Rezension: Mark Brandis - 31 - Geheimsache Wetterhahn
Verfasst: Mo 13.04.2015, 19:35
Mark Brandis - 31 - Geheimsache Wetterhahn
Zum Inhalt:
Zur allgemeinen Überraschung wird der ehemalige General Dreyer zum Nachfolger des ermordeten Präsidenten Hastings gewählt. Alfred Dreyer gilt eigentlich als Hardliner, tritt jedoch als Politiker gemäßigt auf. Mark Brandis hat indessen ganz andere Sorgen. Seine Raumnotretter können kaum noch agieren, da eins ihrer Schiffe beschlagnahmt wurde und ein weiteres, die "Martin Luther King", über Ozeanien abgestürzt ist. Da sich sein ehemaliger Vorgesetzer und Freund John Harris offiziell nicht einmischen darf, beschließt Vormann Brandis, selbst dorthin zu fliegen, um die Absturzursache und den Verbleib seiner Mannschaft zu klären.
Zur Produktion:
Unerbittlich neigt sich die Serie 'Mark Brandis' ihrem Ende zu, denn "Geheimsache Wetterhahn" dürfte aller Voraussicht nach der vorletzte Teil sein. Ich formuliere das hier mit Absicht so vage, da sich das Label Interplanar, in seiner üblichen Ankündigung der nächsten Folge ("Der Pandora Zwischenfall") am Ende des Hörspiels, nicht dazu äußert. Aber selbst wenn "Der Pandora Zwischenfall" den Abschluss der Reihe bilden sollte, kann sich der geneigte Fan mit der ebenfalls ausgezeichnet gemachten Ablegerserie "Raumkadett Mark Brandis" trösten.
Doch zurück zum aktuellen Hörspiel: Balthasar v. Weymarn, der das Manuskript nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai v. Michalewsky verfasst hat, übertrifft sich hier wieder einmal selbst. Der Hörer bekommt gut 75 Minuten wirklich allerfeinste SF-Unterhaltung geboten, und die Geschichte wird dermaßen spannend erzählt, daß die Zeit regelrecht verfliegt. Besonders gelungen finde ich den Schluß. Es hätte sich zwar inhaltlich angeboten, das Ganze mit einem größeren Kampf enden zu lassen, stattdessen setzt v. Weymarn aber auf leise Töne, deren bittere Wahrheit nur umso eindringlicher wirkt.
Auch wenn die Bereiche Produktion, Regie und Schnitt von Balthasar v. Weymarn und Jochim-C. Redeker gemeinsam betreut werden, ist es Redeker, der für das Sounddesign und die Musik verantwortlich ist. Neben der bekannten, eingängigen Titelmelodie haben es mir diesmal besonders die, meiner Meinung nach, extrem coolen Stücke zwischen den Szenen angetan. Denn zusätzlich zu den üblichen wabernden Synthesizersounds werden treibende, Beat-lastige Melodien eingespielt, die das Geschehen noch rasanter erscheinen lassen.
Die Geräuschkulisse ist wie üblich perfekt auf die einzelnen Szenen abgestimmt. Hierbei sticht vor allem die Urwaldszene hervor, da die Vielzahl der gleichzeitig ertönenden, unterschiedlichen Tierlaute für ein exaktes akustisches Abbild sorgt. Aber auch die SF-Sounds können sich hören lassen, wobei hier besonders die klangliche Umsetzung der Schallwaffe und die Cyborgs im Gedächtnis bleiben.
So sehr ich die Arbeit von Jochim-C. Redeker schätze und so wenig mein nachfolgender Krtikpunkt die hervoragene Leistung insgesamt schmälern soll, muss ich doch einen Kritikpunkt anbringen. Wahrscheinlich wird es außer mir kaum jemanden stören, aber was Laufgeräusche angeht, bin ich sehr empfindlich, da es mich einfach nervt, wie absolut unnatürlich diese oft klingen. Entweder man hat den Eindruck, die Person laufe auf der Stelle, oder das Ergebnis wirkt erst gar nicht wie Schritte. So schlimm ist es hier zwar nicht, aber leider auch keineswegs gut gelöst.
