Rezension: Mark Brandis - 32 - Der Pandora-Zwischenfall
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Rezension: Mark Brandis - 32 - Der Pandora-Zwischenfall
Mark Brandis - 32 - Der Pandora-Zwischenfall
Zum Inhalt:
Um selbst sehr abgelegene Sterne erreichen zu können, beschließen Union und Republiken, auf dem Jupitermond Kallisto gemeinsam künstliche Menschen, sogenannte Astraliden, zu entwickeln. Nachdem es dort zu einer Reihe tödlicher Unfälle kam, bittet John Harris seinen ehemaligen Schützling Mark Brandis, für ein Jahr die Leitung der Station zu übernehmen und die Ursache für die Geschehnisse herauszufinden. Aufgrund der weiten Entfernung und der Dauer des Einsatzes, möchte dieser jedoch nicht ohne seine Frau Ruth reisen. Also machen sich die beiden, zusammen mit den Freunden Dr. Rebecca Levy und Iwan Stroganow, auf den Weg in ein neues Abenteuer.
Zur Produktion:
Mit dieser Folge endet eine der wohl ambitioniertesten SF-Hörspielserien, die es bisher gab. Es kommt mir wie gestern vor, als ich 2007 die erste Folge (Bordbuch Delta VII) von Mark Brandis in Händen hielt und nach dem Einlegen der CD sofort in den Bann dieses außergewöhnlichen Universums gezogen wurde. Nun, gut 8 Jahre später, heißt es Abschied nehmen, und das fällt mir wirklich nicht leicht. Schön, daß es wenigstens noch die Spin-off-Serie "Raumkadett Mark Brandis" gibt, denn diese Aussicht lindert etwas das traurige Gefühl.
Doch genug davon, es soll hier ja schließlich um die aktuelle Folge gehen. Viele Labels versuchen ja zum Ende einer Serie, alle noch losen inhaltlichen Fäden zusammenzuführen bzw. offengebliebene Fragen zu beantworten und das Finale besonders spektakulär zu gestalten. Interplanar hat dieser Versuchung widerstanden. Dementsprechend wirkt die Nummer 32 auch nicht wie eine Abschlussfolge, vielmehr hat man den Eindruck, einfach "nur" ein weiteres Abenteuer von Mark Brandis mitzuerleben. Erst bei genauerem Zuhören erkennt man die kleinen Anspielungen auf das nahe Ende, die Skriptautor Balthasar v. Weymarn geschickt in sein Skript eingebaut hat. Da gibt es unter anderem Verweise auf die allerersten Folgen, und sogar ein Erlebnis als Raumkadett findet Erwähnung. Die Geschichte selbst wird zwar spannend erzählt, doch die Ursache der "Unfälle" bleibt mir persönlich leider zu nebulös. Irgendwie wurden hier, für mein Empfinden, zu viele Handlungsstränge einfach nur angerissen, ohne sie zufriedenstellend aufzulösen. Aus diesem Grund hätte Interplanar die Geschichte vielleicht besser als Zweiteiler veröffentlichen sollen, obwohl sie mit einer laufzeit von ca. 79 Minuten so schon recht umfangreich ist.
Gut gefallen hat mir dagegen das mehr oder weniger "offene Ende", bei dem v. Weymarn ganz wunderbar Brandis' Sehnsucht, zu den Sternen aufzubrechen, herausgearbeitet hat. Sehr schön fand ich auch die Szene, in der Brandis auf Ninni Persbrandt trifft und hörbar von ihrer Stimme irritiert ist, die er bisher nur als Bordsystem Cora kannte. Das wirkt zum einen herrlich selbstironisch, zum anderen bietet es dem Hörer die Gelegenheit, Mira Christine Mühlenhof endlich einmal im freien Spiel zu lauschen, anstatt, wie sonst üblich, nur als nüchterner Computerstimme. Mindestens ebenso amüsant sind die Interview-Antworten, welche auf die Frage nach Mark Brandis gegeben werden. Bei Sätzen wie: "Ich dachte, der sei längst tot." fühlte ich mich unwillkürlich an Klassiker wie "Die Klapperschlange" erinnert.
Im Gegensatz zur Geschichte selbst, weist die Musik von Jochim-C. Redeker ganz eindeutig darauf hin, daß es sich hier um eine besondere Folge handelt. Das beginnt schon mit dem atmosphärischen, sich langsam steigernden Intro und endet bei der sehr viel längeren Abschlussmusik. Ich würde mich ja wirklich freuen, wenn sich Interplanar dazu bewegen ließe, irgendwann doch noch einen Mark Brandis-Sountrack herauszubringen.
