Rezension: Gruselkabinett 56 & 57 Aylmer Vance Neue Abenteuer

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett 56 & 57 Aylmer Vance Neue Abenteuer

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Gruselkabinett 56 & 57: Aylmer Vance - Neue Abenteuer eines Geistersehers

Zum Inhalt:
Aylmer Vance und sein Freund Dexter erleben vier neue Konfrontationen mit dem Übernatürlichen. Dabei bekommen sie es zunächst mit einem Vampir zu tun, stehen danach dem Phänomen 'Poltergeist' gegenüber, und im dritten Abenteuer gibt es einen unheimlichen Fall von Besessenheit. Zu guter letzt treffen unsere beiden Helden noch auf Schloßgespenster.


Zur Produktion:
Mit den ersten Abenteuern um Aylmer Vance und seinen Gefährten Dexter hatte sich Titania in den Sommer verabschiedet, und mit den letzten vier Geschichten meldet sich das Label nun zurück.
The Vampire, wie die erste Episode im Original heißt, beginnt zwar ziemlich konventionell, wird aber flüssig erzählt und bietet mit ihrer Auflösung ein durchaus ungewöhnliches Konzept. Die zu der Handlung passende Atmosphäre wird durch den heulenden Wind im Schloss und das Vogelgezwitscher im Garten kontrastreich herausgearbeitet. Auch die untermalende Musik empfand ich größtenteils als gelungen. Sie ist meist unaufdringlich, wirkt aber dennoch bedrohlich. Allerdings wurde, meiner Ansicht nach, ein bis zweimal etwas über das Ziel hinausgeschossen, da es Einspielungen gibt, die für die jeweiligen Szenen einfach zu pompös klingen. Das Abenteuer mit dem Poltergeist (The Boy of Blackstock) hat mir am wenigsten gefallen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen war ich von der Erklärung am Ende ein bisschen enttäuscht, was freilich den eigentlichen Autoren Alice und Claude Askew zuzuschreiben ist, und zum anderen gab es hier teilweise eine für den historischen Hintergrund unangemessene Wortwahl. Der Satz: "Das volle Programm." passt einfach nicht in die ersten zehn Jahre des 20. Jahrhunderts. Darüberhinaus empfand ich die Geräuschkulisse als zu spärlich.
The Indissoluble Bond, das dritte Abenteuer, fällt ganz in den Bereich der Schauerromantik. Erzählt wird die tragische Geschichte eines jungen, schönen Mädchens, welches ein unansehnlicher, aber extrem begabter Kirchenorganist, mithilfe seiner Musik, an sich bindet. Das Tempo fällt dementsprechend etwas gemächlicher aus, was das Hörvergnügen aber in keinster Weise schmälert. Die Sounds sind nicht ganz so üppig wie bei The Vampire, jedoch ausreichend und passend. Gleiches gilt für die eingesetzten Melodien. Das Highlight hat man sich geschickterweise für den Schluss aufgehoben. The Fear ist eine lupenreine Gespensterstory, die von Anfang bis Ende zu fesseln weiß. Wunderbar inszeniert, mit einer Vielzahl geeigneter Geräusche und stimmiger Klänge, wird perfekte Gruselunterhaltung geboten.
Genau wie beim letzten Mal handelt es sich um eine Doppelfolge, d.h., die vier Geschichten sind auf zwei CDs (Gruselkabinett 56 & 57) verteilt und kommen in einem schicken Schuber daher.


