Rezension: Mark Brandis, Raumkadett - 09 - Endstation Pallas
Verfasst: Mo 04.07.2016, 18:53
Mark Brandis, Raumkadett - 09 - Endstation Pallas
Zum Inhalt:
Die Fähnriche Mark Brandis und Rodrigo Rojas werden auf die Asteroidenstation "Pallas" versetzt. Ihr Dienst verläuft zunächst völlig ereignislos, doch eines Tages erfährt Mark von einem angeblich durch die Republiken verübten Anschlag auf die Stadt Nairobi und JUSTITIA. Ihm ist sofort klar, daß damit auch alle dort gelagerten Aussagen, die er und seine Freunde Jahre zuvor bezüglich des Attentates auf Präsident Bähler gemacht hatten, vernichtet wurden. Die Aufzeichnungen waren seitdem ihre Lebensversicherung, aber da sie nun nicht mehr existieren, befinden sich Mark Brandis und seine Freunde in höchster Lebensgefahr...
Zur Produktion:
Daß man diese Serie nicht endlos weiterführen würde, hatte Interplanar ja von Anfang an klar dargelegt. Wer ihren Vorgänger "Mark Brandis" kennt, wird feststellen, daß man sich auch inhaltlich immer mehr dessen Eröffnungsfolge (Mark Brandis - 1 - Borbuch Delta VII) und damit dem Abschluss der "Raumkadett"-Geschichten nähert. Doch noch wurde kein offizielles Ende verkündet, und es folgen hoffentlich noch möglichst viele weitere Abenteuer des jungen Mark.
Aber zurück zum aktuellen Hörspiel. Balthasar von Weymarn lässt es diesmal etwas ruhiger als sonst angehen. Die erste Hälfte der Geschichte verläuft relativ ereignislos und dient hauptsächlich zur Vertiefung der Charaktere, dann nimmt die Handlung allerdings ordentlich an Fahrt auf. Das soll jetzt aber nicht heißen, der erste Teil sei irgendwie langweilig oder gar überflüssig, denn durch ihn erlebt der Hörer quasi dieselben Emotionen wie die Protagonisten. Zunächst ist man, genau wie die beiden Fähnriche, neugierig auf die Station, aber nachdem man alles erkundet hat und sich eine gewisse Routine breitmacht, entspannt sich der Hörer mit Mark und Rodrigo. Dementsprechend elektrisierend wirken dann das Eintreffen der Nachricht und die folgenden Geschehnisse. Mir hat dieser Aufbau sehr gut gefallen, denn die knapp 54 Minuten Laufzeit vergingen so wie im Flug. B. von Weymarn hat ja bereits in der Vergangenheit immer mal aktuelle Bezüge in seine Skripte eingearbeitet, und dieses bildet da keine Ausnhame. Dem Schicksal der Gefangenen von Guantanamo Bay wird inzwischen, bedingt durch das Aufkommen des "Islamischen Staats" und seines Terrors, ja leider kaum noch Platz in den Schlagzeilen eingeräumt. Umso wichtiger ist es, trotzdem auf dortige Missstände, wie die sogenannte "weiße Folter" (in diesem Fall sensorische Deprivation), hinzuweisen, und sei es nur in Form eines (trivialen) Hörspiels.
Jochim-C. Redeker und Balthasar v. Weymarn arbeiten ja immer sehr gewissenhaft an Produktion, Regie und Schnitt, und das kann man auch diesmal deutlich hören. Das Sounddesign und die Musik von Redeker fallen wie gewohnt üppig und abwechslungsreich aus. Musikalisch gibt es, neben dem Intro, unterschiedichste Melodien, die das Geschehen unterstreichen. Obwohl ich die Stücke, für sich genommen, alle gut finde, hat mich eines davon doch irritiert. Das erklingt ziemlich zu Anfang und erinnerte mich doch sehr an die fröhliche Musik eines alten Kinderhörspiels. Davon abgesehen, passen sämtliche weiteren Melodien perfekt, und einge Rhythmen ähneln dem klaren, eindringlichen Stil von John Carpenter.
