Rezension: Gruselkabinett - 52 - Tauben aus der Hölle
Verfasst: Fr 22.04.2011, 11:10
Gruselkabinett - 52 - Tauben aus der Hölle
Zum Inhalt:
Die Freunde Griswell und John reisen 1935 durch die Südstaaten. Eines Tages gelangen die beiden an ein verlassenes Haus und beschliessen dort zu übernachten. Sie können nicht ahnen, daß dort das Grauen auf sie wartet.
Zur Produktion:
Als Robert E(rvin) Howards(1900-1936) "Pidgeons from Hell"(Originaltitel) 1938 im Magazin Weird Tales zum ersten Mal veröffentlicht wird, ist der Autor schon 2 Jahre tot. Er erschießt sich 1936, am gleichen Tag, an dem er erfährt, daß seine Mutter ins Koma gefallen ist. Es ist einfach unglaublich, in wievielen verschiedenen Genres dieser begabte Schriftsteller zu Hause war. Egal ob Western, Historienroman, Horror, Boxgeschichten oder Fantasy, Howard hat dazu beigetragen. Seine populärste Figur ist wohl Conan, mit dem er die nachkommende Literatur der Sword & Sorcery nachhaltig beinflusst hat. Die hier zugrundeliegende Erzählung stammt, passend zur Reihe Gruselkabinett, natürlich aus dem Horrorbereich. Daß Marc Gruppes Drehbuch auch die Puristen befriedigen wird, liegt auf der Hand, wenn man den ursprünglichen Text, zu finden unter: Pidgeons from Hell, mit dem des Hörspiels vergleicht. Lediglich die Sequenz der Auspeitschung, zu Beginn der Geschichte, ist zusätzlich integriert worden. Obwohl ich ein Riesen Fan von Howard bin, konnte mich dieses Werk nicht so ganz überzeugen. Der Beginn ist fulminant und stürzt den Hörer förmlich ins Geschehen, doch danach flacht die Story etwas ab. Über weite Strecken werden Hintergründe erläutert, die zwar interessant, aber letztlich zu umfangreich sind. Zum Ende hin nimmt die Handlung noch einmal Fahrt auf. Ach ja, einen kleinen Lapsus gibt es auch. Beim Gespräch mit dem alten Neger ist die Rede von Zuvembies, Frauen die nicht länger Menschen sind, sondern zu Schattenwesen werden. Im Hörspielskript wurden daraus weibliche Zombies, also menschliche Untote.
Die Produzenten Stephan Bosenius und Marc Gruppe zeigen wieder einmal ihr Können. Es sind "Kleinigkeiten", wie zum Beispiel das Überblenden zweier Stimmen, als Griswell die Tagebucheinträge liest, die ihr unglaubliches Talent zum Ausdruck bringen. Die Geräusche klingen alle, bis auf das Hochlaufen der Treppe, realistisch und bilden, mit den Sprechern und der Musik, einen angenehmen Klangteppich. Es ist unter anderem die musikalische Hintergrunduntermalung, die viel zu der sehr gelungenen Gesamtatmosphäre beiträgt.
Zu den Sprechern:
Wie schon auf der Rückseite des CD Hülle ersichtlich, spricht in diesem Hörspiel die Familie Schwarzmeier mit. Mit vier Personen bilden sie beinah die Hälfte der Sprecherriege. Tim Schwarzmeier(Griswell), der auch die Hauptrolle innehat, ist großartig. Er spielt sehr intensiv und vermag seine Gefühle glaubwürdig zu vermitteln. Michael Schwarzmaier(Sheriff Buckner) kam mir etwas verloren vor. Seine Betonung ist zwar immer gut, aber es gelingt ihm nicht, die gleiche emotionale Tiefe wie sein Sohn Tim zu erreichen. Ähnliches gilt für die jüngste Tochter Caroline Schwarmaier(Celia Blassenville). Möglicherweise liegt es daran, daß die Rolle so gar nicht ihrem Wesen entspricht. Jedenfalls klingt sie einfach zu nett, und die harten Worte wollen ihr nicht so recht über die Lippen kommen. Etwas einfacher hatte es da Katharina Schwarzmaier(Elizabeth Blassenville), als verängstigte junge Frau. Ihr hört man den Terror förmlich an, und ihre Leistung kann jederzeit überzeugen. Friedrich Georg Beckhaus(Old Jacob Blunt) ist famos in seinem Part. Seine Darstellung des uralten Negers ist immer überzeugend, egal ob es sich um das sanfte Abdriften während des Sprechens oder um den plötzlichen Gedächtnisschwund handelt. Die restlichen Sprecher kommen kurz, aber prägnant zum Einsatz. Patrick Roche(John Branner) gibt Griswellls unbekümmerten besten Freund, und Matti Klemm(Cuffy) ist der unglückliche Sklavenaufseher. Eckart Dux(Ladenbesitzer) fungiert hier eher als Stichwortgeber für K. Schwarzmaier, trotzdem ist er in der Lage seiner Figur eine Persönlichkeit zu verleihen. Auch die wunderbare Marie Bierstedt(Joan) beweist wieder einmal eindrucksvoll, daß man auch mit wenigen Sätzen ein ausdrucksstarkes Bild einer Person schaffen kann.
Fazit:
Insgesamt gute Gruselkost mit viel Atmosphäre und ein paar eher unerheblichen Schwächen.
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