Rezension: Gruselkabinett - 107 - Der weiße Wolf von Kostopc

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 107 - Der weiße Wolf von Kostopc

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Gruselkabinett - 107 - Der weiße Wolf von Kostopchin

Zum Inhalt:
Im strengen Winter 1845 wird das Gut Kostopchin, welches im ehemaligen Russland Polen liegt, von einem Wolfsrudel heimgesucht. Das ist dort zur damaligen Zeit an sich nichts ungewöhnliches, nur wird diese Meute von einer weißen Wölfin angeführt. Der Knecht Michail Wassiljewitsch überlebt nur knapp einen Angriff, und als der Gutsherr Pawel Sergejewitsch einen Toten findet, ist das Maß voll. Zusammen mit den Männern des naheglegenen Dorfes bricht er auf, um die Tiere zu erlegen. Noch ahnt keiner der Beteiligten, daß diese Jagd ganz anders enden wird als erwartet.

Zur Produktion:
Schon oft hat das Label Titania in seiner Gruselkabinett-Reihe heutzutage fast vergessene Autoren vorgestellt, aber bisher ließ sich keiner davon so schwer recherchieren, wie Sir Gilbert Campbell (29.04.1838-23.05.1899). Cambell war der Sohn irischer Aristrokraten, die in England lebten. Nach seiner Ausbildung in Harrow ging er in den Militärdienst, den er später aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verlassen musste. Von da an arbeitete er als Übersetzer französischer Werke, unter anderem von Victor Hugo. Ausserdem verfasste er mehrere sogenannte "Shilling Shocker", die in Form von Kurzgeschichten-Sammlungen erschienen. 1892 überführte man ihn diverser Betrügereien. Zusammen mit einigen Komplizen hatte er mehrere Literatur- und Künstleragenturen betrieben, die gefälschte Diplome verkauften und sich für Veröffentlichungen jeder Art bezahlen ließen, ohne ihrerseits die Künstler zu entlohnen. Aufgrund der Tatsache, dass Sir Gilbert seinen Adelstitel missbrauchte, um sich das Vertrauen der Opfer zu erschleichen, fiel seine Strafe mit 18 Monaten Zwangsarbeit am härtesten aus. Nach der Freilassung hat man bis zu seinem Tod nie wieder etwas von ihm gehört oder gelesen. Als "The White Wolf of Kostopchin" 1889 erstmals in dem Buch "Wild and Weird Tales of Imagination and Mystery" veröffentlicht wurde, war Campbell auf der Höhe seiner Schaffensphase. Bedauerlicherweise will das nicht viel heißen, denn wer sich die Mühe macht und die Geschichte im Internet (http://www.elfinspell.com/CampbellWhiteWolf.html) nachliest, wird schnell feststellen, daß hier nicht unbedingt ein literarisches Genie am Werk war. Die Erzählung verläuft eher stockend und wirkt teilweise recht langatmig. Dazu wird der Hauptdarsteller bei Sir Gilbert auch noch extrem unsympathisch geschildert. Deshalb verwundert es nicht weiter, daß Skriptautor Marc Gruppe sich relativ stark von der schriftlichen Vorlage löst und die Handlung stattdessen lieber nacherzählt. Auf diese Weise bleiben zwar alle wichtigen Elemente erhalten, das Geschehen wird aber sehr viel rasanter und spannender geschildert als in der Vorlage. Im Zuge dieser "Umgestaltung" hat Marc Gruppe verschiedene Veränderungen vorgenommen. Da wären zunächst die Vornamen der Protagonisten, die Sir Gilbert doch sehr angliziert hatte. So heißt Pawel bei ihm Paul und aus Alexej wurde Alexis. Warum Gruppe aus der kleinen Katrina eine Olga macht, erschließt sich mir zwar nicht so ganz, die Umbenennung spielt aber auch weiter keine Rolle. Etwas bedauerlich finde ich nur, daß Gruppe den Ausdruck "Väterchen" (eine russische Form der Anrede gegenüber gesellschaftlich höher gestellten Personen) lediglich mit "Gebieter" übersetzt hat. Wesentlich gravierender ist allerdings die vollkommmene Änderung von Pawels Charakter. Sir Gilbert stellt ihn als überheblichen, unliebsamen Zeitgenossen dar, welcher für das gemeine Volk höchstens Verachtung empfindet. Eine der unglücklichen Toten wird von ihm beispielweise als "Slut", also Schlampe, bezeichnet, und seinen Knecht nennt er mehrfach Idiot.
Bei Gruppe higegen ist er ein sympathischen Familienvater, der seine Arbeiter unterstützt. Dieser extreme Wechsel mag zwar den einen oder anderen Puristen stören, er passt aber viel besser zur Geschichte, denn nur so entwickelt der Hörer auch Mitgefühl für Pawel und sein Schicksal. Für mich fällt Gruppes Interpretation insgesamt sehr viel stimmiger und spannender aus als die Kurzgeschichte selbst.
Im Gegensatz zu vielen anderen Folgen, kommt es mir diesmal so vor, als hätten die für Produktion und Regie Verantwortlichen, Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die Melodien, mit denen sie jede Szene unterlegen, verhältnismäßig leise eingespielt. Vielleicht scheint das aber auch nur so, weil hier fast ausschließlich unterschiedliche Streichinstrumente zum Einsatz kommen, die schon von Natur aus nicht so laut sind wie etwa ein Klavier. In jedem Fall tragen die ruhigen, etwas melancholisch wirkenden Stücke dazu bei, die Stimmung weiter zu vertiefen. Besonders gut hat mir die Gestaltung des Endes gefallen, bei dem nur noch Musik und Wolfsgeheul zu hören sind. Neben dem gerade genannten Wolfsheulen, kommt der Hörer natürlich auch noch in den Genuss etlicher anderer Geräusche. Da krächzen Krähen, Schnee knirscht unter den Schritten, und der Wind pfeift durch die einsamen Wälder. Alle Töne klingen vollkommen natürlich, und es ist die gelungene Mischung aus Musik, Geräuschen und natürlich den Sprechern, welche der Reihe Gruselkabinett ihr so eigenes Klangbild verleiht.


