Rezension: Trashothek -01- Blutige Zeche in Bottrop

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MonsterAsyl
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Rezension: Trashothek -01- Blutige Zeche in Bottrop

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Trashothek - 01 - Blutige Zeche in Bottrop

Zum Inhalt:
Die Trashothekreporter Sascha und Thorsten fahren zum 'Weekend of Horrors' in Bottrop. Auf dem Weg dorthin zieht jedoch Nebel auf, und beide verirren sich hoffnungslos im Zechenrevier. Praktikantin Katja hat dieses Problem nicht und wundert sich nun, wo ihre "Chefs" bleiben. Leicht genervt beginnt sie mit der Suche, ohne zu ahnen, daß Sascha und Thorsten bereits in Lebensgefahr schweben.


Zur Produktion:
"Blutige Zeche in Bottrop" ist die erste Hörspielproduktion der beiden Videopodcaster von der "Trashothek", Sascha Menge und Thorsten Anders, deren Sendungen ich nur empfehlen kann. Da die Podcasts nichts kosten, die beiden aber gerne auch ein kommerzielles Projekt starten wollten, kamen sie während ihrer Fahrt zum 'Weekend of Horrors' auf die Idee, vor diesem Hintergrund ein Hörspiel zu kreieren. Angestrebtes Ziel: damit genug Geld verdienen, um weitere Produktionen finanzieren zu können.
Herausgekommen ist feinster Trash, was nicht nur daran liegt, daß es sich um eine Semiamateurproduktion handelt.
Der Name Thorsten Anders dürfte einigen Hörern noch von seiner Covergestaltung für die "Meteor Horror"-Hörspielreihe ein Begriff sein. Wer erinnert sich nicht breit grinsend an Titel wie "Der Pfarrer mit den Laseraugen" oder "Blutleer im Elektrokeller"? Die Skripte der damaligen Reihe stammten übrigens von Sascha Gutzeit, der hier einen Gastauftritt als Doktor Schock hat, doch dazu später mehr. Für das neue Projekt arbeiteten Menge und Anders gemeinsam am Drehbuch, und so ist eine überdrehte,teilweise etwas derbe Parodie auf die alten Gruselhörspiele von Europa entstanden, bei der ein Klischee das nächste jagt. Fans dieser Serie werden sofort erkennen, daß Thorsten und Sascha für die besonders beliebten Charaktere Tom Fawley und Eireen Fox stehen, wobei Thorsten Eireens Part übernimmt. Darüber hinaus strotzt das Skript nur so vor Anspielungen. Beinahe jeder zweite Satz ist ein Zitat beziehungsweise Hinweis auf bekannte Hörspiele und Trashfilme. Allein deshalb lohnt es sich schon, die "Blutige Zeche" mehrfach zu hören, um auch wirklich jedes Detail mitzubekommen.
Dabei ist der Weg das Ziel, und so kann man problemlos verschmerzen, daß die eigentliche Geschichte, genau wie in vielen "Klassikern", äußerst dürftig ausfällt bzw. voller Logiklöcher steckt. Natürlich zündet auch nicht jeder Gag, aber durch die schiere Fülle an witzigen Dialogen dürfte eigentlich für jeden was dabei sein.
Wenn man bedenkt, daß die gesamte Produktion innerhalb von rekordverdächtigen sieben Wochen enstanden ist, kann sich das Ergebnis wirklich sehen lassen. Ohne Frage wird sofort deutlich, daß es sich um eine semiprofessionelle Arbeit handelt. Die Sprecher sind, bis auf wenige Ausnahmen, allesamt Amateure, und auch Ton und Musik klingen hier nicht immer überzeugend. Beispielsweise wechseln die Motorgeräusche des Autos von Szene zu Szene, einfach weil man keine anderen Sounds zur Verfügung hatte. Gleiches gilt für den etwas seltsam geratenen Donner. Diese "Unzulänglichkeiten" sind Menge und Anders jedoch durchaus bewusst und gar nicht immer ungewollt. Zum Ausgleich gibt es aber auch gelungene Töne, von denen einige durch Filme wie "Terminator" oder "Superman" inspiriert sind, während andere, wie der witzige Sound beim Kopfabreißen, selbst erstellt wurden. Kleiner Tip am Rande: da zu Beginn und ganz am Ende des Hörspiels das häßliche Geräusch eines über eine LP rutschenden Tonarms die Ohren quält, empfehle ich dringend, den Lautstärkeregler jeweils etwas herunterzudrehen. Daß es zwischendurch auch gelegentlich knistert oder knackt, zeigt noch einmal mehr die Liebe der Macher zum guten, alten Medium 'Schallplatte'.
Die musikalische Untermalung ist größtenteils eher einfach gehalten. Während der Actionszenen ertönen peitschende Technoklänge, in ruhigeren Passagen wird scheinbar nur mal eine Taste am Synthesizer dauergedrückt. Achja, zum Ende des Hörspiels wird der Ton dann plötzlich dumpf. Das hat allerdings nichts mit einer fehlerhaften Produktion, sondern vielmehr mit der Handlung selbst zu tun und ist beabsichtigt. In diesem Zusammenhang möchte ich unbedingt auf den erhellenden und witzigen Audiokommentar zum Hörspiel hinweisen, den man sich mit einem Making of, Cover und Inlays umsonst unter http://www.trashothek.de herunterladen kann.


