Rezension: Dorian Hunter - 17 - Das Dämonenauge

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Dorian Hunter - 17 - Das Dämonenauge

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Dorian Hunter - 17 - Das Dämonenauge

Zum Inhalt:
Dorian Hunter befindet sich auf dem Weg nach Haiti, um gemeinsam mit seinem Freund Jeff Parker und der schönen Valiora das einzige Mittel zu beschaffen, durch das man Asmodi vernichten kann: sein Pfand. Doch auf dem Weg lauern viele Gefahren, und Hunter ist sich bald auch nicht mehr sicher, ob er Valiora trauen kann. Da erhält er plötzlich Unterstützung von ganz unerwarteter Seite.


Zur Produktion:
Mit Teil siebzehn beschert uns Zaubermond nun den fulminanten Abschluß des Asmodi-Zyklusses. Allein die Tatsache, daß Skriptautor Marco Göllner tatsächlich, wie im Booklet versprochen, alle offenen Fragen klärt, ist schon bemerkenswert, aber seine Vorgehensweise kann man dabei einfach nur bewundern. Immer wieder werden Szenen aus vergangenen Folgen eingespielt, die plötzlich in ganz anderem Kontext erscheinen. Es ist ein wahrer Genuss, wie Göllner hier die noch losen Enden der Geschichte zusammenführt. Dies zu tun, war nicht einfach und hätte auch durchaus schiefgehen können, wären die Szenen lediglich aneinandergereiht worden. Stattdessen verwendet Göllner leicht verfremdete "Fetzen", die Fans sofort wiedererkennen und die neuen Hörern das Verständnis erleichtern. Wer nun meint, daß sich solche "Wiederholungen" negativ auf die Spannungskurve auswirken, der irrt. Gerade diese Einspielungen, die stückweise das Gesamtbild der Handlung komplettieren, steigern die Dramatik kontinuierlich. Der Humor kommt auch nicht zu kurz, und die witzigen Sprüche von Donald Chapmann oder Jeff Parkers ironische Anmerkungen lockern das doch teilweise recht harte Geschehen immer wieder geschickt auf.
Eine der Besonderheiten ist mit Sicherheit Marco Göllners komplexer Stil als Tonproduzent. Bei den meisten Hörspielen gibt es eine klare, gradlinig strukturierte Erzählweise. Das passt sicher gut zu Kinderhörspielen, aber diese Serie richtet sich speziell an ältere Hörer. Dabei bezieht sich die Altersempfehlung "ab 16 Jahre" nicht nur auf den Inhalt. Der teilweise rasante Wechsel von Zeit- und Erzählebenen erfordert hohe Aufmerksamkeit und ein gewisses Maß an Konzentration. Wer nur was zum nebenher Hören will, ist hier deshalb sicherlich falsch. Wer sich aber auf das Abenteuer einlässt, wird mannigfaltig belohnt. Da ist zunächst die unglaublich satte Soundkulisse. Ob es nun der Dschungel voller Vogelzwitschern, Blätterrauschen und sonstiger Tiergeräusche ist oder die Schiffsfahrt mit den monoton stampfenden Maschinen, die Atmosphäre wird perfekt eingefangen. Dazu kommen noch diverse Tonspielereien, von denen sich nicht immer alle dem Hörer sofort erschließen, die aber das Klangbild gerade so außergewöhnlich machen. Allein desswegen lohnt sich schon der mehrfache Genuss dieser CD. Bestes Beispiel: ich weiß auch nach zweimaligem Hören immer noch nicht, warum Göllner diese "LP-Geräusche" eingebaut hat, bin aber zuversichtlich, es beim dritten Mal zu begreifen. In jedem Fall ist es, genau wie die Kassetten-/Tonbandsounds, eine nette Reminiszenz an vergangene Zeiten.
Die Melodien aus dem Hause Moorland Musik werden nicht inflationär eingesetzt, akzentuieren jedoch die eine oder andere Szene sehr effektiv. Sahnehäubchen ist natürlich der geniale Titeltrack von Joachim Witt, der mittlerweile schon synonym für die Serie steht. Alles in allem wieder einmal ein kleines Tonkunstwerk, dessen ganze Stärke sich aber nur unter dem Kopfhörer voll entfaltet.


