Rezension: Gruselkabinett - 82 - Der Zombie

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 82 - Der Zombie

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Gruselkabinett - 82 - Der Zombie

Zum Inhalt:
Eine Lungenerkrankung zwingt den Amerinkaner Granville Lee, auf eine Insel der kleinen Antillen umzusiedeln. Nachdem er sich eingewöhnt hat, beginnt er sich für die Bräuche und Riten der Eingeborenen zu interessieren. Aufgrund eines einschneidenden Erlebnisses, bittet er seinen alten Freund Jaffray Da Silva zu einem Gespräch, um sich mit ihm über dessen Erfahrungen mit dem Voodoo-Kult zu unterhalten.


Zur Produktion:
Was ich an Titania so schätze, ist ihre abwechslungsreiche Auswahl an Werken und Autoren. Während einige der Hörspielvorlagen schon mehrere hundert Jahre zählen, werden zwischendurch auch immer wieder neuere Geschichten vertont. Genau wie Robert E. Howard, von dem bereits fünf seiner Erzählungen in dieser Reihe adaptiert wurden (Gruselkabinett 52,60,63,70 und 77), veröffentlichte Henry St. Clair Whitehead (05.03.1882 – 23.11.1932) Kurzgeschichten in amerikanischen "Pulpmagazinen". Diese Nachfolger der Groschenhefte waren in den 1930er bis -50er Jahren sehr populär und boten den unterschiedlichsten Autoren Raum für ihre Produktionen. Das vorliegende Hörspiel "Der Zombie" basiert auf Whiteheads Kurzgeschichten "Jumbee" die 1926 erstmals in Weird Tales erschien und "Cassius", die 1931 in dem Magazin Strange Tales ihre Veröffentlichung hatte. Das mag auch der Grund sein, warum man in Deutschland erst viele Jahre später von ihm hören sollte. Whitehead war eigentlich Priester und zog die Inspirationen für seine Erzählungen aus einem Aufenthalt auf den Jungferninseln in den Jahren 1921-29. Aufgrund seiner Publikation in denselben Heften, für die auch Lovecraft schrieb, ergab sich eine Briefreundschaft mit dem Großmeister des Horrors. Da "Jumbee" und "Cassius" in der Karibik spielen, hat es sich geradezu angeboten, gleich beide als Grundlage für die von Skriptautor Marc Gruppe erstellte Zusammenfassung "Der Zombie" auszuwählen. Geschickt nutzt er die wesentlich kürzere Story "Jumbee" für den entsprechenden Stimmungsaufbau, um dann mit "Cassius" die eigentliche Handlung zu erzählen, auch wenn in letzterer der Zombie-Aspekt kaum vertreten ist. Trotzdem bleibt das Gesamtwerk extrem spannend, und der Hörer fiebert bis zum Schluß mit den Protagonisten mit. Da sich die Geschichten des Autors nicht im Public Domain befinden und ich sie auch nicht besitze, kann ich nur die von Marc Gruppe vorgenommenen Änderungen an "Jumbee" beurteilen, da diese als Leseprobe im Internet bei Google (http://books.google.de/books?id=FU1jOsE ... &q&f=false) zu finden ist. Wie üblich hat Gruppe sich dabei auf kleinere Änderungen beschränkt. Während Whitehead Iversen als korpulent und von Herzattacken gezeichnet beschreibt, ist er im "Zombie" das Paradebeispiel eines kerngesunden, großgewachsenen Mannes. Diese Änderung halte ich jedoch für gelungen, da so sein Schicksal nur umso tragischer erscheint. Ansonsten wurden lediglich die heutzutage als rassistisch geltenden Vergleiche eliminiert. Unglücklicherweise fällt dabei auch die Erklärung, daß sich "Shin" von dem französischen "Chien" ableitet, unter den Tisch.
Die akustische Umsetzung durch Stephan Bosenius und Marc Gruppe lässt einmal mehr keine Wünsche offen. Statt wie bei den meisten Schauergeschichten nur auf die klassischen Blas- und Streichinstrumente zurückzugreifen, ertönen hier auch schräge Synthesizerklänge, die das gruselige Geschehen adäquat unterstreichen. Mindestens ebenso beeindruckend ist aber auch das Klavier, bei dem es manchmal genügt, nur ein paar Tasten aus den tieferen Bereichen anzuschlagen. Die Melodien sind stets abwechslungsreich gestaltet und erzeugen entweder eine düstere und bedrohliche oder eine heitere und fröhliche Atmosphäre. So wie die Musik, sind auch die eingesetzten Geräusche sorgfältig ausgesucht. Der Dschungel wird angemessen von exotischen Vögeln, raschelnden Blättern und zirpenden Zikaden untermalt, während die Hafenszene durch Schiffspfeifen und die Menschenmenge am Kai lebendig wird. Einziger Wermutstropfen waren für mich die Schussgeräusche, die ohne ersichtlichen Grund doch sehr blechern klangen.


Zu den Sprechern:
Beinahe noch mehr als von der Geschichte, bin ich von den Sprechern begeistert. Allen voran die beiden Altmeister Gerd Holtenau(Granville Lee), der mit ruhiger, ein wenig knarriger Stimme den von den Ereignissen überraschten, neugierigen Dienstherren spricht und Mogens von Gadow(Jaffray Da Silva) als Lees alter Feund, dessen Spiel dem seines Kollegen in nichts nachsteht. Auch Peter Lontzek(Stephen Penn) kann mit seiner Darstellung des erleichterten und dankbaren Hausburschen vollends überzeugen. Den schwierigsten Part hat wohl Fabian Oscar Wien(Brutus Hellmann) als Lees angsterfüllter zweiter Hausbursche, der von einem unheimlichen Übel geplagt wird. Oscar ist dermaßen anschaulich in seiner Art, die empfundenen Schmerzen rüberzubringen, daß er sofort das Mitleid des Hörers erweckt. Axel Lutter(Arthur Carswell) als der aufmerksame, entschlossene Freund Lees, klingt ebenso überzeugend wie der unvergleichliche Jürgen Thormann(Dr. Pelletier), der dem Geschehen mehr oder weniger fassungslos gegenübersteht. Eckart Dux(Hilmar Iversen) Kurzauftritt beschränkt sich zwar auf Schnaufen und Stöhnen, aber das macht er dermaßen unheimlich, daß man eine regelrechte Gänsehaut bekommt. Beinahe genauso kurz fällt auch Dagmar von Kurmins(Schin) Auftritt aus. Allerdings darf sie, im Gegensatz zu Dux, nicht nur Geräusche von sich geben, sondern hat auch ein wenig Text, den sie mit dämonischem Gelächter begleitet. Dirk Petrick macht sich gut als Iversens junger Hausbursche, der zur Eile drängt, und "Macher" Marc Gruppe(Cassius) tritt als unheimlich hechelnde Kreatur auf. Warum die stöhnende Julia Stoepel, Dagmar von Kurmin und "Macher" Stephan Bosenius als "Hänge-Zombies" bezeichnet werden, ist mir allerdings schleierhaft, da Jumbee eigentlich "untoter Geist" bedeutet. Das erbarmungswürdig schreiende Kind bleibt leider ungenannt.


Fazit:
Gruselige Unterhaltung, bei der nicht nur ein Zombie für Angst und Schrecken sorgt.

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