Rezension: John Sinclair - 83 - Ein Leben unter Toten
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Rezension: John Sinclair - 83 - Ein Leben unter Toten
John Sinclair - 83 - Ein Leben unter Toten
Zum Inhalt:
John Sinclair kann es nicht glauben. Eben noch war er zu Gast bei seiner alten Bekannten Lady Sarah Goldwyn, und nun sitzen sie zusammen im Auto und fahren nach Schottland. Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen. Lady Goldwyn bekam einen Brief von ihrer langjährigen Freundin Diana Coleman, der eine Einladung zum 'Fest der Toten' in einer schottischen Seniorenresidenz enthielt. Zunächst glaubte die Lady an einen geschmacklosen Scherz, aber nachdem sie als nächstes vom Tode Diane Colemans erfuhr, war klar, wer hier helfen muss: Scotland Yards Mann für besondere Fälle - John Sinclair.
Zur Produktion:
Seit Anfang 2000 läuft die Hörspielserie um den legendären Geisterjäger nun schon, und ein Ende ist erfeulicherweise nicht abzusehen. Mit dem Start der Reihe im Hause Lübbe-Audio (vorher erschien sie beim mittlerweile legendären Tonstudio Braun), begann für sie eine beachtliche Renaissance. Und allein dafür gebührt ihr schon ein Ehrenplatz in den Annalen der Hörspielgeschichte. Für Folge 83 "Ein Leben unter Toten" hat man sich nun etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Grundlage bildet der von Jason Dark geschriebene gleichnamige Roman, der erstmals 1983 als John-Sinclair-Taschenbuch Nr.32 erschien. Es war sehr clever von Skriptautor und Regisseur Dennis Erhardt, diesmal ein Taschenbuch zu wählen, da deren Stories sozusagen parallel zu den Heftromanen laufen und die Kontinuität der eigentlichen Serie entsprechend gewahrt bleibt.
Warum das wichtig ist? Weil diese Folge ein sogenanntes Crossover zu der ebenfalls sehr erfolgreichen Serie um den Dämonenkiller Dorian Hunter bildet! Für diejenigen, die nicht schon durch Comics wissen, um was es sich dabei handelt, eine kurze Erklärung: bei einem Crossover treten Figuren einer bekannten Serie als Gaststars in einer anderen auf.
Und hier treffen nun eben die beiden größten 'Gruselheft-Kämpfer' gegen das Böse zusammen.
Erhardt erzählt seine Geschichte überaus rasant, und es gelingt ihm mühelos, den Spannungsbogen bis zum Endkampf zu halten. Aufgelockert wird das Ganze durch die herrlichen Dialogszenen zwischen Sinclair und Dorian Hunter, vor dem sich alle Beteiligten irgendwie gruseln. Humoristisches Highlight ist der verbale Disput der beiden, ob die Mehrzahl von Ghoul nun Ghouls oder Ghoule heißt. Zur besseren zeitlichen Einordnung innerhalb der Serie erfolgt für die Fans zu Beginn noch eine kurze Aufzählung vorangegangener Ereignisse, alle anderen werden diese aber nicht brauchen, um das Hörspiel genießen zu können.
Sounddesign, Schnitt und Mischung von ear2brain productions(Sebastian Breidbach) haben mir durchweg sehr gut gefallen.