Zu den Sprechern:
Ich weiß nicht, ob es an der Regie von Marco Göllner liegt oder daran, daß die Sprecher so viel Spaß an ihren Rollen haben, aber hier geben sämtliche Beteiligte wieder ihr Bestes. Thomas Schmuckert(Dorian Hunter) ist souverän als von den Erlebnissen gezeichneter Titelheld, der sich trotz aller Schrecken seine Menschlichkeit bewahrt hat, und Andreas von der Medens(Jeff Parker) ironische Kommentare wirken deshalb so gut, weil er sie mit absolut trockenem Humor vorbringt. K.Dieter Klebsch(Asmodi) aalt sich geradezu in seinem Part als Oberfiesling, und gerade weil die Grausamkeit manchmal etwas überzogen wirkt, sorgen seine Wutausbrüche und Drohungen gelegentlich fast ein wenig für Heiterkeit. Ebenso gefallen hat mir Daniela Hoffmann(Valiora) als undurchsichtige Mulattenschönheit. Luise Lunow(Mama-Loi Jorubinia) ist großartig in ihrem Portrait der jahrhundertealten, weisen Voodoopriesterin, aber das Highlight war für mich diesmal eindeutig Tim Kreuer(Phillip Hayward) als autistischer Hermaphrodit. Hier hat er endlich mal mehr Text als üblich und zeigt so richtig, was in ihm steckt. Seine abgehackte Sprechweise und beinahe geschlechtsneutrale Stimme geben dieser Figur große Authentizität. Auch der Rest der Stammbesetzung ist wie immer überzeugend. Claudia Urbschat-Mingues(Coco Zamis) haucht ihren Text mit viel Sexappeal, Regina Lemnitz(Martha Pickford) als besorgtes Kindermädchen, erinnert mich immer wieder an Fräulein Rottenmeier aus "Heidi", und Frank Felicetti(Donald Chapman) darf bei seinem eher kurzen Auftritt wenigstens ein paar freche Sprüche raushauen. Konrad Halver(Trevor Sullivan), eigentlich der knallharte Chef des Secret Service, tritt hier beinahe väterlich und mit ruhiger Stimme auf, Stefan Krause(Olivaro) bleibt mit seiner weichen sprechweise die geheimnisvolle, schwer einzuschätzende Figur im Hintergrund. Bernd Vollbrecht spielt den aus dem Totenreich zurückgekehrten Mackandal sehr hart und verleiht damit dessen Drohungen Gewicht. Viel Spaß gemacht hat mir auch Thomas Nicolai(Creeper). Bei ihm ist der Name des Charakters Programm, und er flüstert, zischelt und schleimt vor sich hin, daß es eine wahre Freude ist. Romanus Fuhrmann(Dembu) gibt glaubwürdig den unter starken Schmerzen leidenden Schwerverletzten, genau wie Iris Artajo(Lilian Hunter) die geistig verwirrte Ehefrau. Abgerundet wird die gute Sprecherriege von Peter Weis'(Pater Pierre) Darbietung des älteren Paters mit krächziger Stimme, dessen scheinheilige Fassade schnell bröckelt. In weiteren Kleinstrollen sind noch die Talente von Philip Draeger, Dagmar Dreke, Dennis Ehrhardt, Leonhard Mahlich, Karlheinz Tafel und Helmut Zierl zu hören.


Fazit:
Topfolge der Reihe, die nicht nur den Zyklus zufriedenstellend abschließt, sondern auch richtig Lust auf neue Abenteuer des Dämonenjägers macht.


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Keeper of the Monsters

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