Rezension: Gruselkabinett - 59 . Das violette Automobil

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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 59 . Das violette Automobil

Beitrag von MonsterAsyl »

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Gruselkabinett - 59 - Das violette Automobil

Zum Inhalt:
Die junge freiberufliche Krankenschwester Georgia Kane ahnt nicht, auf was sie sich eingelassen hat, als sie ihre Arbeit in dem abgelegenen Farmhaus Charlestown aufnimmt. Abgesehen davon, daß man das Anwesen zu fürchten scheint, bleibt zunächst auch unklar, für wessen Betreuung sie nun eigentlich engagiert worden ist.


Zur Produktion:
Einer der vielen Gründe für den Erfolg der Serie Gruselkabinett ist sicherlich die Tatsache, daß es den Machern immer wieder gelingt, relativ unbekannte Gruselgeschichten von Autoren zu finden, die man eigentlich mit ganz anderen Werken in Verbindung bringt. Zuletzt war es Sir Arthur Conan Doyles "Die Mumie", hier folgt nun Edith Nesbit(15.08.1858-04.05.1924), eine britische Autorin und den meisten Lesern wohl eher durch ihre phantasievollen Kinderbücher bekannt. Zu ihren berühmtesten Erzählungen gehören "Phönix, der Zaubervogel" und "Der zaubermächtige Psammead", deren Verfilmungen auch im deutschen TV zu sehen waren. "The violet Car", wie die 1910 erstmals erschienene Kurzgeschichte eigentlich heißt, ist allerdings weniger für Kinder als vielmehr für Jugendliche und Erwachsene geeignet.
Wer nun eine hundertprozentig genaue Umsetzung der Vorlage erwartet, wird möglicherweise etwas enttäuscht sein, obwohl Skriptautor Marc Gruppe natürlich sehr dicht am Original bleibt. Zum Trost sei gesagt, daß die von ihm subtil vorgenommenen Änderungen den Ablauf sogar noch verbessern. Während in der nur knapp neunseitigen Erzählung recht schnell klar wird, worum es geht, gelingt es Gruppe durch geschicktes Umsetzen bzw. minimales Ändern einiger Passagen problemlos, die Spannung bis zum Ende zu halten. Als Vergleich kann jeder die Vorlage hier nachlesen: http://www.horrormasters.com/Text/a0270.pdf. Ich rate aber dringend davon ab, dies vor dem Genuss des Hörspiels zu tun.
Was die Produktion selbst angeht, so haben sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius mal wieder selbst übertroffen. Ich weiß nicht, ob es an der Leistung der beiden als Regisseure liegt oder ob die Sprecher nur von ihren Rollen begeistert waren, jedenfalls liefern alle Beteiligten Höchstleistungen ab. Auch die restlichen Aspekte können vollauf überzeugen. Die Atmosphäre der einzelnen Szenen wird durch den Einsatz passender Geräusche wirklich wunderbar illustriert. Da kreischen die Möwen, zwitschern Singvögel, und prasselnder Regen wird von einem pfeifenden Wind begleitet. Während ich bei der letzten Folge doch ein wenig die verwendete Musik kritisiert habe, bin ich diesmal vollkommen begeistert. Stimmige Klänge wechseln sich mit unterschwellig bedrohlichen Tönen ab, wobei auch die ruhigen Momente angenehm unaufdringlich akzentuiert sind. Kurzum, ein weiterer eindrucksvoller Beweis für das hohe Niveau der Serie.


Zu den Sprechern:
Es sind die überragenden Leistungen der hier versammelten Sprecher, die dazu beitragen, das Hörspiel weit über den Durchschnitt zu heben. Solveig Duda(Georgia Kane), die auch als Erzählerin fungiert, verleiht ihrem Charakter mit angenehm weicher Stimme absolute Glaubwürdigkeit und klingt jederzeit natürlich. Das Highlight sind jedoch Eckart Dux(Robert Eldrige) und Doris Gallart(Marian Eldrige) als altes Ehepaar. Dux ist einfach perfekt in seiner Rolle des seltsamen, leicht überforderten Ehemanns, dessen eindringliches Spiel in eine ebenso anrührenden Sterbeszene mündet. Nicht minder beeindruckend ist Doris Gallart als seine Ehefrau. Ihr Verhalten ist zu Beginn ebenso merkwürdig, und das von ihr gebotene Wechselbad der Gefühle deckt, von Irritation über Freundlichkeit, bis hin zur Verzweiflung, alle Emotionen ab. Monika Barth(Amanda Dawson) überzeugt als besorgte, liebevolle Mutter. Ihre Tochter, Sophia Abtahi(Milly Dawson), beweist wieder mal, welches Talent in ihr steckt. Sie ist perfekt als übermütiges Mädchen und das von ihr vorgetragene Weinen so lebendig, daß man als Hörer sofort das Bedürfnis hat, sie zu trösten. Lediglich ein kleiner Lapsus, der auch nicht von der Regie korrigiert wurde, hat mich etwas irritiert. Abtahi spricht den englischen Namen Jack wie den kölschen Jeck aus, was für kurze, unfreiwillige Erheiterung beim Hörer sorgt. Roland Hemmo(Mr. Dawson) hat einen kleinen aber prägnanten Auftritt als ungeduldiger Autofahrer, und Michael Schwarzmaier gibt ein schönes Gastspiel als leicht verschnupfter, herrlich steifer Chauffeur.


Fazit:
Eine in meinen Augen herausragende Folge aus der Reihe Gruselkabinett, hinter der mehr steckt, als der Titel zunächst vermuten lässt.


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Keeper of the Monsters

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Xyrxes
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Re: Rezension: Gruselkabinett - 59 . Das violette Automobil

Beitrag von Xyrxes »

Auf die Besprechung habe ich mich besonders gefreut, da ich mich fragte ob wir uns hier eventuell einig sein können.
Sind wir +++
In dieser Serie wirklich herausragend. Ein sehr gutes Hörspiel.
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