Auch die Auswahl der Geräusche lässt auf große Sorgfalt schließen. So gibt es etliche Szenen, in denen Charaktere von A nach B gehen, immer mit variierenden Schrittgeräuschen, wobei die Unterschiede in der Beschaffenheit des Bodens ebenfalls hörbar sind. Neben den für ein SF-Hörspiel zu erwartenden Tönen wie brummenden Triebwerken oder sich öffnenden bzw. schließenden Schotts, kommen auch so irdische Laute wie bratendes Essen oder das Eingießen eines Eiweißdrinks zum Einsatz. Mit Letzterem bin ich allerdings nicht ganz so zufrieden, da es für mich eher klingt, als würde man eine "dünnere" Flüssigkeit, beispielsweise Wasser, einschenken. Besonders gut haben mir, wie immer, die vielen kleinen Effekte gefallen. So wirken die Stimmen bei den Zwiegesprächen mit "Alec", welche nach wie vor in Marks Kopf stattfinden, leicht verzerrt, und wenn sich Mark und Rodrigo sportlich betätigen, sind ihre Gespräche mit einem leichten Hall unterlegt.
Zu den Sprechern:
Michael Lott(Mark Brandis/Erzähler) ist einfach großartig als älteres "Ich", das über den lange vergangenen Ereignisse brütet und dabei versucht, seine Taten zu rechtfertigen. Durch sein ausdrucksstarkes Spiel gelingt es ihm, auch ohne viel Text, einen bleibenden Eindruck beim Hörer zu hinterlassen. Obwohl die Stimme von Daniel Claus(Mark Brandis) noch nicht ganz so prägnant wirkt wie die von Michael Lott, ist er ihm vom Spiel her mittlerweile beinahe ebenbürtig. Claus klingt vollkommen natürlich, egal ob er gerade mit vollem Mund spricht oder vor Schmerzen aufstöhnt.
Daß Arne Kapfer(Rodrigo Rojas) zunächst etwas gleichgültig wirkt und sich auch mal ein bisschen über Mark lustig macht, ändert nichts daran, daß er ein guter, hilfsbereiter Freund ist, welcher der Hauptfigur ratgebend zur Seite steht. Der Auftritt von Leon Boden(Maj. Richard Westhoff) beschränkt sich auf kurze, dienstlich gehaltene Anweisungen, und auch Marius Clarén(Lt. Antoine Mercier), der aufgrund der Unpünktlichkeit der Fähnriche etwas gereizt ist, hat nicht sehr viel mehr Text. Trotzdem erschaffen beide ein stimmiges Portrait ihrer Figuren. Sebastian Kluckert(Alec Delaney) erscheint zwar nicht "in Person", sondern "nur" als leicht verzerrte Stimme in Marks Kopf, bleibt aber, dank seiner ungeduldigen, leicht sarkastischen Art, dem Hörer im Gedächtnis. Sprecherisches Highlight ist für mich aber das "Wiederhören" mit Katrin Decker(Valéria Alvarez), der zu allem entschlossenen Direktorin aus der ersten Folge (Mark Brandis, Raumkadett - 01 - Aufbruch zu den Sternen). Erneut gibt sie hier den eiskalten Charakter, der noch eine offene Rechnung mit Mark Brandis hat. Sebastian Fitzner(Robert Monnier) kommt zweimal durch Funksprüche zum Einsatz. Den ersten setzt er, der Situation angemessen, aufgeregt und dringlich ab, während er sich beim zweiten Mal ruhig und erleichtert anhört. Reinhard Scheunemann(Direktor Zarin Narayan) hält einen bewegenden Monolog, der zur Erhellung der Todesumstände von Präsident Bähler beiträgt, und Anja Jaramillo und Jessica Müller haben kleine Nebenrollen als Nachrichtensprecherin bzw. Computersystem der "Pallas"-Station.
Fazit:
Science-Fiction mit Bezügen zur Gegenwart.
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