Produktion, Regie und Schnitt von Balthasar v. Weymarn und Jochim-C. Redeker fallen wie gewohnt perfekt aus, lediglich die Schritte von Ruth haben mir nicht so gefallen, aber das liegt wohl eher an mir selbst, da ich mir Mark Brandis' Frau einfach nur schwer in Stöckelschuhen vorstellen kann. Alle anderen Geräusche passen wie die Faust aufs Auge, egal, ob es sich dabei um fliegende Gleiter, brummende Triebwerke oder gewöhnliches Vogelgezwitscher handelt.
Zu den Sprechern:
Claudia Urbschat-Mingues(Dr. Rebecca Levy) ist einmal mehr überzeugend als überraschte, neugierige Ärztin, genau wie Hauptdarsteller und Titelfigur Michael Lott(Mark Brandis). Lott darf hier nochmals zeigen, was in ihm steckt, und es ist schon beinahe rührend, wie er mit unsicherer Stimme nach den richtigen Worten sucht, um seine Frau Ruth zu überreden, ihn auf seiner langen Reise zu begleiten. Besonders gut gefällt er mir aber, wenn er vor sich hin sinniert, und die Szenen, in denen er versucht, den Astraliden menschliche Gefühle, wie Empathie, Mitleid oder Liebe näherzubringen, gehören auf jeden Fall zu den Highlights des Hörspiels. Vielleicht liegt es ja nur an mir, aber ich finde, daß Dorothea Lott(Ruth O'Hara) seit ihrer Heirat ihre Rolle noch besser spielt, als es eh schon der Fall war. Die Art und Weise, wie sie ihren Text mit sympathischer Stimme vorträgt, ist so voller Gefühl, daß man den Eindruck hat, sie sei mit ihrem Part vollkommen verschmolzen. Die Einleitung von Wolf Frass(Prolog) zählt für mich zu den besten aller Zeiten, und schon allein durch sie wird die Serie immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Erik Räuker(Col. Frederic Young) ist klasse als der sachliche, etwas kalt wirkende Oberst der Raumflotte und gefällt mir genau so gut wie Rüdiger Evers(Dr. Egon Mildrich) als begeisterter Wissenschaftler. Martin Wehrmann(Lt. Iwan Stroganow) intoniert Marks Freund mit dem gewohnten Schuss Ironie in der Stimme, während der Auftritt von Fang Yu(Tschou Fang-Wu) aufgrund seiner Kürze kaum im Gedächtnis bleibt. Außergewöhnlich gute Leistungen zeigen auch Mélanie Fouché(M6), Daniel Claus(M3) und Philipp Zieschang(M11) als Astraliden. Fouché hatte wohl den schwersten Part, denn sie musste ihre Figur stets völlig neutral verkörpern, da diese, im Gegensatz zu den anderen, keine emotionale Entwicklung durchmacht. Das gilt auch für Zieschang, dessen weiche Stimme ihn sehr jung klingen lässt. Im Kontrast dazu steht Claus, der von Anfang an weiter in der Entfaltung seiner Gefühle ist und sich schlussendlich edler als so mancher Mensch verhält. Akustisches Highlight bleibt aber für mich eindeutig Mira Christine Mühlenhof(Ninni Persbrandt) als leicht schnippische, ehemalige Leiterin der Forschungsstation, deren Amüsement über Brandis' Verwirrung akustisch spürbar wird. Hans-Eckart Eckhardt(Prof. Arved Jago) ist perfekt als leitender Wissenschaftler, der völlig in seiner Arbeit aufgeht, und Arne Stephan(Dr. Julius Benzinger) liefert das ausdrucksstarke Portrait eines aufgeweckten Wissenschaftlers, dessen Ambitionen zu einem Gefühls-Zusammenbruch führen. Gerhart Hinze(John Harris) spricht Mark über Funk Mut zu, und Anja Welzel(Gerlinde Tuborg) glänzt als leicht herrisch wirkende Abgeordnete der Weltwacht mit großem Misstrauen gegenüber dem Militär. In weiteren Nebenrollen, unter anderem als Interviewte oder Computerstimmen, treten Andreas Berberich, Julius Biebricher, Christina Grobler, Björn Korf, Stan Lüder, Christine Pollack, Stefanie Preik, Oliver Pschorn, Dennis Recht, Frank Schirlitz, Harald Schnürer, Godula Thiemann und Christoph Ziegltrum auf.
Fazit:
Guter Abschluss der Serie.
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