Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Beitrag von MonsterAsyl »

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Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Zum Inhalt:
Während der Suche nach dem verschwundenen Kater seiner Freundin Marjory Ash, lernt Michael Strang auch endlich seinen geheimnisvollen neuen Nachbarn Mr. Stark kennen. John Stark, der aufgrund einer Beinbehinderung nicht am Gesellschaftsleben teilnehmen kann, freut sich über den unerwarteten Besuch, und man beginnt sich anzufreunden. Doch irgendetwas stimmt nicht in der beschaulichen Südstaatenkleinstadt, denn es verschwinden immer mehr Tiere, und eines Tages wird auch noch ein Kind vermisst...


Zur Produktion:
Wer meine Rezensionen regelmäßig verfolgt, weiß, wie sehr ich den Autor Robert E. Howard(22.01.1906-11.06.1936) schätze. Umso mehr freut es mich, daß Titania sich nun bereits zum sechsten Mal (GK 52,60,63,70 & 77) einer Kurzgeschichte von ihm annimmt. Zu meiner großen Schande muss ich gestehen, daß mir diese Geschichte zuvor absolut unbekannt war. Bedauerlicherweise befindet sie sich auch nicht im Public Domain, weshalb ich diesmal auf einen Vergleich zwischen literarischer Vorlage und dem Hörspielskript von Marc Gruppe verzichten muss. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, daß die Eröffnungsszene so nicht in der Kurzgeschichte zu finden ist, da Howard, ähnlich wie Lovecraft, auf weibliche Protagonisten weitgehend verzichtet hat. Auch die modernen Redensarten, wie "um die Ecke gebracht" oder "kleine Kampfmaschine" werden sich so wohl nicht in einem Text aus den 1930er Jahren finden. Von diesen "Modernisierungen" mal abgesehen, entwickelt sich die Handlung ganz im Stil von H.P. Lovecraft, einem Briefreund von Howard, und kann, bezüglich der Auflösung, durchaus als Teil des Cthulhu-Universums angesehen werden. Genau wie bei Lovecraft, baut sich das Grauen langsam aber stetig auf, und Skriptautor Marc Gruppe gelingt es, mit seiner Adaption die Spannungsschraube bis zum Schluß anzuziehen.
Gleichermaßen gelungen wie die Umsetzung der Kurzgeschichte, sind Produktion und Regie durch Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die musikalische Untermalung ist auffallend dezent gehalten. Statt mit bombastischen Orchesterklängen zu starten, kommen schon in der Eröffnungsmusik nur wenige Instrumente zum Einsatz. Dieses eher bescheidene Arrangement passt hervorragend zum harmlosen Beginn der Geschichte und wiegt den Hörer zunächst in trügerischer Sicherheit. Im Laufe des Geschehens ändert sich dies jedoch, und mit jedem zusätzlichen Instrument steigert sich auch die akustische Spannung. Als besonders wirksam empfand ich dabei den zurückhaltenden Einsatz des Chors, der das unterschwellige Unbehagen noch zusätzlich verstärkt. Für die Geräuschkulisse wird alles eingesetzt, was zur Darstellung einer abgelegenen,ländlichen Kleinstadtstraße gebraucht wird. Vögel zwitschern, ein leiser Wind streicht durch die Gräser und Blätter der Bäume, und natürlich dürfen die zirpenden Grillen auch nicht fehlen. Dieser doch sehr lebendigen Außenwelt steht die Grabesstille in John Starks Haus gegenüber, in dem man nur die von den beiden Menschen verursachten Geräusche, wie beispielsweise das Scharren von Stühlen, hört. Und natürlich die unheimliche Kreatur, deren physische Entwicklung durch immer lauter werdende Laufgeräusche dargestellt wird. Die Effekte, unter anderem der leichte Hall in Starks Haus, oder die leiser eingespielten Stimmen der Protagonisten, die Entfernung vortäuschen, runden das dreidimensionale Hörvergnügen ab.

Zu den Sprechern:
Für dieses Hörspiel hat Titania nur eine kleine, aber sehr feine Cast verpflichtet. Hauptdarsteller Jannik Endemann(Michael Strang), der auch als Erzähler fungiert, macht seine Sache als jugendlicher Held ganz ausgezeichnet. Er überzeugt in wirklich jeder Spielszene, und seine sympathische Art lässt den Hörer um ihn bangen. Lediglich seine, für mich zu nüchterne Art, die Kreatur zu beschreiben, schmälert die großartige Gesamtleistung ein klein wenig. Maximiliane Häcke(Marjory Ash) ist zwar vorlagenbedingt auf die Rolle der liebreizenden, eher hilflosen Freundin reduziert, doch diesen Part füllt sie mit ihrer angenehmen Stimme zur vollsten Zufriedenheit aus. Ähnlich ergeht es Traudel Haas(Mrs. Ash) die hier lediglich als fürsorgliche Mutterfigur agieren darf. Sprecherischer Highlight ist für mich jedoch der Mann mit der rauen Stimme, Manfred Lehmann(John Stark). Seine Darstellung des einsamen Behinderten ist einfach großartig, und es macht einfach Spaß, den zu Beginn eher schroffen, abweisenden Mann im Laufe der Handlung förmlich auftauen zu hören. In einer kleinen Nebenrolle tritt noch Hasso Zorn(Sheriff) als von den Ereignissen sehr besorgter, aber letztendlich ratloser Gesetzeshüter auf.

Fazit:
Spannende Horrorgeschichte mit einer Verbeugung vor Lovecraft. Kaufempfehlung!

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Keeper of the Monsters

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Levion
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Re: Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Beitrag von Levion »

Zum Anfang erneut ein Dank an MonsterAsyl für die vielen tollen Anregungen.

