Rezension: Gruselkabinett - 157 - Das Auge des Panthers

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 157 - Das Auge des Panthers

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Gruselkabinett - 157 - Das Auge des Panthers

Zum Inhalt:
Der Rechtsanwalt Jenner Brading ist in Irene Marlowe, eine junge Frau aus der Nachbarschaft, verliebt. Doch obwohl sie seine Gefühle erwiedert, weigert sie sich, ihn zu heiraten. Eines Abends macht er ihr erneut einen Antrag, den sie wieder aus ihm unerfindlichen Gründen ablehnt. Damit will sich ihr Verehrer aber nicht mehr zufriedengeben und bedrängt sie so lange, bis sie ihr Schweigen bricht. Die Geschichte, die Brading nun zu hören bekommt, kann er kaum glauben...

Zur Produktion:
Seitdem ich vor vielen Jahren in einer US-High-School den Kurzfilm "An Occurrence at Owl Creek Bridge" gesehen habe, bin ich glühender Verehrer des amerikanischen Schriftstellers, Poeten und Journalisten Ambrose Bierce (24.06.1842 - ca. 1914). Sein Buch "The Devil's Dictionary" zählt zu den 100 Meisterwerken der amerikanischen Literatur und der 1892 veröffentlichte Band "Tales of Soldiers and Civilians" gilt als eins der 100 einflussreichsten Werke in den USA vor 1900. Als Schriftsteller war er ein Pionier auf dem Gebiet der realistischen Erzählungen, und als Autor von Horrorgeschichten steht er neben Edgar Allan Poe und H.P. Lovecraft. Mit seinen Kriegsgeschichten beeinflusste er solche berühmten Schriftsteller wie Stephen Crane und Ernest Hemingway.
Im Dezember des Jahres 1913 reiste er nach Mexiko, um dort aus erster Hand über die Revolution zu berichten. Gerüchten zufolge wurde er zuletzt bei den Truppen der Rebellen gesehen, wo er für immer verschwand. Ich muss zugeben, ich war der festen Meinung, Titania Medien habe sich bereits einiger seiner Kurzgeschichten angenommen und war überrascht festzustellen, daß es sich bei "The Eyes of the Panther", so der englische Originaltitel der hier zugrundeliegenden Kurzgeschichte, tatsächlich um die erste Vertonung handelt. Ursprünglich erschien diese am 17.10.1897 im "San Francisco Examiner", bevor sie ein Jahr später in dem bereits erwähnten Werk "Tales of Soldiers and Cilvilians", auch bekannt unter dem Titel "In the midst of Life" erneut veröffentlicht wurde. Der berühmte Verfasser, Filmproduzent und Drehbuchautor Val Lewton ließ sich 1930, nach der Lektüre dieser Kurzgeschichte, zu seiner eigenen Version "The Bagheeta" inspirieren, die dann 1942 die Grundlage für den viel beachteten Film "Katzenmenschen" bildete.
"Das Auge des Panthers" von Bierce wurde 1989 und zuletzt 2006 ebenfalls verfilmt.
Mit dem von ihm erstellten Hörspielskript hat Autor Marc Gruppe in meinen Augen wirklich gute Arbeit geleistet. Er bleibt absolut wortgetreu bei Bierces Text, ohne aber sklavisch daran zu "kleben". Etliche Sequenzen, die ursprünglich dem Erzähler gehören, hat er entweder in Dialoge verwandelt oder zu reinen Spielszenen umgearbeitet. Vor allem letzteres ist äußerst zufriedenstellend gelungen. Exemplarisch seien hier die Szene mit der Fellmütze des Vaters und die, in der Charles Marlowe nach Hause kommt, genannt. Es ist einfach großartig, wie sich diese Ereignisse dem Hörer allein durch die Akustik erschließen. Das hier dargestellte Frauenbild, repräsentiert von Irene Marlows Mutter, erscheint heute natürlich extrem antiquiert, ist aber Zeugnis des damaligen Rollenverständnisses und gehört einfach zur Geschichte.
Obwohl Ambrose Bierce weitgehend auf die damals üblichen rassistischen Klischees verzichtete, hat Gruppe die wenigen noch vorhandenen ebenfalls entschärft und aus den "Savage Children" bzw. "Indians" die "Ureinwohner" gemacht. Davon mal abgesehen, gibt es, wie schon erwähnt, kaum Abweichungen zum ursprünglichen Text. Lediglich die Daten der Handlung (1890 bzw. 1870) und der Geburt von Irene (hier 9 Monate, im Original 3 Monate nach den Ereignissen in der Blockhütte) wurden von ihm leicht verändert. Letzteres lohnt einer näheren Betrachtung. Interessanterweise macht nämlich der Zeitraum von 9 Monaten nach menschlichen Maßstäben zwar mehr Sinn bzw. erscheint natürlicher, aber Birce hatte die 3 Monate ganz bewusst gewählt, da sie der durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer eines Panthers entsprechen. Ein weiterer durchaus signifikanter Unterschied zum Originaltext liegt in der Augenfarbe des Tieres. Während sie bei Bierce als rot-grün beschrieben wird, was der tatsächlichen Augenfarbe der Großkatze gleichkommt, spricht Gruppe in seinem Skript stets von einem bläulichen Schimmer, was sich mit dem Cover des Hörspiels deckt. Diese Änderung finde ich ein wenig ungeschickt, da sie meiner Meinung nach zu sehr den ursprünglich überraschenden Ausgang der Geschichte vorwegnimmt.
Alle anderen Änderungen zur literarischen Vorlage, wie z.B. die Tatsache, daß Bierce immer nur von einem "normalen" Panther spricht, während er bei Gruppe "übergroß" ist, sind natürlich der Dramatik geschuldet. Daß es hier nur einen Nachbarn statt der ursprünglichen zwei bis drei Männer gibt, spielt für die Handlung überhaupt keine Rolle und wird von mir nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Wirklich neu ist hingegen der Abschlussmonolog von Charles Marlowe, in dem dieser über sein Verhältnis zu Irene reflektiert. Ich hätte selbigen nicht gebraucht, denn auch so sind die Andeutungen über Irenes Herkunft meiner Meinung nach schon deutlich genug. So oder so vergehen die knapp 42 Minuten Laufzeit wie im Flug.
Wie gewohnt kann der geneigte Leser die Geschichte im englischen Original im Internet unter http://www.ambrosebierce.org/panther.htm finden und selbst einen Vergleich zwischen Bierces Kurzgeschichte und dem Hörspiel anstellen.
Die Kurzweiligkeit von letzterem ist einerseits in dem knackigen Skript und andererseits in der hervorragenden technischen Ausführung durch Stephan Bosenius und Marc Gruppe begründet. Bei diversen Szenen reicht allein die Geräuschkulisse aus, um dem Hörer das Geschehen zu vermitteln. So wird die Wildnis tagsüber mit Singvogelgezwitscher und einem leise wehenden Wind dargestellt, die Dunkelheit dagegen mit nachtaktiven Vögeln, wie beispielsweise der Eule, und einem prasselnden Kaminfeuer. Apropos Vogellaute: auf dem Friedhof krächzen passenderweise die hier zu erwartenden Raben und Krähen.
Wie von Titania Medien gewohnt, werden auch die kleinsten Töne, wie das Entzünden eines Streichholzes oder das Spannen eines Gewehrabzuges, nicht vergessen. Highlight ist aber selbstverständlich das stets hörbare, äußerst natürlich klingende Raubtiergrollen, welches auch beim Hörer für Unwohlsein sorgt.
Äußerst effektiv fand ich auch die Art und Weise, wie die Produzenten Gerties Traum umgesetzt haben. Dabei wurde ihr Gesang bzw. Text mit einem leichten Hall versehen und im auditiven "Hintergrund" eingespielt. Sobald sie erwacht, fällt der Halleffekt weg, und Text und Geräusche stehen wieder im Vordergrund. Zum gelungenen Hörbild trägt auch die passend ausgewählte musikalische Untermalung bei. So beginnt und endet das Hörtspiel mit einem wunderbar melancholischen Klavierstück, das den perfekten Rahmen für die Handlung bietet. Darüber hinaus bekommt man noch eine sich dramatisch steigernde Weise zu hören, bei der vor allem Streichinstrumente dominieren. Die während Irenes Erklärung mit einer Art Glockenspiel intonierte Melodie hingegen, hat mich an alte Märchen erinnert, und für die unheimlichen Töne kam der Synthesizer zum Einsatz.

