Rezension: Gruselkabinett - 154 - Tropischer Schrecken

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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 154 - Tropischer Schrecken

Beitrag von MonsterAsyl »

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Gruselkabinett - 154 - Tropischer Schrecken

Zum Inhalt:
Im Jahre 1899 wird die "Glen Doon" auf ihrer langen Reise von Melbourne nach Europa eines Nachts von einer unheimlichen Kreatur angegriffen. Diese macht sich auf dem Schiff breit und beginnt die Vorräte der Mannschaft zu verspeisen. Doch damit ist der Hunger der Bestie noch längst nicht gestillt...

Zur Produktion:
Wer die Reihe Gruselkabinett von Anfang an verfolgt hat, dem wird der Name William Hope Hodgson (15.11.1877 - 19.04.1918) bekannt vorkommen, denn der britische Autor verfasste auch die Vorlagen für die Folgen 53 - "Die Herrenlose" und 69 - "Stimme in der Nacht". Da Hodgson selbst als Matrose zur See fuhr, spielen viele seiner Geschichten, so wie auch diese, auf dem Meer.
Bereits im Alter von 14 Jahren heuerte er als Kabinenjunge auf einem Schiff an und startete damit seine vierjährige Ausbildung zum Maat. 1895 ging er nach Liverpool, um zwei Jahre zu studieren und erhielt im Anschluß dann seine Maatsurkunde. Die Krönung seiner Laufbahn war mit Sicherheit die Verleihung der "Royal Humane Society Medaille für Tapferkeit" im Jahr 1898, welche er für die Rettung eines Matrosen erhielt, der vom Topmast in die haiverseuchten Gewässer Neuseelands gefallen war.
Was mir an dieser Folge besonders gut gefällt, ist die Furiosität, mit der der Inhalt entwickelt wird. Genau wie in der literarischen Vorlage aus dem Jahre 1905, gibt es nur eine sehr kurz gehaltene Einführung, bevor die Seeschlange, so wie auf dem Cover abgebildet, das Schiff angreift. Bis zum Schluß folgt ein Ereignis dem nächsten, und bevor der Hörer Luft holen kann, sind die ca. 46 Minuten Laufzeit auch schon um. Zwar ist diese dynamische Erzählweise bereits von Hodgson vorgegeben, aber die mit Bedacht vorgenommene Überarbeitung durch Skriptautor Marc Gruppe verleiht dem Geschehen noch zusätzlichen Schwung. So hat er beispielsweise alle längeren Beschreibungen des Erzählers und den Logbucheintrag von Captain Norton in Dialoge umgewandelt und diese durch eingestreute Fachbegriffe wie die "Hunds- bzw. Hundewache" ergänzt, um sie insgesamt "runder" zu machen. Darüber hinaus nutzt Gruppe die Gelegenheit, die Handlung mit zusätzlichem Grusel zu versehen, indem er (im Gegensatz zu Hodgson) die verstümmelte Leiche eines Matrosen detailliert schildert. Davon abgesehen hat er nur noch einen kurzen zusätzlichen Dialog eingefügt, in dem die Figuren sich über "Tom Thompson"s Namen unterhalten. Sämtliche sonstigen Unterschiede zur Kurzgeschichte, wie etwa die zeitliche Umstellung einiger Ereignisse, exemplarisch sei die Szene mit den Seeleuten im Ausguck genannt, dienen lediglich dazu, das Geschehen spannender zu gestalten.
Da diese Kurzgeschichte inzwischen in Amerika rechtefrei ist, kann man sie im englischen Original mit dem Titel "A Tropical Horror" im Internet unter anderem bei Wikipedia (https://en.wikisource.org/wiki/A_Tropical_Horror) finden, um sich selbst ein Bild von den Änderungen zu machen.
Die akustische Ausgestaltung durch Stephan Bosenius und Marc Gruppe kann wie immer mit einer Vielzahl unterschiedlichster, jederzeit natürlich klingender Geräusche punkten. Die Wellen brechen sich an der Schiffswand, die von der Seeluft verzogenen Luken quietschen in den Angeln, und die Schiffsplanken knarren unter den Schritten. Highlight sind aber sicherlich die brüllende Seeschlange und ihre Aktionen. Da tropft der Schleim aus dem Maul, Türen bersten splitternd und die Knochen knacken bei jedem Biss. Obwohl ich die "Tonkulisse" insgesamt großartig finde, gibt es doch eine Kleinigkeit, die mich etwas stört. In unregelmäßigen Abständen sind Möwen zu hören. Natürlich assoziiert man diese Vögel gern mit Schiffen, allerdings dürfte es, so weit draußen auf dem Meer, wie sich die Glen Doon zum Zeitpunkt der Handlung befindet, eigentlich keine Möwen mehr geben, da diese nur in Küstennähe zu finden sind. Doch hierbei handelt es sich um ein Detail, welches wohl die wenigsten stören wird. Sehr gelungen finde ich hingegen den immer leiser werdenden Abschluß des Hörspiels, bei dem man noch einmal die Seeschlange brüllen hört, bevor sie, unter reichlicher Wasserverdrängung, im Meer verschwindet.
Die Effekte werden, wie gewohnt, dezent eingesetzt. Die Rufe der Matrosen klingen unter Deck entsprechend dumpf, während die des Captains auf dem menschenleeren Schiff mit einem leichten Hall unterlegt worden sind. Für die Musik kommen vor allem Instrumente wie Geige, Trommel oder der Synthesizer zum Einsatz, mit deren Hilfe sich eine bedrohliche Stimmung erzeugen lässt. Abwechselnd hört man düstere, elektronisch erzeugte Töne, die dann alternierend in treibende oder tragisch klingende, orchestrale Melodien übergehen. Zum Abschluß bekommt der Hörer noch ein Stück präsentiert, bei dem alle genannten Instrumente, zusätzlich unterstützt von einem Chor, zu hören sind.