Zu den Sprechern:
Dieses Hörspiel kommt mit einer relativ kleinen Cast von gerade mal fünf Sprechern aus, von denen einer besser ist als der andere. Den meisten Text hat Hans Bayer(Michail Wassiljewitsch), da er auch den Part des Erzählers übernimmt. Seine etwas raue Stimme passt hervoragend zur Rolle des rüstigen Knechts, der alles versucht, um das drohende Unheil abzuwenden. Es sind aber vor allem die kleinen Nuancen in seiner Stimme, beispielsweise wenn er friert, die seine Darstellung so überzeugend machen. Pascal Breuer(Pawel Sergejewitsch) spricht das freundliche Familienoberhaupt mit viel Elan, und es ist schon toll, wie er sich auch akustisch vom selbstbewussten, freundlichen Gutsherrn zum übellaunigen Patriarchen entwickelt, der seinen Frust im Alkohol ertränkt. Anja Kruse (Ravina) überzeugt als geheimnisvolle Schönheit mit verführerischer Stimme, aber das eigentliche sprecherische Highlight sind für mich diesmal die Kinder, allen voran Clara Fischer(Olga) als kleines Mädchen, das von Ravina fasziniert ist. Selten erlebt man ein so beeindruckendes Debüt einer Nachwuchssprecherin. Sie spielt ihren Part absolut überzeugend, denn jede ihrer Gefühlsäußerung, egal ob erschreckt, traurig oder fröhlich, klingt wunderbar natürlich.
Die schwierigste Rolle hat aber meiner Meinung nach Lando Auhage(Alexej). Ihm obliegt es, sich anfangs sehr zurückzunehmen, um den schüchternen, aufgrund der Ablehnung seines Vaters extrem unsicheren Jungen glaubhaft darzustellen. Diese Befangenheit und das stete Zaudern gelingen ihm meisterhaft und lassen seinen Wandel zum Schluß des Hörspiels umso erschreckender wirken.


Fazit:
Titanias Hörspiel übertrifft die Kurzgeschichte bei weitem.

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