Zu den Sprechern:
Die leicht rau anmutende Stimme von Thomas Balou Martin(Erzähler) passt ausgezeichnet zu seinem Part des Berichtenden, und die punktgenaue Betonung sorgt für eine nachhaltige Vertiefung seiner Worte. Patrick Stanke(Jenner Brading) überzeugt als Jurist im mittleren Alter, den Irenes Erklärung mehr als verblüfft. Der Höhepunkt seiner Darbietung erfolgt aber erst zum Ende des Hörspiels, als er im Bett liegt und das von seiner Figur empfundenen Grauen vollkommen wortlos und allein mit Hilfe von Keuchen, Stöhnen und anderer Laute vermittelt. Mindestens ebenso gut ist auch Jessica Kesslers(Irene Marlowe) Portrait der jungen Frau, die sich nicht in der Lage sieht, dem Werben ihres Verehrers nachzugeben. Die Art und Weise, wie sie ihre tragische Rolle regelrecht "spielt", ist für mich exzellent. Nicht ganz so gut besetzt finde ich den Part ihres leidgeprüften Vaters, den Uli Krohm(Charles Marlowe) intoniert. Zwar ist sein Vortrag an sich tadellos, was sich vor allem in seinem Abschlussmonolog deutlich zeigt, meiner Meinung nach fehlt seiner Stimme inzwischen jedoch der "unverbrauchte" Klang, der für sein "jüngeres Ich" notwendig gewesen wäre. Am besten gefallen hat mir aber das hervorragende Spiel von Sigrid Burkholder(Gertie Marlowe) in der Rolle der von ihrem Mann alleingelassenen jungen Mutter. Das ist schon eine regelrechte Tour de Force für den Hörer, ihrer Angst und dem von ihrer Figur empfundenen Entsetzen beizuwohnen, welches schlussendlich in Wahnsinn mündet. Ihr irres Gelächter wird mich wohl noch eine ganze Zeit begleiten. In den Nebenrollen sind ein einwandfrei agierender Marc Gruppe(Nachbar) als irritierter, auch um die eigene Sicherheit besorgter Anwohner sowie Marlene Bosenius(Neugeborenes) als abwechselnd glucksendes oder brüllendes Baby zu hören.

Fazit:
Titanias erste Ambrose Bierce Vertonung hat meine sämtlichen Erwartungen übertroffen.

Das Hörspiel Gruselkabinett - 157 - Das Auge des Panthers
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