Zu den Sprechern:
Hauptdarsteller und Erzähler Christian Stark(Tom Thompson) ist einfach großartig in der Rolle des routinierten Seemanns, der, nicht nur aufgrund seiner Erählperspektive, stellvertretend für den Autor stehen dürfte. Seine Figur behält stets einen klaren Kopf und denkt vor allem praktisch, um sein Leben und das des 14 jährigen "Joky"s zu retten. Dirk Petrick(Joky) ist mit seinem intensiven Spiel Stark durchaus ebenbürtig. Egal ob er verängstigt vor sich hin stammelt oder gegenüber Thompson aufmüpfig wird, seine Darstellung wirkt immer glaubwürdig. Für die zahlreichen kleinen Parts der restlichen Besatzung hätte es sich das Label Titania einfach machen und deren Sätze, leicht verfremdet, von den beiden Hauptsprechern übernehmen lassen können. Stattdessen ist jede Rolle mit einem anderen Sprecher besetzt worden, und so bekommt man z.B. Joachim Tennstedt(Zimmermann) und Detlef Bierstedt(Segelmacher) zu hören, welche das detektivische Duo "Sherlock Holmes" und "Dr. Watson" in Titanias "Sherlock Holmes" Reihe verkörpern, während sie hier um ihr Leben flehen müssen. Während der Einsatz von Gerhard Fehn(Ausguck), Peter Weis(2. Maat) und Helmut Zierl(Hilferufender Matrose) auf panische Schreie beschränkt bleibt, darf Valentin Stroh(Morgan) wenigstens noch nach Tom und Joky rufen und sich einen eindrucksvollen Kampf mit dem Seeungeheuer liefern. Bemerkenswert finde ich auch den kurzen Auftritt von Marc Gruppe(Matrose) als überraschter Mariner, der seine Figur unartikuliert, also allein mit Hilfe von Tönen wie Gähnen und Schreien, zum Leben erweckt. Die raue Stimme von Thomas Balou Martin(Captain William Norton) passt hervorragend zu dem erfahrenen Schiffsführer, dem man das Entsetzen beim Betreten der "Glen Doon" anhören kann. Gleiches gilt auch für Rainer Gerlach(Tom Briggs) als dessem ersten Maat, den das, was er auf dem Schiff vorfindet, geradezu anekelt.

Fazit:
Mitreißend und intensiv erzählte Geschichte, die bis zum Ende spannend bleibt.

Das Hörspiel Gruselkabinett - 154 - Tropischer Schrecken
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