Zu den Sprechern:
Natürlich liegt der Fokus auf den beiden Hauptcharakteren, da sie in jeder Geschichte auftauchen. Hans-Georg Panczak(Aylmer Vance) und Ekkehardt Belle(Dexter) agieren auch diesmal überzeugend und mit viel Spaß an ihren Rollen, wobei mir Panczaks Part in der zweiten Geschichte doch zu sehr an Sherlock Holmes angelehnt ist. Dies wird vor allem an seiner übertriebenen Geheimniskrämerei deutlich, da er Dexter streckenweise absichtlich im Unklaren über bereits Herausgefundenes lässt. Aber das ist natürlich dem Skript anzulasten und nicht dem Sprecher. Ansonsten machen beide ihre Sache sehr gut, was besonders in der letzten Story deutlich wird. Es gelingt Ihnen problemlos, die empfundene Angst so plastisch zu vermitteln, daß man gar nicht anders kann, als sich mit ihnen zu fürchten.
"The Vampire" empfand ich unter anderem auch deshalb so gelungen, weil die Sprecher alle eine wunderbare Darbietung liefern. Simon Jäger(Paul Davenant) ist geradezu ideal als körperlich mehr und mehr verfallendes Vampiropfer. Seine Stimme klingt zu Beginn extrem brüchig, wodurch man den entkräfteten Mann beinahe greifbar vor sich sieht. Umso drastischer ist dann die Diskrepanz zum Klang seiner regulären Stimme, die man in einer Rückblende hört. Für mich die eindrucksvollste Performance sämtlicher Sprecher. Eva Michaelis(Jessica Davenant) versprüht ungehemmte Lüsternheit und bringt das gewisse erotische Etwas in der Stimme mit. Philine Peters-Arnold(Mrs. Meredith) war in meinen Ohren nicht ganz so überzeugend, da sich ihre Stimme für die Rolle der Haushälterin zu jung anhört, was sie zwar ausgleichen möchte, wodurch aber trotzdem der unschöne Eindruck bleibt, sie habe versucht, 'alt' zu klingen.
Bei "The Boy of Blackstone" ist es Axel Lutter(Lord Rystone), der allen anderen die Schau stiehlt. Sein Portrait des polternden und eigensinigen älteren Lords ist punktgenau. Ebenfalls souverän wirkt Tobias Nath als Butler Lomax. Es ist der leicht hochnäsige Ton, wie auch sein hastiges Sprechen, wenn er sich ängstigt, die seinen Part lebendig werden lassen. Christian Stark(James Felton) war für meinen Geschmack etwas zu blass, um einen wirklichen Eindruck zu hinterlassen, aber die Verschlagenheit seines Charakters setzt er gut um. Henri Färber(Paul Rystone) liefert für sein kindliches Alter (10 Jahre) eine beachtliche Leistung als boshafter und schadenfroher Sohn ab. Ich könnte mir vorstellen, daß man noch von ihm hören wird, sofern er denn in dem Metier bleibt. Schaukje Könnings(Lady Rystone) angenehme Stimme ist leider viel zu kurz zu hören, als dass man Sie genauer im Ohr behält und Till Endemanns akustisches Erscheinen mehr oder weniger auf ein Lachen reduziert.
Auch die Nebenrollen in "The Indissoluble Bond" sind ausgezeichnet besetzt. Lutz Riedel(Colonel Verriker) ist wie gewohnt ausgezeichnet und spricht den besorgten Vater mit viel Emotion. Maria Koschny(Beryl Verriker) tritt extrem facettenreich auf, und es gelingt ihr immer, natürlich zu bleiben, egal ob sie orgiastische Laute hervorbringt oder gerade an der Grenze zur Hysterie zu stehen scheint. Hannes Maurer(Cuthbert Ford) begeistert mit seiner eindringlichen Darstellung des seelengepeinigten Organisten ebenso, wie Marianne Groß(Hochzeitsgast) und Sarah Riedel(Hochzeitsgast) als ein wenig neidische Klatschbasen. Erneut ist auch Simon Jäger(Geoffrey Beynion) wieder zu hören, aber hier hat er nur eine Minirolle, die nicht weiter erwähnenswert ist.
In "The Fear" kommen die folgenden Talente zum Einsatz: Michael Pan(Robert Balliston) ist der von der ganzen Angelegenheit peinlich berührte und am Boden zerstörte Hauseigentümer, Regina Lemnitz(Mrs. Smith) stellt die völlig verängstigte Haushälterin dar, und Till Endemann(John Sommers) kann hier mehr von seinem Können zeigen. Er verkörpert den hilfsbereiten, sympathischen Architekten. Detlef Bierstedt(Luke Oswald) brilliert mit seiner kurzen, aber intensiven Vorstellung. Ach ja, man hört auch noch ein, bedauerlicherweise ungenanntes, Kind dermaßen fürchterlich schreien, dass es einem in bester Gruselmanier durch Mark und Bein geht.


Fazit:
Eine gute Sammlung der verschiedenen Unterkategorien des Horrorgenres, die gleichzeitig für das Label repräsentativ ist, da hier von Schauerromantik bis zu Horror das gesamte Sprektrum abgedeckt wird.


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Keeper of the Monsters

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