bei denen es einfach nur "krachen" muss. Was mich ja stets aufs Neue begeistert, ist die komplexe Ausarbeitung des Mark Brandis-Universums. So gibt es auch in dieser Folge wieder Bezugnahmen auf vorangegangene Abenteuer und Charaktere, die schon längst in den Hintergrund getreten waren und nun plötzlich wieder aktuell werden, wie beispielsweise Cmdr. Elmar Busch aus der "Triton-Passage".
Sounddesign und Musik von Jochim-C. Redeker haben mich diesmal ziemlich überrascht. Natürlich kommen die Geräusche der startenden und landenden Raumschiffe, der sich schließenden Schotts und ähnlich futuristische Töne wie gewohnt zum Einsatz, aber dennoch wirkt das Ganze akustisch etwas anders als sonst. Das liegt wohl hauptsächlich an der Art und Weise, wie die Geräusche eingespielt werden. Während die vorgenannten Sounds eher nebenher untergemischt sind, liegt die Betonung eindeutig auf irdischeren Tönen, wie dem Geklapper von Besteck und Geschirr, den Schrittgeräuschen oder dem pfeifenden, arktischen Wind. Gleiches gilt auch für die Musik, welche weniger Science-Fiction-betont als üblich ausfällt. Statt langgezogene Synthesizer-Töne in den Vordergrund zu stellen, gibt Redeker diesmal dem Klavier und eher gewohnten Melodien den Vorzug. Im Zusammenspiel mit der Handlung, löst dieser Klangteppich streckenweise unwillkürlich Assoziationen zum 'Film Noir' bzw. "Blade Runner" aus, ein Aspekt, der mir persönlich sehr gefallen hat.
Zu den Sprechern:
Andreas Conrad(Folke Ericsson/General Alfred Dreyer) kommt zwar gleich in zwei verschiedenen Rollen zum Einsatz, das fällt aber überhaupt nicht negativ auf, da er in der Lage ist, jedem Charakter eine eigene Stimme zu geben. Davon abgesehen, bleibt sein erster Auftritt als zu Tode geängstigter Mann zu Beginn des Hörspiels, dermaßen kurz, daß man ihn schon vergessen hat, bis Conrad am Ende des zweiten Teils als ungehaltener, selbstsicherer Offizier wieder erscheint. Gerhart Hinze(John Harris) ist erneut großartig in seinem dezenten Spiel des auch in Krisensituationen immer sachlich bleibenden Direktors, der Mark Brandis unterstützt, wo er kann. Ebenso überzeugend wirkt Dorothea Anna Hagena(Ruth O'Hara), deren sanfter Stimme man die Liebe zu Mark Brandis in jedem Satz anhört. Sprecherisches Highlight ist für mich aber Michael Lott(Mark Brandis), und das nicht nur, weil er den umfangreichsten Text hat. Egal, ob er sich aufregt und wütend herumschreit oder besorgt an seine Frau denkt, er klingt immer vollkommen natürlich. Besonders viel Spaß machen dabei die humoristischen Einlagen, wie die Szene, in der er vorgibt, ein durchschnittlicher Pilot zu sein und dann seinen Text mit der Betonung eines Linienpiloten der LTU zum Besten gibt, oder die, in der er kleinlaut seinem ehemaligen Lehrer gegenübersteht. Oliver Rohrbeck(Walter Hildebrand) spielt erneut den pfiffigen Reporter, der Brandis gern unterstützt, und wenn ich Wolf Frass(Prolog) höre, bin ich jedesmal so begeistert, daß ich mir wünsche, es gäbe auch noch einen von ihm gesprochenen Epilog. Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir Reinhard Scheunemann(Leo S. Smirnoff) als freundlicher, älterer Professor, der etwas schulmeisterlich wirkt und es sich nicht nehmen lässt, seinen inzwischen berühmten Schüler zu necken. Martin Wehrmann(Lt. Iwan Stroganow) ist klasse als Brandis' treuer Freund, der auch in angespannten Situationen einen kühlen Kopf bewahrt, und André Beyer(Leonardo Assante) versteht es, seiner Stimme einen verschlagenen Unterton zu geben. In weiteren Nebenrollen treten auf: Peter Groeger als ruhiger, vollkommen ratloser Bibliothekar, Richard Barenberg, in der Rolle des aufgeregten Cpt. Lensmann, der Brandis um Unterstüzung bittet. Balthasar v. Weymarn(Lt. Svensson) agiert genauso dienstlich und reserviert, wie Stefan Peters(Magnus Sauerlein) als Assistent von Harris. Claudia Urbschat-Mingues(Dr. Rebecca Levy) verkörpert die nachdenkliche, von den Vorschriften genervte Ärztin, und Mira Christine Mühlenhof(Bordsystem Cora) ist wie immer perfekt als emotionslose Computerstimme. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll Thomas Nero Wolff(Friedrich Chemnitzer), der den brutalen Gefängnisinsassen mit passend harter Stimme spricht. Ohne direkte Rollenzuordnung bleiben Melanie Blenke, Jens Gümmer, Anja Jaramillo, Michael-Che Koch, Christine Pollack, Jochim-C. Redeker, Hakan Turan, Hanna Ziemens, Carsten Litfin, Werner Möhring, Ruven Rintelmann und Christof Wobst. Ihre Stimmen werden in Form von Durchsagen, Dienstpersonal und anderen Kleinstauftritten eingesetzt.
Fazit:
Zweiteiliges SF-Hörspiel, das auf ganzer Linie zu überzeugen weiß.
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Re: Rezension: Mark Brandis - 28 & 29 - Die Zeitspule
Bei mir kam nur Teil 2 heute an...
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