Die Produktion ist üppig ausgestattet und klingt immer wie aus einem Guss. Wie sorgfältig hier gearbeitet wurde, erkennt man daran, daß neben der Vielzahl an "Hauptgeräuschen", wie Möwengeschrei, Donner, Regen und rutschende Erde, auch jede Menge "kleiner" bzw. "nebensächlicher" Geräusche, z.B. Kleiderrascheln oder ein aufflammendes Feuerzeug, beigemischt werden. Besonders beeindruckt hat mich dabei die Szene, in der John Sinclair im Sarg liegt und nicht weiß, wohin es geht. Da gibt es so viele winzige Sounds, die in der Summe einfach feinsten Grusel bieten, und um das Ganze noch realistischer zu gestalten, hat man auf die Stimmen einen Filter gelegt, der sie dumpf klingen lässt. Komplementär dazu werden eine Fülle unterschiedlichster Instrumente eingesetzt, vom Klavier zur Geige, zum Schlagzeug, bis hin zum vollen Orchester. Neben der treibenden Titelmelodie herrschen hauptsächlich tiefe Synthesizer-Töne vor, welche die düstere Grundatmosphäre noch vertiefen. Die Musik stammt von Andreas Meyer, die Gitarren im John Sinclair-Theme spielt Jan Frederik.
Zu den Sprechern:
Hauptdarsteller Frank Glaubrecht(John Sinclair) hat hörbar Spaß an seinem Einsatz. Mehr als einmal kann man das Amüsement in seiner Stimme hören, und es ist schon sehr erheiternd, wenn er Dorian Hunter als "unheimlich" bezeichnet. Ansonsten ist er natürlich ganz der entschlossene Geisterjäger, wie man ihn kennt. Seit der Neubesetzung der Erzählerrolle mit Alexandra Lange, gab es ja mehrfach Diskussionen zu diesem Thema. Ich fand den Wechsel zu Beginn auch ein wenig befremdlich, wie ich zugeben muss, habe mich dann aber doch schnell an ihre heisere, etwas raue Stimme und die getragene Sprechweise gewöhnt. Anlässlich des Crossovers gelang es Lübbe Audio und Folgenreich auch, den bekannten Schauspieler Jürgen Prochnow(Doc Rawson) als dämonischen Gründer der Seniorenresidenz zu gewinnen. Leider fällt sein Auftritt vergleichsweise kurz aus, aber die Szenen, die er hat, füllt er vollends aus. Es ist einfach klasse, wie er es schafft, einen solchen Ton von Überheblichkeit in seine Stimme zu legen. Ebenso wie Glaubrecht, scheint auch Thomas Schmuckert(Dorian Hunter) viel Vergnügen an seiner Begegnung mit dem Konkurrenten zu haben. Gewohnt lässig und ein wenig schadenfroh haut er seine Sprüche raus, um dann schon in der nächsten Szene bierernst zu werden. Sprecherisches Highlight ist für mich allerdings die Riege der älteren Damen, denn da agiert wirklich eine besser als die andere. Evelyn Gressmann(Sarah Goldwyn) spielt die geschwätzige, neugierige Lady mit genausoviel Charme wie ihre Kolllegin Sonja Deutsch ihre Rolle der etwas unsicheren Carol Finley. Maria Mägdefrau(Lory Brendshaw) macht mit ihrer bissigen, ein wenig boshaften Art auch viel Spaß, ebenso wie Ursula Sieg(Martha Shepherd) als etwas tüddelige Oma, die ewig ihren verstorbenen Mann sucht. Hannelore Minkus(Susan White) verkörpert den eher ängstlichen Typ, während Evamaria Bath(Diane Coleman) dafür besonders resolut wirkt. Nicht unerwähnt bleiben soll Gerlinde Dillge(Blanche Everett), die mit brüchiger Stimme eine perfekte Darstellung der herrischen Leiterin liefert. In weiteren Nebenrollen sind noch Peter Woy(Howard Little) als verschlagener Bestatter, Gudo Hoegel(Sean Cunningham) als freundlicher, dabei etwas derber Wirt und Uwe Hügle(Ryan Hutcheson) als schleimiges Monster zu hören. Carla Becker und Marianne Bernhardt bleiben zwar ohne Rollenzuordnung, haben aber vermutlich die Zombies auf dem Friedhof gespielt. Die Ansage erfolgt durch Jürgen Holdorf.
Fazit:
Kurzweiliges und unterhaltsames Hörspiel. Unbedingte Kaufempfehlung - nicht nur wegen des Crossovers.
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