Rezension: Gruselkabinett - 74 - Die Macht der Dunkelheit

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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 74 - Die Macht der Dunkelheit

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Gruselkabinett - 74 - Die Macht der Dunkelheit

Zum Inhalt:
Zufällig finden Jack und Laura bei einem Ausflug an die Küste, ein bezahlbares Anwesen auf dem Land. Gerade als sie sich eingelebt haben, will ihre Haushälterin Mrs Dorman kündigen. Bei einem Gespräch mit Jack stellt sich jedoch heraus, daß es ihr nur darum geht, an Halloween nicht im Haus zu sein. Daraufhin gewährt Jack ihr Urlaub, allerdings ohne seiner Frau mitzuteilen warum. So nimmt das Verhängnis seinen Lauf.


Zur Produktion:
Genau fünfzehn Folgen ist es her, daß Titania schon einmal eine Geschichte von Edith Nesbit(15.05.1858-04.05.1924) zur Vertonung ausgewählt hat. Die britische Autorin war in ihrem Leben nicht nur eine erfolgreiche Schriftstellerin, sondern auch politisch aktiv. Zusammen mit ihrem Ehemann Hubert Bland, den sie 1877 heiratete, gilt sie als Mitbegründerin der Fabian Society, einem Vorläufer der mordernen Labour Partei.
Für dieses Hörspiel hat Scriptautor Marc Gruppe zwei ihrer Geschichten, "The Power of Darkness" (erstmals 1905 im berühmten Strand Magazine erschienen) und "Man-Size in Marble" (Erstveröffentlichung 1886 in der Sammlung "Grim Tales") zu einer zusammengefasst. Eine derartige Zusammenführung zweier eigentlich voneinander völlig unabhängiger Stories gab es beim Gruselkabinett, meines Wissens nach, zuletzt in Folge 46 (Die Maske des roten Todes). Schon damals haben nicht wenige Stimmen diese Vorgehensweise kritisiert, zu denen ich allerdings nicht zählte, da mich das Hörspiel sehr an die gleichnamige Verfilmung von Roger Corman erinnerte. Hier liegt der Fall jedoch ein wenig anders. Ich vermute, daß Marc Gruppe der Meinung war, die beiden Kurzgeschichten würden, jede für sich, zu wenig Substanz für eine Einzelveröffentlichung bieten und er sie deshalb zu einer verknüpft hat. Dies passiert auch sehr geschickt, indem Laura ihr Geld kurzerhand als Autorin von Gruselgeschichten verdient (in der Originalgeschichte, zu finden unter http://gaslight.mtroyal.ca/mansize.htm, schreibt sie eher humorvolle Beiträge) und ihrem Mann "Die Macht der Dunkelheit" (ebenfalls im Internet unter http://gutenberg.net.au/ebooks06/0602561h.html) vorliest. Abgesehen von einigen kleineren Änderungen (so wird beispielsweise aus Wermut Absinth,und Jack nennt seine Laura auch nicht Pussy) bleibt Gruppe wie gewohnt sehr dicht am Original. Warum der Drehbuchautor 1924 als Zeitpunkt der Handlung gewählt hat, ist mir jedoch schleierhaft, zumal keinerlei "moderne" Dinge, wie Auto oder Telephon, in der Handlung vorkommen. Ich persönlich finde es sehr bedauerlich, daß die beiden Werke nicht als Einzelfolgen erschienen sind, insbesondere weil "The Power of Darkness" zu den absoluten Klassikern der Gruselerzählungen gehört, obwohl es darin gar keine "übernatürlichen" Elemente gibt. Hier droht die Story ein wenig unterzugehen und unterbricht außerdem den bis dahin sehr gut aufgebauten Spannungsbogen ziemlich abrupt.
Für Produktion und Regie sind wie immer die beiden Labelbetreiber Marc Gruppe und Stephan Bosenius gemeinsam verantwortlich. Gekonnt mischen sie die in einem Gruselhörspiel zu erwartenden Geräusche, wie zum Beispiel die tickende Standuhr, den prasselnden Kamin, das rufende Käuzchen oder die quietschende Tür mit musikalischen Elementen und erzeugen so die für ihr Label typische Schauer-Atmosphäre. Neben Klavier, Klarinette und Bass kommen diesmal auch etwas exotischere Instrumente, wie ein Banjo zum Einsatz. Genauso unterschiedlich wie die Instrumente sind auch die musikalischen Einlagen, die einzelne Szenen begleiten. Mal sind die Stücke dunkel und tragend, mal heiter und beschwingt, je nachdem, was der Situation angemessen ist. Zum Ende und damit Höhepunkt des Hörspiels, erklingt sogar ein ganzes Orchester, um die Dramatik der Handlung nochmals wirkungsvoll zu steigern.