Zu den Sprechern:
Nach wie vor finde ich es sehr löblich, daß Interplanar auch die Sprecherinnen und Sprecher aufführt, die nur in Einspielungen zu Wort kommen. Das zeugt von Respekt und gibt dem Hörer in diesem Fall die Gelegenheit, Dorothea Lott(Ruth O'Hara), Uwe Jellinek(Col. Igor Rublew) und Rüdiger Evers(Dr. Egon Mildrich) stimmlich zuzuordnen. Mira Christine Mühlenhof(Bordsystem Cora) ist wieder sehr gut als neutrale Computerstimme, und auch Gerhart Hinze(John Harris) trifft in der Rolle des nachdenklichen Freundes, dem leider die Hände gebunden sind, den richtigen Ton. Thomas Nero Wolff(Friedrich Chemnitzer) tritt nur kurz aber prägnant als unsicherer Politiker in Erscheinung, während der Fokus zurecht auf Andreas Conrad(General Alfred Dreyer) liegt, der seinen Part als egoistischer, machthungriger Politiker perfekt intoniert. Martin Keßler(Lt. Pablo Torrente) macht wieder viel Spaß als lässiger Freund von Mark Brandis, und der von Wolf Frass vorgetragene Prolog schafft es selbst nach 31 Folgen noch, bei mir eine Gänsehaut zu erzeugen. Auch wenn es vielleicht nicht ganz fair den anderen Sprechern gegenüber ist, aber Michael Lott(Cmdr. Mark Brandis) hat mir diesmal einfach am besten gefallen. Egal was die Rolle ihm abverlangt, Lott spielt jede Emotion mit äußerster Überzeugungskraft. Als er Torrente anbrüllt, hatte ich im ersten Moment tatsächlich den Eindruck, er wäre sauer. Ebenfalls sehr gut sind auch Wolfgang Kaven(Henri Villiers) als bedächtig sprechender, kluger Ratsvorsitzender der Weisen und Martin May(Cpt. Esko Tuomi) als ehemaliger Raumnotretter, der jetzt für die Regierung arbeitet. Stefan Peters(Magnus Sauerlein) agiert wie gewohnt geschäftig und dienstbeflissen. Es zahlt sich aus, daß Interplanar darauf achtet, ausländische Charaktere grundsätzlich nur mit Sprechern zu besetzen, die den entsprechenden Akzent entweder durch ihre Herkunft sowieso in der Stimme haben oder in der Lage sind, ihn glaubhaft nachzuahmen. Fang Yu(Tschou Fang-Wu) fällt da unter die erste Kategorie und überzeugt als undurchsichtiger, asiatischer Minister. Dem Namen nach scheint Anna Gamburg(Maj. Wassilissa Novikova) zwar nicht unbedingt eine gebürtige Russin zu sein, aber ihr Akzent klingt absolut natürlich. In weiteren Nebenrollen sind noch Raphaël Vogt(Sgt. Patrick Neville) und Daniel Claus(Sgt. Olaf Delahaye) als junge, von den Ereignissen überforderte Soldaten zu hören, und Vera Teltz(Fr. von zur Mühlen) hat einen kurzen aber prägnanten Auftritt als aufgeregte, ein wenig verlegene Untergebene von Henri Villiers. Ohne Rollenzuordnung bleiben Sascha Funke, Anja Jaramillo, Daniel Montoya, Jochim-C. Redeker, Rainer Schmitt und Tommi Schneefuß, die ihre Stimmen als Reporter, Ansage, Soldaten, Cyborgs und natürlich Wachen zur Verfügung gestellt haben.
Fazit:
Fesselnde SF auf höchstem Niveau.
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