Zu den Sprechern:
Wie oben schon erwähnt, handelt es sich bei den Sprechern um einen bunten Mix aus Amateuren und Profis, wobei Thomas Nückel(Erzähler) offenkundig zu Letzteren gehört. Mit seiner tiefen Stimme trägt er bierernst auch die absurdesten Texte vor und sorgt allein dadurch schon für Heiterkeit. Sascha Menge(Sascha), der eigentlich Fotograf, Tauchlehrer und Grafiker ist, macht seine Sache als Tom Fawley-Ripoff zwar gut, aber Thorsten Anders(Thorsten), der für Eireen Fox steht und damit den eindeutig schwierigeren Part hat, gefiel mir persönlich besser. Sein Hysterieanfall läßt mich sogar im Nachhinein noch grinsen. Katja Maria Eggers(Katja), der Praktikantin, kann man anhören, daß sie eigentlich Schauspielerin ist und unter anderem bereits für den WDR als Sprecherin gearbeitet hat. Ihr Wutausbruch klingt vollkommen natürlich, und auch die diversen Wortwechsel mit den "Jungs" scheinen direkt aus dem Leben gegriffen. Hörspielveteran Sascha Gutzeit weiß mit seiner Darstellung des von ihm für das Grusical "Monster of Rock" geschaffenen, größenwahnsinnigen Charakters Doktor Schock, spätestens aber mit seinem mehr als echt klingenden irren Gelächter, vollends zu überzeugen. Wer von Doktor Schock nicht genug bekommen kann, sei auf die gleichnamige Romanreihe verwiesen, die demnächst beim Blitz-Verlag erscheinen wird. Sprecherisches Highlight war allerdings für mich Joachim Hoffmann in seiner Rolle als staubtrockener Wachmann mit Ruhrpottslang. Obwohl er scheinbar kein Berufssprecher ist, kann er mit so manchem Profi locker mithalten. Ebenso überzeugend agiert Stefan Margenfeld(Captain Trash), den man von seinen Arbeiten für diverse TV- Serien her kennt. Sein Portrait des rechtschaffenen Superhelden ist dermaßen überzogen, daß seine Stimme schon fast vor Pathos trieft. Sven Görgens(WOH-Mitarbeiter) macht ebenfalls eine gute Figur als nervender Parkplatzwächter, genau wie Irina Toteva als sexy Fembot Olga, der eine eindrucksvolle Fluchtirade ablässt. In weiteren Nebenrollen treten Anne Müller(Mandy) und Janina Blomberg(Edith) als geile, junge Nymphomaninnen, sowie Lorbas Lewinsky(Peter) und Phil Derihs(Rick) als deren überaus willige Opfer auf. Im Booklet nicht genannt, aber im Audiokommentar erwähnt, wird Jörg Buttgereit, den man dreimal im Hintergund zu hören bekommt.

Fazit:
Wer bereit ist, über ein paar technische und logische Mängel hinwegzusehen, der dürfte mit diesem durchgeknallten Hörspiel voller witziger Anspielungen auf diverse Genrebeiträge viel Spaß haben.


Das Hörspiel Trashothek - 01 - Blutige Zeche in Bottrop gibt es für 6,99 € im Moment noch nur bei
ITunes
(der Vertrieb über Amazon Disk on demand wird noch geprüft), oder als TRASHOTHEK-Bootleg-CD-R, die von Sascha Menge und Thorsten Anders bei diversen Conventions angeboten wird. Wer es aushält ein bisschen länger zu warten, kann sich über eine richtige CD Pressung freuen, die zeitgleich mit Folge 2 erscheinen wird.

UPDATE!!!
Ich hab gerade gesehen, daß es über Amazon.com auch erhältlich ist.
http://www.amazon.com/Blutige-Zeche-in- ... B006EAVHI4
Keeper of the Monsters

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