Zu den Sprechern:
Was die Sprecherauswahl angeht, ist Titania immer wieder für eine Überraschung gut. Schon viele bekannte Stars, die man eigentlich eher aus Film oder Fernsehen kennt, gaben sich bei dem Label ein Stelldichein. In dieser Folge ist es Beatrice Richter(Mrs. Dorman) mit ihrer Rolle der ältlichen Haushälterin. Die zahlreichen TV-Erfahrungen machen sich auch hier bezahlt, und Frau Richter liefert ein überzeugendes Portrait der respektvollen Untergebenen, die aus ihrer Angst kein Hehl macht. Dafür daß sie der "Gaststar" ist, hat sie allerdings einen verhältnismäßig kleinen Part. Sprecherisches Highlight war für mich ohnehin Brigitte Kollecker-Frank(Laura) als junge Ehefrau, deren anfängliche Fröhlichkeit schnell in Trübsal umschlägt. Frau Kollecker-Frank dürfte vielen Hörern noch aus ihrer Zeit bei der Europa-Gruselserie bekannt sein, in der sie mehrfach die gewitzte Reporterin 'Eireen Fox' verkörperte. Lustigerweise ist auch der anfängliche Verlauf der Handlung den alten Europa-Hörspielen sehr ähnlich, und für einen Moment meint man fast wieder, den Streitgesprächen von Tom und Eireen zu lauschen. Wolfgang Rüter(Jack), der zusätzlich als Erzähler fungiert, ist zwar kein Horst Frank, überzeugt aber vollkommen in seiner Rolle des von der Liebe beschwingten, verständnisvollen Ehemanns, dessen Glück brutal zerstört wird. Ebenso gut ist Rolf Berg(Dr. Kelly), der sich über Jacks Ängste zunächst amüsiert, um dann aber doch, trotz aller Skepsis, nach dem Rechten zu sehen. Julia Stoepel(Rose) bleibt ein wenig unterfordert, da sich ihr Part auf die recht kurze Darstellung einer jungen, schönen Frau beschränkt. Bene Gutjan(Edward) und Tim Schwarzmaier(Vincent) sind großartig als die beiden Rivalen, welche um Rose buhlen. Insbesondere Schwarzmaier gelingt es eindrucksvoll, die Entwicklung seines Charakters vom überheblichen Draufgänger hin zum vor Angst Wahnsinnigen darzustellen. Beide erfüllen allerdings nicht immer ganz die Skriptvorgabe, da sie wegen einer Rückblende zeitweilig Schuljungen sprechen müssen, und dazu klingen ihre Stimmen einfach zu gereift. Auf den Punkt besetzt sind dagegen Marion Hartmann(Hausmutter) als ältere, gemütliche Dame die mit den Jungen scherzt und Wolfgang Welter(Schaffner) in seiner Rolle als geschäftigter Kondukteur. In winzigen Nebenrollen bekommt man noch Marc Oliver Schulze und die beiden Macher Marc Gruppe und Stephan Bosenius als junge Maler zu hören, die Rose lautstark verabschieden.


Fazit:
Solide, wenn auch nicht überragende Folge der Reihe.


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