Rezension: Gruselkabinett - 137 - Aus finsterer Tiefe
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Rezension: Gruselkabinett - 137 - Aus finsterer Tiefe
Gruselkabinett - 137 - Aus finsterer Tiefe
Zum Inhalt:
Die Bewohner des kleinen Fischerdorfes Faring Town sind erschüttert. Einer der Ihren, der junge Adam Falcon, ist kurz vor seiner Hochzeit ertrunken. Als man die angeschwemmte Leiche geborgen hat, soll seine Verlobte Margaret Deveral den Toten, nach alter Sitte, ein letztes Mal küssen. Widerwillig folgt sie der Aufforderung, um anschließend zu behaupten, dies sei nicht ihr Geliebter. Zunächst glaubt man noch, der Schock habe den Verstand der Trauernden getrübt. Selbst als ein weiterer Verehrer Margarets, Jack Gower, sich zu Wort meldet und ebenfalls versichert, es handele sich bei dem Toten nicht um Adam Falcon, reagieren die Dorfbewohner mit Unglauben. Doch dann folgt die Nacht der Totenwache...
Zur Produktion:
Dies ist bereits das achte Mal, daß Titania-Medien ein Hörspiel nach einer Erzählung des amerikanischen Autors Robert E. Howard (22.01.1906 – 11.06.1936) vertont. Obwohl Howard bis zu seinem Freitod bereits etliche Geschichten unterschiedlichster Genres, von Abenteuer bis hin zu Western, verfasst hatte, wurde der größte Teil seines Werkes erst posthum veröffentlicht. Dazu zählt auch der Text "Out of the Deep", welcher erstmals 1967 in der Nummer 18 des "Magazine of Horror" erschien und eine sehr lose Fortsetzung der im Mai 1928 im Magazin "Weird Tales" veröffentlichten Story "Sea Curse" darstellt. Da beide Erzählungen in sich abgeschlossen sind, ist es nicht nötig, erstere zu kennen, um "Aus finsterer Tiefe" verstehen zu können.
Wer den Autor bereits kennt, der wird möglicherweise auch festgestellt haben, daß viele der nach seinem Tod veröffentlichten Werke wie unfertige "fleischlose Skelette" wirken. Dieser Eindruck täuscht nicht, denn etliche später publizierte Schriften hatte Howard zu Lebzeiten ganz bewusst zurückgehalten, um sie nochmals zu überarbeiten. "Aus finsterer Tiefe" gehörte sicherlich auch dazu, zumindest, bis sich Marc Gruppe hier der Geschichte annahm. Als Skriptautor ist er ja für seinen Respekt gegenüber der literarischen Vorlage bekannt, und obwohl er auch diesmal dicht an selbiger bleibt, gelingt es ihm, sie stellenweise noch zu verbessern.
Bereits die Eröffnungsszene ist viel ausgefeilter als bei Howard. Während dieser die beiden Figuren (Adam und Margaret) und den Tod des jungen Mannes mit gerade mal zwei Sätzen abhandelt, ordnet Gruppe die Handlung zunächst zeitlich ein (1904) und stellt dann die Protagonisten mittels eines von ihm verfassten, zur Ausgangssituation passenden Dialoges vor. Auf diese Weise erreicht er etwas, das Howard nicht geschafft hat: eine emotionale Verbindung zwischen dem Leser (hier Hörer) und den agierenden Personen. Damit das Hörspiel nicht zu monologlastig ausfällt, sah sich Gruppe gezwungen, etliche Erzählerpassagen in Dialoge umzuschreiben. Das hat zwei Vorteile: zum einen wirkt das Geschehen so dynamischer und zum anderen bieten sie die Möglichkeit, auch andere Figuren sehr viel differenzierter auszuarbeiten. So hat Gruppe beispielsweise das Verhältnis zwischen Jack Gower und Tom Leary noch um den Aspekt 'Eifersucht' erweitert. Davon abgesehen, gibt es, bis auf das Ende, nur geringfügige Änderungen, die für den Verlauf keine Rolle spielen. So wird aus Michael einfach Mike, und der bei Howard namenlose Erzähler heißt hier Silas. Die ca. 35 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug, und die Spannung steigert sich kontinuierlich bis zum dramatischen Finale. Erst dort weicht Marc Gruppe in sofern von der Vorlage ab, daß er den letzten Teil der Erzählung etwas gekürzt und Howards recht seltsame "Erklärung", vernünftigerweise gestrichen hat. So bleibt das Geschehen mysteriös und bietet dem Hörer die Möglichkeit zur eigenen Interpretation. Zugegebenermaßen ist die Handlung an sich schon etwas dünn und alles andere als originell, wenn man mal von dem "Monster" absieht. Wer jetzt neugierig geworden ist, findet das komplette "Magazine of Horror Nummer 18" im Internet unter https://archive.org/details/Magazine_of ... 1_cape1736.
