Rezension: Jack Slaughter - 19 - Die Dämonenfabrik
Verfasst: Sa 25.05.2013, 15:03
Jack Slaughter - 19 - Die Dämonenfabrik
Zum Inhalt:
Natürlich haben Professor Doom und sein Gefährte, der Delphin Flopper, den Absturz überlebt. Ohne Heim stehen sie einsam und verlassen in den Black Hills, als sie plötzlich eine bekannte Stimme hören. Sunset River, die nach der Begegnung mit Dracula zur Vampirin wurde, ist wieder da. Zusammen mit Doom entdeckt sie eine stillgelegte Militärbasis, in der Supersoldaten gezüchtet werden sollten. Gemeinsam und mit teuflischer Unterstützung reaktivieren sie das ruhende Projekt, und schon wird es mal wieder eng für die Tochter des Lichts: Jack Slaughter.
Zur Produktion:
Irgendwie ist es doch sehr beruhigend zu wissen, daß dem alten Oberdämon Doom nichts passiert ist. Drehbuchautor Lars Peter Lueg knüpft mit "Die Dämonenfabrik" nahtlos an die vorangegangene Folge an und führt seine Geschichte gewohnt witzig fort. Ich liebe es, wenn auf ältere Folgen Bezug genommen wird und beispielsweise Charaktere unvermittelt wieder auftauchen, ohne daß neue Hörer rätseln müssen, um wen es sich handelt. Lueg schafft es scheinbar mühelos, mit nur einem Satz die komplette Vorgeschichte von Sunset River zu erzählen und somit alle Hörer auf den gleichen Stand zu bringen. Die Dialogbücher von Devon Richter und Nikola Frey sind wieder gespickt mit viel Humor und Anspielungen auf die 1980er Jahre. Alles wird sehr selbstironisch dargeboten, ohne dabei das Setting, die amerikanische Kleinstadt Jacksonville, außer Acht zu lassen. Wenn im Zusammenhang mit 'Locken' von Tony Schuhmacher oder Tony Marshall die Rede ist, stoßen beide Namen auf entsprechendes Unverständnis. Gleiches gilt für den Verweis darauf, daß man sich in der Zeit von Quincy und nicht von CSI befindet.
Bei der beeindruckenden Menge an abgedrehten Dialogen kann natürlich nicht jeder Gag sitzen, aber durch die schiere Fülle dürfte früher oder später jeder einen erheiternden Moment erleben. Übrigens finden sich diesmal eine besonders große Zahl von sexuellen Anzüglichkeiten, die allerdings mit viel Witz daherkommen und immer im Rahmen bleiben. Neben der Geschichte von den Supersoldaten, gibt es einen zweiten, beinahe noch interessanteren Handlungsstrang, denn Jacks Zauberbarbie Ponytail wird entführt, und die Tochter des Lichts hat alle Mühe, sie wiederzubekommen.
Bei Regie, Produktion und Dramaturgie bleibt der vielseitige Lars Peter Lueg seinem Konzept treu, indem er stets darauf achtet, das angestrebte Setting auch akustisch zu erhalten. Entsprechend werden nur Instrumente aus den 1980er Jahren verwendet, und neben Geigen, Trompeten und Klavier, herrscht vor allem der Synthesizer vor. Während der Titeltrack ein wenig moderner klingt, könnten die restlichen Melodien den Musikfabriken der damaligen Zeit entstammen. Besonders gelungen ist die "sexy" Musik, die sich wirklich anhört, als käme sie direkt aus "Dallas" oder "Dynasty". Auch was die Geräusche angeht, wirkt alles absolut stilecht. Dafür sorgen die tpischen amerikanischen Polizeisirenen, ebenso wie das unangenehme Geräusch, das eine Plattenspieler-Nadel macht, wenn sie brutal über eine LP gezogen wird.
Zu den Sprechern:
Der Humor in dieser Reihe kommt auch deshalb so locker rüber, weil die eingesetzten Sprecher hörbar Spaß an ihren Rollen haben. Till Hagen(Erzähler) gelingt das seltene Kunststück, gleichermaßen verschmitzt und todernst zu wirken, während K.Dieter Klebsch(Professor Doom) seinen gehörnten Dämon in jeder Szene gekonnt überzeichnet. Zuerst zerfließt er fast vor Selbstmitleid, nur um dann schon in der nächsten Szenen einen Höhenflug zu erleben. Besonders erheiternd fallen dabei seine Überlegungen zum Thema 'Gleitmittel' aus. Delphin Mitzi(Flopper) bleibt für mich ein Rätsel. Hat man hier einfach die Tonspur von "Flipper" abgenommen, oder handelt es sich doch um einen anderen Delphin? Simon Jäger(Jack Slaughter) verkörpert erneut souverän den coolsten Dämonenjäger aller Zeiten, der diesmal seine Männlichkeit akut bedroht sieht und in puncto Lässigkeit nur noch von seinem Vater Engelbert von Nordhausen(John Slaughter) übertroffen wird. Katharina Lopinski(Barbara Slaughter) ist ganz die fürsorgliche Mutter, die ihren Sohn, zwecks Styling, gleich in den nächsten Outletstore schleifen will, bevor ihr einfällt, daß Jacks Seelenrettung vielleicht doch noch etwas wichtiger wäre. Auch die restliche Stammcrew bleibt ihren Figuren treu. Gisela Fritsch(Grandma Abigail) spielt "Jackies" immer leicht verrwirrte Großmutter, die ihre ominösen Warnungen, statt mit den üblichen Schminktipps, dieses Mal mit Ratschlägen zum Thema 'Frisuren' beendet, und Arianne Borbach(Dr. Kim Novak) spricht mit leicht rauchiger Stimme das Bikinimodell, dessen Schönheit nur noch von seiner Intelligenz übertroffen wird. Vor allem David Nathan(Tony Bishop) hat mir gut gefallen. Seine trockene Bemerkung auf Abigails Feststellung, daß er keine Jungfrau mehr sei, zählt genauso zu den lustigen Highlights des Hörspiels wie Andy Matern(Bob), dessen Genuschel im Zusammenhang mit den Barbiepuppen frappierend an den Kerkerwächter aus "Das Leben des Brian" erinnert. Daß der Teufel auch mal ganz nett ist, wenn es ihm einen Vorteil bringt, beweist Lutz Mackensy(Lucy Lucifer) mit seinem Hilfsangebot für die Feinde von Jack Slaughter. Rainer Fritzsche(Basil Creeper) darf diesmal eine ganze Palette unterschiedlicher Gefühle zum Ausdruck bringen, um am Ende wieder ganz er selbst zu sein. Die größte Überraschung aber stellt Fang Yu(Mr. Ming) dar, den man nach 18(!) Folgen erstmals deutsche Wörter sagen hört. Gastsprecher sind Schaukje Könning(Sunset River) als zickige, aber verführerische Vampirbraut, deren dämonisches Lachen dem der anderen "bösen" Charaktere in nichts nachsteht und Gerrit Schmidt-Voss(Alan Poppins) in seiner Rolle als fanatischer Sammler, der für seine Leidenschaft auch nicht vor Mord zurückschrecken würde.
Fazit:
Herrlich politisch unkorrekte Unterhaltung für alle, die ihre Dämonenkiller nicht ganz so bierernst nehmen.
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