Meine Freundin und ich hören gerne mal gruselige Hörspiele. So haben wir uns dieses Hörspiel gekauft. Die Kritik hier und auch bei den üblichen Online-Händlern war positiv und das Thema klang interessant. Wie zu erwarten war ist die Produktion hochwertig und die Sprecher gut. Die Details hat MonsterAsyl auch bereits geschrieben und für mich gibt es als Laien auch nichts zu ergänzen.

Mein Fazit zu dem Hörspiel fällt allerdings nicht so positiv aus. Es kam bei mir keine entsprechend gruselige Stimmung auf. Das lag für mich am langatmigen Einstieg und der doch durchsichtigen Story. Nun bin ich auch generell eher Fan von John Sinclair und mag etwas mehr Action oder bei anderen Hörspielen auch mal ein wenig Splatter. Das darf man hier nicht erwarten.
Weiterhin hätte mich einfach mehr interessiert was hinter der "bösen" Hauptfigur und der namensgebenden Kreatur steckt. Herkunft, Motive, etc. Da ich die Literaturvorlage nicht kenne, kann ich nicht einschätzen, ob dies mehr auflöst.

Diese beiden Hauptkritikpunkte machen das Hörspiel für mich zu einem akzeptablen aber nicht guten Exemplar.
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MonsterAsyl
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Re: Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Beitrag von MonsterAsyl »

@Levion:
Zum Anfang erneut ein Dank an MonsterAsyl für die vielen tollen Anregungen.
Wie immer sehr gern geschehen. :)
Mein Fazit zu dem Hörspiel fällt allerdings nicht so positiv aus. Es kam bei mir keine entsprechend gruselige Stimmung auf. Das lag für mich am langatmigen Einstieg und der doch durchsichtigen Story.
Das tut mir leid, daß Du/ihr das nicht gruselig fandet. Der Einstieg bei Titania fällt gewöhnlich immer erstmal etwas langsam aus, um sich dann aber (meistens) zu steigern. Was Du jetzt mit "Durchsichtigkeit der Story" meinst, erschliesst sich mir allerdings nicht. ???
Nun bin ich auch generell eher Fan von John Sinclair und mag etwas mehr Action oder bei anderen Hörspielen auch mal ein wenig Splatter. Das darf man hier nicht erwarten.
Da geb ich Dir recht. Wenn Du Sinclair, Hunter und Co. magst, sind die Gruselkabinetthörspiele generell nichts für Dich, denn Splatter sucht man da meist vergebens.
Weiterhin hätte mich einfach mehr interessiert was hinter der "bösen" Hauptfigur und der namensgebenden Kreatur steckt. Herkunft, Motive, etc. Da ich die Literaturvorlage nicht kenne, kann ich nicht einschätzen, ob dies mehr auflöst.
Da ich die literarische Vorlage auch nicht kenne, kann ich Dir die Frage nicht beantworten. Da sich Howard aber hier an Lovecraft anlehnt halte ich das eher für unwahrscheinlich. Lovecraft hat das ja eigentlich auch nie so richtig erklärt und lediglich vage Andeutungen gemacht.
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Morty
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Re: Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Beitrag von Morty »

Ich habe das Hörspiel am Wochenende auch gehört und fand es sehr gut. Vor allem das Finale bietet effekttechnisch und musikalisch so einiges. Kurzweilig fand ich das Hörspiel ebenso.

Mittlerweile bin ich richtig vernarrt in die Serie. Habe nun 45 Folgen hier und es werden noch ein paar mehr.

Geil fand ich auch letztens "Die liebende Tote" - ein schlicht famoser Ohrenschmaus. "Der Vampir" hat mir auch gefallen. Es gab ein paar Folgen, von denen ich nach dem ersten Hören etwas "enttäuscht" war (Die obere Koje, Das violette Automobil, etc), aber nach dem zweiten Hören fand ich auch die klasse.

Die zwei kommenden Folgen im Mai sind auch sogut wie bestellt und die kommenden im Herbst klingen auch toll. Genial natürlich besonders Lovecrafts "Die Farbe aus dem All". Habe die Story gelesen und finde sie gehört zu Lovecrafts Besten.

Bald gehts weiter mit Der Freischütz, Die Bilder der Ahnen, Die Spinne, Jagd der Vampire, Das verfluchte Haus, Der weiße Wolf, usw...

Von den bisher erschienenen 87 Folgen gibt es rund 20, die mir gar nicht zusagen, die werde ich auch nicht kaufen... (Northanger Abbey, Das Bildnis des Dorian Gray, ein paar Bram Stokers, Der Glöckner von Notre Dame, Der Mönch, usw).

Bei "Aylmer Vance" bin ich auch noch etwas unschlüssig...
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Re: Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Beitrag von MonsterZero »

Die obere Koje fand ich beim ersten Mal schon gut.
Dafür tat ich mich bei Der Vampir schwer.
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Re: Rezension: Gruselkabinett - 86 - Die Kreatur

Beitrag von Levion »

Danke für die ausführliche Antwort.
Grundsätzlich habe ich eigentlich nichts gegen die Reihe. Die Folge "Die Kreatur" ist die 6 Folge die ich nun besitze. Nur wurde ich hier nicht richtig in den Bann gezogen.

Mit "durchsichtig" meinte ich, dass mir die Geschichte recht vorhersehbar erschienen ist. Die Rolle des Krüppels und die Gründe für verschwinden der Tiere usw. erschien mir zu offensichtlich. Gleichwohl mir die Hintergründe der Kreatur nicht klar genug waren :) . Ich hoffe das erklärt meine Meinung etwas besser.
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