Rezension: Gruselkabinett - 53 - Die Herrenlose
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Rezension: Gruselkabinett - 53 - Die Herrenlose
Gruselkabinett - 53 - Die Herrenlose
Zum Inhalt:
Nach einem Sturm, bei dem ihr Schiff, die Bheopte, einigen Schaden genommen hat, sichtet die Besatzung ein herrenloses Wrack. Aufgrund der anstehenden Reperaturen, kann eine Erkundung erst bei Sonnenuntergang stattfinden. Doch statt der erhofften Schätze, wartet an Bord nur namenloses Grauen.
Zur Produktion:
Mit "The Derelict", so heißt "Die Herrenlose" im Original, stellt Titania eine weiteren, heutzutage eher unbekannten, Autor vor. William Hope Hodgson(1877-1918), hat ein sehr bewegtes, wenn auch kurzes Leben geführt. Er fuhr zur See, gab Sportunterricht, legte sich mit Harry Houdini an und fiel schließlich im ersten Weltkrieg in Ypres. Wer noch mehr über den Schriftsteller erfahren will, sei auf den entsprechenden Eintrag bei Wikipedia verwiesen. Die vorliegende Geschichte erschien erstmalig 1912 und hat einige stilistische Ähnlichkeiten mit den Romanen des weitaus bekannteren H.P.Lovecraft. Auch bei Lovecraft gibt es meist einen Erzähler, der vergangene Ereignisse aus seiner Perspektive erzählt und genau wie bei diesem, werden nur eher vage Umschreibungen des Unheimlichen vorgenommen. Wie man es von Skriptautor Marc Gruppe gewohnt ist, bleibt er auch diesmal wieder verblüffend dicht an der literarischen Vorlage. Die einzige winzige Änderung besteht darin, daß Gruppe darauf verzichtet hat, den Anlaß für die Erzählung mit einzubauen. Nach einem kurzen Prolog des Erzählers werden kurz die Charaktere eingeführt, und dann ist der Hörer auch schon mitten im gruseligen Geschehen. Der Ablauf ist von Anfang an flüssig, und die Spannung steigert sich konstant bis zum Schluß. Ich fand die Handlung, die mich streckenweise an "Matango(1963)" erinnerte, so gut, daß ich beschlossen habe, mir ein paar Bücher von Hodgson zu kaufen. "The Derelict" kann man übrigens im Internet hier nachlesen.
Die Atmosphäre dieses Hörspiels ist so dicht, daß man sie schon fast schneiden kann. Statt mit rhytmischen Melodien, werden viele Szenen mit bedrohlich klingenden, lang anhaltenden Sounds untermalt. Dazu entfaltet sich eine Geräuschkulisse, die wesentlich komplexer ist, als sie auf den ersten Blick erscheint. Es sind die vielen kleinen Effekte, wie zum Beispiel das Knirschen der Taue, Wind, knarrende Planken etc., die erst die Szenen auf See, und damit zugleich das gesamte Hörspiel, so lebendig wirken lassen. Im Zusammenspiel mit den sehr engagierten Sprechern entsteht eine Stimmung des Grauens, wie sie nur Titania erschaffen kann. Ein weiterer Nachweis für die sorgfältige Arbeit der beiden Produzenten und Regisseure Marc Gruppe und Stephan Bosenius.
Zu den Sprechern:
Friedrich Georg Beckhaus(Erzähler), ist seit 1962 hauptsächlich als Schauspieler tätig(z.B. Das Gasthaus an der Themse, Raumpatrouille), hat aber auch schon bei Benjamin Blümchen und Bibi mitgesprochen. Seine eindringliche Stimme harmoniert ausgezeichnet mit dem Alter des Charakters. Obwohl ein Erzähler vorhanden ist, liefern auch die anderen Charaktere immer wieder Beschreibungen der Geschehnisse. Fraglich, ob es nicht geschickter gewesen wäre, diese ausschliesslich vom Erzähler kommen zu lassen. Johannes Berenz(Dr. Dark) spielt den jungen Mediziner immer mit den passenden Emotionen und füllt seine Rolle kraftvoll aus. Antje von der Ahe(Constance Main) hat mir sehr gut gefallen. Ihre Darbietung ist erfrischend und immer auf den Punkt. Almut Eggert(Eleanor Main) gibt eine überzeugende Vorstellung als ältere Dame, die es gewohnt ist, anderen Befehle zu erteilen. Hans Teuscher(Captain Gannington) spricht seine Rolle so, wie man sich einen alten Seebären vorstellt. Bedächtig, dabei aber immmer ausdrucksstark, mit einem Knarren in der Stimme, das eine Gerbung durch Wind und Wetter suggeriert. Stefan Kaminski(Mr. Berlies), ist glänzend als abgebrühter Maat, den nichts so schnell erschüttern kann. Michael Deffert(Mr. Selverton), ebenfalls Maat, ist das genaue Gegenteil von Mr. Berlies. Ihm ist von vorneherein nicht wohl bei der Sache, und Deffert gelingt es glaubhaft, die sich steigernde Nervosität hörbar zu machen. Jan Panzcak(Matrose) und Patrick Roche(Matrose) sind trotz ihres Status als Randfiguren ebenfalls mit Eifer bei der Sache.
Fazit:
Ein weiteres Highlight der Serie Gruselkabinett, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann.
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