Zurecht weisen Stephan Bosenius und Marc Gruppe darauf hin , daß es sich bei ihren Hörspielen um sehr atmosphärische Werke handelt. Eindrucksvoll kreischen die Möwen am Himmel, der Wind heult, und die Wellen des Meeres schlagen an die Küste. Zusätzliche akustische Reize bieten auch Effekte, wie die zunächst leise und dann immer lauter eingespielten Rufe bei der Suche nach Adam, um die sich verringernde Entfernung zwischen den Protagonisten akustisch darzustellen, oder die Übereinanderlegung der Stimmen von Bierstedt und Bette, welche Adams "Besessenheit" hörbar zum Ausdruck bringt. Garniert wird das Ganze mit unheimlichen, düsteren Melodien, die mal mit Klavier und Streichinstrumenten, mal nur mit dem Synthesizer intoniert werden, um das grausige Geschehen angemessen zu akzentuieren.
Zu den Sprechern:
Die Besetzung von Bert Stevens(Silas) als Erzähler und eigentlicher Hauptakteur hat mich begeistert. Seine raue, beinahe ein wenig heiser klingende Stimme passt hervorragend zu dem älteren Mann, der die Geschichte rückblickend erzählt und das hörbare Alter macht seine Figur und deren selbstloses Handeln im Angesicht der unheimlichen Kreatur für den Hörer plausibel. Detlef Bierstedt(Adam Falcon) als angehender Bräutigam, der versucht, seine Verlobte zu beruhigen, hat zwar relativ wenig Text, aber auch damit gelingt es ihm, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dana Fischer(Margaret Deveral) hat hier endlich mal eine größere und ihren Fähigkeiten entsprechende Rolle bekommen. Sie liefert das eindrucksvolle Portrait einer durch den Tod ihres Geliebten völlig am Boden zerstörten jungen Frau, deren mitleiderregende Schreie einem noch lange im Gedächtnis bleiben. Bodo Primus(John Harper) amüsiert mit seiner Darstellung des bodenständigen Wirts, der ein wenig unter seiner nörgelnden Frau, der einzigartigen Dagmar von Kurmin(Emma Harper) leidet. Von Kurmin spielt die Rolle der besorgten, tief religösen Frau mit viel Enthusiasmus, ohne dabei ins Overacting abzugleiten. Simon Roden(Jack Gower) überzeugt als ernster, heimlich immer noch in Margeret verliebter Mann, der alles für sie tun würde, genau wie Jean Paul Baeck(Tom Leary) als sein aggressiver Konkurent, der Jack hasst und ihm Schlechtes zutraut. Überrascht hat mich der Auftritt von Marc Gruppe(Mike Hansen), der bisher nur allerkleinste Rollen bzw. die "Ungeheuer" verkörpert hat. Genau wie Fischer, spricht er diesmal einen weitaus größeren Part als Dorfbewohner, der sich an der Suche nach Adam beteiligt. Für mich steht er seinen professionellen Kollegen in nichts nach. Besondere Aufmerksamkeit verdient Daniela Bette(Die See), die dem Meer ihre Stimme leiht. Diese hat hier einen eiskalten Unterton, und man glaubt ihr sofort, wenn sie ihrem Hass auf die Menschheit verbalen Ausdruck verleiht.
Fazit:
Titanias Hörspielversion ist gruseliger und stimmungsvoller als das Original.
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